[Rezension] Falling Kingdoms – Flammendes Erwachen

09. Oktober 2013 | 23:45 | Gelesen

Titel: Falling Kingdoms – Flammendes Erwachen
Autorin: Morgan Rhodes
Originaltitel: Falling Kingdoms
Erstveröffentlichung: 2012
Übersetzer: Christine Strüh, Anna Julia Strüh


Wissenswertes

Falling Kingdoms – Flammendes Erwachen ist der erste High Fantasy Roman der us-amerikanischen Autorin Morgan Rhodes, die unter dem Namen Michelle Rowen schon einige nationale Bestseller geschrieben hat. Als Kind wollte sie immer eine Prinzessin sein, allerdings eine, die weiß wie man ein scharfes Schwert hält um dabei zu helfen Königreiche und Prinzen vor feuerspeienden Drachen und dunklen Magiern zu beschützen. Stattdessen wurde sie Schriftstellerin, was mindestens genauso gut und weniger gefährlich ist. Neben dem Schreiben hat sie aber noch zahlreiche andere Hobbies: Photographie, Reisen, Reality TV und natürlich Lesen.

Falling Kingdoms – Flammendes Erwachen ist zudem der Auftakt zu einer Hexalogie. Der zweite Band, Rebel Spring, erscheint voraussichtlich im Dezember dieses Jahres auf Englisch. Die anderen Teile werden vermutlich in den Jahren darauf folgen.

Inhalt

Während Prinzessin Cleo in Auranos so gut wie alles bekommt, was ihr Herz begehrt, muss Jonas in Paelsia täglich ums Überleben kämpfen und sich der Wilderei schuldig machen – die mit dem Tode bestraft wird – um seine Familie zu ernähren. Magnus ist zwar Prinz von Limeros und dementsprechend gut genährt, muss sich aber trotzdem in Acht nehmen und zwar vor seinem eigenen Vater, den man nicht ohne Grund den Blutkönig kennt. Außerdem muss er fortdauernd die verbotenen Gefühle für seine Schwester Lucia verbergen, die selbst ebenfalls ein gefährliches Geheimnis bewahrt.

Sie leben in unterschiedlichen Königreichen und doch ist ihr Schicksal untrennbar miteinander verbunden. Allerdings nicht nur wegen des drohenden Krieges, sondern weil die Welt, in der sie leben, allmählich zerfällt und allein die Magie, die inzwischen fast vollständig in Vergessenheit geraten ist, diesen Prozess noch aufhalten kann …

Kritik

Falling Kingdoms – Flammendes Erwachen ist der Auftakt zu einer Serie, die vor allem durch einige vielseitige Charaktere, ein gelungenes, historisches Setting und interessante, jedoch sparsam eingesetzte phantastische Elemente überzeugen kann. Morgan Rhodes verzichtet in ihrer Welt auf Drachen, Elfen oder andere Wesen und beschränkt sich stattdessen auf Magie sowie jene, die in der Lage sind sich ihrer zu bedienen.

Einst waren die drei Königreiche Auranos, Paelsia und Limeros vereint und voller Leben, doch heute lebt nur noch eines dieser Länder in Wohlstand, während ein anderes zu Eis erstarrt und die Bewohner des letzten langsam aber sicher verhungern. Legenden zufolge, die die Autorin dem Leser nach und nach enthüllt, wodurch man erst mit der Zeit gewisse Zusammenhänge herstellen kann, liegt das an den sogenannten Essenzen, die vor vielen Jahren verschwunden sind. Nur, wenn sie wieder gefunden und an ihren rechtmäßigen Platz zurückgebracht werden, wird der Zerfall der Welt aufgehalten, weshalb nicht nur manche Menschen, sondern auch andere Gestalten auf der Suche nach ihnen sind. Fast noch wichtiger als sie zu finden ist es allerdings zu verhindern, dass sie in die falschen Hände geraten, denn ihre Macht kann natürlich nicht nur zum Guten eingesetzt werden.

In dieser Welt leben die Hauptfiguren Cleo, Jonas, Magnus, aus deren Perspektiven die Handlung abwechselnd geschildert wird, und Lucia. Dadurch lernt man alle Figuren nicht nur oberflächlich, sondern wirklich gründlich kennen und erfährt, was sie denken und wie sie fühlen, sodass man sich ihnen sehr verbunden fühlt, zumindest mit den sympathischen unter ihnen.

Cleo ist eine Prinzessin von Auranos, aber die jüngere von zwei Schwestern und damit nicht Thronfolgerin. Da sie deshalb von vorneherein nicht als solche erzogen wurde, hatte sie immer etwas mehr Freiheiten als ihre Schwester Emilia und ist daher etwas unbeherrschter bzw. leidenschaftlicher. Wenn ihr etwas nicht passt, bringt sie das zum Ausdruck und Regeln werden von ihr gerne zurechtgebogen oder gleich ganz gebrochen. Dabei folgt sie jedoch stets ihrem Herzen und ist somit sehr sympathisch. Man leidet mit ihr als ihr Vater sie mit einem Mann verlobt, den sie nicht nur nicht liebt, sondern sogar verabscheut, oder wenn den Personen, die sie liebt, etwas zustößt, vor allem, wenn es in ihrer Macht gelegen hätte das zu verhindern.

