[Rezension] Das geheime Leben der Bäume

16. März 2019 | 23:55 | Gelesen

Titel: Das geheime Leben der Bäume
Autor: Peter Wohlleben
Originaltitel: Das geheime Leben der Bäume
Erstveröffentlichung: 2016
Übersetzer: Originalsprache


Wissenswertes

Das geheime Leben der Bäume ist ein Bildband zum erfolgreichen, gleichnamigen Sachbuch-Bestseller des Försters Peter Wohlleben, der schon als Kind Naturschützer werden wollte und nach seinem Studium der Forstwirtschaft mehr als zwei Jahrzehnte in der Landesforstverwaltung tätig war. Heute leitet er einen umweltfreundlichen Forstbetrieb in der Eifel und setzt sich für die Rückkehr der Urwälder ein.

Auf Das geheime Leben der Bäume folgten unter anderem die Sachbücher Das Seelenleben der Tiere und Das geheime Netzwerk der Natur, die inzwischen Menschen auf der ganzen Welt begeistert haben.

Inhalt

Dass Bäume ebenso wie alle anderen Pflanzen lebendige Wesen sind, lernt man bereits in der Schule. Was genau das eigentlich bedeutet, dürfte hingegen nur den wenigsten Menschen klar sein, da die meisten von uns sich zugegebenermaßen nicht wirklich intensiv mit diesem Thema beschäftigen. Dabei verfügen Bäume nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen über erstaunliche und ungeahnte Fähigkeiten, die man auf den ersten Blick nie vermuten würde. Bäume können beispielsweise tatsächlich miteinander kommunizieren, sie umsorgen ihren Nachwuchs sowie alte oder kranke Nachbarn und haben vermutlich sogar ein Gedächtnis, das ihnen unter anderem hilft sich rechtzeitig auf den Wechsel der Jahreszeiten vorzubereiten. Spätestens beim nächsten Waldspaziergang wird man Bäume also mit ganz anderen Augen sehen …

Kritik

Der Bildband zu Das geheime Leben der Bäume ist eine überaus gelungene Mischung, die den vollständigen Originaltext des informativen Sachbuchs gekonnt mit wundervollen Photographien kombiniert, die viele der Beschreibungen veranschaulichen.

Peter Wohlleben hat damit ein unfassbar faszinierendes und zugleich lehrreiches Buch geschrieben, das den Blick auf Bäume als Lebewesen bereits ab der ersten Seite grundlegend verändert. Wenn man sich zuvor noch nie näher mit dem Thema beschäftigt hat, kommt man aus dem Staunen ob der vielen Fähigkeiten und Verhaltensweisen der Bäume gar nicht mehr heraus. Gelegentlich sitzt man mit offenem Mund vor dem Buch und kann kaum glauben, was man da gerade liest, während man gleichzeitig das Bedürfnis entwickelt, das neu gewonnene Wissen sofort mit allen Freunden und Angehörigen zu teilen.

Dass Bäume Lebewesen sind, war einem natürlich schon davor bewusst; nicht jedoch das ganze Ausmaß dieses Umstandes. Bäume sind nämlich nicht einfach nur lebendige, sondern auch soziale Wesen, die etwas empfinden und sich im weitesten Sinne sogar „unterhalten“ können. Zumindest das dürfte wohl den wenigsten bekannt sein, da man sich darüber in der Regel einfach keinerlei Gedanken macht.

Manche Bäume werden zum Beispiel erst nach einem ganzen Jahrhundert (oder mehr) geschlechtsreif. Fällt man sie vorher, hatten sie also noch keine Möglichkeit sich fortzupflanzen und für Nachkommen zu sorgen. Hinzu kommt, dass aus den unzähligen, tausenden Samen, die ein Baum im Laufe seines Lebens produziert, ohnehin durchschnittlich nur ein einziger Sämling irgendwann zu einem richtigen Baum heranwächst.

