Autorin: Jessica Khoury
Originaltitel: Origin
Erstveröffentlichung: 2012
Übersetzerin: Ursula Höfker
Wissenswertes
Jessica Khoury, die syrische sowie schottische Wurzeln hat und gerade einmal dreiundzwanzig Jahre alt ist, lebt mit ihrem Mann, zwei Hunden und drei Vögeln in Georgia, wo sie am College Englisch studiert hat. Sie begann schon im Alter von vier Jahren mit dem Schreiben und wollte seitdem Autorin werden. Neben dem Schreiben führt sie Regie bei Bühnenstücken und trainiert eine Fußballmannschaft.
Inhalt
Trotzdem fügte sich Pia bisher widerspruchslos in ihr Schicksal, weil es für sie nichts Wichtigeres gab als ihrem Traum zu verwirklichen. Doch dann trifft sie im Dschungel eines Nachts auf Eio, einen Jungen aus dem Stamm der Ai’oaner, und plötzlich beginnt sie den Ort, an dem sie aufgewachsen ist, nach und nach mit anderen Augen zu sehen …
Kritik
Mit der Liebesgeschichte zwischen Pia und dem liebenswerten Eio erfindet Jessica Khoury das Rad vielleicht nicht unbedingt neu, abgesehen davon, dass hier einmal die Rollen vertauscht sind und das Mädchen die überirdisch schöne Unsterbliche ist. Aber sie ist schön zu lesen und vor allem vollkommen authentisch. Die Autorin gibt ihren beiden Hauptfiguren Zeit einander kennen zu lernen und sich zu verlieben. Zeit, Gefühle zu entwickeln, zu verleugnen und sich dann doch einzugestehen. Zeit, herauszufinden, was sie wollen und was sie bereit sind, dafür zu tun oder aufzugeben. Als Leser kann man nicht nur miterleben, wie Pia sich durch Eio verändert und langsam ihr Herz an ihn verliert, sondern es auch voll und ganz nachvollziehen, weil es eben keine Liebe auf den ersten Blick ist wie in vielen anderen Jugendbüchern. Das ist eine wirklich willkommene Abwechslung und zeigt, dass es durchaus möglich ist eine Liebesgeschichte mit Fantasyelementen trotzdem glaubwürdig zu erzählen.
Die Einzige hat aber noch viel mehr zu bieten als bloß eine Liebesgeschichte und konfrontiert den Leser mit einigen philosophischen Fragen. Wie erstrebenswert ist Unsterblichkeit? Wollen wir tatsächlich ewig leben oder kommt nicht doch irgendwann einmal der Moment, indem man sein Leben gelebt hat und bereit ist zu sterben? Sollte man für eine perfekte menschliche Rasse auf den Zyklus des Lebens und damit ab einem gewissen Zeitpunkt für immer auf Kinder verzichten?
Die Wissenschaftler in Little Cam setzen jedenfalls alles daran nicht nur Krankheiten zu heilen, sondern den Menschen zu perfektionieren und weitere Unsterbliche zu erschaffen. Alle Schwächen müssen ausgemerzt werden und jeder, der nicht auf ihrer Seite ist, ist ihrer Ansicht nach einfach nur dumm. Getreu dem Motto ‚der Zweck heiligt die Mittel’, vergessen sie dabei jegliche Moral und erwarten auch von Pia, dass sie alles rein objektiv betrachtet und ohne jedes Gefühl. Nur das Ziel ist wichtig und alles andere nur Ablenkung.
Obwohl man von Anfang an merkt, dass die meisten dieser Wissenschaftler an nichts anderes mehr denken und teilweise sehr gefühlskalt sind, ist man doch total geschockt als man erfährt, wie skrupellos viele von ihnen tatsächlich sind. Man hätte ihnen vieles zugetraut, aber die Wahrheit, die sich hinter Pias Existenz verbirgt, ist schlimmer als man sie sich je hätte vorstellen können. Genau wie Pia wurden alle Forscher einem Test unterzogen bevor sie nach Little Cam kamen um zu beweisen, dass sie fähig sind zu tun, was angeblich getan werden muss. Diese Tests waren grausam, aber nicht annähernd so furchtbar wie das, was sie schließlich im Dschungel tun sollten und dass sie danach vor praktisch gar nichts mehr zurückschrecken, ist absolut nicht nachvollziehbar. Mit einigen wenigen Ausnahmen kann man sie wirklich nur als gewissenlose Monster beschreiben, die jeglichen Blick für Recht und Unrecht verloren haben, was einem eine richtige Gänsehaut verpasst.
Zum Glück gilt das jedoch nicht einmal ansatzweise für Pia, auch wenn sie von genau diesen Personen aufgezogen wurde. Sie ist, trotz ihrer anfänglichen Arroganz – aber wie sollte man auch anders sein, wenn einem tagtäglich gesagt wird wie perfekt man sei – ist sie eine sehr sympathische Heldin, in die man sich hineinversetzen kann und mit der man gebannt mitfiebert. Obwohl die Wissenschaftler bedingungslose Objektivität von ihr erwarten und versucht haben ihr jegliche moralischen Wertvorstellungen zu nehmen, ist Pia sehr wohl in der Lage richtig und falsch zu unterscheiden. Sie hat Gefühle und ist daher auch zu Mitgefühl fähig, sodass der Zweck für sie eben nicht jedes Mittel rechtfertigt.
Dass sie sich zunächst krampfhaft an die vielen Lügen klammert und nicht wahrhaben will, dass Little Cam viel böser ist als sie es sich je hätte ausmalen können, ist nur zu verständlich, immerhin bricht damit ihre ganze Welt zusammen. Als sich die Ereignisse überschlagen und sie die Augen nicht länger vor der Wahrheit verschließen kann, beweist sie aber viel Stärke indem sie ihren ganzen Mut zusammen nimmt, für ihre Überzeugungen eintritt und für die Menschen kämpft, die ihr etwas bedeuten, genau wie sie es von Eio gelernt hat.
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