[Rezension] Das Licht von Aurora

09. Juni 2016 | 23:08 | Gelesen

Titel: Das Licht von Aurora
Autorin: Anna Jarzab
Originaltitel: Tandem
Erstveröffentlichung: 2013
Übersetzer: Birgit Pfaffinger, Ulrike Brauns


Wissenswertes

Das Licht von Aurora ist der Auftakt zur ersten Serie der us-amerikanischen Autorin Anna Jarzab, die Englisch und Politikwissenschaft studierte, anschließend ihren Master in Literatur und Kreativem Schreiben machte und ihre Bücher am liebsten im Schlafzimmer schreibt.


Das Licht von Aurora ist zudem der erste Band einer Trilogie. Der zweite Teil, Tether, ist unter dem Titel Das Licht von Aurora – Im Schatten der Welten im Februar dieses Jahres bereits auf Deutsch erschienen. Der dritte Band, dessen Titel bisher nicht bekannt gegeben wurde, soll voraussichtlich noch in diesem Jahr in den USA erscheinen.

Inhalt

Die 16-jährige Sasha kann ihr Glück kaum fassen als Grant, der beliebteste Junge der Schule, in ihrer Lieblingsbuchhandlung auftaucht, sich mit ihr unterhält und sie schließlich sogar zum Abschlussball einlädt. Es wird ein perfekter Abend und sie ist drauf und dran sich Hals über Kopf in ihn zu verlieben – bis sich alles als Lüge entpuppt.

Der Junge, dem sie fälschlicherweise vertraut hat, ist in Wirklichkeit ein Unbekannter namens Thomas, der den Auftrag hatte sie zu entführen, weshalb sie sich plötzlich, wie eine ihrer Romanheldinnen, unfreiwillig in einer völlig unbekannten Welt – einem Paralleluniversum – wiederfindet. Aber warum wurde ausgerechnet sie ausgewählt? Und wie soll es ihr gelingen aus einer Parallelwelt, an deren Existenz sie bisher nicht einmal geglaubt hat, zu entkommen?

Kritik

Das Licht von Aurora ist der tolle und vielversprechende Auftakt einer faszinierenden Trilogie, die durch die Paralleluniversen sowie die Reisen dazwischen mit einem interessanten und vor allem neuen Thema, das man nicht schon zur Genüge kennt, aufwartet und so für ein wenig Abwechslung im Young Adult Genre sorgt.

Anna Jarzabs ungewöhnlicher Weltenentwurf ist gut ausgearbeitet und zumeist sehr anschaulich beschrieben, sodass man vor allem die verschiedenen Schauplätze bildlich vor Augen hat und sich alles gut vorstellen kann. Man freut sich darauf mehr über Aurora zu erfahren und herauszufinden, worin die Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede zur Erde bestehen und was sich nach dem letzten gemeinsamen Ereignis verändert hat. Zudem ist es eine spannende und zugleich beunruhigende Vorstellung irgendwo einen Analog zu haben, also dass es irgendwo einen anderen Menschen gibt, der einem zumindest äußerlich vollkommen gleicht. Es ist daher mehr als verständlich, dass einen der Anblick dieser Person im ersten Moment paralysieren oder verängstigen kann.

Sasha ist eine sympathische Heldin, mit der man von der ersten bis zur letzten Seite mitfiebert. Schon allein auf Grund ihrer Liebe zu Büchern im Allgemeinen, und Shakespeares ‚Was ihr wollt‘ im Speziellen, hat man sie sofort gern und kann sich gut mit ihr identifizieren. Des Weiteren ist sie sehr tapfer und schlägt sich wacker angesichts der Tatsache, dass sie entführt und auf einen anderen Planeten bzw. in ein Paralleluniversum verschleppt wurde. Sie ist entschlossen einen Weg zu finden um nach Hause zurückzukehren und gibt niemals auf.

Die Geschichte wird größtenteils aus der Sicht von Sasha geschildert, weshalb man ihre Gedanken und Gefühle am besten kennt. Zwischendurch gibt es darüber hinaus einzelne Szenen aus den Perspektiven von Juliana und Thomas. Dadurch erhält man kurze Einblicke in Geschehnisse, an denen Sasha nicht direkt beteiligt ist, und kann diese Figuren ebenfalls besser kennen lernen.
Im Hinblick auf Juliana sieht man als Leser zum Beispiel Ereignisse klar, die Sasha zunächst nur verschwommen in ihren Träumen wahrnimmt. Bei Thomas erfährt man mehr darüber, wie er wirklich denkt und fühlt, insbesondere in Bezug auf Sasha.

