[Rezension] Der Junge aus dem Meer

19. Juni 2011 | 21:02 | Gelesen

Titel: Der Junge aus dem Meer
Autorin: Aimee Friedman
Originaltitel: Sea Change
Erstveröffentlichung: 2009
Übersetzer: Andreas Brunstermann


Wissenswertes

Der Junge aus dem Meer ist das neueste Buch der us-amerikanischen Jugendbuchautorin Aimee Friedman, die in Queens, New York, geboren und in einem Apartement voller Bücher aufgewachsen ist. Ihre erste Geschichte schrieb sie im Alter von fünf Jahren und arbeitete nach dem Studium als Kinderbuchlektorin – ein Beruf, den sie bis heute liebt und ausübt.

Ihr erster von heute bislang sechs Romanen, South Beach, erschien 2005 und wurde gleich zu einem New York Times Bestseller. Heute lebt, arbeitet und schreibt die renommierte Autorin in Manhattan.

Als sie Der Junge aus dem Meer schrieb, hatte sie keine Fortsetzung dazu geplant. Auf die häufige Nachfrage antwortet sie jedoch, dass sie für die Zukunft auch nicht gänzlich außer Frage stünde.

Inhalt

Ursprünglich sollte die 16-jährige Miranda ihr Praktikum am Museum of Natural History beginnen, sobald die Schule beendet war. Aber der Tod ihrer Großmutter Isadora hatte dies geändert, denn sie hat ihrer jüngsten Tochter Amelia überraschenderweise das Ferienanwesen auf Selkie Island hinterlassen, obwohl sie schon seit Jahren zerstritten waren. Deswegen verbringt Miranda nun die ersten Wochen ihrer Ferien auf dieser von Mythen umrankten Insel, anstatt das Praktikum in New York anzutreten, um ihrer Mutter Amelia bei den Nachlassangelegenheiten zu helfen. Zusammen wollen sie das alte Haus, in der ihre Mutter früher jeden Sommer verbracht hat, wieder auf Vordermann bringen und es komplett entrümpeln um es schließlich zum Verkauf anbieten zu können.

Dieses Ziel rückt jedoch schon bald immer mehr in den Hintergrund als ihre Mutter die ganzen Leute wieder trifft, mit denen sie als Kind und Jugendliche jeden Sommer zusammen war, darunter auch ein Mann, zu dem Amelias Beziehung über bloße Freundschaft hinaus ging. Obwohl sie anfangs behauptet hatte, von ihnen eher genervt zu sein, scheint sie es nun zu genießen Zeit mit ihnen zu verbringen und ist wie ausgewechselt.

Miranda hingehen soll sich mit den anderen Töchtern von Amelias Freundinnen anfreunden und sogar noch verkuppelt werden. Dabei hat sie im Moment gar kein wirkliches Interesse an einem Sommerflirt, denn die Wunden der Trennung von ihrem Freund sind noch nicht richtig verheilt.

Doch dann trifft sie bei einem Strandspaziergang den mysteriösen und gut aussehenden Leo, der ihr von da an nicht mehr aus dem Kopf geht. Er, der ganz offensichtlich von der Insel stammt und keine Beziehung zu den reichen Jugendlichen hat, die hier nur ihre Sommer verbringen, ist für Miranda viel anziehender und scheint eher ihre Interessen zu teilen. Aber auch er ist so geheimnisvoll wie Selkie Island …

Kritik

Der Junge aus dem Meer ist ein wundervolles Jugendbuch mit einer tollen Liebesgeschichte, die sich vor allem als Sommer- bzw. Urlaubslektüre eignet, insbesondere wenn man selbst gerade am Strand liegt und auf das Meer hinaus blickt.

Von Anfang an wird man darauf aufmerksam gemacht, dass Selkie Island keine gewöhnliche Insel ist, sondern viele Geheimnisse und Legenden beherbergt. Bereits auf ihrer Überfahrt mit der Fähre wird Miranda geraten, sich vor Seeschlangen und anderen Ungeheuern in Acht zu nehmen. Schon das erste Kapitel, das als eine Art Einführung dient, macht daher Lust auf mehr und weckt das Interesse des Lesers, denn man möchte natürlich wissen, was es mit diesen Mythen auf sich hat und ob vielleicht sogar etwas Wahres daran ist.

