[Rezension] Das Mädchen mit dem Flammenherz

20. Juli 2013 | 14:44 | Gelesen

Titel: Das Mädchen mit dem Flammenherz
Autorin: Kady Cross
Originaltitel: The Girl in the Clockwork Collar
Erstveröffentlichung: 2012
Übersetzer: Jürgen Langowski


Wissenswertes

Das Mädchen mit dem Flammenherz ist die Fortsetzung der ersten Jugendbuchserie der us-amerikanischen Autorin Kathryn Smith, die ihre Jugendbücher allerdings unter dem Pseudonym Kady Cross veröffentlicht. Ihre neue Steampunk Romance Serie für Erwachsene erscheint unter dem Pseudonym Kate Cross, eine Urban Fantasy Reihe veröffentlicht sie als Kate Locke.

Das Mädchen mit dem Flammenherz ist der zweite Band der ursprünglich als Pentalogie geplanten, inzwischen aber wohl auf eine Trilogie reduzierten, Reihe The Steampunk Chronicles. Der dritte Teil ist vor kurzem unter dem Titel The Girl with the Iron Touch in den USA erschienen.

Auf Englisch gibt es außerdem noch eine nur als eBook erhältliche Vorgeschichte zum ersten Teil mit dem Titel The Strange Case of Finley Jayne. Anfang Juli ist zudem eine Novelle mit dem Titel The Dark Discovery of Jack Dandy erschienen und für November ist eine weitere mit dem Titel The Wild Adventure of Jasper Renn geplant.

Inhalt

Nachdem Jasper in London verhaftet und nach Amerika zurück gebracht wurde, machen Griffin, Finley, Sam und Emily sich ebenfalls auf den Weg nach New York um ihrem Freund zu helfen seine Unschuld zu beweisen. Schon kurz nach ihrer Ankunft müssen sie jedoch feststellen, dass Jasper gar nicht der Polizei überstellt wurde, die ihn ebenfalls sucht, sondern von Reno Daltons Handlangern verschleppt wurde. Der Gangsterboss will unbedingt die Maschine zurück haben, die Jas im vor seiner Flucht nach England gestohlen hat, und wenn dieser nicht tut, was er verlangt, muss seine Ex-Freundin Mei dafür bezahlen.

Um herauszufinden, was Jasper bei Dalton hält und wie sie ihm am besten helfen können, will Finley sich in die Verbrecherbande einschleusen. Doch als sie erfahren, was Dalton mit der Maschine vorhat, müssen sie nicht nur einen gemeinsamen Fluchtweg finden, sondern auch einen Weg Daltons finsteren Plan zu vereiteln …

Kritik

Das Mädchen mit dem Flammenherz ist eine fantastische Fortsetzung, die ihrem Vorgänger in nichts nachsteht, sondern mindestens genauso zu begeistern vermag wie schon Das Mädchen mit dem Stahlkorsett. Fans von Steampunk kommen wieder voll auf ihre Kosten und Kady Cross zeigt, dass ein Mittelteil nicht immer schwächeln muss.

Nicht alle, aber zumindest ein paar wichtige, wissenswerte Informationen aus dem ersten Band werden am Anfang des Buches noch einmal genannt, sodass einem der ansonsten etwas schwierige Einstieg ein wenig erleichtert wird. Es schadet jedoch auch nicht, wenn man die Geschehnisse noch im Hinterkopf hat, da es ein wenig dauert bis sich die Erinnerungslücken langsam wieder füllen.

Im zweiten Teil wird der Schauplatz von London nach New York verlagert, wodurch man nun erfährt, wie es Ende des 19. Jahrhunderts im Big Apple aussah und zuging, was unheimlich interessant ist. Dabei darf man aber natürlich nicht alles auf die Goldwaage legen und für bare Münze nehmen, denn wie es dem Genre entspricht vermischt die Autorin wahre Begebenheiten mit eigenen Ideen und eigentlich viel zu fortschrittlicher Technologie.

Die Geschichte ist wieder sehr fesselnd, wird allerdings nicht mehr direkt in verschiedene Handlungsstränge aufgeteilt, da Finleys Persönlichkeiten inzwischen miteinander verschmolzen sind, sondern dreht sich größtenteils um Jasper. Griffin, Sam, Emily und Finley, die von seiner Unschuld überzeugt sind, folgten ihm über den Atlantik um ihm zu helfen. Wer tatsächlich hinter Jaspers Entführung steckt und wo er sich befindet, finden sie relativ schnell heraus. Richtig schwierig wird es jedoch erst danach, denn um ihn zu befreien, müssen sie die Verbrecherbande von Reno Dalton infiltrieren, wobei sie sich zunächst nicht einmal wirklich sicher sind, ob Jasper überhaupt gegen seinen Willen festgehalten wird.
Dies ist der Fall und er wäre langst geflohen, wenn Dalton ihm nicht damit gedroht hätte die Menschen zu verletzten bzw. sogar zu töten, die er liebt. Obwohl er sehr gerührt ist, dass seine englischen Freunde ihm nachgereist sind, fühlt er sich nicht wohl dabei, weil er auch sie nicht in Gefahr bringen möchte. Nur leider lässt ihm Dalton keine Wahl, was die Frage aufwirft, warum das Gerät, das Jasper heimlich versteckt hatte, so wichtig für ihn ist. Wozu ist es gut und was hat er schreckliches damit vor?