Da er ihr zu Beginn nur etwas vorgespielt hat um sie anschließend zu entführen, ist sie nach der Ankunft in Aurora verständlicherweise nicht gut auf Thomas zu sprechen. Als sie seine Motive erfährt, beginnt sie jedoch ihn zu verstehen und erkennt, dass er trotzdessen ein guter Mensch ist, der ansonsten immer aufrichtig zu ihr war. Sobald man ihm seinen ersten Betrug verziehen hat, mag man ihn darum auch als Leser sehr. Er hatte nur die besten Absichten und wird später von Schuldgefühlen geplagt, weil er Sasha angelogen und aus ihrer Welt gerissen hat. Deshalb will er sie letztlich auf jeden Fall wieder auf die Erde zurückbringen und beschützt sie solange mit seinem Leben.

Je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto stärkere Gefühle entwickeln sie nach und nach füreinander, was zu einer schönen und authentischen Liebesgeschichte führt. Es dauert zwar lange bis sie sich das selbst und später dem jeweils anderen eingestehen, das macht ihre Liebe allerdings nur glaubwürdiger, denn so weiß man immerhin, warum sich die beiden ineinander verlieben.

Die Handlung umfasst eigentlich nur wenige Tage, was einem wegen der vielen Ereignisse aber viel länger vorkommt, und ist von verworrenen politischen Zuständen, verdeckten Intrigen sowie Rätseln innerhalb des Schlosses geprägt. Was will die Königin erreichen? Was sind die wahren Absichten des Generals? Wer ist ein Verräter und hat Juliana zur Flucht verholfen? Was will der König seiner Tochter mitteilen? Was sind die Pläne und Ziele der Libertas?

Thomas ist nicht unbedingt naiv, doch auf Grund seiner eigenen Loyalität leider zu gutgläubig bzw. vertrauensselig, was die Ehrlichkeit und Vertrauenswürdigkeit der Personen betrifft, die ihm nahe stehen. Als Leser ist einem vor allem der General von Anfang an suspekt. Man weiß, dass er etwas im Schilde führt und man ihm daher nicht trauen darf. Im Gegensatz zu Julianas Stiefmutter, die einfach nur unsympathisch ist, flößt einem der General manchmal richtig Angst ein. Thomas kann sich hingegen erst nicht vorstellen, dass er ihn verraten und insgeheim andere Pläne haben könnte, in die er nicht eingeweiht ist.

Sashas Träume von Juliana sind ein faszinierendes Detail, die es ihr ermöglichen mehr über ihren Analog herauszufinden, beispielsweise was mit ihr passiert ist und wo sie sich aufhält. Davon abgesehen erfährt man nur sehr wenig über die Prinzessin und das, was man erfährt, lässt sie nicht sonderlich liebenswert erscheinen. Sie hatte gewiss kein leichtes Leben und man hat durchaus Mitgefühl für sie, aber das ist keine ausreichende Rechtfertigung dafür ihre Freunde, ihre Familie sowie ihr Land zu verraten und der Libertas etwas in die Hände zu spielen, über dessen Konsequenzen sie sich vermutlich nicht einmal im Klaren ist.

Der Wissenschaftler Mossie ist dagegen ein sehr liebenswürdiger Charakter, der sowohl Sasha als auch den Leser mit mehr Informationen versorgt und ihr und ihren Verbündeten hilft als sie ihn brauchen.

Prinz Callum ist ebenfalls eine Figur, die man schnell ins Herz schließt. Ihn trifft das gleiche Schicksal wie Juliana, im Unterschied zu ihr trägt er seine Pflicht jedoch mit Würde und versucht das Beste aus der vermeintlich ausweglosen Situation zu machen. Auch Callum scheint sich in Sasha zu verlieben, eine Dreiecksgeschichte entsteht dadurch allerdings nicht, da Sasha Callum zwar mag, ihre Gefühle aber nicht über Freundschaft hinausgehen. Nur der Prinz, der ebenso wenig Sashas wahre Identität kennt, weiß das leider noch nicht, weswegen er einem schon ein bisschen leid tut.

Daneben gibt es noch ein paar andere interessante Figuren, zum Teil mit zwei Gesichtern, über die man dann im zweiten Band hoffentlich mehr erfährt.

Zum Ende hin wird die Handlung noch einmal besonders spannend und man wird mit vielen Entwicklungen, aufregenden Wendungen und überraschenden Enthüllungen, unter anderem über Sashas Eltern, konfrontiert, mit denen man so nicht gerechnet hätte. Doch zum Glück ist die Geschichte nach der letzten Zeile noch lange nicht zu Ende und die Fortsetzung schon erschienen, denn nach diesem Schluss möchte man so schnell wie möglich wissen, was als nächstes geschieht – auch ohne richtigen Cliffhanger.

Fazit

Das Licht von Aurora ist ein echter Pageturner, der mit einer abwechslungsreichen Idee, sympathischen Figuren und einer spannenden Handlung überzeugen kann, deren offene Fragen einen am Ende sofort neugierig auf den weiteren Verlauf der Geschichte machen.





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