[Rezension] Tochter der Träume

16. Juni 2010 | 14:15 | Gelesen

Titel: Tochter der Träume
Autorin: Kathryn Smith
Originaltitel: Before I Wake
Erstveröffentlichung: 2008
Übersetzerin: Regina Schneider


Wissenswertes

Tochter der Träume ist der erste Band der Nightmare Chronicles von Kathryn Smith.

Es handelt sich dabei um eine Fantasyserie mit erotischen Elementen und erzählt die Geschichte von Dawn Riley, einer Frau, die halb Mensch und halb Traumwesen ist.

Inzwischen ist noch ein zweiter Band erschienen. Ob es noch einen dritten geben wird ist derzeit jedoch noch ungewiss, da sich die Serie in den USA nicht allzu gut verkauft hat.

Inhalt

Als Dawn Riley in einem Drogeriemarkt eines Tages von einem fremden Mann plötzlich als Traumfrau bezeichnet wird, kann sie ihren Ohren kaum trauen. Damit hat dieser Mann nämlich ausgesprochen, was Dawn wirklich ist und dieses Geheimnis hütet sie schon seit Jahren.
Dawn ist keine gewöhnliche Frau, sie ist nicht einmal ein Mensch bzw. nur zur Hälfte. Als Tochter von Morpheus, dem Gott der Träume, ist sie zur anderen Hälfte ein Traumwesen und damit die auch die einzige ihrer Art. Außer ihr selbst kennen das Geheimnis um ihre Existenz jedoch nur ihre Mutter und Morpheus, zumindest bis jetzt, denn dieser Mann hat sie offensichtlich erkannt, was sie sich jedoch nicht erklären kann.
Schon als Kind wandte sie sich von ihrem leiblichen Vater und der Traumwelt ab, nachdem sie erkannte, was sie für Fähigkeiten hat und was sie anderen damit in deren Träumen antun kann. Außerdem kann sie ihrer Mutter den Verrat an ihrem Vater bzw. dem Mann, der sie aufzog und ihr Studium finanzierte, nicht verzeihen. Sie ist die einzige, die weiß, dass ihre Mutter nicht in ein seltsames Koma gefallen ist, sondern sich freiwillig in einen Schlaf begeben hat um mit Morpheus zusammen sein zu können und damit aus freien Stücken auch Dawns Geschwister ohne ein Wort des Abschieds verlassen hat.

Seitdem hat sie den Kontakt zu ihren beiden leiblichen Eltern vollständig abgebrochen und versucht ein normales Leben zu führen. Sie hat Psychologie studiert und arbeitet als Schlaftherapeutin in einem Schlaf- und Traumforschungsinstitut in New York, wo sie den Menschen zu gutem Schlaf verhelfen will.

Als immer mehr Menschen auf unerklärliche Weise im Schlaf sterben und Dawn sowie Noah Clarke, ein Patient zu dem sie sich besonders hingezogen fühlt, in ihren Träumen von einem Dämon namens Karatos angegriffen werden, ist sie gezwungen wieder Kontakt zu ihrem Vater aufzunehmen. Um weitere Angriffe und Todesopfer zu verhindern kehrt sie in die Traumwelt zurück um Morpheus um Hilfe zu bitten. Als König der Traumwelt gehört es schließlich zu seinen Aufgaben die Menschen vor solchen Gefahren zu beschützen.

Morpheus willigt ein, sich um Karatos zu kümmern, stellt jedoch eine Bedingung: Dawn soll endlich akzeptieren, was sie ist – eine Wächterin der Traumwelt – und lernen mit ihren Fähigkeiten umzugehen. Da sie keine andere Wahl hat, lässt sie sich schließlich auf den Deal ein und kehrt von da an jede Nacht in die Traumwelt zurück um sich weiter zu entwickeln.

Die Suche nach Karatos ist jedoch wesentlich schwieriger als von Morpheus gedacht und seine Angriffe auf Noah und andere Menschen lassen nicht nach. Kann Dawn schnell genug lernen ihre Fähigkeiten zu beherrschen um sich und Noah, zudem sie langsam eine Beziehung aufbaut, zu beschützen und Karatos zu vernichten?

Kritik

Kathryn Smith versteht es von Anfang an Spannung aufzubauen. Ohne Einführung konfrontiert sie den Leser sofort mit der Tatsache, dass Dawn kein richtiger Mensch ist und weckt damit Interesse. Erst nach und nach klärt sie auf, wer oder was Dawn ist und was es damit auf sich hat. Dabei ist die Idee, dass es sich bei der Traumwelt um eine reale Welt handelt, die die Menschen nur in ihren Träumen betreten können, wenn auch nicht alle in gleicher Weise, und in der es verschiedene Traumwesen gibt besonders originell. Träume sind also nicht immer nur Erlebnisse, die das Unterbewusstsein im Schlaf verarbeiten will. Sie können auch reale Geschehnisse in einer anderen Welt sein.

