[Rezension] Sturz in die Zeit

12. Januar 2013 | 01:15 | Gelesen

Titel: Sturz in die Zeit
Autorin: Julie Cross
Originaltitel: Tempest
Erstveröffentlichung: 2012
Übersetzerin: Birgit Schmitz


Wissenswertes

Sturz in die Zeit ist der Debutroman der us-amerikanischen Autorin Julie Cross, die bis Mai 2009 nie ernsthaft daran gedacht hatte eine professionelle Schriftstellerin zu werden. Doch seitdem hat sie nicht einen Tag verbracht ohne etwas zu schreiben.

Sturz in die Zeit ist zudem der Auftakt zu einer Trilogie. Der zweite Teil, Vortex, erscheint im Januar 2013 in den USA. Der dritte Teil soll im Jahr darauf folgen. Daneben gibt es noch eine kurze Vorgeschichte zur Reihe mit dem Titel Tomorrow is Today.

Inhalt

Jackson Meyer ist anders als andere Neunzehnjährige, denn er kann durch die Zeit reisen. Allerdings ist das nicht ganz so spektakulär, wie es sich im ersten Moment vielleicht anhört. Sein Rekord liegt gerade mal bei achtundvierzig Stunden – in die Zukunft kann er überhaupt nicht reisen – und seine Sprünge in die Vergangenheit haben keinerlei Einfluss auf die Gegenwart.

Doch was als harmloser Spaß beginnt wird bitterer Ernst als eines Tages zwei Fremde im Wohnheim seiner Freundin Holly auftauchen und wollen, dass Jackson mit ihnen geht. Als er sich weigert kommt es zu einer Auseinandersetzung bei der Holly schließlich erschossen wird. In seiner Panik reist Jackson in genau diesem schrecklichen Moment versehentlich zwei Jahre in die Vergangenheit. Aber es kommt sogar noch schlimmer, denn er hängt dort fest und jeder Versuch zu Holly zurückzuspringen schlägt fehl …

Kritik

Sturz in die Zeit ist ein wundervoller Zeitreiseroman für Jugendliche und fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite. Julie Cross gelingt es mit Leichtigkeit den Leser die gesamte Zeit über in ihren Bann zu ziehen und lässt niemals Langeweile aufkommen. Man will das Buch daher kaum aus der Hand legen und hat es trotz seiner Länge von immerhin fast fünfhundert Seiten im Nu durchgelesen.

Dafür sorgt vor allem der unheimlich sympathische Protagonist Jackson Meyer, der alles andere als gewöhnlich ist – selbst, wenn man von seiner speziellen Begabung einmal absieht. Dass er durch die Zeit reisen kann, entdeckte er erst in seinem ersten Jahr am College, als er schon achtzehn Jahre alt war. Für ihn war das alles nur ein Spaß und zusammen mit seinem Freund Adam führte er ab und zu harmlose Zeitreise-Experimente durch um mehr über seine Fähigkeiten herauszufinden.
Doch dann tauchten die Männer auf, die Holly erschossen, und offenbar nicht nur wussten, wer er war, sondern auch, wozu er fähig ist. Von diesem Moment an sucht man zusammen mit Jackson in der Vergangenheit gebannt nach Antworten. Warum steckt er plötzlich im Jahr 2007 fest? Wer hat Holly erschossen? Und warum?
Es ist schön zu beobachten, wie sehr er sich für seine Liebe einsetzt, denn nur, wenn er die Antworten auf diese Fragen rechtzeitig findet, kann er vielleicht rückgängig machen bzw. verhindern, was mit Holly geschehen ist.

Obwohl er sich zwei Jahre in der Vergangenheit befindet und Adam eigentlich noch gar nicht kennt, spürt er ihn auf und weiht ihn erneut in sein Geheimnis ein, weil er auf seine Hilfe angewiesen ist und jemanden zum Reden braucht. Da sein Vater ebenfalls viel vor Jackson verbirgt, kann er ihm nicht richtig vertrauen und je mehr Puzzleteile Jackson mit Adams Hilfe findet, desto verwirrter ist er, da sein Vater irgendwie in alles verwickelt zu sein scheint. Jackson muss also nicht nur herausfinden, wer die geheimnisvollen Fremden sind, sondern auch, wer sein Vater wirklich ist.

Neben der jüngeren Version von Adam begegnet Jackson in der Vergangenheit natürlich der früheren Holly und es ist toll zu sehen wie er mit allen Mitteln versucht sie erneut für sich zu gewinnen. Dabei entgeht ihm nicht, dass sie sich noch stark von der Holly aus dem Jahr 2009 unterscheidet, worauf er Rücksicht nimmt. Doch auch er entwickelt sich weiter und erkennt, welche Fehler er in seiner Beziehung zu Holly gemacht hat und wie viel sie ihm eigentlich tatsächlich bedeutet.

Durch die Ich-Perspektive kann man sich stets sehr gut in Jackson hineinversetzen. Man fühlt sich ihm sehr verbunden und fiebert richtig mit ihm mit. Man will genauso dringend wie er endlich Antworten auf die vielen Fragen erhalten und wissen, was das alles zu bedeuten hat. Außerdem ist es schön zur Abwechslung mal ein Jugendbuch aus der Sicht einer männlichen Figur zu lesen, die noch dazu schon im College-Alter und damit ein wenig reifer ist. Natürlich hat er ebenso vermeintlich typisch männliche Gedanken, doch auch als Frau kann man diese sehr gut nachvollziehen.

