[Rezension] Urbat – Die dunkle Gabe

12. Oktober 2010 | 20:58 | Gelesen

Titel: Urbat – Die dunkle Gabe
Autorin: Bree Despain
Originaltitel: The Dark Divine
Erstveröffentlichung: 2009
Übersetzer: Andreas Brunstermann


Wissenswertes

Urbat – Die dunkle Gabe ist der erste Band einer Jugendbuchserie und gleichzeitig der Debüt-Roman der amerikanischen Autorin Bree Despain.

Das Buch handelt von der fantastischen Liebesgeschichte zwischen einem normalen Mädchen und einem Jungen, der ein dunkles Geheimnis in sich trägt.

Mittlerweile wurde das Buch in über 10 Ländern veröffentlicht und konnte große Erfolge erzielen. Die Fortsetzung, The Lost Saint, erscheint noch im Dezember dieses Jahres in den USA.

Inhalt

Vor drei Jahre hatte die Familie Divine neben ihren eigenen Kindern Grace, Jude, James und Charity noch ein weiteres Familienmitglied: Daniel, der Junge, der früher nebenan gewohnt hatte. Nachdem er von seinem eigenen Vater immer wieder schrecklich verprügelt und schließlich sogar fast umgebracht wurde, nahm die Pastorenfamilie den Jungen bei sich auf. Er wurde ein Teil ihrer Familie, ein Kind für den Pastor und seine Frau, ein Bruder für Grace, Jude und ihre anderen Geschwister.

Doch eines Nachts verschwand er plötzlich und tauchte nie wieder auf. Grace war am Boden zerstört und fragte immer wieder, was in dieser Nacht passiert war, bekam jedoch nie eine Antwort. Sie wusste nur, dass es irgendetwas mit ihrem Bruder Jude zu tun hatte, aber auch er hüllte sich in Schweigen. Seitdem wurde in der Familie nie wieder über Daniel gesprochen.

Drei Jahre später taucht Daniel nun plötzlich wieder in Grace’s Leben auf. Er wohnt wieder in ihrer Stadt, geht auf ihre Schule und besucht sogar den gleichen Kunstkurs wie sie. Schnell entwickelt sie wieder Gefühle für ihn und fühlt sich sehr zu ihm hingezogen. Als sie bei einem Abendessen in der Familie jedoch seinen Namen erwähnt, ist ihr Bruder Jude völlig außer sich und verlangt Grace das Versprechen ab, sich auf jeden Fall von Daniel fernzuhalten. Obwohl Grace ihren Bruder liebt, kann sie ihm diese Bitte nicht erfüllen, zumal ihr die Beweggründe dafür immer noch verheimlicht werden. Am liebsten möchte sie Daniel und ihren Bruder wieder miteinander versöhnen und ihn wieder zu einem Teil ihrer Familie machen.

Doch je näher sie Daniel kommt, desto merkwürdiger und geheimnisvoller verhält er sich Grace gegenüber. Bis er ihr schließlich sein dunkles Geheimnis offenbart und sie nach und nach erfährt, was damals in jener Nacht furchtbares geschah …

Kritik

Urbat – Die dunkle Gabe ist ein unglaublich fesselndes Jugendbuch, das wirklich hält, was es verspricht. Von Beginn der Handlung an weiß man, dass vor drei Jahren irgendetwas Schlimmes geschehen sein muss. Doch genau wie die Ich-Erzählerin Grace, tappt man lange Zeit im Dunkeln und hat keinen Schimmer, was genau sich in jener Nacht ereignet hat. Erst nach und nach erhält man kleine Puzzleteile, die sich zum Ende hin endlich zu einem Gesamtbild zusammenfügen und das Geheimnis enthüllen. Dadurch bleibt die Spannung durchgehend erhalten.

Auch der Schreibstil von Bree Despain zieht einen regelrecht in seinen Bann. Geschickt fügt sie immer wieder einzelne Szenen aus der Vergangenheit in Form von Grace’s Erinnerungen ein. Ihren Schwerpunkt richtet sie vor allem auf die Handlungen und Gefühle der einzelnen Charaktere sowie die Atmosphäre in den verschiedenen Szenen. Dafür verzichtet sie auf lange Orts- oder Zeitangaben, indem sie zwischendurch einfach den Tag oder die Zeit nennt, an dem die Geschichte gerade spielt. Dabei liest sich das Buch so flüssig, dass man überhaupt nicht bemerkt, wie viele Seiten oder wie lange man gerade schon gelesen hat.

Bree Despain hat sich außerdem viel Mühe mit der Gestaltung ihrer Charaktere gegeben. Sie alle unterscheiden sich auf irgendeine Weise von einander und haben sowohl Stärken als auch Schwächen und sind nicht einfach nur schwarz oder weiß. Man lernt sogar viele der Nebenfiguren besser kennen, ohne dass detaillierte Beschreibungen dafür nötig wären.

