[Rezension] Virals – Tote können nicht mehr reden

20. August 2011 | 15:02 | Gelesen

Titel: Virals – Tote können nicht mehr reden
Autorin: Kathy Reichs
Originaltitel: Virals
Erstveröffentlichung: 2010
Übersetzer: Knut Krüger


Wissenswertes

Virals ist das erste Jugendbuch der us-amerikanischen Bestseller-Autorin Kathy Reichs, deren Bücher bisher in 30 Sprachen übersetzt wurden.

Sie ist vor allem bekannt für ihre Buchreihe um die forensische Anthropologin Temperance Brennan, die unter dem Titel Bones – die Knochenjägerin auch sehr erfolgreich für das Fernsehen adaptiert wurde.

Genau wie ihre weltweit bekannte Figur ist auch Kathy Reichs, unter anderem, als forensische Anthropologin für verschiedene gerichtsmedizinische Institute tätig.

Virals ist zudem der Start einer Serie. Die Fortsetzung, Seizure, erscheint noch im August dieses Jahres in den USA. Der Termin für die deutsche Veröffentlichung ist noch unbekannt.

Inhalt

Vor sechs Monaten begann für die 14-jährige Tory Brennan ein völlig neues Leben. Nachdem ihre Mutter bei einem Unfall starb, musste sie zu ihrem Vater, der bis dahin nichts von ihrer Existenz wusste, nach South Carolina ziehen. Nun wohnt sie zusammen mit ihm auf Morris Island, einer kleinen Insel vor Charleston, wo einige der Wissenschaftler und Mitarbeiter des Instituts von Loggerhead, das sich auf einer weiteren kleinen Insel befindet, mit ihren Familien untergebracht sind.

Da man nur mit der Fähre nach Charleston kommt, sind die Bewohner von Morris meist unter sich. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Torys Freunde Ben, Hi und Shelton ebenfalls Kinder von Wissenschaftlern oder sonstigen Mitarbeitern des Instituts sind und mit Tory auf Morris leben. Mit anderen Jugendlichen ihres Alters sind sie eigentlich nur zusammen, wenn sie tagsüber in Charleston zur Schule gehen.

Ihre Nachmittage und Wochenenden verbringen die vier Freunde entweder in ihrem geheimen Bunker auf Morris oder an den Stränden von Loggerhead, die sie dank dem Boot von Ben auch allein erreichen können.
Als sie an einem Wochenende dorthin fahren, um sich mal wieder die dort angesiedelten Affen anzusehen, machen sie einen erstaunlichen Fund: Die Erkennungsmarke eines Soldaten. Natürlich wollen sie herausfinden, wem die Marke gehörte und wie sie auf die jahrzehntelang unbewohnte Insel gelangt ist. Dabei ahnen sie jedoch noch nicht, welchem Rätsel sie dadurch auf die Spur kommen und in welcher Gefahr sie schon bald darauf schweben …

Kritik

Mit Virals hat sich Kathy Reichs, vor allem bekannt für ihre Serie um die forensische Anthropologin Temperance Brennan, nun einem neuen Zielpublikum zugewandt: Den Jugendlichen. Dennoch bleibt sie ihrem Genre treu und versorgt nun auch jüngere Leser mit einem Thriller, der einen nicht mehr loslässt.

Schon der Prolog, indem sie einen kurzen, äußerst packenden Moment aus dem späteren Verlauf der Geschichte schildert, sorgt dafür, dass man unbedingt weiter lesen muss, weil man wissen will, was es mit dieser Szene auf sich hat, wie es dazu gekommen ist und was die ganzen Andeutungen bedeuten, die bereits an dieser Stelle gemacht werden.

Erzählt wird die Handlung überwiegend aus der Perspektive von Tory, die übrigens die Großnichte von Tempe Brennan ist, welche auch mehrfach erwähnt wird, da Tory die Verwandtschaft mit ihr, von der sie erst durch ihren Vater Kit erfahren hat, gar nicht fassen kann, weil diese ihr großes Vorbild ist.
Tory ist nicht wie andere Mädchen ihres Alters. Ihre Freunde sind ausschließlich männlich, Klamotten sind ihr relativ egal und im Fernsehen schaut sie lieber eine Dokumentation als irgendeine Reality-Show, ganz zum Leidwesen von Kits Freundin, die Tory lieber als Debütantin in einem traumhaften Kleid präsentieren möchte. Doch auch wenn man selbst Torys Leidenschaft für Dokumentarfilme oder Wissenschaften nicht teilt, ist sie einem mit ihrer sarkastischen Art sofort sympathisch. Da die Geschichte nicht einfach nur aus ihrer Sicht erzählt wird, sondern sie den Leser auch direkt anspricht, fühlt man sich ihr noch näher und kann sich sehr gut mit ihr identifizieren.