Des Weiteren müssen Bäume ihre Umwelt wahrnehmen können und ein Gedächtnis haben, um den Wechsel der Jahreszeiten zu registrieren, der wiederum der Anstoß für bestimmte Prozesse innerhalb des Baumes ist. Zwar besteht jedes Jahr aus Frühling, Sommer, Herbst und Winter, der meteorologische/kalendarische Anfang stimmt aber nicht jedes Jahr mit den tatsächlichen Wetterverhältnissen überein, die für den Baum entscheidend sind.

Bäume sind in der Lage Angriffe von außen zu bemerken und entsprechende Abwehrmechanismen zu aktivieren, beispielsweise indem sie Giftstoffe in die Blätter leiten, damit diese nicht mehr schmecken. Zugleich warnen sie über Duftstoffe ihre Nachbarn vor den Feinden, damit diese es ihnen gleichtun. Außerdem sind mehrere Bäume der gleichen Art auch über ihre Wurzeln miteinander verbunden. Artgenossen versorgen sich so gegenseitig mit notwendigen Nährstoffen oder „stillen“ gar ihren Nachwuchs. Und das sind nur einige, wenige Beispiele der erstaunlichen Fähigkeiten von Bäumen.

Nicht weniger faszinierend ist der Wald als Ganzes, der ein eigenständiges, sich selbst regulierendes Ökosystem darstellt, bei dem eine Vielzahl von Spezies, sowohl Pflanzen als auch Tiere, zusammenarbeitet, sofern der Mensch die Natur sich selbst überlässt und nicht störend von außen eingreift. Viele menschliche Verhaltensweisen forstwirtschaftlicher und sonstiger Art beruhen letztlich auf unbegründeten Sorgen, weil man oft zu ungeduldig ist und über zu wenige Kenntnisse verfügt. Dabei erfüllt im Wald jeder Baum einen Zweck, sogar ein sterbender oder umgestürzter. Die Natur lässt nichts ungenutzt.

Peter Wohlleben schildert in vielen kurzen Kapiteln, die sich sehr angenehm lesen lassen, sowohl wissenschaftliche Erkenntnisse als auch eigene Beobachtungen. Der Autor ermöglicht dadurch einen umfassenden Einblick in diese spannende Materie, eröffnet dem Leser einen vollkommen neuen Blickwinkel und erweitert den Horizont. Zahlreiche Fußnoten führen zudem zu entsprechenden Quellenangaben, sodass man bei Bedarf noch mehr über bestimmte Forschungsergebnisse nachlesen kann. Zukünftig wird man also vielleicht etwas bewusster mit der Natur umgehen, denn diese anpassungsfähigen Wesen sind Tieren offenbar ähnlicher als gedacht und haben einen vergleichbaren Schutz bzw. ebenfalls ein artgerechtes Dasein verdient.

Im Gegensatz zum „einfachen“ Sachbuch enthält der wundervolle Bildband darüber hinaus natürlich viele großformatige und oftmals farbenprächtige Aufnahmen, die einen die Wunder der Natur bestaunen lassen und unheimlich Lust auf einen Waldspaziergang machen, durch den man ein paar solcher oder ähnlicher Bäume mit eigenen Augen betrachten kann. Die Bilder zeigen insbesondere wie vielseitig Bäume und Wälder sowie all seine Bewohner, tierische ebenso wie pflanzliche, sein können. Das Verhältnis zwischen Text und Photographien ist dabei sehr ausgeglichen, beides dürfte insgesamt jeweils etwa die Hälfte der Seiten beanspruchen.

Fazit

Der Bildband zu Das geheime Leben der Bäume ist ein großartiges Buch, das neues, faszinierendes Wissen über bislang vermutlich völlig unterschätzte Lebewesen vermittelt und dazu mit einer schönen Gestaltung sowie zahlreichen, wundervollen Aufnahmen punkten kann. Selbst wer sonst keine Sachbücher liest, sich aber grundsätzlich für die Wunder der Natur interessiert, sollte sich den Bildband (oder zumindest das Sachbuch) daher unbedingt näher anschauen.





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