Autorin: Kim Harrington
Originaltitel: Clarity
Erstveröffentlichung: 2011
Übersetzerin: Stephanie Singh
Wissenswertes
Ich sehe dein Geheimnis ist der Auftakt zu einer Serie mit bisher zwei Teilen, die aber wahrscheinlich leider keinen dritten mehr bekommen wird. Der zweite Band erschien Anfang dieses Jahres unter dem Titel Perception in den USA.
Inhalt
Doch dann wird in ihrer Stadt plötzlich eine junge Frau tot in ihrem Motelzimmer aufgefunden und Clare soll, natürlich inoffiziell, bei der Aufklärung des Falles mitwirken. Zunächst freut sie sich darüber ihre Gabe endlich für etwas Sinnvolles einsetzen zu können und dazu noch Zeit mit Gabriel, dem Sohn des neuen Kommissars, verbringen zu können. Der hält sie jedoch für eine Betrügerin, denn er glaubt nicht an übersinnliche Fähigkeiten und Clare ist fest entschlossen den Mörder zu finden und Gabriel zu beweisen, dass sie tatsächlich eine besondere Gabe hat …
Kritik
Clarity ist eine sehr liebenswürdige Protagonistin, deren Geschichte man gern verfolgt und mit der man sich, Dank der Ich-Perspektive, sehr gut identifizieren kann. Obwohl sie wegen ihrer Gabe keine Freundinnen hat und sich, insbesondere in der Schule, ständig Beschimpfungen wie z.B. „Freak“ anhören darf, hat sie ihre Lebensfreude nicht verloren und nimmt nicht immer nur alles hin, sondern weiß sich auch zu verteidigen, wenn es sein muss.
Trotz aller Hänseleien oder der Behauptungen, dass sie und ihre Familie Betrüger seien, ist sie stolz auf ihre Gabe und zögert nicht sie für etwas Nützliches einzusetzen als sich ihr die Gelegenheit dazu bietet.
Clare ist, mit wenigen Ausnahmen, von zahlreichen männlichen Figuren umgeben: ihr Bruder Perry, dessen bester Freund Nate, ihr Ex-Freund und Sohn des Bürgermeisters Justin, Gabriel sowie andere (ehemalige) Schulkameraden. Jeder von ihnen ist interessant und die meisten von ihnen sind zudem sehr facettenreich.
Perry ist ein Frauenschwarm und schert sich nach einem One-Night-Stand nicht wirklich um die Gefühle der jeweiligen Verführten, was ihn nicht gerade sympathisch macht. Dafür ist er Clare ein toller Bruder und kümmert sich gut um ihre Mutter. Er verbirgt jedoch ein Geheimnis, das ihn sogar mit dem Mordfall verbindet und seine Schwester dadurch in eine schwierige Lage bringt.
Justin ist dem Leser dagegen auf Anhieb sympathisch und obwohl man durchaus nachvollziehen kann, dass Clarity ihm seinen einmaligen Seitensprung nicht so leicht verzeihen kann, kann man ihn nicht dafür hassen. Dafür ist er viel zu sehr um Clarity sowie ihre Sicherheit besorgt und er würde einfach alles für sie tun.
Gabriel ist neu in der Stadt und, genau wie sein Vater, relativ geheimnisvoll, da er nur wenig von sich bzw. seiner Vergangenheit offenbart. Genau wie Clare weiß man auch als Leser nie so genau, woran man bei ihm ist, was vor allem an seiner häufig wechselnden Verhaltensweise liegt. Anfangs ist er total charmant und flirtet mit Clare, doch als er von ihrer Gabe erfährt, wird er distanziert und sogar ein wenig feindselig. Trotzdem kann er nicht ganz verbergen, dass er sich zu ihr hingezogen fühlt und es bahnt sich eine kleine Liebesgeschichte zwischen ihm und Clare an.
Der Mord an der jungen Frau erschüttert die Bewohner der Stadt und Clarity möchte helfen den Fall aufzuklären und ihre Gabe für mehr als nur Touristenunterhalten nutzen, zum Teil für ihre Stadt, zum Teil aber auch um Gabriel zu beweisen, dass sie keine Betrügerin ist, sondern wirklich eine übersinnliche Gabe hat. Später kommt noch ein weiterer Grund hinzu, der vermutlich wichtiger ist als die ersten beiden zusammen und Clarity sogar dazu bringt andere Menschen zu manipulieren.
Als Leser möchte man natürlich ebenfalls wissen, wer der Täter ist, insbesondere als weitere Opfer hinzukommen. Man stellt eigene Vermutungen in verschiedene Richtungen an und verdächtigt diese oder jene Figur, doch jedes Mal werden diese früher oder später wieder über den Haufen geworfen. Irgendwann weiß man gar nicht mehr, wem man überhaupt noch trauen kann, wodurch das Buch durchweg spannend bleibt.
Während man sich für einige Verdächtigungen am Ende fast ein bisschen schämen muss, ist einem der wahre Schuldige allerdings nie in den Sinn gekommen, wodurch die Auflösung sehr überraschend kommt. Obwohl man durch das erste Kapitel schon einen Einblick in die entscheidende Szene erhalten hatte, der einen sehr neugierig auf die weitere Handlung machte, kann man diese erst am Schluss richtig deuten und verstehen.
Da der Mord bzw. die Morde letztlich aufgeklärt wurden, ist die Handlung insgesamt ziemlich in sich abgeschlossen. Die ein oder andere kleine Andeutung, insbesondere was Clares Zukunft in Bezug auf die Liebe betrifft, sorgt aber dafür, dass man auch die Fortsetzung lesen wird und sich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit Clare, Perry, Gabriel, Justin und den anderen Charakteren freut.
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