Autorin: Marjorie Liu
Originaltitel: Monstress – Awakening
Erstveröffentlichung: 2016
Übersetzer: Michael Schuster
Wissenswertes
Die Zeichnungen stammen von der japanischen Illustratorin und Comiczeichnerin Sana Takeda, die sich bereits im Alter von 25 Jahren selbstständig machte und seitdem als freischaffende Künstlerin arbeitet. Durch ihre Arbeit für Marvel an den Serien X-23 sowie Ms. Marvel lernte sie Marjorie Liu kennen, die ihr einige Jahre später schließlich das Angebot machte bei diesem Projekt erneut zusammenzuarbeiten.
Monstress – Das Erwachen ist zudem der erste Band einer Serie, die bislang drei Bände umfasst, wobei die jeweiligen Kapitel in den USA zunächst als einzelne Comics erscheinen und dann später noch einmal in Sammelbänden mit je sechs Kapiteln veröffentlicht werden. Alle bisher erhältlichen Sammelbände wurden inzwischen auch ins Deutsche übersetzt.
Inhalt
Kritik
Maika ist eine starke und mutige Heldin, die auch mit ihrer körperlichen Einschränkung wunderschön ist und sich nicht unterkriegen lässt. Sie sucht verzweifelt nach Antworten und will herausfinden, was mit ihrer Mutter und ihr selbst geschah bzw. was genau sie eigentlich ist, denn auf irgendeine noch unerklärliche Weise ist sie mit einem mächtigen Wesen verbunden, das einst nur in ihr schlief, mittlerweile allerdings immer häufiger erwacht. Dieses Wesen verleiht ihr einerseits gewaltige Kräfte, bringt andererseits jedoch große Gefahren mit sich, weil sie weder sein Erwachen noch seinen enormen Hunger kontrollieren kann. Aber ist dieses Wesen der einzige Grund dafür, dass so viele auf der Jagd nach Maika sind?
Marjorie Liu hat außerdem eine faszinierende, außergewöhnliche Welt geschaffen, in der die weiblichen Figuren zur freudigen Überraschung des Lesers deutlich in der Überzahl sind. Sie ist der Schauplatz einer komplexen, mitreißenden Geschichte, deren Ausmaß man zu Beginn natürlich noch nicht gänzlich erfassen kann. Es gibt mehrere unterschiedliche Spezies und noch sehr viel mehr verschiedene Charaktere, die eine entscheidende Rolle spielen und von denen viele nicht das zu sein scheinen, was sie vorgeben. Viele Zusammenhänge erschließen sich dem Leser somit erst nach und nach. Das sorgt anfangs vielleicht noch für ein wenig Verwirrung, macht jedoch auch sehr neugierig, sodass man jede neue Information über diese Welt sowie ihre Bewohner begierig aufsaugt.
Die Beziehungen der Rassen untereinander haben sich mit der Zeit offenbar stark verändert, was in jüngster Vergangenheit letzten Endes zu einem schrecklichen Krieg mit verheerenden Folgen führte, von dem sich die gegnerischen Spezies noch immer nicht erholt haben. Insbesondere die trotz des offiziell geltenden Waffenstillstands vorherrschende Feindschaft zwischen bestimmten Rassen sorgt weiterhin für viel Gewalt und zum Teil recht blutige Szenen, die die eigentliche Handlung allerdings nie überlagern. Sie verdeutlichen vielmehr die Brutalität und Gleichgültigkeit, mit der einige von ihnen gegeneinander vorgehen. Da Arkane keine („reinrassigen“) Menschen sind, wird ihnen ihre Menschlichkeit mitunter komplett abgesprochen – obwohl sie zumindest zum Teil menschlich sind, was sich auch in ihrem Äußeren widerspiegelt – was wiederum als Vorwand genutzt wird, um sie scheinbar ohne schlechtes Gewissen wie Tiere behandeln, versklaven, foltern oder abschlachten zu können.
Die Handlung ist durchgängig spannend und schreitet relativ zügig voran, sodass definitiv nie Langeweile aufkommt. Je mehr man erfährt, desto interessanter wird die Geschichte. Am Ende vieler Kapitel folgt zudem eine Seite mit nützlichem Hintergrundwissen über die Welt, in der Maika lebt, was einem dabei hilft sie besser zu verstehen. Das ist eine gute Möglichkeit den Leser mit hilfreichen Informationen zu versorgen, die sich so kompakt nur schwer in die Handlung integrieren lassen.
Viel zu früh erreicht man schließlich die letzten Seiten, auf denen einen zwar kein richtiger Cliffhanger erwartet, aber immerhin eine erschreckende Erkenntnis, die außerordentlich viele Fragen aufwirft. Zum Schluss weiß man nicht, wem Maika überhaupt noch trauen kann, und das, wo sie sich doch nicht einmal selbst trauen kann. Den zweiten Band würde man daher am liebsten sofort im Anschluss lesen, zumal es darüber hinaus noch viele weitere Geheimnisse zu lüften gilt.
Die Geschichte von Marjorie Liu wird durch das wunderschöne, detailreiche Artwork von Sana Takeda zum Leben erweckt, das passend zur Atmosphäre überwiegend in dunklen Farben gehalten ist. Ihr Stil zeichnet sich vor allem durch sanfte, geschwungene Linien und eine Vielzahl dekorativer, oftmals floraler Elemente aus, was die Monster der Künstlerin jedoch nicht weniger Furcht erregend aussehen lässt. Einige ihrer Kreaturen sind wahrlich erschreckend, wohingegen andere, wie das kleine Fuchsmädchen Kippa, unheimlich niedlich und liebenswert aussehen. Wie die Künstlerin diesen Stil entwickelt hat, verrät sie unter anderem in einem aufschlussreichen, zweiseitigen Interview, das abschließend noch als kleines Extra in dem Buch enthalten ist.
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