[Rezension] Im Land des Voodoo-Mondes

10. März 2012 | 21:45 | Gelesen

Titel: Im Land des Voodoo-Mondes
Autorin: Kathleen Weise
Originaltitel: Im Land des Voodoo-Mondes
Erstveröffentlichung: 2011
Übersetzer: Originalsprache


Wissenswertes

Im Land des Voodoo-Mondes ist der zweite historische Jugendroman der deutschen Autorin Kathleen Weise, die seit 2003 freiberuflich als Autorin, ab und zu auch als Lektorin, tätig ist.

Im März dieses Jahres erscheint ihr nächstes Jugendbuch mit dem Titel Aschenputtels letzter Tanz bei Planet Girl. Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen historischen Roman, sondern um einen Thriller.

Inhalt

1798: Nach dem Tod ihrer Mutter muss die junge Französin Éloise ihr geliebtes Frankreich verlassen um ihren Vater, den Marquis de Bouillé, nach Saint-Domingue zu begleiten. Dort will er von seinem Bruder auf dessen Plantage lernen, wie man Zuckerrohr pflanzt um dann später selbst eine eigene Plantage auf dem Festland in Louisiana aufzubauen.

Das Leben in der Kolonie unterscheidet sich stark von dem Leben, das Éloise aus Frankreich kannte, und die Karibikinsel birgt neben der wundervollen Flora und Fauna auch etliche Gefahren, sowohl von den aufständischen Sklaven als auch von den Geistern der Insel, den Loa. Éloise wird Nacht für Nacht von merkwürdigen Alpträumen geplagt, mehr als einmal schwebt sie in Lebensgefahr und auch ihrem Vater geht es immer schlechter. Éloise muss sich schließlich eingestehen, dass es in dem verfluchten Paradies nicht mit rechten Dingen zugeht und lässt sich von dem gut aussehenden Gabriel, dem unehelichen Sohn eines benachbarten Plantagenbesitzers mit einer seiner Sklavinnen, zu einer Voodoo-Priesterin führen …

Kritik

Im Land des Voodoo-Mondes von Kathleen Weise ist ein kurzer, aber dennoch ansprechender Roman über die französische Kolonie Saint-Domingue im Jahre 1789. Wie die Autorin selbst im Nachwort schreibt, erhebt das Buch nicht den Anspruch, das Wesen des Voodoo vollständig zu erfassen. Aber es gibt einen interessanten Einblick und räumt mit Vorurteilen und dem verzerrten Bild auf, das insbesondere durch Filme in der Öffentlichkeit entstanden ist. Fasziniert taucht man für kurze Zeit in diese Religion ein und lernt sie beim Lesen ein wenig besser kennen.

Neben Voodoo sind vor allem die Rassenkonflikte ein zentraler Schwerpunkt des Romans. 1789 war Sklaverei noch Gang und Gebe und die schrecklichen Zustände, unter denen die Sklaven leben müssen, und wie sie von ihren Besitzern behandelt werden, erschrecken die unwissende Éloise und den Leser gleichermaßen. Die Vermischung der beiden Rassen ist zwar nicht verboten, aber verpönt und auch Éloise hat zunächst Vorurteile gegenüber den Schwarzen. Diese sind jedoch verständlich, wenn man bedenkt wie sie aufgewachsen ist, sehr authentisch und machen sie daher nicht weniger sympathisch.
Nach und nach legt sie diese außerdem ab und erkennt, dass es gar nicht so viele Unterschiede zwischen ihnen gibt, was nicht zuletzt auch an Gabriel liegt, für den sie mit der Zeit Gefühle entwickelt, obwohl sie weiß, dass sie sich eigentlich nicht mit ihm abgeben dürfte. Sie wird zu einer starken, mutigen Frau, die beginnt bestimmte Gegebenheiten zu hinterfragen und sich gegen die Dinge aufzulehnen, die ihr nicht gefallen, was sie teilweise selbst überrascht. Des Weiteren entwickelt sie auch eine enge Bindung zu ihrer noch sehr jungen Zofe Nadine, die ebenfalls eine schwarze Sklavin ist.

