[Rezension] Wörter mit L

31. Mai 2019 | 17:48 | Gelesen

Titel: Wörter mit L
Autorin: Tamara Bach
Originaltitel: Wörter mit L
Erstveröffentlichung: 2019
Übersetzer: Originalsprache


Wissenswertes

Wörter mit L ist das erste Kinderbuch der deutschen Autorin Tamara Bach, die in Limburg an der Lahn geboren wurde, für ihr Studium jedoch nach Berlin zog, wo sie heute noch immer lebt. Ihre Jugendbücher wurden bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem auch mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis.

Inhalt

Normalerweise sind die elfjährige Pauline und ihre beste Freundin Natascha unzertrennlich. Doch letztere hat neuerdings ständig Leonie im Schlepptau und statt über die wirklich interessanten Dinge zu sprechen, unterhalten sie sich plötzlich andauernd über irgendwelche Jungs. Pauline versteht die Welt nicht mehr. Was ist an Tristan und ihren anderen Mitschülern auf einmal so spannend? Zu allem Überfluss soll nun auch noch ihre eigene Mutter verliebt sein, das behauptet zumindest ihr Vater. Aber in wen? Und was bedeutet das für Pauline?

Kritik

Wörter mit L ist aufgrund der Kürze zwar recht schnell gelesen und alles in allem ganz nett, vermag jedoch leider keine echte Begeisterung auszulösen.

Dafür könnte unter anderem der Schreibstil von Tamara Bach mitverantwortlich sein. Die Sätze sind oftmals entweder sehr lang oder extrem kurz und geradezu abgehackt, was mehrfach den Lesefluss hemmt. Auffällig ist zudem die teils merkwürdige Wortwahl, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Autorin sich hier für die Ich-Perspektive entschieden hat und die Protagonistin Pauline gerade einmal elf Jahre alt ist. Bei einigen Wörtern kann man sich insofern nur schwer vorstellen, dass Pauline diese nicht nur kennt, sondern sogar aktiv verwendet, beispielsweise bei der Bezeichnung ihres kleinen Bruders als „Krawallknoten“.

Darüber hinaus fühlt sich die Geschichte insgesamt nicht richtig abgeschlossen an, obschon einige Konflikte am Ende durchaus aufgelöst werden. Das könnte vielleicht daran liegen, dass der vermeintliche Höhepunkt kaum als solcher bezeichnet werden kann bzw. beim Lesen schlicht nicht als solcher empfunden wird. Die Handlung plätschert ohne spürbare Entwicklung vielmehr die meiste Zeit einfach so vor sich hin.

Interessant ist hingegen der Einblick in den Alltag eines Kinders, dessen getrennt lebende Eltern das gemeinsame Sorgerecht haben und das sogenannte Wechselmodell praktizieren. Pauline verbringt also die Hälfte der Woche bei ihrer Mutter und wohnt die andere Hälfte im Haushalt ihres Vaters. In der Realität ist die Umsetzung dieses Modells oft schwierig, bei Paulines Eltern funktioniert es allerdings relativ gut. Wenn die Eltern sich entsprechend gut verständigen und denselben Wohnort haben, scheint ein solcher Wechsel also durchaus möglich zu sein. Sehr schön ist auch die Art und Weise wie Pauline mit ihrem vierjährigen (Halb-)Bruder Jonathan umgeht. Abgesehen von ein paar harmlosen geschwisterlichen Neckereien ist Pauline sehr lieb zu ihm und die beiden sind wirklich süß zusammen.

Im Verlauf des Buches wird Pauline mit einigen, mehr oder weniger typischen Konflikten für Kinder ihres Alters konfrontiert, darunter die alltäglichen Schwierigkeiten des Lebens in zwei verschiedenen Haushalten, der erste große Streit mit der besten Freundin und ein neuer Mann an der Seite ihrer Mutter. Bei ihren Mitschülern setzt außerdem langsam aber sicher die Pubertät ein. Bei ihrer besten Freundin Natascha führt genau das eben dazu, dass diese anfängt sich für Jungs zu interessieren, während Pauline das ganze Drama noch gar nicht nachvollziehen kann. Unbeabsichtigt verletzt sie eines Tages Nataschas Gefühle, was zu einem großen Streit führt. Doch als Pauline ihre beste Freundin dringend braucht, finden sie schließlich schnell wieder zueinander. Darüber hinaus lernt Pauline den charmanten Lukas kennen und könnte Natascha daher vielleicht schon bald besser verstehen.

Mit ihrer Mutter kommt es zu Problemen, nachdem diese einen neuen Mann kennen gelernt hat und ihm nun langsam näher kommt. Dadurch vernachlässigt sie ihre Tochter nämlich ein wenig bzw. schenkt sie ihr nicht genügend Aufmerksamkeit als diese sich wegen des Streits mit Natascha an ihre Mutter wendet. Die Zurückweisung durch ihre Mutter verletzt Pauline sehr, deren Gefühle insoweit sehr authentisch und verständlich beschrieben werden. Bei einem solchen Start fällt es schwer der neuen Person im Leben ihrer Mutter aufgeschlossen gegenüber zu stehen. Zwar hat Pauline noch ihren Vater sowie ihre Stiefmutter Jette, diese und ihre Mutter Marlene sind jedoch sehr verschieden und so sehr die Elfjährige Jette mag, sehnt sie sich manchmal eben nach ihrer „richtigen“ Mutter. Sie hat auch „an Papa-Tagen manchmal Mamabedarf“, wie sie es selbst so schön formuliert, und es ist nicht in Ordnung von ihrer Mutter Pauline allein deshalb abzuwimmeln bzw. auf andere Tage zu verströsten, wenn diese sich mit einem aus ihrer Sicht ernsten Problem an ihre Mutter wenden will.

Positiv hervorzuheben sind abschließend noch die wunderbar illustrierten Kapitelanfänge. Dort befindet sich in der Regel eine kleine, dafür aber umso schönere Zeichnung, passend zur Handlung des jeweiligen Kapitels.

Fazit

Wörter mit L ist zwar keineswegs ein schlechtes Kinderbuch, allerdings auch keines, das besonders positiv aus der Masse heraussticht und wird nach dem Lesen daher vermutlich nicht allzu lange im Gedächtnis bleiben.





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