[Rezension] Gone – Lügen

13. Juni 2011 | 21:10 | Gelesen

Titel: Gone – Lügen
Autor: Michael Grant
Originaltitel: Lies
Erstveröffentlichung: 2010
Übersetzerin: Jaqueline Csuss


Wissenswertes

Gone – Lügen ist der dritte Band der neuen Jugendbuch-Serie von Michael Grant.

Er erzählt die spannende Geschichte von Kindern und Jugendlichen, die sich plötzlich in einer Welt ohne Erwachsene, bzw. in einer Welt ohne Menschen über 15 Jahren, wieder finden und von da an auf sich allein gestellt sind.

Plague, der vierte und damit wohl letzte Teil der Serie ist im Frühjahr dieses Jahres auf Englisch erschienen.

Inhalt

Die Hungersnot konnte zwar gerade noch abgewendet werden, aber das macht die Zustände in der FAYZ nicht wirklich besser. Zil und seine Anhänger, die sich Human Crew nennen, hetzen immer weiter gegen die Mutanten auf und wollen alle Freaks, wie sie sie nennen, am liebsten tot sehen. Doch Sam, der diesem Treiben nur zu gern ein Ende setzen würde, sind durch den neu gegründeten Rat, insbesondere durch die Ratsvorsitzende Astrid, die Hände gebunden. Der Rat ist der Ansicht, dass man erst ein funktionierendes Rechtssystem inklusive Gesetzen und einem Gericht schaffen müsste, bevor man Zil für irgendetwas bestrafen kann. Doch anstatt dieses Vorhaben auch tatsächlich in die Tat umzusetzen, redet der Rat nur, er handelt nicht. Die Kluft zwischen Normalos und Mutanten wird dadurch immer größer und der Kampf zwischen ihnen droht schon bald zu eskalieren.

Das ist jedoch nicht das einzige Problem: Viele der Kinder, vor allem die älteren, sind am Ende ihrer Kräfte und können die Verantwortung für die jüngeren nicht länger auf sich nehmen. Sie möchten endlich aus der FAYZ raus und in ihr altes Leben zurück.
Aus genau diesem Grund sind viele von ihnen auch nur zu gern bereit zu glauben was Orsay ihnen prophezeit. Sie sagt, sie hätte hinter die Wand sehen können und dass dort alle Eltern und Verwandten auf ihre Kinder warten würden. Sie rät den Jugendlichen, die als nächstes ihren 15. Geburtstag haben, sich nicht dagegen zu wehren wie Sam oder auch Astrid es getan haben, sondern es einfach geschehen zu lassen. Doch was ist, wenn das, was Orsay zu sehen glaubt, gar nicht stimmt? Aber noch viel wichtiger: Was soll aus den ganzen kleinen Kindern werden, wenn plötzlich alle älteren sich entschließen sollten zu verschwinden?

Außerdem stellt sich immer noch die Frage, ob der Gaiaphage nun wirklich endgültig besiegt worden ist oder ob er nur darauf wartet wieder etwas zu Kräften zu kommen um erneut zuschlagen zu können …

Kritik

Auch im dritten Teil der Gone-Serie geht es gewohnt spannend weiter und er steht seinen Vorgängern in nichts nach, vor allem was die Schrecken betrifft, mit denen Michael Grant seine Charaktere konfrontiert. Die Zustände werden eigentlich nie besser und immer wenn man denkt, dass es gar nicht mehr schlimmer kommen kann, setzt der Autor noch mal einen darauf.
Er schockiert den Leser z.B. damit, dass eine kleine Gruppe in der FAYZ aus dem Hunger heraus tatsächlich beginnt die Verstorbenen zu essen oder indem er eine schon lange tot geglaubte Figur wieder zum Leben erweckt.

Im Zentrum des dritten Bandes steht jedoch vor allem der Kampf zwischen den Mutanten und den Normalos und die sich daraus ergebenden Konflikte. Die Human Crew wird immer rücksichtsloser gegenüber den Mutanten und hetzt andere, normale Kinder immer weiter gegen sie auf. Dabei schreckt er weder davor zurück sich an kleinen Kindern zu vergreifen noch vor Mord. Er ist fest entschlossen sogar Normalos zu beseitigen, sollten sie sich auf die Seite der Freaks stellen. Zil sammelt Waffen zusammen und schmiedet einen Plan um Sam zu töten und selbst die Kontrolle über die FAYZ zu übernehmen, dafür ist ihm jedes Mittel recht.

