[Rezension] Nox – Das Erbe der Nacht

26. September 2010 | 20:43 | Gelesen

Titel: Nox – Das Erbe der Nacht
Autor: Michael Borlik
Originaltitel: Nox – Das Erbe der Nacht
Erstveröffentlichung: 2010
Übersetzer: Originalsprache


Wissenswertes

Nox – Das Erbe der Nacht ist das neueste Jugendbuch des deutschen Autors Michael Borlik. Im Gegensatz zu den meisten anderen neueren Jugendbüchern handelt es sich dabei jedoch nicht um den ersten Teil einer Serie, sondern steht für sich allein.

In Nox – Das Erbe der Nacht hat Michael Borlik eine Welt nach einem furchtbaren Krieg zwischen Engeln und Dämonen erschaffen, in der nun nicht mehr nur Menschen die Erde bewohnen, sondern auch die so genannten Kinder der Nacht: Vampire, Werwölfe und Hexen.

Inhalt

Vor einem halben Jahrhundert wurde der ewig währende Krieg zwischen Engeln und Dämonen durch den Dämonenfürst Asmodis in die Welt der Menschen hinaus getragen, als dieser ein Portal zwischen den Dimensionen öffnete. Je länger dieser Krieg andauerte, desto ähnlicher wurden die Engel und Dämonen den Menschen und lernten menschliche Gefühle kennen. So geschah es, dass der Engel Lilith sich in den Dämon Lucius verliebte. Durch die Vermischung ihres Blutes gelang es Lilith, neues Leben zu erschaffen. So entstanden die Kinder der Nacht: Vampire, Werwölfe und Hexen.
Nachdem der Krieg durch die Zerstörung des Dämonenportals endlich ein Ende gefunden hatte und alle Dämonen vernichtet waren, verschwanden die Engel wieder in den Himmel. Die Kinder der Nacht blieben aber zurück und so drohte ein neuer Krieg auszubrechen zwischen ihnen und den Menschen. Dieser konnte jedoch im letzten Moment verhindert werden und es kam zu einem Bündnis zwischen den Kindern der Nacht und den Menschen: der Rat der Nox. Dieser sollte fortan den Frieden zwischen den beiden Völkern sichern, was ihm lange Zeit auch gelang.

Doch vor 17 Jahren machte die Hexe Evelyn Gramstone eine Prophezeiung, deren Erfüllung einen erneuten Krieg herauf beschwören würde: Die Rückkehr von Lilith.

Um das zu verhindern, machte der Rat der Nox jahrelang Jagd auf die Hexe Gramstone, die es mit Hilfe von schwarzer Magie schaffte, sich mit einem Vampir zu paaren, sodass sie eine Tochter gebar, die halb Vampir und halb Hexe ist. Ihre Enkelin Tara soll dann die Prophezeiung erfüllen, indem sie das Kind eines Werwolfs austrägt, sobald sie alt genug dafür ist und dadurch alle drei Blutlinien vereint. Aus diesem Grund machte der Rat der Nox von ihrer Geburt an auch Jagd auf Tara.

Ihre Eltern, die sich nach der Prophezeiung von Evelyn abgewandt hatten, schafften es jedoch immer wieder den Kopfgeldjägern des Rates zu entkommen. Erst nachdem dieser 10 Jahre später schließlich Evelyn Gramstone zu fassen bekam und sie verbrannte, wurde das Kopfgeld auf Tara aufgegeben.
Von da an konnte Tara ein einigermaßen normales Leben führen, zumindest solange bis jemand herausfand, wer sie wirklich war und sie mit ihren Eltern umziehen musste.

Nun, sieben Jahre später, ist ihre Großmutter jedoch zurückgekehrt und die wieder auflebende Angst vor der Prophezeiung macht Tara erneut zum Ziel der Kopfgeldjäger des Rates …

Kritik

Nox – Das Erbe der Nacht ist ein wirklich gelungener Fantasy-Roman, indem die verschiedenen Wesen geschickt miteinander verbunden werden, ohne dass es überladen wirkt. Die Idee, dass Vampire, Werwölfe und Hexen das Resultat der Liebe zwischen einem Engel und einem Dämon sein sollen, ist interessant und vor allem außergewöhnlich.
Einige von ihnen bleiben nur unter sich, andere Leben unerkannt unter den Menschen, wodurch es auch zu Vermischungen zwischen ihnen kommt.
Es gibt Menschen und Kinder der Nacht, die sich gegenseitig verabscheuen, aber auch solche, die sich tolerieren. In der Welt, die Michael Borlik erschuf, gibt es also die gleichen Probleme, mit der auch unsere Gesellschaft zu kämpfen hat: Hass und Intoleranz auf Grund von Eigenschaften, mit denen man geboren wurde, die jedoch nichts über den Charakter einer Person aussagen.

