[Rezension] Nieundewig

15. November 2012 | 15:02 | Gelesen

Titel: Nieundewig
Autorin: Mary E. Pearson
Originaltitel: The Fox Inheritance
Erstveröffentlichung: 2011
Übersetzerin: Maren Illinger


Wissenswertes

Nieundewig ist das neueste Jugendbuch der us-amerikanischen Autorin Mary E. Pearson, die für viele ihrer Jugendbücher schon zahlreich ausgezeichnet wurde. Bevor sie sich dem Schreiben von Büchern widmete, arbeitete sie nach ihrem Studium viele Jahre lang als Lehrerin.

Nieundewig ist zudem der zweite Teil der The Jenna Fox Chronicles Trilogie. Der dritte und damit letzte Teil, Fox Forever, soll im März 2013 in den USA erscheinen und sich weiterhin vor allem um Locke drehen.

Inhalt

Den schweren Autounfall der drei Freunde Jenna, Locke und Kara hätte eigentlich keiner von ihnen überleben können – und zumindest ihre Körper haben das auch nicht. Während Jenna allerdings schon kurze Zeit später in einem neuen, künstlich rekonstruierten Körper wieder erwacht ist, waren Kara und Locke – oder besser gesagt ihr jeweiliges Bewusstsein – über zwei Jahrhunderte lang in völliger Dunkelheit auf einem Datenwürfel gefangen.

Erst 260 Jahre später bekommen Dank dem Wissenschaftler Dr. Gatsbro auch Kara und Locke künstlich rekonstruierte Körper und sollen sich auf seinem Anwesen erst an die neue Welt gewöhnen, denn in den vergangenen Jahrhunderten hat sich viel verändert. Doch Gatsbros Absichten scheinen nicht ganz so selbstlos zu sein wie Locke zunächst angenommen hat. Was waren seine wahren Motive für ihre Rettung? Und warum hat Jenna, die noch immer am Leben ist, ihnen eigentlich nicht schon viel eher zu neuen Körpern verholfen?

Kritik

Nieundewig ist eine Fortsetzung, die die meisten Leser vermutlich ein wenig zwiegespalten zurücklassen wird. Einerseits wäre ein zweiter Teil nach dem tollen Vorgänger gar nicht unbedingt nötig gewesen, andererseits ist es natürlich interessant zu erfahren, wie es Jenna über zwei Jahrhunderte später geht und ihre besten Freunde Kara und Locke näher kennen zu lernen. Der Roman ist auf Grund der ziemlich ernsten und nachdenklich stimmenden Thematik außerdem keine leichte Kost für zwischendurch, sondern relativ schwer zu verdauen.

In Nieundewig steht nun nicht mehr Jenna Fox im Mittelpunkt, obgleich sie trotzdem eine wichtige Rolle spielt, sondern ihre ehemals besten Freunde Locke und Kara, wobei die Handlung ausschließlich aus Lockes Perspektive geschildert wird. Nach 260 Jahren wurden sie endlich aus ihrem körperlosen Gefängnis befreit – nur um sich dann in einem neuen wieder zu finden. Gatsbros Handeln war nämlich bei weitem nicht so uneigennützig wie Locke in seiner anfänglichen Naivität geglaubt hat, ganz im Gegenteil. Für ihn sind Kara und Locke nichts anderes als Objekte, die er zur Schau stellen will um potenziellen Kunden seine herausragende Technologie zu demonstrieren und noch reicher zu werden.

Während Kara ihren mutmaßlichen Retter gleich durchschaut hatte, brauchte Locke dafür wesentlich länger, doch schließlich wollen sie beide vom Anwesen fliehen. Es ist für sie jedoch alles andere als leicht sich in dieser neuen Welt zurechtzufinden und da all ihre Verwandten und Freunde schon lange tot sind, gibt es nur noch eine Person auf der ganzen Welt, die sie kennen: Jenna.

