[Rezension] Enders

23. Juli 2013 | 23:55 | Gelesen

Titel: Enders
Autorin: Lissa Price
Originaltitel: Enders
Erstveröffentlichung: 2013
Übersetzerin: Birgit Reß-Bohusch


Wissenswertes

Enders ist die Fortsetzung des Debutromans der us-amerikanischen Drehbuchautorin Lissa Price, deren Vorgänger bisher bereits in über 30 Ländern erschienen ist.

Enders ist zudem der Abschluss der Dilogie, der in den USA erst im Januar kommenden Jahres erscheint.

Zusätzlich zu den Romanen gibt es mehrere Kurzgeschichten. Die erste, eine Art Vorgeschichte aus Michaels Perspektive, Porträt eines Starters, sowie die zweite, Porträt eines Marshals, die, wie der Titel schon sagt, aus der Sicht eines Marshals erzählt wird, sind inzwischen auch auf Deutsch erhältlich. Die dritte, Portrait of a Spore, ist im Juli exklusiv in der amerikanischen Taschenbuchausgabe von Starters erschienen, somit also bisher leider nicht einzeln verfügbar, und handelt von den Sporenkriegen. Im Dezember dieses Jahres soll außerdem noch eine vierte mit dem Titel Portrait of a Donor erscheinen.

Inhalt

Eigentlich möchte Callie einfach nur mit ihrem Bruder Tyler in Ruhe leben und die Body Bank sowie den Old Man endlich hinter sich lassen. Dazu müsste sie sich aber ihr ganzes Leben lang vor ihm verstecken, denn er will sie und ihren einzigartigen Chip, der sie töten lässt. Er schreckt vor nichts zurück um Callie in die Finger zu kriegen und ermordet sogar eine ahnungslose Chipträgerin nur um ihr zu zeigen, wozu er fähig ist.

Als er damit droht das Gleiche auch Michael oder sogar Tyler anzutun, wenn sie sich nicht fügt, will sie sich ihm ausliefern, ungeachtet der Konsequenzen. Doch in letzter Minute hindert sie jemand daran diesen Schritt zu tun. Jemand, der den Old Man genauso hasst wie Callie: sein Sohn.

Kritik

Mit Enders ist der Autorin Lissa Price ein toller Abschluss zu ihrer Dilogie gelungen, der beinahe alle offen gebliebenen Fragen beantwortet, aber trotzdem noch Raum für ein paar Spekulationen lässt, was die Zukunft der Charaktere betrifft.

Callie ist nach wie vor eine sehr sympathische Hauptfigur, deren Schicksal einen mitnimmt und die man daher gern auf ihrem beschwerlichen Weg begleitet. Besonderes Interesse weckt jedoch eine neu eingeführte Figur: Hyden. Er behauptet der Sohn des Old Man zu sein und Callie dabei helfen zu wollen seinen Vater zur Strecke zu bringen. Es dauert zwar eine Weile bis man wirklich Vertrauen zu ihm aufgebaut hat, doch wegen seiner sehr liebenswerten Art muss man ihn einfach gern haben. Er hat seine Fehler und Schwächen, was nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, was er alles durchgemacht hat, immerhin hat er ein skrupelloses Monster zum Vater; allerdings auch viele Stärken, was ihn insgesamt sehr authentisch macht. Er setzt sich für andere Starters ein und ist bemüht seine Fehler wieder gutmachen.

Zwischen ihm und Callie entwickelt sich im Verlauf der Handlung langsam eine zarte, glaubwürdige Liebesgeschichte, und man kann gut nachvollziehen, warum die Beiden sich zueinander hingezogen fühlen. Hyden war ihre gegenüber zwar nicht in allen Punkten ganz aufrichtig, empfindet aber sehr viel für sie, deshalb schützt er z.B. auch Tyler und Michael, und hat ausschließlich gute Absichten. Man kann sogar verstehen, dass er ihr gewisse Tatsachen verschwiegen hat, denn die Wahrheit, die natürlich immer irgendwann herauskommt, ist ein Schock für Callie und man kann nur für Hyden hoffen, dass sie ihm eines Tages verzeihen kann und wieder vertrauen wird.

