[Rezension] Das Mädchen mit dem Stahlkorsett

28. Juli 2012 | 22:02 | Gelesen

Titel: Das Mädchen mit dem Stahlkorsett
Autorin: Kady Cross
Originaltitel: The Girl in the Steel Corset
Erstveröffentlichung: 2011
Übersetzer: Jürgen Langowski


Wissenswertes

Das Mädchen mit dem Stahlkorsett ist das erste Jugendbuch der us-amerikanischen Autorin Kathryn Smith, die ihre Jugendbücher allerdings unter dem Pseudonym Kady Cross veröffentlicht. Ihre neue Steampunk Romance Serie für Erwachsene erscheint unter dem Pseudonym Kate Cross, eine Urban Fantasy Reihe veröffentlicht sie als Kate Locke.

Das Mädchen mit dem Stahlkorsett ist der erste Band der als Pentalogie geplanten The Steampunk Chronicles Serie. Der zweite Teil ist vor kurzem unter dem Titel The Girl in the Clockwork Collar in den USA erschienen. Eine deutsche Veröffentlichung der Fortsetzung ist wohl geplant.

Auf Englisch gibt es außerdem noch eine nur als eBook erhältliche Vorgeschichte zum ersten Teil mit dem Titel The Strange Case of Finley Jayne.

Inhalt

London, 1897: Finley Jayne ist keine normale junge Frau, denn in ihr schlummern zwei ganz und gar verschiedene, gegensätzliche Persönlichkeiten und mit jedem Tag wächst ihre Angst davor völlig die Kontrolle über ihre dunkle, aber vor allem wesentlich stärkere und selbstbewusstere Seite zu verlieren. Diese Seite ist es zwar schließlich, die Finley durch starke Gewaltanwendung vor dem sexuellen Übergriff durch Lord Felix August-Raynes rettet. Nur wer wird ihr schon glauben, dass er sie angegriffen hat, wenn ihr Wort als Dienerin gegen das eines Lords steht?

Auf der Flucht vor den Konsequenzen ihrer Tat trifft sie den adligen Griffin King und lernt durch ihn ein paar Menschen kennen, die genau wie Finley selbst über sehr besondere Fähigkeiten verfügen und diese nutzen um ihr Land und ihre Königin zu beschützen. Um mit Griffins Hilfe zu lernen ihre dunkle Seite besser zu beherrschen, schließt Finley sich ihnen an und geht zusammen mit ihnen den immer häufiger vorkommenden gefährlichen Angriffen durch Automaten auf den Grund …

Kritik

Das Mädchen mit dem Stahlkorsett ist der erste Band der Steampunk Chronicles und, wie dieser Titel schon vermuten lässt, ein wirklich tolles Beispiel für ein gelungenes Jugendbuch des Steampunk Genres – das heißt, die Handlung ist zwar im viktorianischen Zeitalter angesiedelt, wird aber mit modernen und futuristischen technischen Erfindungen verknüpft, die eigentlich nicht in diese Zeit gehören – und eignet sich auch gut für Neulinge dieses Genres.

Die Autorin hat eine äußerst interessante Welt erschaffen und mit London einen perfekten Schauplatz dafür ausgewählt. Es macht Spaß die vielfältigen Erfindungen und Entwicklungen, die größtenteils – wie es eben dem Genre entspricht – nicht richtig zur der Zeit passen, zu entdecken und herauszufinden, was genau sich hinter bestimmten Bezeichnungen verbirgt.

