[Rezension] Funklerwald

05. August 2015 | 23:38 | Gelesen

Titel: Funklerwald
Autorin: Stefanie Taschinski
Originaltitel: Funklerwald
Erstveröffentlichung: 2015
Übersetzer: Originalsprache


Wissenswertes

Funklerwald ist das neueste Werk der deutschen Kinder- und Drehbuchautorin Stefanie Taschinski, die mit ihren Büchern über Die kleine Dame erste Erfolge feierte. Sie studierte zunächst Soziologie sowie Geschichte und absolvierte einige Jahre später schließlich noch ein Drehbuchstudium. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern lebt sie in Hamburg.

Inhalt

Das kleine Luchsmädchen Lumi lebt gemeinsam mit ihren Freunden schon immer im großen Funklerwald, den sich die verschiedenen Tiere bislang immer friedlich und harmonisch geteilt haben. Das ändert sich jedoch schlagartig als der Waschbärenjunge Rus und seine Familie eines Nachts in den Wald kommen, in der Hoffnung dort eine neue Heimat zu finden. Niemand hat je zuvor einen Waschbären gesehen und schnell sind die anderen Tiere der Meinung, dass sie im Funklerwald nichts verloren haben, immerhin wird es ja einen Grund dafür geben, dass sie ihr altes Zuhause verlassen mussten. Die Waschbären sollen also wieder verschwinden! Nur Lumi macht sich die Mühe die neuen Bewohner erst einmal näher kennenzulernen und beschließt daraufhin Rus sowie seiner Familie zu helfen …

Kritik

Mit Funklerwald hat Stefanie Taschinski eine schöne und berührende Geschichte geschrieben, die sehr wichtige Botschaften transportiert: Lege deine Vorurteile ab! Zieh‘ keine voreiligen Schlüsse, sondern bilde dir deine eigene Meinung!

Kinder werden sich vermutlich vor allem an dem aufregenden Abenteuer von Lumi und Rus erfreuen, während Jugendliche sowie Erwachsene vielmehr zwischen den Zeilen lesen, sodass das Buch durchaus auch für ältere Leser interessant ist. Für letztere ist die tiefere Bedeutung hinter der Geschichte klar erkennbar, denn der Vergleich ist gut gewählt und dadurch sehr passend. Dass es Kindern ab acht Jahren allein bereits gelingt die Analogie zwischen Waschbären und Immigranten bzw. Flüchtlingen herzustellen, ist hingegen zu bezweifeln. Sie brauchen daher wahrscheinlich Hilfe für diese Verknüpfung, weshalb es sich empfiehlt nach dem Lesen gemeinsam mit ihnen darüber zu sprechen; dafür ist der Stoff wunderbar geeignet.

Funklerwald ist somit ein Buch über Freundschaft und Toleranz, das einem wieder vor Augen führt, dass Vorurteile nur selten der Wahrheit entsprechen und man sie überwinden sollte um sich stattdessen ein eigenes, vernünftiges Urteil zu bilden; alles andere ist schlicht ungerecht.

Genau so ergeht es nämlich leider den Waschbären, die unfairerweise sofort von allen abgelehnt werden, nur weil sie neu im Wald, unbekannt und eben anders sind. Sie sind nicht willkommen und sollen am besten dorthin zurückkehren, wo sie hergekommen sind. Niemand fragt danach, ob ihnen das überhaupt möglich ist. Die anderen Tiere gehen einfach davon aus, dass die Waschbären aus ihrem eigenen Wald vertrieben wurden, mit Sicherheit zu Recht, obwohl ihre Flucht in Wirklichkeit eine ganz andere Ursache hat. Die meisten Tiere lassen sich einfach von dem fiesen Fuchs Schnauz beeinflussen statt der Wahrheit selbst auf den Grund zu gehen.

Das hilfsbereite Luchsmädchen Lumi macht sich im Gegensatz dazu aber die Mühe mehr über die Waschbären, genannt Kratzer, herauszufinden. Dabei erkennt sie schnell, dass die üblen Geschichten über diese nicht der Realität entsprechen und die Waschbären für niemanden eine Bedrohung darstellen. Ganz im Gegenteil, sie sind sogar freundlich und hilfsbereit. Deshalb freundet sie sich schließlich mit dem Waschbärenjungen Rus an und unterstützt ihn dabei Nahrung für seine Familie zu beschaffen, ohne von den anderen Tieren im Funklerwald entdeckt zu werden. Indem sie ihr berichtet, dass Rus sie aus einer misslichen Lage gerettet hat, gelingt es Lumi letztlich auch ihre Tante auf ihre Seite zu ziehen.

Um einen Weg zu finden, dass Rus und seine Familie dauerhaft im Funklerwald bleiben können statt gewaltsam vertrieben zu werden, begeben er und Lumi sich später zusammen auf eine abenteuerliche Reise durch den Wald. Unterwegs lauern viele Gefahren, doch zum Glück bekommen die beiden Hilfe von weniger voreingenommenen Tieren wie den Fledermäusen, die das Verhalten der aufgestachelten Bewohner ebenso wenig nachvollziehen können wie Lumi und Rus. An den Fledermäusen sollten letztere sich daher ruhig ein Beispiel nehmen, was Hilfsbereitschaft und Toleranz betrifft.
In diesen Teil der Handlung hat die Autorin außerdem sogar ein paar kleine, phantastische Elemente eingebaut, die sich prima einfügen und gut zur Geschichte passen.

Wie es sich für ein Kinderbuch gehört, gibt es zum Schluss natürlich ein Happy End. Trotz der unfreundlichen Behandlung waren die Waschbären stets höflich und haben anderen Tieren geholfen, was sich dank der Unterstützung ihrer Freunde am Ende glücklicherweise auszahlt. Die meisten Tiere werden endlich vernünftig und sehen ein, dass sie einen Fehler begangen haben und die Waschbären in keiner Hinsicht gefährlich sind. Jemandem in Not sollte man stets helfen statt ihm mit Misstrauen und Feindseligkeit zu begegnen.

Begleitet wird die Handlung darüber hinaus durchgängig von den wundervollen Illustrationen von Verena Körting, die von kleinen Insekten und Blättern bis zu ganzseitigen, detaillierten Bildern reichen, für die man sich gern einen Moment Zeit nimmt um sie eingehender zu betrachten. Sie ergänzen die Geschichte und vermitteln eine gute Vorstellung von den tierischen Hauptfiguren.

Fazit

Funklerwald ist eine wunderbare Geschichte über Freundschaft und Toleranz, die nicht nur lehrreich, sondern zudem unterhaltsam ist und dadurch sowohl jüngere als auch ältere Leser zu begeistern vermag.





Kommentare

  1. Huhu,
    dieses Buch klingt einfach wunderbar. Eine so tolle Idee, die Flüchtlingsthematik auf die Tiere zu adaptieren. Von den Waschbären können wir hier in Kassel ja schon lange berichten. =) Danke für diesen wunderbaren Buchtipp.

    Ich wünsche dir einen schönen Abend.

    Liebe Grüße, Tamara
    #litnetzwerk

    • Liebe Tamara,

      gern geschehen. Ich fand die Idee damals auch toll und die Umsetzung ist der Autorin meiner Ansicht nach sehr gut gelungen. :)

      Ich wünsche dir ebenfalls noch einen schönen Abend.

      Liebe Grüße, Stephie

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