Autor: Peter Wohlleben
Originaltitel: Das geheime Leben der Bäume
Erstveröffentlichung: 2016
Übersetzer: Originalsprache
Wissenswertes
Auf Das geheime Leben der Bäume folgten unter anderem die Sachbücher Das Seelenleben der Tiere und Das geheime Netzwerk der Natur, die inzwischen Menschen auf der ganzen Welt begeistert haben.
Inhalt
Kritik
Peter Wohlleben hat damit ein unfassbar faszinierendes und zugleich lehrreiches Buch geschrieben, das den Blick auf Bäume als Lebewesen bereits ab der ersten Seite grundlegend verändert. Wenn man sich zuvor noch nie näher mit dem Thema beschäftigt hat, kommt man aus dem Staunen ob der vielen Fähigkeiten und Verhaltensweisen der Bäume gar nicht mehr heraus. Gelegentlich sitzt man mit offenem Mund vor dem Buch und kann kaum glauben, was man da gerade liest, während man gleichzeitig das Bedürfnis entwickelt, das neu gewonnene Wissen sofort mit allen Freunden und Angehörigen zu teilen.
Dass Bäume Lebewesen sind, war einem natürlich schon davor bewusst; nicht jedoch das ganze Ausmaß dieses Umstandes. Bäume sind nämlich nicht einfach nur lebendige, sondern auch soziale Wesen, die etwas empfinden und sich im weitesten Sinne sogar „unterhalten“ können. Zumindest das dürfte wohl den wenigsten bekannt sein, da man sich darüber in der Regel einfach keinerlei Gedanken macht.
Manche Bäume werden zum Beispiel erst nach einem ganzen Jahrhundert (oder mehr) geschlechtsreif. Fällt man sie vorher, hatten sie also noch keine Möglichkeit sich fortzupflanzen und für Nachkommen zu sorgen. Hinzu kommt, dass aus den unzähligen, tausenden Samen, die ein Baum im Laufe seines Lebens produziert, ohnehin durchschnittlich nur ein einziger Sämling irgendwann zu einem richtigen Baum heranwächst.
Des Weiteren müssen Bäume ihre Umwelt wahrnehmen können und ein Gedächtnis haben, um den Wechsel der Jahreszeiten zu registrieren, der wiederum der Anstoß für bestimmte Prozesse innerhalb des Baumes ist. Zwar besteht jedes Jahr aus Frühling, Sommer, Herbst und Winter, der meteorologische/kalendarische Anfang stimmt aber nicht jedes Jahr mit den tatsächlichen Wetterverhältnissen überein, die für den Baum entscheidend sind.
Bäume sind in der Lage Angriffe von außen zu bemerken und entsprechende Abwehrmechanismen zu aktivieren, beispielsweise indem sie Giftstoffe in die Blätter leiten, damit diese nicht mehr schmecken. Zugleich warnen sie über Duftstoffe ihre Nachbarn vor den Feinden, damit diese es ihnen gleichtun. Außerdem sind mehrere Bäume der gleichen Art auch über ihre Wurzeln miteinander verbunden. Artgenossen versorgen sich so gegenseitig mit notwendigen Nährstoffen oder „stillen“ gar ihren Nachwuchs. Und das sind nur einige, wenige Beispiele der erstaunlichen Fähigkeiten von Bäumen.
Nicht weniger faszinierend ist der Wald als Ganzes, der ein eigenständiges, sich selbst regulierendes Ökosystem darstellt, bei dem eine Vielzahl von Spezies, sowohl Pflanzen als auch Tiere, zusammenarbeitet, sofern der Mensch die Natur sich selbst überlässt und nicht störend von außen eingreift. Viele menschliche Verhaltensweisen forstwirtschaftlicher und sonstiger Art beruhen letztlich auf unbegründeten Sorgen, weil man oft zu ungeduldig ist und über zu wenige Kenntnisse verfügt. Dabei erfüllt im Wald jeder Baum einen Zweck, sogar ein sterbender oder umgestürzter. Die Natur lässt nichts ungenutzt.
Peter Wohlleben schildert in vielen kurzen Kapiteln, die sich sehr angenehm lesen lassen, sowohl wissenschaftliche Erkenntnisse als auch eigene Beobachtungen. Der Autor ermöglicht dadurch einen umfassenden Einblick in diese spannende Materie, eröffnet dem Leser einen vollkommen neuen Blickwinkel und erweitert den Horizont. Zahlreiche Fußnoten führen zudem zu entsprechenden Quellenangaben, sodass man bei Bedarf noch mehr über bestimmte Forschungsergebnisse nachlesen kann. Zukünftig wird man also vielleicht etwas bewusster mit der Natur umgehen, denn diese anpassungsfähigen Wesen sind Tieren offenbar ähnlicher als gedacht und haben einen vergleichbaren Schutz bzw. ebenfalls ein artgerechtes Dasein verdient.
Im Gegensatz zum „einfachen“ Sachbuch enthält der wundervolle Bildband darüber hinaus natürlich viele großformatige und oftmals farbenprächtige Aufnahmen, die einen die Wunder der Natur bestaunen lassen und unheimlich Lust auf einen Waldspaziergang machen, durch den man ein paar solcher oder ähnlicher Bäume mit eigenen Augen betrachten kann. Die Bilder zeigen insbesondere wie vielseitig Bäume und Wälder sowie all seine Bewohner, tierische ebenso wie pflanzliche, sein können. Das Verhältnis zwischen Text und Photographien ist dabei sehr ausgeglichen, beides dürfte insgesamt jeweils etwa die Hälfte der Seiten beanspruchen.
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