Autorin: Robin LaFevers
Originaltitel: Grave Mercy
Erstveröffentlichung: 2012
Übersetzerin: Michaela Link
Wissenswertes
Grave Mercy – Die Novizin des Todes ist zudem der Auftakt zu einer Trilogie. Der zweite Teil, Dark Triumph, soll im Frühjahr 2013 in den USA erscheinen. Er wird jedoch nicht mehr von Ismae handeln, sondern von ihrer Freundin Sybella. Der dritte und letzte Teil, Dark Hope, soll im Jahr darauf erscheinen, über den Inhalt ist allerdings noch nichts bekannt.
Inhalt
Das Kloster dient Mortain, dem Gott des Todes, und führt seinen Willen in Form von Auftragsmorden aus. Sie bieten Ismae an sie im Töten auszubilden und sie willigt ein um nie wieder selbst zum Opfer zu werden.
Einer ihrer Aufträge führt sie schließlich an den Hof der bretonischen Herzogin, wo sie sich als Mätresse von Gavriel Duval ausgeben soll um ihn im Auge zu behalten und das Kloster mit Informationen zu versorgen. Duval gelingt es jedoch Ismaes Vertrauen zu gewinnen und er bringt sie dazu sich zu fragen, ob es wirklich das Richtige ist dem Kloster so bedingungslos zu gehorchen …
Kritik
Das Buch spielt in der Bretagne gegen Ende des 15. Jahrhunderts, als diese noch ein von Frankreich unabhängiges Herzogtum war. Die tatsächlichen historischen Begebenheiten sind nicht nur interessantes Beiwerk, sondern spielen eine zentrale Rolle und stehen teilweise sogar mehr im Mittelpunkt als die Fantasy-Elemente. Dessen sollte man sich auf jeden Fall bewusst sein, bevor man zu dem Roman greift um nicht auf Grund falscher Erwartungen enttäuscht zu werden. Die fantastischen Aspekte bleiben zwar nicht auf der Strecke, sind allerdings nicht ganz so ausgeprägt wie in „richtigen“ Fantasyromanen.
Robin LaFevers gelingt es sehr gut die Fakten aus der Vergangenheit mit ihren eigenen Ideen zu kombinieren und hält sich dabei teilweise erstaunlich genau an die Realität. Das betrifft vor allem die verschiedenen Charaktere, die fast alle tatsächlich existiert haben, sowie ihre Beziehungen zueinander.
Die fantastischen Elemente beziehen sich vor allem auf Ismae und ihre Rolle als Tochter des Todes sowie das Kloster St. Mortain. Mortains Töchter sind nämlich nicht einfach nur gut ausgebildet, sondern besitzen auch diverse Gaben. So ist Ismae unter anderem z.B. immun gegen jegliche Form von Gift und kann Kontakt zu den Seelen kürzlich Verstorbener aufnehmen. Im Kloster empfängt eine Nonne durch Visionen die Aufträge Mortains und sie verfügen über spezielle Waffen, die einen Mann schon mit einem kleinen Kratzer sofort töten.
Ismae ist eine ganz besondere Protagonistin, die einem ziemlich schnell ans Herz wächst und deren Gedanken sowie Gefühle man durch die Ich-Perspektive stets sehr gut nachvollziehen kann. Obwohl ihr in ihrem kurzen Leben schon so viel Leid zugefügt wurde, insbesondere von Männern, ist sie immer noch zu großem Mitgefühl fähig und in der Lage Vertrauen auf zu bauen, selbst zum anderen Geschlecht.
