[Rezension] Polsprung – Die Welt spielt verrückt

09. März 2011 | 17:17 | Gelesen

Titel: Polsprung – Die Welt spielt verrückt
Autor: Daniel Westland
Originaltitel: Polsprung – Die Welt spielt verrückt
Erstveröffentlichung: 2011
Übersetzer: Originalsprache


Wissenswertes

Polsprung ist der erste Jugendthriller des deutschen Autors Daniel Westland. Es ist allerdings nicht sein erstes Buch. Zusammen mit verschiedenen anderen Autoren, darunter Marietta Slomka und Jan Hofer, schrieb er schon diverse Sachbücher, z.B. Kanzler lieben Gummistiefel – so funktioniert Politik oder 500 junge Ideen, täglich die Welt zu verbessern.

Zur Zeit arbeitet er bereits an einem Nachfolge-Thriller zu Polsprung, der schon 2012 erscheinen soll.

Inhalt

Alex verbringt mit seiner Freundin Isa und seiner Familie gerade ein langes Wochenende in Lissabon als er bemerkt, dass etwas nicht stimmt. An einem verlassenen Strand findet er einen toten Wal, der kurze Zeit später spurlos verschwunden ist, so als hätte Alex sich das nur eingebildet.

Doch als er am nächsten Tag einen Ausflug mit seiner Familie macht, stoßen er und Isa sowie andere Touristen auf drei weitere gestrandete Wale. Kurz darauf werden sie von Männern in schwarz weggebracht, die sich sichtbar darüber aufregen, dass die toten Wale schon entdeckt worden sind.

Alex kommt die ganze Situation äußerst komisch vor und zusammen mit Isa beginnt er im Internet zu recherchieren, wodurch er jedoch die Aufmerksamkeit eben dieser seltsamen Gestalten auf sich lenkt, die auch für die schnelle Beseitigung der Wale gesorgt haben. Diese Eingreifgruppe nennt sich Operation Polsprung. Sie ist eine Zusammenarbeit der Geheimdienste der wichtigsten Staaten und soll dafür sorgen, dass die beunruhigenden Entwicklungen der Bevölkerung verborgen bleiben.

Nur eine Hand voll Wissenschaftler, darunter auch Alex’ Vater David, wissen um diese Geschehnisse, sind aber zu strengster Geheimhaltung verpflichtet. David ist allerdings der Ansicht, dass die Menschen über die drohenden Gefahren informiert werden sollten. Damit bringt er jedoch nicht nur sich selbst in Gefahr, sondern auch seine Familie …

Kritik

Polsprung ist ein sehr gelungener Jugendthriller, der vor allem durch seinen konkreten Bezug zur Realität überzeugen kann. Der Polsprung, also die Umkehr des Erdmagnetfeldes, ist nicht etwa der Phantasie des Autors entsprungen, sondern existiert tatsächlich. Das gleiche gilt für fast alle anderen Daten und Fakten, die Daniel Westland im Bezug dazu in seinen Roman eingebaut hat. Dieser Umstand macht sein Buch geradezu erschreckend realistisch, denn im Grunde könnte genau das eintreten, was auch in der Geschichte passiert. Dadurch kann man sich sehr gut in die Situation und die einzelnen Charaktere hinein versetzen.

Auch die Gründung einer geheimen Eingreiftruppe um die Entwicklungen geheim zu halten ist lebensnah. Natürlich würden die Regierungen der verschiedenen Staaten alles daran setzen um es vor der Bevölkerung so lange wie möglich zu verbergen und eine Panik zu verhindern. Denn wer hält sich schon noch an Regeln oder Gesetze, wenn unsere Welt, so wie wir sie kannten, komplett aus den Fugen gerät oder sogar aufhört zu existieren?

