[Rezension] Never Too Late (Hörbuch)

02. September 2020 | 22:34 | Gehört

Titel: Never Too Late
Autorin: Morgane Moncomble
Übersetzerin: Ulrike Werner-Richter
Sprecher: Corinna Dorenkamp, Julian Horeyseck
Spieldauer: 11 Std. 32 Min. (ungekürzt)


Wissenswertes

Never Too Late ist die Fortsetzung des Debütromans der jungen, französischen Autorin Morgane Moncomble, die zurzeit in Paris Literatur studiert. Ihren ersten Roman schrieb sie bereits im Alter von zwölf Jahren, begann aber erst vor knapp fünf Jahren ihre Geschichten online mit der Welt zu teilen. Sie bezeichnet sich selbst als romantische Feministin, verreist gern und liebt Schokolade und Weihnachtsfilme.

Never Too Late ist zudem der zweite und abschließende Band einer Dilogie, deren Auftakt den Titel Never Too Close trägt.

Inhalt

Weder Jason noch Zoé sind interessiert an einer festen Beziehung, weshalb sie es eigentlich bei einer einzigen gemeinsamen Nacht belassen wollten. Dass diese Nacht in einem Desaster endete und es für beide der schlechteste Sex ihres Lebens war, kann Jason jedoch nicht auf sich sitzen lassen, zumal Zoé sich im Nachhinein auch noch als eine der Mitbewohnerinnen seines besten Freundes entpuppt und ihm diese Schmach bei jeder sich bietenden Gelegenheit unter die Nase reibt. Zoé ist von der Idee eines zweiten Versuchs aber ganz und gar nicht begeistert, sodass Jason all seinen Charme spielen lassen muss, um sie erneut zu verführen. Bei diesem Vorhaben kommen die beiden sich allerdings nicht nur körperlich näher …

Kritik

Never Too Late ist eine sehr gelungene Fortsetzung und nicht nur besser als erwartet, sondern sogar noch besser als der Auftakt der Dilogie, weshalb man sich dank ihr bestimmt auch das nächste Werk der Autorin zumindest näher ansehen wird. Wer Never Too Close womöglich nur mittelmäßig fand, sollte dem zweiten Band also auf jeden Fall noch eine Chance geben.

Zur eigenen Überraschung schließt man die Protagonistin Zoé trotz ihrer Ecken und Kanten und obwohl man ihr Verhalten nicht immer nachvollziehen kann, früher oder später richtig ins Herz und mag sie letztendlich sogar lieber als ihre beste Freundin Violette. Zoé ist zugegebenermaßen nicht immer einfach, doch das ist zum Teil den einschneidenden Erlebnissen in ihrer Vergangenheit zuzuschreiben, die in verschiedenen Rückblenden näher beleuchtet werden und erklären, wie und warum Zoé zu der Frau wurde, die sie heute ist, was sie geprägt hat und welche Momente ihr Handeln heute noch immer nachhaltig beeinflussen.

Während man mit Zoé erst langsam warm wird, liebt man Jason vom ersten Augenblick an. Entweder wurde er im ersten Band nicht ins rechte Licht gerückt oder man hat ihn schlicht falsch eingeschätzt, jedenfalls ist er in Never Too Late ein wahnsinnig charmanter Charakter, in den man sich quasi auf der Stelle verliebt. Außerdem stellt er ein willkommenes Gegengewicht zu Zoé dar, weil er beispielsweise mit wesentlich weniger familiären Problemen zu kämpfen hat. Natürlich ist in seinem Leben nicht alles perfekt und auch in seiner Familie gibt es Unstimmigkeiten, aber das alles ist erfreulicherweise weit entfernt von traumatischen oder übertrieben dramatischen Konflikten, wie man sie gelegentlich in anderen New Adult Romanen vorfindet.

Zusammen sind Jason und Zoé ein wahnsinnig tolles Paar, bei dem die Chemie einfach stimmt. Die Spannung zwischen ihnen ist förmlich greifbar und man freut sich jedes Mal aufs Neue über ihre amüsanten verbalen Schlagabtausche. Für sie selbst kommt der Wunsch nach Zweisamkeit jedoch überaus überraschend. Im Gegensatz zu vielen anderen Liebesromanen ist es in diesem Fall Jason, der sich zuerst eingesteht, dass er sich ernsthaft in Zoé verliebt hat und auf mehr hofft als nur eine Freundschaft mit gewissen Vorzügen. Zoé braucht wesentlich länger, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen und zuzulassen von jemandem geliebt zu werden, weil sie selbst mit so vielen Unsicherheiten und Selbsthass zu kämpfen hat, dass sie sich nicht vorstellen kann aufrichtig geliebt zu werden.