Sie ist dem Kloster und seinen Nonnen zwar unendlich dankbar dafür, dass sie sie aus ihrer Notlage befreit, bei sich aufgenommen und ausgebildet haben, beginnt aber dank Duval trotzdem gewisse Dinge zu hinterfragen. Ihr Glauben an Mortain ist unerschütterlich, aber mit der Zeit wird ihr klar, dass Duvals Argwohn teilweise berechtigt ist. Ihr Gott mag unfehlbar sein, ihr Kloster und die Schwestern sind es jedoch nicht, genauso wenig wie Ismae selbst. Sie begreift, dass das Wille Mortains vielleicht vielschichtiger und nicht so einfach zu deuten ist, wie sie bisher angenommen hat, sodass Mord zwar der schnellste, aber nicht unbedingt immer der richtige Weg ist um Mortains Willen zu erfüllen.
Gavriel Duval ist ebenfalls kein gewöhnlicher Protagonist und gewinnt im Verlauf der Handlung mehr und mehr an Sympathie. Auch er hatte es in seinem Leben nicht immer leicht, was vor allem an seiner illegitimen Geburt liegt. Trotzdem liebt er seine eheliche Halbschwester von ganzem Herzen und unterstützt sie wo er nur kann, statt eifersüchtig oder neidisch auf ihre Stellung zu sein.
Nach ihrem anfänglichen gegenseitigen Misstrauen, beginnen er und Ismae einander zu vertrauen und zusammen zu arbeiten um die Herzogin zu beschützen. Schließlich verlieben sie sich dabei langsam ineinander, denn sie haben viel gemeinsam und einem so liebenswerten, edlen Mann wie Duval kann selbst Ismae nicht lange widerstehen, auch wenn sie anfangs versucht ihre Gefühle für ihn einfach zu ignorieren. Ihre Beziehung sorgt für einige romantische Momente und man freut sich sehr für die Beiden, weil sie perfekt zueinander passen.
Trotz der Fülle an Nebenfiguren – die Schwestern im Kloster, der Kronrat, der bretonische Hof – fällt es einem nicht schwer den Überblick zu behalten, da sie sich fast alle deutlich voneinander unterscheiden. Zwar gibt es Figuren, die nur ein paar Mal kurz erwähnt werden und danach nicht mehr auftauchen, die meisten nehmen aber in irgendeiner Form aktiv am Geschehen teil, wodurch man sie näher kennen lernen kann.
Fast jeder von ihnen verbirgt irgendein Geheimnis und man weiß nie, wem man vertrauen kann und wem nicht. Genau wie Duval und Ismae weiß man, dass es – mindestens – einen Verräter in der unmittelbaren Nähe der Herzogin gibt, bis zum Schluss bleibt einem seine wahre Identität jedoch verborgen. Das liegt vor allem daran, dass zahlreiche Charaktere in verschiedene Intrigen verstrickt sind und sie alle ihre eigenen Ziele verfolgen. Verrat ist am Hof daher schon fast an der Tagesordnung.
Obwohl das Buch erst zum Ende hin so richtig spannend wird, ist die Handlung trotzdem von Anfang fesselnd und man fiebert mit Ismae mit. Genau wie sie möchte man unbedingt herausfinden, wer die Herzogin verraten hat und wer hinter dieser oder jener Tat steckt. Die diversen Machenschaften und politischen Schachzüge ziehen einen in ihren Bann und lassen nie Langeweile aufkommen.
Am Schluss gelingt es Robin LaFevers den Leser mit der ein oder anderen unerwarteten Wendung zu überraschen oder sogar zu schockieren, sowohl im positiven als auch im negativen Sinn. Obgleich es sich bei Grave Mercy – Die Novizin des Todes um einen Trilogieauftakt handelt, scheint die Handlung in sich abgeschlossen zu sein und alle wichtigen Fragen werden beantwortet, sodass man nicht auf einen weiteren Band warten muss um Antworten zu erhalten und das Buch auch gut als Einzelroman lesen könnte. Letzteres trifft vielleicht sogar ein wenig zu, denn im zweiten Teil wird es eine andere Protagonistin geben. Nichtsdestotrotz wird man sich die Fortsetzung nach diesem tollen Vorgänger sicherlich nicht entgehen lassen.
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