Nach außen wirkt die Familie Despain auf Viele perfekt und wie eine Art Vorbild. Die Pastorenfamilie ist jedoch alles andere als vollkommen und hat genauso mit Problemen zu kämpfen, wie andere Familien auch. Grace und ihre Geschwister sind alle sehr religiös erzogen worden und sollen nach den Werten der Bibel leben. Trotzdem wird dieser Aspekt jedoch nicht zu sehr in den Vordergrund gerückt.
Außerdem wurde ihr von klein auf erzählt, dass sie keine Geheimnisse haben soll und über alles mit ihren Eltern rede kann. Doch spätestens nach dem Abend vor drei Jahren weiß sie, dass das nicht stimmt, denn über Daniel wurde nie wieder gesprochen. Die Familie Divine spricht nicht über Probleme, die sie selbst betrifft. Stattdessen schließt ihr Vater sich in sein Arbeitszimmer ein, während ihre Mutter das gesamte Haus zwanghaft auf Hochglanz poliert.

Gracies älterer Bruder Jude ist auch ein weitaus komplexerer Charakter als es zunächst den Anschein hat. Anfangs wirkt Jude wie der perfekte junge Mann: wohl erzogen, freundlich und stets hilfsbereit. Noch nie war er irgendjemandem gegenüber gewalttätig. Das alles ändert sich als Daniel wieder auftaucht. Jude hat plötzlich immer wieder Ausraster, die sich manchmal sogar gegen Grace richten, weil sie sich nicht von Daniel fern hält. Was es mit dieser Veränderung auf sich hat, erfährt man jedoch erst ganz am Schluss.

Grace ist ebenfalls eine sehr tiefgründige Figur. Sie möchte sich so verhalten, wie alle es von ihr als Pastorentochter erwarten. Sie bricht keine Regeln, sondern hilft ihrem Vater in der Kirche und ihrer Mutter im Haushalt. Deswegen akzeptierte sie auch lange Zeit, dass niemand mehr über Daniel sprach oder warum er damals verschwand.
Als Daniel wieder auftaucht, verändert sich ihre Haltung jedoch. Sie fühlt sich von ihm angezogen und er löst in ihr das Verlangen aus, die Regeln auch mal zu brechen. Deswegen will sie auch endlich erfahren, was damals in jener Nacht geschah. Als sie schließlich die ganze Wahrheit erfährt, kann sie mit dem Wissen zunächst nicht umgehen und will sich ihrem Bruder zuliebe nicht mehr mit Daniel treffen. Nach einem Gespräch mit ihrem Vater muss sie sich jedoch eingestehen, dass sie Daniel liebt und sie ihre Gefühle nicht einfach abstellen kann.

Das gleiche fühlt Daniel auch für Grace. Er liebt sie und ist vor allem ihretwegen wieder zurückgekommen. Er erzählt ihr schließlich auch, was er wirklich ist und was in der Nacht geschah, in der er verschwand.
Es gelingt ihm erst sehr spät, seine Gefühle für Grace und ihre Nähe zu ihm akzeptieren, weil er sie nicht in Gefahr bringen möchte. Grace ist ihm wichtiger als alles andere.

Es ist wirklich wunderbar zu lesen, wie die Beiden zueinander finden und ihre Probleme überwinden. Ihre gemeinsame Liebe zum Malen wird dabei besonders schön dargestellt. Man spürt regelrecht, dass sie zusammen gehören und fiebert die ganze Zeit mit ihnen mit. Nachdem Grace herausgefunden hat, was er ist und was er tat, wartet man nur noch auf dem Moment, in dem sie ihm endlich vergeben kann. Man kann diese beiden Charaktere einfach nur lieb gewinnen und ins Herz schließen. Umso härter trifft es einen dann, als man erfährt, welches der einzige Weg ist Daniel zu erlösen.

Zum Ende hin wird die Handlung dann noch um einiges spannender. Nachdem das Mysterium um die Nacht damals endlich gelüftet wurde, nimmt die Geschichte noch ungeahnte Wendungen an. Es kommen Geheimnisse zum Vorschein, mit denen man auf keinen Fall gerechnet hat und die den Leser regelrecht schockieren. Das Finale sorgt ebenfalls für einige Überraschungen und legt den Grundstein für eine Fortsetzung.

Fazit

Urbat – Die dunkle Gabe ist ein großartiger Debüt-Roman einer Autorin, von der man mit Sicherheit noch einiges erwarten darf. Einige Aspekte dieser romantischen Geschichte mögen zwar schon bekannt sein. Bree Despain fügt jedoch auch so manches hinzu und macht die Geschichte so zu etwas ganz Besonderem. Einzigartig ist wohl auch ihre Hintergrundgeschichte zu Daniels wahrem Wesen, das dem Leser erst sehr spät enthüllt wird und für einige Überraschungsmomente sorgt.

Die Liebe zwischen Daniel und Grace ist unglaublich schön, mitreißend und romantisch. Man möchte unbedingt mehr von diesen beiden Figuren lesen. Das Ende bietet, vor allem in Bezug auf Grace, viel Potenzial für eine Fortsetzung, die man jetzt schon sehnlichst erwartet.





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