Ihr Ziel haben sie gemeinsam, doch ansonsten könnten Kara und Locke gar nicht unterschiedlicher sein. Beide haben viel durchgemacht und lange Zeit gelitten, aber sie haben es ungleich überstanden. Während Locke sich vom Charakter her kaum verändert hat, ist Kara zu einer kühlen und berechnenden Person geworden, vor der man sich nicht nur in Acht nehmen, sondern sogar fürchten muss. Sie ist geradezu zerfressen von ihrem Zorn und ihrem eigentlich unbegründeten Wunsch nach Rache an Jenna.
Locke ist zwar ebenfalls wütend, projiziert jedoch nicht all seinen Hass auf eine andere Person, was ihn wesentlich sympathischer macht. Stattdessen gibt er sich selbst die Schuld, was vielleicht nicht unbedingt besser ist, aber wenigstens keine anderen Personen in Gefahr bringt. Selbst er hat manchmal Angst vor Kara, hofft allerdings trotzdem auf das Gute in ihr und es ist durchaus verständlich, dass er ihr gegenüber so lange loyal bleibt, nachdem sie 260 Jahre lang seine einzige Bezugsperson war. Ihm geht es vielmehr darum Antworten auf die vielen Fragen zu erhalten, z.B. warum Jenna ihnen nicht geholfen hat, anstatt sich an jemandem zu rächen.

Locke ist jedoch, zum Glück, nicht die einzige sympathische Figur. Abgesehen von Jenna, die man ja bereits aus dem Vorgänger kennt, sind auch unter den neu hinzugekommenen Charakteren einige, die man schon bald lieb gewonnen hat. Dazu zählen vor allem Miesha und Dot, die Locke bei seiner Flucht geholfen haben und seine Freunde wurden. In Beiden steckt viel mehr als man auf den ersten Blick erkennt und sie sind für die eine oder andere Überraschung gut. Ferner ist es vor allem Dot, die eigentlich „nur“ ein Bot ist, die den Leser erneut mit der Frage konfrontiert, was einen Menschen tatsächlich ausmacht.

Die Zukunftsversion von Mary E. Pearson ist zwar interessant, wird allerdings leider nicht allzu detailliert beschrieben. Man erfährt stets nur das, was für den Verlauf der Geschichte in irgendeiner Form von Bedeutung ist, wodurch man nicht sonderlich viel von dieser neuen Welt kennen lernt.
Die Handlung selbst beginnt nach einer kurzen Einführung mit der dramatischen Flucht von Gatsbros Anwesen, die den Leser zu fesseln vermag. Im Mittelteil fehlt es dann jedoch ein wenig an Spannung und man fragt sich, wann es richtig weiter geht. Zum Ende hin gibt es dafür dann umso mehr und die Geschichte nimmt schließlich richtig an Fahrt auf. Die Ereignisse überschlagen sich regelrecht und man will nun endlich erfahren, wie die Handlung ausgeht.
Mit dem Ende vermag die Autorin den Leser noch einmal zu überraschen und es ist traurig und schön zugleich. Da das Buch wieder in sich abgeschlossen ist, bedarf es eigentlich auch dieses Mal keiner weiteren Fortsetzung. Es gelingt ihr aber dennoch die Neugier des Lesers zu wecken, sodass man diese früher oder später trotzdem lesen wird.

Fazit

Nieundewig ist eine Fortsetzung, die zwar nicht ganz so gut ist wie ihr Vorgänger, aber trotz kleinerer Schwächen durchaus lesenswert ist. Kara und Locke sind zwei sehr interessante, allerdings auch sehr unterschiedliche Charaktere, deren Schicksal einen nicht kalt lässt und deren Geschichte sich zu lesen lohnt. Außerdem ist man nach dem ersten Teil natürlich ein wenig neugierig darauf zu erfahren, wie Jenna ihr Leben seither verbracht hat.





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