Der Autor hat viel Zeit und Energie in die verschiedenen Figuren investiert, die alle tiefgründig und sehr unterschiedlich sind. Tara macht von allen Charakteren im Laufe des Romans dabei wohl die größte Entwicklung durch. Anstatt sich nur zu verstecken will sie gegen ihr Schicksal ankämpfen und es selbst bestimmen. Nachdem sie ihr Leben lang versucht hat jemand zu sein, der sie nicht ist, findet sie dabei zu sich selbst und entwickelt ungeahnte Kräfte. Indem sie schließlich akzeptiert, wer und vor allem was sie ist, findet sie zu ihrer Stärke und ist bereit zu kämpfen.

Dabei bekommt sie Hilfe von Sky, Danny und Taylor, die sie auf ihrem Weg begleiten und gemeinsam mit ihr die Erfüllung der Prophezeiung verhindern wollen. Jeder von ihnen hat bereits schwere Schicksalsschläge hinnehmen müssen und wurde in irgendeiner Form verstoßen. Zusammen finden sie zum ersten Mal heraus, was es heißt, akzeptiert zu werden und was Freundschaft bedeutet. Mit der Zeit werden sie zu einem Team, das sogar nach dem schweren Verrat von einem von ihnen wieder zueinander findet und zusammen hält. Die Freundschaft dieser vier Charaktere macht das Buch wirklich zu etwas ganz besonderem.
Neben der Freundschaft lernen die Figuren untereinander auch die Liebe kennen, wodurch sie sich ebenfalls verändern. Auf Sky trifft das besonders zu, denn er hatte bisher wohl am längsten mit Ablehnung zu kämpfen. Aber auch Taras Charakter wird durch ihre Liebe stark beeinflusst. Einerseits hat sie Angst ihre Gefühle zuzulassen, andererseits hat sie es aber auch satt die Prophezeiung über ihr Leben bestimmen zu lassen. Aus dieser Liebe schöpft sie später die Kraft endlich selbst zu entscheiden.

Nach einer kurzen Einführung über den Krieg zwischen Engeln und Dämonen sowie der Prophezeiung, lernt der Leser Tara kennen und erfährt etwas über sie und ihre jahrelange Flucht vor den Kopfgeldjägern. Gleich darauf wird man mit der Rückkehr von Evelyn Gramstone konfrontiert und Tara muss sich entscheiden, ob sie einfach fliehen oder sich gegen ihre Großmutter wehren will. Anfangs wird sie nur von Sky begleitet, Danny und Taylor stoßen erst etwas später dazu.
Im Verlauf der Geschichte nimmt die Handlung stetig an Spannung zu und der Autor überrascht mit ein paar unerwarteten Wendungen, wie z.B. dem Verrat einer Hauptfigur. Auf dem Weg von Tara und ihren Freunden begegnen ihnen verschiedene Kreaturen, die alle ihre eigenen Pläne verfolgen. Nach und nach werden einige Geheimnisse gelüftet, vieles wird klarer und das Ziel, das die Gruppe am Anfang verfolgt hat, wandelt sich völlig durch die verschiedenen Informationen, die sie sammeln.
Zum Ende hin nimmt die Spannung dann noch einmal zu und der finale Kampf sowie Taras Rolle darin wartet mit einigen Überraschungen auf. Der Abschluss der Geschichte ist für den Leser dann mehr als zufrieden stellend.

Der Schreibstil von Michael Borlik ist sehr bildhaft und lässt sich flüssig lesen. Die Dialoge, vor allem die Streitgespräche zwischen Tara und Sky, sind sehr realistisch und glaubwürdig. Kraftausdrücke und Jugendsprache wird eher selten verwendet und wenn, dann nur an passenden Stellen.

Der überwiegende Teil der Handlung wird von Tara als Ich-Erzählerin geschildert, sodass man sie und ihre Gefühle am Besten kennen lernt. Ein paar Kapitel werden jedoch auch aus anderen Perspektiven erzählt, wie z.B. aus der Sicht von Gramstone. Dadurch lernt man auch die Handlungen und Motive anderer Personen kennen, sodass man teilweise schon etwas mehr über deren Beweggründe weiß als Tara und ihre Freunde. So kann man schon über gewisse Dinge spekulieren, ehe die vier Freunde davon erfahren.
Durch die besondere Gestaltung des Buches in weiße und schwarze Seiten, weiß man immer sofort, wann die Perspektive gewechselt wird. Auf den weißen Seiten wird der Weg von Tara beschrieben, während die schwarzen Seiten für die anderen Charaktere vorbehalten sind.
Diese Perspektivwechsel sorgen an einigen Stellen außerdem noch für zusätzliche Spannung, z.B. wenn die Geschichte um Tara und ihre Freunde an einer sehr spannenden Stelle unterbrochen wird und dann zunächst aus der Sicht einer anderen Figur und an einem anderen Schauplatz berichtet wird.

Fazit

Nox – Das Erbe der Nacht ist ein wirklich fesselndes Fantasy-Abenteuer, das den Leser nicht nur unterhält und mitfiebern lässt, sondern auch ein wenig Kritik an unserer Gesellschaft übt und dadurch zum Nachdenken anregt. Außerdem zeigt Michael Borlik wie bedeutend Freundschaft ist und wie wichtig es ist, dass man sich so akzeptiert, wie man ist und selbst über sein Leben bestimmt.

Absolut empfehlenswert!





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