Sam sieht diesen Kampf kommen und würde Zil gern das Handwerk legen, wird aber vom Rat nicht gelassen, weil sie Sam nicht mehr als alleinigen Anführer haben wollen und auf die Schaffung ihres neuen Systems beharren. Astrid glaubt außerdem immer noch, sie könnte Zil mit guten Argumenten von seinem Verhalten abbringen und erkennt erst, was sie dadurch angerichtet hat, als es schon zu spät und der Kampf bereits eskaliert ist.

Daneben gibt es jedoch auch die Problematik um die Prophetin, wie Orsay inzwischen von einigen genannt wird. Während Orsay immer mehr an sich selbst und ihren Träumen zweifelt, wird sie von ihrer neuen Freundin Nerezza mehr und mehr dazu gedrängt den anderen Kindern zu erzählen, was sie sieht und ihnen zu raten, einfach auszusteigen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben.
Auch als Leser weiß man nicht, was man glauben soll. Gibt es die Erwachsenen außerhalb der FAYZ tatsächlich noch und warten sie nur darauf ihre Kinder wieder in die Arme zu schließen? Sieht Orsay durch die Berührung der Wand wirklich in ihre Träume und kann so mit ihnen kommunizieren? Oder wird sie vielleicht von jemandem manipuliert, der nur will, dass sie genau diese Dinge sieht, daran glaubt und sie verbreitet?

Auch dieses Mal kommen wieder ein paar neue Figuren hinzu, die ebenfalls in der FAYZ gefangen sind, die man aber vorher aus verschiedenen Gründen noch nicht kannte. Entweder, weil sie sich gut versteckt haben oder weil sie vorher einfach nicht aufgefallen sind. Dadurch kann man immer wieder neue Charaktere entdecken, die dem Autor außerdem das Potenzial für neue Konflikte bieten.
Doch auch die schon lange bekannten Figuren verändern sich, was natürlich nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, was einige von ihnen Schreckliches erlebt haben. Während es die einen stärker macht, zerbrechen andere daran. Beides ist stets nachvollziehbar dargestellt, denn es gibt nun einmal Grenzen für das, was ein Mensch ertragen kann.

Die ständigen Perspektivwechsel sorgen erneut dafür, dass die Handlung nie langatmig wird und man als Leser immer weiter liest. Häufig verlässt der Autor eine Szene genau im spannendsten Moment, sodass man das folgende Geschehen ungeduldig weiterverfolgt bis man endlich wieder in die vorher verlassene Perspektive zurückkehrt.

Doch nicht nur dadurch bleibt die Spannung kontinuierlich erhalten. Auch der Countdown zu Beginn jedes Kapitels, der natürlich auch im dritten Band nicht fehlen darf, erzielt den gleichen Effekt. Er fesselt den Leser an das Buch und lässt ihn sich immer wieder die gleiche Frage stellen: Was wird dieses Mal am Ende des Countdowns geschehen?

Die Atmosphäre, die Michael Grant geschaffen hat, ist noch Angst einflößender als in den Vorgängern und die Taten einiger Figuren sind noch brutaler und rücksichtsloser als man es je für möglich gehalten hätte. Man ist oftmals nicht einfach nur schockiert, sondern kann gar nicht fassen, was man da liest. Das Buch ist daher, ebenso wie die vorherigen Bände, wirklich nur für Jugendliche zu empfehlen und nicht für Kinder.

Die Handlung ist zwar wieder relativ in sich abgeschlossen, lässt aber erneut genügend Fragen für den folgenden Band offen und bietet somit genügend Potenzial für den vierten und damit wohl auch letzten Teil dieser atemberaubenden Serie.

Fazit

Gone – Lügen ist ein fantastischer dritter Band, der seinen Vorgängern in nichts nachsteht und erneut mehr als überzeugen kann. Immer wieder gelingt es Michael Grant seine Leser zu überraschen und zu schockieren, sodass man gebannt an den Seiten klebt und gar nicht mehr aufhören kann zu lesen.

Nach diesem dritten Band kann man es kaum noch erwarten den nächsten Teil zu lesen, indem man hoffentlich endlich Antworten auf die verbliebenen offenen Fragen erhält und erfährt, ob Sam, Astrid und all die anderen Kinder bzw. Jugendlichen es je schaffen werden lebend aus der FAYZ zu entkommen.





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