[Rezension] Mit Spionen spielt man nicht

21. Mai 2015 | 23:09 | Gelesen

Titel: Mit Spionen spielt man nicht
Autorin: Ally Carter
Originaltitel: Only the Good Spy Young
Erstveröffentlichung: 2010
Übersetzerin: Gerda Bean


Wissenswertes

Mit Spionen spielt man nicht ist eines der zahlreichen Jugendbücher der us-amerikanischen Bestseller-Autorin Ally Carter, die in den Staaten vor allem durch diese Reihe bekannt geworden ist. Sie wuchs als Tochter einer Lehrerin und eines Farmers in Oklahoma auf und arbeitete nach einem abgeschlossenen Studium der Agrarwissenschaft mehrere Jahre in diesem Bereich, ehe sie sich schließlich ganz dem Schreiben widmete.

Mit Spionen spielt man nicht ist zudem der vierte Band der Gallagher Girls Hexalogie. Der fünfte Teil erscheint unter dem Titel Spione lieben gefährlich im Juli dieses Jahres auf Deutsch. Der sechste Band soll schon im Oktober folgen und den Titel Spione fürs Leben tragen.

Daneben gibt es noch eine als eBook erhältliche Novelle mit dem Titel Double Crossed, in der Figuren aus Heist Society und Gallagher Girls aufeinander treffen; eine Novelle mit dem Titel Classified Material, die die Geschehnisse zwischen dem vierten und fünften Teil der Serie näher beleuchtet; sowie eine Kurzgeschichte mit dem Titel A Gallagher Wedding, die nach dem letzten Band spielt.

Die Filmrechte am ersten Teil liegen derzeit bei Tonik Productions.

Inhalt

Inzwischen ist klar, dass der Cavan-Zirkel es auf Cammie abgesehen hat und sie unbedingt in die Finger kriegen will, die große Frage ist nur, warum. Die Ferien verbringt sie aus diesem Grund mit ihrer besten Freundin Bex in London, ununterbrochen bewacht von deren Eltern und zahlreichen anderen Agenten, während ihre Mutter nach Antworten sucht.

Joe Solomon gelingt es dennoch sich Cammie zu nähern, doch dafür musste er ein hohes Risiko eingehen, denn ihr Lehrer steht plötzlich selbst unter Verdacht. Gehört er etwa tatsächlich zum Cavan-Zirkel und hat sie alle die ganze Zeit hinters Licht geführt? Zumindest Cammie hat trotz aller gegenteiligen Behauptungen noch immer das Gefühl ihm vertrauen zu können. Deshalb wird sie ihr Versprechen halten und gemeinsam mit ihren Freundinnen versuchen herauszufinden, was Mr Solomon ihr damit sagen wollte, dass sie unbedingt den Tauben folgen solle …

Kritik

Mit Spionen spielt man nicht ist eine großartige Fortsetzung, die alle drei Vorgänger in den Schatten stellt. Dieser vierte Band ist so spannend und Nerven aufreibend, dass es mitunter kaum auszuhalten ist und man möchte ihn am liebsten in einem Rutsch durchlesen, weil man es gar nicht mehr aus der Hand legen will, sobald man einmal begonnen hat.

Im Gegensatz zu den ersten Bänden, die man vielleicht noch unabhängig voneinander lesen konnte, baut der vierte Band direkt auf dem dritten auf und spätestens jetzt braucht man das Wissen aus den Vorgängern um die Zusammenhänge wirklich verstehen zu können.

Darüber hinaus gewinnt die Handlung, wie es sich schon im dritten Teil angedeutet hat, mit dem zunehmenden Alter der Protagonisten – Cameron ist am Ende des Buches mittlerweile schon siebzehn Jahre alt – an Ernsthaftigkeit, ohne dabei jedoch den Humor zu verlieren, an den man sich schon so gewöhnt hat. Diese Entwicklung passt sehr gut zur grundsätzlichen Thematik der Reihe, da Spionage ja in der Tat ein riskantes Geschäft ist. Es macht die Geschichte insgesamt zudem glaubwürdiger, weil man sich nun besser vorstellen kann, dass aus den Gallagher Girls später einmal echte Agentinnen verschiedener Geheimdienste werden.

Cammie ist eine tolle Protagonistin, mit der man sich sehr verbunden fühlt, sodass man ihre Empfindungen jederzeit teilt. Auch sie stellt fest, dass aus dem ehemaligen Spionage-Spiel inzwischen der bittere Ernst geworden ist, für den sie so lange ausgebildet wurde. Sie schwebt permanent in Gefahr – zwar ist ihr Leben nicht bedroht, dafür aber ihre Freiheit – und die Gallagher Akademie beginnt sich für sie weniger wie ein Zuhause und stattdessen mehr wie ein Gefängnis anzufühlen. Der Zirkel hat seine Augen und Ohren überall, sogar innerhalb der CIA, weshalb man niemandem mehr trauen kann.