Durch ihren besonderen Neurochip ist es dem Old Man immer noch möglich jederzeit Kontakt zu Callie aufzunehmen, was ihr selbstverständlich gar nicht gefällt. Spätestens nachdem er Reece getötet hat nur um Callie seine Macht zu demonstrieren und sie zu zwingen zu sich zu kommen, ist sie fest entschlossen sich gegen ihn zu wehren und den anderen Starters, die wie sie einen Chip haben, zu helfen.
In ihrem Kampf mit dem Old Man muss sie einige Rückschläge einstecken, da sie auf legalem Weg beispielsweise nicht weit kommt, weil er zu viele mächtige Freunde hat, weshalb sie auch auf Hydens Hilfe und insbesondere sein Wissen angewiesen ist. Sie muss sich erneut von Tyler trennen und zunächst an einem Ort verstecken, an dem man nicht auf ihren Chip zugreifen kann, damit sich niemand einfach ihres Körpers bemächtigt oder in ihrem Kopf eindringt, bis sie einen genauen Plan entwickelt haben. Dabei ist es vielleicht gar nicht nur der Old Man, der mit ihr Kontakt aufnimmt, denn Callie hat mehrfach deutlich die Stimme ihres Vaters vernommen. Lebt er also noch, oder ist das nur ein weiterer fieser Trick um sie zu manipulieren?

Die Handlung des zweiten Teils ist von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Obwohl man glaubte schon alles Schlimme zu kennen, schafft es Lissa Price immer wieder mit unerwarteten Wendungen zu überraschen und zu schockieren. Dazu gehört vor allem die wirklich wahre Identität des Old Man. Kurz vor dem Ende wird zudem das ganze Weltbild von Callie, und damit auch das des Lesers, noch einmal komplett auf den Kopf gestellt als man erfährt, was tatsächlich der Zweck von Prime Destinations war und was Callies Einmischung bewirkt bzw. verhindert hat.

Auch die Enders sorgen erneut für unangenehme Überraschungen, wobei man nicht alle in eine Schublade stecken darf, weil es zum Glück auch noch ein paar wenige, anständige Menschen unter ihnen gibt. Dass sie die Körper von freiwilligen Spendern mieten um sich wieder jung zu fühlen, kann man ja noch nachvollziehen, doch dass sie die Starters wie Sklaven behandeln oder gar Gegenstände und sich geradezu einen Spaß daraus machen sie zu abscheulichen Dingen zu zwingen, ist einfach widerwärtig. Sie haben keinerlei Achtung oder Respekt vor dem Leben der Spender, geschweige denn ihren Gefühlen, und betrachten sie lediglich als wertvolle Ware, die ihrem Vergnügen dient oder ihre Schmutzarbeit erledigen soll. Und das, obwohl sie selbst einmal so jung gewesen sind oder ihre eigenen Kinder und Enkelkinder durch den Krieg verloren haben.

Das Ende selbst ist sehr zufriedenstellend, sodass sich die lange Wartezeit auf das Buch wenigstens gelohnt hat. Ein gewisser Abschnitt der Handlung ist damit in sich abgeschlossen, es wäre aber dennoch interessant zu erfahren wie es nach der letzten Seite weiter geht oder wie Callies Leben ein paar Jahre danach aussieht.

Fazit

Enders ist ein sehr gelungener Abschluss zu einer dystopischen Dilogie, die sich Fans des Genres nicht entgehen lassen sollten. Die sympathischen Charaktere, gepaart mit einer wirklich spannenden Handlung, machen die Reihe zu einer klaren Empfehlung. Obwohl der zweite Band die Serie abschließt, würde man nur zu gern wissen, wie Callies Leben danach weiter geht. Wenn schon nicht als eigenständiger Roman, dann ja vielleicht irgendwann als Novelle.

Lissa Price hat damit auf jeden Fall bewiesen, dass sie eine tolle Autorin ist, auf deren nächstes Werk man nun schon sehr gespannt ist.





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