Miranda, aus deren Perspektive die Handlung auch geschildert wird, ist eine sehr sympathische Protagonistin. Im Gegensatz zu den anderen Töchtern wohlhabender Eltern auf Selkie, interessiert sie sich nicht nut für ihr Aussehen. Man kann daher sehr gut nachvollziehen, dass sie sich eher zu dem von der Insel stammenden Leo hingezogen fühlt, der nicht an ihrem Stammbaum, sondern an ihr selbst interessiert ist.
Sie steht mit beiden Beinen auf dem Boden und glaubt nur an das, was sie sieht; für alles muss es eine logische Erklärung geben. Deswegen glaubt sie auch nicht an die Legenden von Ungeheuern wie dem Kraken um Selkie Island. Sie hält sie für Erfindungen von Seefahrern und Geschichten um Touristen anzulocken. Selbst als sie im Arbeitszimmer ihrer Großmutter auf ein Buch zu diesem Thema stößt und ihr die Anzeichen für die Existenz von Meerwesen, die in diesem Buch beschrieben werden, immer häufiger begegnen, weigert sie sich daran zu glauben.
Doch während ihrer Zeit auf der Insel macht Miranda auch eine große Entwicklung durch. Sie wird offener für andere Dinge sowie andere Menschen. Sie erfährt mehr über ihre Mutter, ihre Großmutter und deren gemeinsame Vergangenheit, aber auch über sich selbst.

Diese Veränderung hat auch sehr viel mit Leo zu tun und ist sehr schön zu beobachten. Nachdem sie sich vor den Ferien wegen eines bestimmten Ereignisses, das zu Beginn nur angedeutet wird, sehr verschlossen hatte, blüht sie in seiner Gegenwart wieder auf und lässt sich auch mal fallen. Er zeigt ihr, dass nicht nur Naturwissenschaften, sondern zur Abwechslung auch mal andere Dinge wie z.B. Literatur, interessant sein können.

Dass Leo sehr geheimnisvoll ist und man merkt, dass er vor Miranda etwas verbirgt, tut seiner Sympathie keinen Abbruch. Man spürt, dass Miranda ihm wirklich etwas bedeutet und sie nicht nur ein Sommerflirt für ihn ist, wie sie anfangs befürchtet hatte. Er versteht Miranda und findet sie auch dann noch schön, wenn ihre Haare nicht zu Recht gemacht sind und sie ihren Pyjama trägt. Obwohl Miranda schon einmal einen Freund hatte, erfährt sie erst durch Leo was Liebe ist und wie es sich anfühlt, begehrt zu werden.

Durch die Ich-Perspektive spürt man auch als Leser förmlich die Funken sprühen und die Schmetterlinge im Bauch, was diese Erzählung der ersten Liebe zu etwas ganz besonderem macht. Außerdem bietet sie mal eine willkommene Abwechslung, denn Meerwesen sind bisher noch nicht allzu häufig in solchen Jugendbüchern vorgekommen. Abgesehen davon steht das paranormale Element hier auch gar nicht so sehr im Mittelpunkt wie in ähnlichen Büchern.

Der Schreibstil von Aimee Friedman ist sehr malerisch und bildhaft. Man kann sich die Insel und die Atmosphäre, die sie umgibt, sehr gut vorstellen. Das gleiche gilt für die einzelnen Szenen, sowohl zwischen Miranda und Leo als auch zwischen Miranda und ihrer Mutter oder anderen Figuren.

Das Ende ist schön, aber leider auch relativ offen gehalten und lässt den Leser nur mit einer vagen Andeutung über die Zukunft von Miranda und Leo zurück.

Fazit

Der Junge aus dem Meer ist eine ideale Sommerlektüre für alle, die gern romantische Geschichten von der ersten großen Liebe lesen und dabei die Schmetterlinge im Bauch spüren möchten. Miranda und Leo haben eine einzigartige Beziehung, die, trotz der kurzen Zeit, die sie nur miteinander verbringen können, von Höhen und Tiefen geprägt ist, und die man nur zu gern miterlebt.





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