Ihre Freunde Shelton, Ben und Hi sind ebenfalls Sympathieträger. Sie alle sind sehr unterschiedlich und damit eigenständige Charaktere, sodass man sich von jedem ein eigenes Bild machen kann. Untereinander und mit Tory sind sie durch eine tiefe Freundschaft verbunden und auch wenn sie nicht immer einer Meinung, oder manchmal nicht unbedingt begeistert von Torys Vorhaben, sind, halten sie trotzdem zusammen und können sich aufeinander verlassen.

Neben den Szenen aus Torys Blickwinkel gibt es auch einige wenige, die nicht direkt von ihr geschildert werden. Dadurch erhält man kurze Einblicke in das Handeln anderer Charaktere, das den vier Freunden (noch) entgeht, und kann auch dann das Geschehen von allen Vieren miterleben, wenn sie sich aufteilen. Besonders neugierig machen diese kurzen Szenen, wenn man noch nicht weiß, um welche Person es sich da gerade überhaupt handelt.

Der Schreibstil von Kathy Reichs ist im ersten Moment etwas gewöhnungsbedürftig, da Tory wirklich sehr frei erzählt, manchmal auch in unvollständigen Sätzen. Doch schon nach kurzer Zeit hat bekommt man ein Gefühl für die Figur sowie ihren Erzählstil und dann fällt es einem gar nicht mehr auf.
Die historischen und naturwissenschaftlichen Fakten, die sie ab und zu einbaut, sind interessant und sorgen für ein besseres Verständnis einiger Abläufe oder Entdeckungen.

Kathy Reichs versteht es außerdem gut, die Aufmerksamkeit des Lesers stets aufrecht zu erhalten. Tory erzählt aus der Vergangenheit und macht immer wieder Andeutungen über das zukünftige Geschehen, die man an den meisten Stellen aber noch nicht einordnen oder verstehen kann, sodass dadurch immer wieder die Neugier geweckt wird. Ferner gibt es im Verlauf der Handlung mehr als eine Szene, in der die Spannung schon beinahe greifbar ist und man nicht aufhören kann zu lesen, ehe man nicht weiß, dass das Quartett wieder in Sicherheit ist, zumindest für den Moment.
Zum Ende hin nimmt die Spannung dann noch einmal zu und es gelingt der Autorin den Leser nochmals zu überraschen und zu schockieren, obwohl man bereits glaubte alles zu wissen.

Das Besondere an diesem Jugendthriller ist aber vor allem, dass man die ganzen Hinweise mit den vier Freunden zusammen entdeckt. Gemeinsam mit ihnen setzt man die einzelnen Puzzleteile zusammen und entschlüsselt so schließlich das Rätsel. Man hat nie das Gefühl, ihnen weit voraus oder überlegen zu sein, sodass das Buch auf für ältere Leser sehr gut geeignet ist. Und wenn einem dann doch mal selbst ein Licht aufgeht, also schon bevor man es gelesen hat, spricht es nur wenige Zeilen später auch Tory oder einer der Jungs aus.

Positiv hervorzuheben ist auch noch der Umstand, dass das Buch vollkommen in sich abgeschlossen ist. Es wird zwar eine Fortsetzung geben, diese wird sich aber sehr wahrscheinlich mit einem völlig neuen Fall beschäftigen, sodass man den Vorgänger nicht zwangsläufig gelesen haben muss.

Fazit

Virals ist ein wirklich fesselnder Jugendthriller, an dem auch ältere Leser ihre Freude haben werden. Das Geschichte um die vier Insulaner Tory, Ben, Hi und Shelton ist nicht einfach nur spannend sondern atemberaubend, bis zum Schluss. Die Protagonisten, allen voran natürlich die Erzählerin Tory, sind sehr sympathisch und man fiebert mit ihnen mit.

Sogar Leser, bei denen Thriller sonst nicht zum bevorzugten Genre gehören, kommen hier auf ihre Kosten und werden von der Handlung mitgerissen. Nach der letzten Seite bleibt eigentlich nur noch eine Frage offen: Wann erscheint der nächste Teil?





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