Es gelingt dem Autor auch sehr gut Spannung aufzubauen, und zwar im doppelten Sinne. Zum einen durch den Wettlauf mit der Zeit und zum anderen durch die aufregende Flucht von Alex, Isa und seiner Familie vor der Operation Polsprung, nach deren Ansicht sie einfach zu viel wissen und damit ein Sicherheitsrisiko darstellen.
Vor allem zu Ende hin wird die Spannung noch einmal gesteigert und man kann kaum noch erwarten zu erfahren, wie die Geschichte ausgeht.
Einerseits möchte man natürlich wissen, was mit Alex und seiner Familie geschieht, ob ihnen die Flucht gelingt.
Andererseits sind auch die weiteren Entwicklungen des Zustands der Erde bzw. ihres Magnetfeldes sehr interessant. Genau wie die Charaktere selbst, hat man ja keine Ahnung, welche genauen Auswirkungen der Polsprung genau auf die Erde haben wird. Sind Erdbeben und Tsunamis das schlimmste, was die Menschen zu befürchten haben? Oder ist das gerade erst der Anfang? Wird es ihnen gelingen die Welt und ihre Bevölkerung zu retten oder sind sie alle dem Untergang geweiht?

Leider wird die Lösung des Ganzen am Ende recht schnell und einfach präsentiert, fast schon zu leicht und auch noch von jemandem, dem man es eher nicht zugetraut hätte, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass so viele intelligente Wissenschaftler daran gescheitert sind.
Allerdings ist es ja auch in der Wirklichkeit oftmals so, dass man erst 1000 Wege ausprobiert, die zum Scheitern verurteilt sind, ehe man die eine zündende Idee hat, die zum Erfolg führt.

Bis auf ein paar zu viele portugiesische Begriffe, lässt sich das Buch flüssig lesen. Durch die häufigen Perspektivwechsel bleibt die Handlung immer in Bewegung und wird nie langatmig. Außerdem kann der Autor so nicht nur die Geschehnisse rund um den Protagonisten Alex darstellen, sondern zwischendurch auch andere Charaktere und Schauplätze beleuchten, sodass der Leser auch einen Einblick in andere Figuren erhält und erfährt, wie es mit Alex’ Vater weitergeht oder was sonst überall auf der Welt geschieht. Dadurch tappt man als Leser auch nicht ganz so im Dunkeln wie Alex und seine Familie, sondern weiß schon etwas mehr über die Operation Polsprung und deren Tätigkeiten. Das tut der Spannung jedoch keinen Abbruch, denn der Autor sorgt stets nur für einen geringen Wissensvorsprung und schafft es trotzdem mehr als einmal den Leser zu überraschen.

Die Charaktere, allen voran die Hauptfigur Alex, sind ebenfalls sehr realistisch dargestellt. Sie alle haben ihre kleinen Fehler oder Macken und ihre Sorgen, Ängste und Handlungen sind immer gut nachvollziehbar. Isa wirkt manchmal ein wenig unreif und bedenkt nicht die Konsequenzen ihrer Handlungen. Allerdings ist sie eben noch nicht erwachsen und in Anbetracht dieser Ausnahmesituation ist ihr Verhalten wohl nicht ganz unverständlich. Immerhin ist ja auch Alex’ Mutter der Situation nicht ganz gewachsen und unterschätzt manchmal leicht naiv den Ernst der Lage.
Lediglich für Nikolai, den Exfreund von Larissa, kann man so gar keine Sympathie entwickeln und Alex’ Abneigung ihm gegenüber daher gut verstehen. Umso größer ist die Freude darüber, dass auch Larissa am Ende noch erkennt, wie Niko wirklich ist.

Fazit

Polsprung ist ein gelungener Jugendthriller, dessen Handlung vor allem durch den Realitätsbezug überzeugt. Gestützt auf wahre Tatsachenbehauptungen hat Daniel Westland eine Zukunftsvision kreiert, die spannend und erschreckend zugleich ist und den Leser in ihren Bann zieht.

Wer Filme wie The Day after Tomorrow mag, sollte sich Polsprung nicht entgehen lassen.





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