Die Geschichte selbst ist sehr spannend gestaltet und bietet mehrere verschiedene Handlungsstränge, die aber alle gleichermaßen interessant sind. Zum einen geht es um die von Automaten durchgeführten plötzlichen Angriffe auf Menschen, hinter denen der so genannte Maschinist steckt. Er muss aufgehalten und sein, zu Beginn noch unbekannter, furchtbarer Plan vereitelt werden. Dazu müssen Finley, Griffin und der Rest der Truppe allerdings erst einmal in Erfahrung bringen, wer genau der Maschinist eigentlich ist.
Zum anderen geht es natürlich um Finley selbst, insbesondere die Tatsache, dass sich im Grunde zwei Personen in ihrem Körper befinden, die aber nicht miteinander harmonieren. Damit Finley nachts wieder ruhig schlafen kann und nicht immer wieder die Handlungen ihrer dunklen Hälfte ausbaden muss, müssen diese verschiedenen Seiten irgendwie miteinander in Einklang gebracht werden, wobei Griffin ihr helfen möchte. Hierzu müssen sie und Griffin allerdings zuerst herausfinden, was diese Zwiespältigkeit in Finley ausgelöst hat und stoßen dabei auf Geheimnisse aus der Vergangenheit, die nicht nur sie beide miteinander verbinden, sondern indirekt sogar mit dem Maschinisten zusammen hängen.
Außerdem spielen auch Finleys romantische Gefühle eine gewisse Rolle, zumal sie auf Grund ihrer gespaltenen Persönlichkeit natürlich mit Problemen verbunden sind. Denn während sich eine Seite von ihr immer mehr zu Griffin hingezogen fühlt, empfindet die andere etwas für den geheimnisvollen und zwielichtigen Jack Dandy, der in der Londoner Unterwelt alles andere als unbekannt ist.
Des Weiteren bringen auch die restlichen Figuren um Griffin, sowie deren Vergangenheiten und Fähigkeiten, alle eigene interessante Aspekte in die Handlung ein, die nach und nach näher beleuchtet werden.

Die Figuren sind es auch, die dieses Jugendbuch zu etwas ganz besonderem machen. Sie sind alle sehr unterschiedlich und ihre jeweils ganz eigene, großartige, faszinierende Art macht sie zu eigenständigen Charakteren, die man einfach gern haben muss.
Das betrifft nicht nur die facettenreiche Finley und den überaus reichen und mächtigen Griffin, der sich, zum Glück, häufig gar nicht so verhält, wie man es von einem Mann seines Standes erwartet, sondern auch die extrem intelligente Emily, den scheinbar stets mies gelaunten Sam, den charmanten Amerikaner Jasper, Griffins Gedanken lesende Tante Cordelia und den undurchschaubaren Jack Dandy. Jeder von ihnen trägt in irgendeiner Form zur Handlung bei und macht die Geschichte einzigartig. Das gilt nicht nur für ihre besonderen Fähigkeiten, deren Ursache es noch herauszufinden gilt, sondern auch für ihre Persönlichkeiten, sodass man auf keinen von ihnen in den folgenden Bänden, in denen man sie hoffentlich noch besser kennen lernt, verzichten möchte!
Vor allem die tiefen Beziehungen, sei es nun Freundschaft, Verwandtschaft oder Liebe, zwischen den Figuren untereinander kommen besonders gut zur Geltung und sind ebenfalls sehr unterschiedlich gestaltet. Positiv hervorzuheben ist auch, dass die Autorin gerade den romantischen Beziehungen genügend Zeit gibt um sich langsam zu entwickeln und nichts überstürzt, wodurch sie wesentlich glaubwürdiger und authentischer werden.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr fesselnd und einfach fantastisch. Teilweise ist er sehr modern gehalten, wie es für ein Jugendbuch üblich ist, teilweise verwendet sie aber auch ein eher der viktorianischen Zeit entsprechendes Vokabular.
Durch die vielen verschiedenen Perspektiven – einmal sogar die des Maschinisten selbst – rückt die Autorin fast alle Figuren mal in den Mittelpunkt und gewährt somit einen tieferen Einblick in die Gedanken und Gefühle verschiedener Charaktere, was natürlich zum besseren Verständnis ihrer Handlungen beiträgt.

Der Handlungsstrang um den Maschinisten ist am Schluss des Buches anscheinend abgeschlossen, dafür deutet sich auf den letzten Seiten schon ein neuer an, der zusammen mit einigen anderen Aspekten viel Potenzial für die Fortsetzung bietet, die hoffentlich nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt.

Fazit

Das Mädchen mit dem Stahlkorsett ist ein äußerst gelungenes Jugendbuch, sowohl für Fans des Steampunk Genres als auch solche, die es noch werden wollen, und kann in allen Bereichen überzeugen. Die Handlung ist spannend, die Charaktere sind unheimlichsympathisch sowie facettenreich und sogar an ein wenig Romantik mangelt es nicht. Die Fortsetzung wird man sich daher auf keinen Fall entgehen lassen, insbesondere da einen die Autorin nach London dann nach New York zu entführen scheint.





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