Für den Leser ist es außerdem genauso frustrierend wie für Cammie, dass man ihr ständig die dringend benötigten Antworten verweigert und die Erwachsenen mehr zu wissen scheinen als sie zugeben. Sie lassen sie lieber im Dunkeln tappen, was natürlich nur dazu führt, dass Cam selbst Nachforschungen anstellt und sich auf die Jagd nach Antworten macht. Jene auf die wichtigste Frage, nämlich was der Cavan-Zirkel von ihr will oder wofür sie sie brauchen, kennen, zu aller Leidwesen, allerdings auch sie nicht.

Im Verlauf des vierten Bandes erhält man insgesamt aber dennoch einige interessante Informationen. Man erfährt mehr über den Zirkel, seine Mitglieder und seine Ziele. Durch schockierende Entdeckungen findet man mehr über das Blackthorne Institut heraus. Man lernt mehr über Zach und obgleich die Enthüllungen in Bezug auf ihn besonders erschütternd sind, kann man ihn dadurch jedoch letztlich besser verstehen und einschätzen. Und schließlich erfährt man sogar endlich mehr über Cammies Vater sowie seinen Tod bzw. sein spurloses Verschwinden, wobei die Antworten hierzu wiederum einige neue Fragen aufwerfen. Letzteres gilt ebenso für die mysteriösen Andeutungen, die der Zirkel selbst Cammie gegenüber macht.

Es kommen erschreckende Wahrheiten über Joe Solomon ans Licht, die Cams Welt und alles, was sie bisher zu wissen glaubte, auf den Kopf stellen. Kann man ihm noch trauen oder hat man sich wirklich von ihm hinters Licht führen lassen? Hat man sich so in ihm getäuscht oder sollte man auf seine Instinkte hören? Wie sehr kann ein Mensch sich ändern? Was hat er mit dem Tod ihres Vaters zu tun?
Je nachdem, wofür man sich entscheidet, behält man am Ende entweder Recht oder hat ihn völlig falsch eingeschätzt.

Nachdem sie das Rätsel um Mr Solomons Botschaft den Tauben zu folgen gelöst haben, müssen die vier Mädchen sich auf schwierige, gefährliche Missionen begeben. Außerdem wird es immer schwerer zu beurteilen, wer Freund und wer Feind ist. Mit Sicherheit weiß Cammie nur, dass sie Macey, Bex und Liz blind vertrauen kann. Ihre Freundinnen würden sie jederzeit mit ihrem Leben beschützen, unterstützen sie aber auch tatkräftig dabei Antworten zu finden. Sie sind nach wie vor ein fantastisches Team und um ihre tiefe Freundschaft kann man sie wirklich nur beneiden.
Es ist richtig rührend zu sehen, wie vorsichtig die früher so draufgängerische Bex geworden ist, nachdem sie miterleben musste, wie ihre beste Freundin beinahe entführt worden wäre, wie Macey sich für Cam einsetzt und Partei für sie ergreift und dass Liz sich aktiv an ihren Plänen beteiligt, obwohl sie sich bewusst gegen den Unterricht in Geheimoperationen entschieden hat, weil ihre Stärken eher woanders liegen. Dafür liebt man sie genauso sehr wie Cameron, die es selbst kaum noch erträgt, dass die Menschen, die ihr am meisten bedeuten, ihretwegen ständig in Gefahr geraten. Das kann man nur zu gut verstehen und es ist bewundernswert, wie mutig und tapfer Cammie sich trotz allem verhält.

Man weiß, dass Zach und Cam viel füreinander empfinden, doch ihre Liebesgeschichte spielt nur noch am Rande eine Rolle, da sie sich kaum sehen und viel wichtigere Angelegenheiten sie beschäftigen, wie zum Beispiel dem Cavan-Zirkel das Handwerk zu legen.

Zum Schluss hin überschlagen sich die Ereignisse geradezu, sodass man die Handlung noch gebannter verfolgt als ohnehin schon, und steuern schließlich auf einen sehr aufregenden Höhepunkt zu, der einen völlig sprachlos zurücklässt. Überdies muss Cammie letztlich noch eine schwierige Entscheidung für ihre Zukunft treffen, wenn sie sich nicht für den Rest ihres Lebens verstecken will. Das Erscheinen des fünften Bandes kann man nach diesem vielversprechenden Ende somit kaum noch erwarten, denn man will unbedingt wissen, wie Cammies nächste Schritte wohl aussehen werden.

Fazit

Mit Spionen spielt man nicht ist eine außerordentlich gut gelungene Fortsetzung, nach deren Ende man die Rückkehr zur Gallagher Akademie bereits freudig erwartet. Es ist einfach großartig, wie positiv sich diese Reihe bisher entwickelt hat und es kann sogar eigentlich nur noch besser werden!





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