Die verschiedenen Charaktere sind nicht nur sympathisch, sondern wirken auch sehr real.
Dawn ist wohl eine der natürlichsten Romanfiguren überhaupt. Mit Kleidergröße 42 hat sie keine Modelfigur. Sie gehört nicht zu den Frauen, die immer nur Salat bestellen und ist auch nicht immer total selbstbewusst. Wie viele andere hat auch sie Selbstzweifel und ist manchmal unzufrieden mit ihrer Figur. Gleichzeitig bemitleidet sie sich jedoch nicht selbst, sondern ist stark, manchmal auch selbstironisch und kann sich durchsetzen.
Auch die Darstellung von Dawns Gefühlen gegenüber ihrer Familie, insbesondere ihrer Mutter wirken echt. Sie ist hin und her gerissen. Einerseits liebt sie ihre Mutter und weiß auch, dass sie geliebt wird. Andererseits kann sie es ihr nicht verzeihen, dass sie sie und ihre Geschwister für Morpheus verlassen und ihren Vater betrogen hat.

Noah ist ebenfalls ein sehr sympathischer und lebensnaher Charakter, denn er hat sowohl Stärken als auch Schwächen. Manchmal ist er eher schweigsam und gibt nicht besonders viel über sich Preis, vor allem was seine Vergangenheit betrifft. Außerdem ist er ziemlich stolz und will Dawn vor Karatos beschützen und nicht umgedreht von ihr beschützt werden. Er hat aber auch eine sehr liebevolle Seite und gibt Dawn das Gefühl begehrt zu werden. Er akzeptiert, was sie ist und dass er auch auf ihre Hilfe angewiesen ist, wenn er Karatos loswerden will.

Beide sind temperamentvoll und dickköpfig, wodurch es häufig zu Streits kommt. Wegen ihrer Gefühle füreinander schaffen sie es aber immer wieder sich zusammen zu raufen und lernen langsam, einander zu vertrauen und sich dem anderen gegenüber zu öffnen.

Immer wieder schafft es die Autorin neues Interesse zu wecken die Spannung durch überraschende oder schockierende Ereignisse konstant aufrecht zu erhalten. Viele Momente sind absolut unvorhersehbar, wie z.B. die Szene, in der Karatos sich heimlich in Dawns Traum einschleicht und sich als Noah ausgibt, was sie nicht sofort bemerkt. Auch der Plan, den Karatos mit Noah hat, bleibt ein Mysterium bis dem Leser kurz vor Schluss die schockierende Absicht offenbart wird.
Auf den letzten 150 Seiten wird die Handlung schließlich immer spannender. Man kann das Buch gar nicht aus der Hand legen bis man endlich weiß, ob es Dawn gelingt Karatos zur Strecke zu bringen und Noah sowie sich selbst zu retten. Der finale Kampf ist dabei besonders gut gelungen.

Der Schreibstil von Kathryn Smith ist sehr beschreibend und detailliert, aber liest sich trotzdem flüssig. Besonders gut gelingt ihr die Darstellung der Atmosphäre in den verschiedenen Szenen sowie die Beschreibung der Traumwelt. Auch die Anziehung zwischen Noah und Dawn und ihre Gefühle füreinander beschreibt sie sehr gut.
An den ziemlich detaillierten, erotischen Szenen merkt man zwar, dass es sich definitiv nicht um ein Jugendbuch handelt. Im Gegensatz zu vielen anderen Autoren verzichtet Kathryn Smith jedoch auf zu viele Metaphern, sodass diese Momente weder zu kitschig noch lächerlich wirken. Außerdem rückt sie diese Szenen auch nicht zu sehr in den Vordergrund, sondern setzt sie gezielt an passenden Stellen ein.

Fazit

Insgesamt ist Tochter der Träume ein wirklich gelungener Auftakt zu einer tollen Serie.
Die Idee einer realen Traumwelt ist äußerst interessant und bietet Abwechslung. Man erfährt zwar einiges über die Traumwelt mit Morpheus als Herrscher, aber auch nicht alles, sodass diese auf jeden Fall Stoff für weitere Bände bietet.
Das gleiche gilt für die Beziehung zwischen Dawn und Noah, die wunderbar zusammen passen und beide absolut sympathische, vor allem aber natürliche Charaktere sind.
Es passiert so viel, dass es nie langweilig wird und immer spannend bleibt.

Obwohl das Buch in sich abgeschlossen ist, möchte man nach dem Ende sofort zum zweiten Band greifen um einfach noch mehr von Noah und Dawn zu lesen.





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