Mit Ausnahme des Epilogs spielt der gesamte Roman parallel zum ersten Band, sodass natürlich auch Violette und Loan regelmäßig auftauchen, aber nun in den Hintergrund rücken. Außerordentlich unterhaltsam sind allerdings Jasons und Zoés Gedanken zu der Beziehung ihrer jeweiligen besten Freunde, da sie lange vor den eigentlich Betroffenen erkennen, was die beiden tatsächlich füreinander empfinden. Da die Handlung abwechselnd aus den Perspektiven von Zoé und Jason geschildert wird, kann man sich in beide Hauptfiguren sehr gut hineinversetzen und hautnah miterleben, wie die zwei nach und nach tiefere Gefühle füreinander entwickeln und welche Situationen oder Verhaltensweisen dafür ausschlaggebend sind. Ferner gibt es zahlreiche Szenen, die einen zum Schmunzeln bringen, und für die meisten davon ist Jason verantwortlich. Daneben gibt es auch ein paar gelungene, sparsam eingesetzte erotische Szenen, die sich harmonisch in die Geschichte einfügen.

Die authentische Einarbeitung ernsterer Materien, darunter Essstörungen und häusliche Gewalt, wertet das Buch noch zusätzlich auf, denn Morgane Moncomble verleiht der Liebesgeschichte zwischen Zoé und Jason damit eine gehörige Portion Tiefgang. Sie beleuchtet in Never Too Late dadurch einige wichtige Themen, über die in der heutigen Gesellschaft noch immer viel zu wenig offen gesprochen wird, obwohl zahlreiche Leute davon betroffen sind. Darüber hinaus spielen auch Intoleranz und Anfeindungen im Internet eine Rolle. Obwohl sie eben nicht lesbisch, sondern bisexuell ist, muss Zoé sich zum Beispiel dumme Sprüche anhören, wenn sie mit einem Mann zusammen ist und dies auf Instagram zeigt.

Abschließend sei noch erwähnt, dass Never Too Late sowohl als Buch als auch als Hörbuch, wundervoll gelesen von Corinna Dorenkamp und Julian Horeyseck, ein echter Genuss ist. Negativ fällt in diesem Zusammenhang lediglich auf, dass der Regisseur bzw. die Regisseurin nicht konsequent genug auf die identische Aussprache von Namen geachtet hat. So spricht Julian Horeyseck den Namen ‚Ethan‘ französisch aus, während Corinna Dorenkamp die amerikanische/englische Aussprache gewählt hat. Dies führt anfangs zu Irritationen, weil der Name dadurch so unterschiedlich klingt, dass man etwas Zeit braucht, um zu erkennen, dass dennoch von der gleichen Person die Rede ist.

Fazit

Never Too Late ist ein sehr empfehlenswerter New Adult Roman, dem man deutlich anmerkt, dass die junge Autorin sich seit dem ersten Band weiterentwickelt hat, und der daher sogar noch besser gefällt als Never Too Close, den man im Übrigen nicht zwingend gelesen haben muss, um der wunderbaren Liebesgeschichte von Zoé und Jason folgen zu können.





Kommentare

  1. Hallöchen!

    Ich habe das Buch auch gerade beendet und rezensiert und kann dir total zustimmen. Vor allem deiner Aussage zu Jason. Im 1. Teil fand ich ihn echt schrecklich, aber er ist echt super liebenswert!

    Bei mir hat es insgesamt nur für 4 Sterne gereicht, weil es mir zu voll gepackt war mit zahlreichen Themen, war irgendwie zu viel für nur einen Roman. :/

    Liebst, Lara.

    • Hallo Lara,

      es freut mich zu hören, dass dir das Buch ebenfalls gefallen hat – 4 Sterne sind ja immer noch eine sehr positive Bewertung. Mich haben die vielen Themen nicht gestört, da im echten Leben ja manchmal auch vieles zusammen kommt, aber ich kann auch verstehen, dass manche es besser finden, wenn eine Autorin sich auf wenige Probleme konzentriert. :)

      Viele Grüße, Stephie

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