Obwohl Kady Cross auf einen Ich-Erzähler verzichtet, kann man sich stets gut in die unterschiedlichen Charaktere hineinversetzen und die verschiedenen Blickwinkel ermöglichen es z.B. das Geschehen um Jasper schon zu verfolgen als die Truppe noch nicht zu ihm gestoßen ist. Dadurch weiß man auch von Anfang an, dass er nicht freiwillig bei Dalton bleibt und Finleys wahre Identität nie verraten würde.

Durch die Perspektiven von Griffin und Finley lernt man die Beiden nicht nur noch besser kennen, sondern erfährt so einiges über ihre Gefühle für den jeweils anderen. Im Grunde sind Beide ineinander verliebt, können es zu Beginn aber nicht einmal sich selbst, geschweige denn dem Gegenüber, eingestehen, sodass man nicht wirklich von einer Liebesgeschichte sprechen kann. Es ist trotzdem schön zu beobachten, wie eifersüchtig Griffin auf Jack Dandy ist, der in diesem Teil leider nur ein paar Mal erwähnt wird, jedoch nicht selbst in Erscheinung tritt, wie sie sich manchmal gegenseitig auf die Palme bringen können oder wie Finley ohne Rücksicht auf die Konsequenzen alles stehen und liegen lässt um bei Griffin zu sein, nachdem dieser schwer verletzt wurde.
Jeder von ihnen lernt außerdem viel über sich selbst und dass sie einander vertrauen müssen. Griffin erfährt mehr über seine Fähigkeiten in Bezug auf den Äther, Finley mehr über die dunkle Seite ihrer Persönlichkeit. Sie liebt Gefahr sowie Nervenkitzel und ist Gewalt in einigen Situationen nicht gerade abgeneigt, deshalb ist sie aber noch lange nicht so rücksichtslos und kaltblütig wie Dalton. Finley würde niemals einen unschuldigen Menschen einfach so ermorden nur um irgendetwas zu bekommen, das sie unbedingt haben will. Sie möchte auch auf keinen Fall im Gefängnis landen, was ihr allerdings erst in Handschellen so richtig bewusst wird.

Für ein wenig Romantik sorgen hingegen Sam und Emily, die ihre Gefühle füreinander nur selten mit Worten, dafür hingegen mit, teilweise sehr intim wirkenden, Gesten ausdrücken und manchmal einfach zu beneiden sind.

Da er im Mittelpunkt steht, lernt man Jasper natürlich ebenfalls besser kennen, wodurch man ihn nur noch mehr ins Herz schließt. Wenn es ihn im schlimmsten Fall nur das eigene Leben gekostet hätte, wäre Jasper sofort geflohen anstatt Dalton die Maschine zu beschaffen, doch er würde nie das Leben seiner Familie oder das von Mei aufs Spiel setzen, die der Anführer benutzt um Jasper zu erpressen. Leider wird er ausgerechnet von einer der Personen, die er um jeden Preis zu schützen versucht hat, schließlich verraten und es tut einem in der Seele weh zu sehen, wie diese Tat sein Herz bricht, auch wenn man es kommen sah.

Auf den letzten, noch einmal um einiges spannender werdenden Seiten, wird der Handlungsstrang um Jasper aufgelöst, sodass dieser Band nicht mit einem Cliffhanger endet. Den Abschluss der Reihe wird man sich trotzdem auf keinen Fall entgehen lassen, denn im Verlauf der Handlung wurde bereits angedeutet, dass eine weitere Gefahr im Verborgenen lauert, die es scheinbar auf Griffin abgesehen hat. Diesem Problem werden er und seine Freunde sich dann aber wieder in London stellen – hoffentlich nicht nur zu viert.

Fazit

Mit Das Mädchen mit dem Flammenherz hat Kady Cross eine tolle, humorvolle Fortsetzung geschrieben, die die Fans der Reihe genauso begeistern wird wie schon der Vorgänger. Vor allem die tiefe Freundschaft zwischen den sympathischen Hauptfiguren, der faszinierende Schauplatz, der ansprechende Schreibstil sowie die spannende Handlung machen das Buch zu einem wahren Vergnügen, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Diese Elemente sorgen auch dafür, dass man möglichst bald erfahren möchte, wie die Geschichte endet und man kann daher nur inständig hoffen, dass der Abschluss der Trilogie in nicht allzu ferner Zukunft ebenfalls auf Deutsch erscheint.





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