[Rezension] Everlight – Das Buch der Unsterblichen

18. Januar 2013 | 00:05 | Gelesen

Titel: Everlight – Das Buch der Unsterblichen
Autorin: Avery Williams
Originaltitel: The Alchemy of Forever
Erstveröffentlichung: 2012
Übersetzerin: Sabine Thiele


Wissenswertes

Everlight – Das Buch der Unsterblichen ist der Debutroman der us-amerikanischen Autorin Jessea Perry, die ihre Bücher aber unter dem Künstlernamen Avery Williams veröffentlicht.

Everlight – Das Buch der Unsterblichen ist zudem der Auftakt zu einer Dilogie. Der zweite Teil, The Impossibility of Tomorrow, soll im Sommer dieses Jahres in den USA erscheinen.

Inhalt

Im Jahre 1349 wurde die vierzehnjährige Seraphina von Cyrus, dem Sohn eines Apothekers, unversehens unsterblich gemacht um dem nahenden Tod zu entrinnen. Damals war sie in ihn verliebt, doch heute, über sechshundert Jahre später, ist das nicht mehr der Fall. Die Zeit hat Cyrus verändert und ihn zu einem grausamen Tyrannen gemacht, der Sera immer wieder dazu zwingt in neue Körper zu schlüpfen um zu überleben, obwohl sie damit den Menschen, der in dem jeweiligen Körper geboren wurde, tötet.

Ihm und den anderen Unsterblichen, die er über die Jahrhunderte um sich geschart hat, ist das völlig egal, doch Sera kann so nicht mehr weiter machen. Deshalb will sie ihrem Leben, das schon viel zu lange angedauert hat, nun endlich ein Ende bereiten. Dazu muss sie aber zuerst einmal Cyrus entkommen, denn er würde sie niemals freiwillig gehen lassen.

Kritik

Mit Everlight – Das Buch der Unsterblichen hat Avery Williams einen guten Roman geschrieben, der eine abwechslungsreiche Geschichte zu bieten hat, hinter der eine wirklich interessante Idee steckt.

Bevor die Geschehnisse in der Gegenwart beleuchtet werden, erfährt man im Prolog wie Seraphina durch ein Elixier von Cyrus unsterblich wurde. Er gab es ihr, um sie vor dem Tod zu retten und da sie beide ineinander verliebt waren, hätten sie für immer glücklich miteinander leben können.
Doch es kommt alles anders als erwartet und in der Gegenwart angekommen findet man heraus, dass Cyrus längst nicht mehr der charmante und liebenswerte Mann ist, in den die junge Sera sich verliebt hatte. Stattdessen ist ein skrupelloser Mörder aus ihm geworden, der Sera und alle Bereiche ihres Lebens kontrolliert. Vor allem dieser Aspekt macht das Buch – und Cyrus als Antagonisten – zu etwas ganz Besonderem.

Um am Leben zu bleiben müssen die Unsterblichen wenigstens alle fünf bis zehn Jahre einen neuen Körper einnehmen, denn länger kann der fremde Körper ihre Seelen nicht aufnehmen. Cyrus und seinen Gefolgsleuten, selbst Seras bester Freundin Charlotte, macht es nichts aus unschuldige Menschen zu töten nur um selbst ewig zu leben, doch Sera kann das nicht mehr länger mit ihren Gewissen vereinbaren, auch wenn sie bisher immer nur in Körper geschlüpft ist, deren Spender nicht mehr leben wollten oder es nicht verdient hatten. Außerdem glaubt sie, dass es nach über sechshundert Jahren jetzt endlich an der Zeit sei zu sterben.