Die interessanteste Figur des Buches ist aber wohl Gabriel, der durch seine Eltern, auf der einen Seite eine ehemalige Sklavin, auf der anderen einen weißen Plantagenbesitzer, zwischen den zwei Welten hin und her gerissen ist. Er arbeitet als Schreiber auf der Plantage seines Vaters und hat Talent fürs Geschäft, hat aber gleichzeitig auch die Gabe seiner Mutter geerbt, die eine bekannte Voodoo-Priesterin ist. Er fühlt sich ebenfalls zu Éloise hingezogen, erzählt ihr, was es mit der Kette ihrer Mutter auf sich hat, die die Sklaven zu ängstigen scheint, und hilft ihr mit den Loa, die für Éloises Alpträume und die immer schlechter werdende Verfassung ihres Vaters verantwortlich sind.

Auf der Karibikinsel kommt es nämlich immer wieder zu mysteriösen Vorfällen, die Éloise mehrmals beinahe das Leben gekostet hätten, wenn ihr nicht jedes Mal jemand zu Hilfe geeilt wäre. Anfangs verdrängt sie ihr ungutes Gefühl und denkt sich nichts weiter dabei, auf das Drängen von Gabriel sieht sie aber schließlich ein, dass mehr dahinter steckt und sie sich helfen lassen muss, wenn sie ihr Leben und das ihres Vaters retten will. Dass sie sich dazu auf Voodoo einlassen muss, gefällt vor allem dem treuen Diener ihres Vaters Tanguy überhaupt nicht, aber da auch er sehr besorgt um den Marquis ist, hält er sie nicht davon ab, sondern unterstützt sie, was ihn zu einem sehr liebenswerten Charakter macht.

Ein eher ungeliebter Charakter ist dagegen Éloises Onkel Joseph, den man anfangs noch nicht richtig einzuordnen vermag. Sympathie kann man für ihn jedenfalls nicht entwickeln, denn er ist sehr grausam zu seinen Sklaven und betrachtet sie nicht einmal als vollwertige Menschen. Als seine Nichte ihm ihre Sorge über den Zustand ihres Vaters mitteilt, ist er zudem ziemlich desinteressiert und meint, dieser müsse nur seinen Rausch ausschlafen, was einen schon etwas misstrauisch macht. Welche erschreckende Rolle er wirklich spielt, erfährt man jedoch erst ganz zum Schluss.

In einem Vorwort werden kurz die damals herrschenden Zustände auf der Insel beschrieben, was einem den Einstieg in die Handlung erleichtert. Diese ist zu Beginn allerdings noch nicht sehr ereignisreich und beschränkt sich hauptsächlich auf die Beschreibung der Insel und den Alltag von Éloise auf der Plantage. Erst im letzten Drittel gewinnt die Handlung an Fahrt und es kommt Spannung auf. Diese wird auch bis zum Ende gehalten, das dafür aber viel zu schnell und kurz daher kommt. Gerade die Suche von Éloise und Gabriel nach Hilfe für ihren Vater und die abschließende Lösung des Konflikts hätte man ruhig noch etwas ausbauen können.
Das gleiche gilt für die zarte Liebesgeschichte zwischen den Beiden, von der man leider nur sehr wenig mitbekommt, zumal man leider auch nicht wirklich erfährt, warum sich die Beiden überhaupt ineinander verlieben. Dennoch fiebert man mit ihnen mit und hofft, dass sie trotz der gesellschaftlichen Missbilligung einen Weg finden werden zusammen sein zu können.

Fazit

Im Land des Voodoo-Mondes ist zwar kein spannungsgeladenes Buch, das einen an die Seiten fesselt, bietet aber einen interessanten Einblick in die Macht des Voodoo sowie das Leben auf Saint-Domingue um 1789 und vermag den Leser zu unterhalten. Man sollte jedoch vorher wissen, was einen erwartet, denn wer mit einer großen, verbotenen Liebesgeschichte rechnet, wird hier vermutlich enttäuscht werden.





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