Jonas ist ein armer Weinhändlersohn aus Paelsia, der nach dem Tod seines geliebten Bruders fast blind vor Rachsucht ist. Obwohl er seinen ganzen Hass auf eine Person projiziert, die nicht schuld an dessen Tod ist, ihm auch nicht nur gleichgültig gegenüber steht und die man als Leser dazu noch sehr lieb gewonnen hat, kann man Jonas‘ Gefühle durchaus nachvollziehen und ihm seinen Wunsch nach Vergeltung nicht wirklich übel nehmen. Als sein Schmerz mit der Zeit vergeht bzw. erträglicher wird, fängt er zudem wieder an klarer zu sehen und hinterfragt die Dinge, statt sie wie andere, die es eigentlich besser wissen sollten, einfach hinzunehmen.

Magnus ist der Thronfolger von Limeros und zwar nicht gerade eine sonderlich sympathische Figur, aber trotzdem keine, die man wirklich hassen kann. Mit dem Blutkönig als Vater hatte er es von klein auf alles andere als leicht und die verbotenen Gefühle, die er für seine Schwester hegt, machen es ihm nur noch schwerer. Im Grunde hat er kein schlechtes Herz, doch der Einfluss seines Vaters lässt es immer mehr zu Stein werden und um dessen Anerkennung zu gewinnen stößt er sein Gewissen und seine Menschlichkeit mehr und mehr von sich, was leider dafür sorgt, dass man ihm seine Taten trotz seines Hintergrundes irgendwann nicht mehr verzeihen kann.

Lucia ist ein Charakter, dessen Einfluss auf die Handlung man sich zu Beginn der Geschichte noch nicht einmal ansatzweise bewusst ist, die jedoch, insbesondere in den folgenden Bänden, zu der zentralen Hauptfigur werden könnte. Im ersten Teil lernt man sie leider erst zum Schluss etwas besser kennen, sodass es einem schwer fällt sie einzuschätzen. Auf jeden Fall ist sie nicht einfach nur die Prinzessin von Limeros, die immer hübsch aussehen soll, sondern sehr viel mehr als das. Es wird vermutlich von entscheidender Bedeutung für das künftige Geschehen sein, auf wessen Seite Lucia sich auf Dauer schlagen wird. Die Zukunft der drei Königreiche liegt nämlich vielleicht allein in ihren Händen.

Auf der einen Seite könnten diese vier Figuren nicht unterschiedlicher sein, auf der anderen haben sie aber auch einiges gemeinsam. Sie alle haben bisher nie über den Tellerrand geschaut und kannten nur das Leben in ihrem Königreich. Was sie über die jeweils anderen Länder wussten, basierte entweder auf Lügen oder Vorurteilen und viele Opfer hätten vermieden werden können, wenn sie ihre Augen eher geöffnet hätten, einander mehr entgegen gekommen wären. Wenn sie versucht hätten, sich selbst eine Meinung zu bilden, statt stur einer vorgegebenen Ansicht zu folgen.

Morgan Rhodes hat allerdings nicht nur tolle Protagonisten kreiert, sondern ebenso tolle Nebenfiguren erschaffen. Sie sind nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern teilweise sehr bedeutsam für die Handlung und das sogar, wenn sie nur einen einzigen Auftritt haben. Natürlich gibt es ein paar unter ihnen, die relativ blass bleiben und über die man nur wenig erfährt. Viele andere lernt man hingegen sehr gut kennen und schließt sie entweder sehr ins Herz oder verabscheut sie zutiefst für ihre grausamen Taten.

Unglücklicherweise verabschiedet sich die Autorin im Verlauf der Geschichte von einer Menge dieser Charaktere für immer und, sehr zum Leidwesen des Lesers, nicht nur von den unbeliebten. Ein paar Tode sind einem gleichgültig, andere beweint man dagegen bitterlich und kann den Verlust dieser geliebten Personen nur schwer verzeihen. Dass ein Krieg viele Opfer fordert, ist nicht verwunderlich, doch hier startet das Blutvergießen leider schon sehr viel früher und die diesbezüglichen Entscheidungen sind manchmal alles andere als nachvollziehbar.

Spannung kommt zwar erst zum Schluss hin auf, als sich der Konflikt zwischen den Königreichen immer mehr zuspitzt, dennoch ist Falling Kingdoms – Flammendes Erwachen nie langweilig, weil einen das Schicksal der Figuren nicht kalt lässt. Die vielen Intrigen und Geheimnisse, die unterschiedlichen Legenden um die Essenzen sowie die verschiedenen Ereignisse wecken immer wieder die Neugier und das Interesse des Lesers, wodurch das Buch von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln vermag.

Das Ende selbst ist ziemlich offen gehalten, immerhin handelt es sich ja auch um den Auftakt zu einer Tetralogie, zerrt jedoch nicht zu sehr an den Nerven, da Morgan Rhodes wenigstens niemanden in akuter Lebensgefahr zurücklässt. Trotzdem wird man auf die Fortsetzung nicht verzichten wollen, weil man selbstverständlich wissen möchte, welchen Weg die Autorin für die Protagonisten, insbesondere für Cleo, im Sinn hat und wie die Antworten auf die vielen offenen Fragen lauten.

Fazit

Falling Kingdoms – Flammendes Erwachen ist ein wirklich gelungener Auftakt zu einer abwechslungsreichen Reihe mit einem tollen Setting, die man garantiert weiter verfolgen wird. Die Schicksale der verschiedenen, interessanten Hauptfiguren, die untrennbar miteinander verbunden sind, lassen einen garantiert nicht kalt und fesseln den Leser an die Seiten. Viele Fragen bleiben am Ende offen und man ist gespannt, mit welchen Wendungen Morgan Rhodes in den kommenden Bänden noch aufwarten kann.





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