Das Buch hat neben Jackson aber noch ein paar andere tolle Charaktere zu bieten, allen voran Holly und Adam. Sie sind beide sehr interessant und genauso sympathisch wie Jackson. Generell kann man sagen, dass die Figuren von Julie Cross nicht nur stark sind, sondern sehr verschieden sowie tiefgründig. Sie alle sind eigenständige Persönlichkeiten, die sich von anderen unterscheiden und die man gern näher kennen lernt. Man erfährt einiges über ihre Geschichte und ihre Vergangenheit, wodurch man bestimmte Handlungen und Entwicklungen gut verstehen kann.
Adam ist extrem intelligent und somit sehr hilfreich für Jackson. Er hat sich sogar einen eigenen Code ausgedacht und damit eine Botschaft an sich selbst in Jacksons Tagebuch geschrieben um genau für den Fall, dass Jackson in der Vergangenheit feststeckt, vorzusorgen, während Jackson selbst diese Situation nie für möglich gehalten hat.
Holly ist eine faszinierende junge Frau, die sich nicht so schnell um den Finger wickeln lässt und in gewisser Hinsicht genau weiß, was sie will. In gefährlichen Situationen beweist sie viel Mut und Vertrauen, wofür man sie nur bewundern kann.

Jacksons Vater ist noch eine weitere interessante Figur, was insbesondere darauf basiert, dass man ihn zu Beginn der Handlung nur sehr schwer einschätzen kann. Er bzw. sein Verhalten ist oftmals sehr undurchsichtig und man weiß nicht, ob man ihm vertrauen kann. Erst zum Ende hin –und nach einigen überraschenden Enthüllungen – lernt man ihn sowie seine Beziehung zu Jackson etwas besser kennen.

Lediglich über die vermeintlichen Bösewichte erfährt man als Leser leider noch nicht allzu viel, sodass man sich noch kein vollständiges Bild von ihnen machen oder sie richtig einschätzen kann.

Wer eine Liebesgeschichte erwartet, wird auf jeden Fall eine bekommen, sie ist aber anders als erwartet, vor allem vielseitiger. Während Jackson die Holly von 2007 erst einmal neu kennen lernen muss – bzw. sie ihn – erinnert er sich häufig an schöne Momente mit der Holly aus 2009. Dabei geht Julie Cross erstaunlich offen mit dem Thema Sexualität um, was definitiv positiv hervorzuheben ist. Natürlich gibt es keine expliziten Sexszenen, doch er wird als Element einer Beziehung thematisiert und zumindest angedeutet.

Die Handlung selbst ist insgesamt sehr spannend gestaltet und wird im Verlauf der Geschichte außerdem immer komplexer. Anfangs haben Jacksons Sprünge in die Vergangenheit keinerlei Auswirkungen auf seine Gegenwart – warum das so ist, erfährt man allerdings erst relativ spät. Das Gesamtbild und die Zusammenhänge sind jedoch insgesamt viel größer als erwartet, was ebenso auf Jacksons Fähigkeiten und seine Vergangenheit zutrifft. So wird man beispielsweise mit dem Entstehen diverser Zeitleisten und verschiedenen Zukunftsversionen konfrontiert.
Man bekommt mit der Zeit zwar einige Antworten, am Ende bleiben aber noch viele Fragen offen, die in der Fortsetzung hoffentlich geklärt werden und dann Licht ins noch vorhandene Dunkel bringen.
Darüber hinaus ist das Ende sehr traurig und emotional, sodass der ein oder andere Leser das Kullern von ein paar Tränen bestimmt nicht verhindern kann. Mit so einem Ausgang hat man jedenfalls nicht gerechnet und obwohl man nicht nur ein tränendes, sondern auch ein lachendes Auge hat, wünscht man sich, dass eine gewisse Veränderung nicht endgültig ist.

Fazit

Sturz in die Zeit ist eine fantastische Zeitreisegeschichte, die mit neuen frischen Ideen sowie sympathischen und interessanten Figuren überzeugen kann. Julie Cross bietet dem Leser nicht nur lustige, emotionale und romantische Szenen, sondern konfrontiert ihn auch mit ernsten Themen und regt dadurch zum Nachdenken an. Sollte man die Vergangenheit verändern? Zum Beispiel um jemanden zu retten? Oder die Zukunft schon vorher kennen um bestimmte Sachen zu verhindern? Oder sollte man lieber die Finger davon lassen? Sollte man sich lieber nicht in den Lauf der Geschichte einmischen?

Den zweiten Teil kann man nach diesem tollen Trilogieauftakt jedenfalls kaum noch erwarten, weil man natürlich wissen will wie es mit Jackson weiter geht – am liebsten sofort. Hoffentlich erfährt man darin auch noch mehr über die mutmaßlichen Feinde um sich dann ein eigenes umfassendes Bild machen zu können.





Kommentar abgeben?

Hiermit erteile ich mein Einverständnis.

Archive

Online seit

Hinweis: In nahezu allen Beiträgen sind die ggf. abgebildeten Buchcover o.Ä. mit einem sog. Affiliate-Link (externer Link zu Amazon) hinterlegt und gelten daher als Werbung.