Es gelingt ihr schließlich sogar zu Cyrus zu überlisten und zu fliehen um ihren Plan in die Tat umzusetzen, doch bei dem Versuch einem Mädchen nach einem schweren Autounfall das Leben zu retten übernimmt sie versehentlich – mehr oder weniger – dessen tödlich verletzten Körper. Zunächst ist sie noch fest entschlossen ihren Plan dennoch in die Tat umzusetzen, aber je mehr sie in die Welt der sechzehnjährigen Schülerin Kailey Morgan eindringt, desto mehr gerät ihr Entschluss ins Schwanken. Nach dem sie selbst vor so langer Zeit unvermittelt aus ihrem Leben herausgerissen wurde, ist sie auf einmal wieder Teil einer richtigen Familie, die sie liebt, und hat Freunde, die sich um sie sorgen. Seit Jahrhunderten ist sie das erste Mal wieder fröhlich und lernt, was es wirklich heißt zu leben.
Es ist wirklich schön zu sehen, wie Sera aufblüht und Stück für Stück ihren Lebenswillen zurückerlangt. Sie hat zwar ein schlechtes Gewissen, weil sie Kaileys Körper übernommen hat, auch wenn diese den Unfall sowieso nicht überlebt hätte, kann aber irgendwann nicht mehr leugnen, dass ihr dieses Leben tatsächlich gefällt und ihr die Morgans und ihre Freunde sogar richtig ans Herz gewachsen sind.
Das gilt insbesondere für den Nachbarsjungen Noah, in den Sera sich mit der Zeit verliebt. Das kann man ihr nicht verdenken, denn Noah ist unheimlich liebenswürdig und damit das komplette Gegenteil des manipulativen Cyrus. Auf ihn kann Sera sich immer verlassen und auch als Leser schließt man ihn sofort ins Herz. Erst durch ihn erfährt sie wieder wie es sich anfühlt glücklich zu sein.

Richtig genießen kann Sera dieses Leben und ihre neu gewonnene Freiheit jedoch nicht, denn Cyrus kennt sie besser als jeder andere, sodass sie sich die ganze Zeit davor fürchten muss irgendeinen Fehler zu begehen, der ihn direkt zu ihr führen könnte. Dabei sorgt sie sich nicht nur um sich selbst, sondern vor allem um die Menschen, die ihr nun nahe stehen, da Cyrus vor nichts zurückschrecken wird um Sera zurückzubekommen.

Weil die Handlung ausschließlich aus der Sicht von Sera erzählt wird, hat man keine Ahnung, ob Cyrus trotz des Abschiedsbriefes nach Sera sucht oder ihr sogar dicht auf den Fersen ist, was für ein wenig Spannung sorgt. Durch die Ich-Perspektive lernt man Sera aber auch besonders gut kennen und fiebert mit ihr mit. Es gelingt ihr schnell die Sympathie des Lesers zu gewinnen und man hofft die ganze Zeit über, dass sie dauerhaft von ihrem Plan absieht und mit Noah nun endlich ihr Glück gefunden hat.

Doch so leicht macht es die Autorin Sera natürlich nicht und zum Ende hin wird es dann noch einmal ziemlich spannend. Sera wird vor so manche Herausforderung gestellt und muss eine schwierige Entscheidung treffen. Am schlimmsten ist allerdings der Cliffhanger, mit dem Avery Williams die Geschichte völlig unerwartet enden lässt. Die letzten Sätze beschwören die schlimmsten Befürchtungen herauf und es bleibt einem nicht anderes übrig als inständig zu hoffen, dass man sich irrt bzw. dass etwas anderes dahinter steckt als erwartet, da man die Wahrheit erst in der Fortsetzung erfahren wird.
Hoffentlich greift die Autorin dort dann auch die Handlungsstränge wieder auf, die sie hier erst angefangen, dann aber ziemlich schnell wieder aus den Augen verloren hat, was manchmal für ein wenig Verwirrung gesorgt hat und einige Fragen offen ließ.

Erwähnenswert sind zum Schluss noch die vielen schönen Illustrationen, die einige Seiten des Buches schmücken und die zudem nur die deutsche Ausgabe zu bieten hat.

Fazit

Everlight – Das Buch der Unsterblichen ist vielleicht nicht perfekt, aber dennoch ein sehr schöner Roman für Zwischendurch. Die außergewöhnliche Idee der Geschichte sowie die charmanten Charaktere bescheren dem Leser nämlich trotz kleinerer Schwächen ein paar schöne Leserunden.

Das Ende macht außerdem schon sehr neugierig auf die Fortsetzung, deren Übersetzung nicht allzu lange auf sich warten lassen sollte und hoffentlich anders ausgeht als das Ende des Vorgängers zunächst vermuten lässt.





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