[Rezension] Gone – Verloren

08. Juni 2010 | 13:05 | Gelesen

Titel: Gone – Verloren
Autor: Michael Grant
Originaltitel: Gone
Erstveröffentlichung: 2008
Übersetzerin: Jaqueline Csuss


Wissenswertes

Gone – Verloren ist der erste Band und damit der Auftakt einer neuen Jugendbuch-Serie von Michael Grant.

Er erzählt die spannende Geschichte von Kindern und Jugendlichen, die sich plötzlich in einer Welt ohne Erwachsene, bzw. in einer Welt ohne Menschen über 15 Jahren, wieder finden und von da an auf sich allein gestellt sind.

Nach dem zweiten Band Hunger und dem dritten Band Lies arbeitet der Autor nun an einem vierten Teil.

Inhalt

Sam und seine Mitschüler sitzen im Geschichtsunterricht als plötzlich von einer Sekunde zur nächsten ihr Lehrer und ein älterer Klassenkamerad namens Josh spurlos verschwinden. Niemand weiß wohin sie gegangen sind oder wie es dazu gekommen ist. Doch Josh und der Geschichtslehrer sind nicht die einzigen Vermissten aus Perdido Beach. Zusammen mit ihnen sind auch allen anderen Erwachsenen bzw. Menschen über 15 Jahren nicht mehr auffindbar.

Zunächst realisieren weder die verbliebenen Kinder noch die Jugendlich den Ernst der Lage. Dann brechen Angst und Verzweiflung und viele begeben sich auf die Suche nach ihren Eltern und Geschwistern. Sie können nicht glauben, dass sie einfach verschwunden sind, ehe sie sich nicht selbst davon überzeugt haben.

Auch Sam will nach seiner Mutter suchen und macht sich mit seinem besten Freund Quinn und der intelligenten Astrid auf den Weg zu ihren jeweiligen Häusern um sich Gewissheit zu verschaffen. Leider haben sie keinen Erfolg. Alle drei Häuser sind leer und ihre Eltern verschwunden. Bei Sams Haus stoßen sie allerdings auf einen mysteriösen Tagebucheintrag auf dem Laptop seiner Mutter, den sie jedoch nicht genau zu deuten wissen.

Um nicht in ihren leeren Häusern bleiben zu müssen, machen sie sich gemeinsam auf den Weg zur Plaza, wo sich auch viele andere Kinder und Jugendliche versammelt haben um nicht allein zu sein. Schon bevor sie dort ankommen sehen sie von weitem ein brennendes Haus. Sam ergreift sofort die Initiative, gibt Anweisungen und begibt sich dann selbst in das Gebäude um ein schreiendes Mädchen zu retten. Dort macht er eine Furcht erregende Entdeckung: Das Mädchen selbst hat den Brand ausgelöst. Es besitzt die Kraft, Flammen aus ihren Handflächen abzufeuern, was sie auch gegen Sam einsetzt. Es gelingt ihm nur sich zu retten, indem er seine eigene Kraft, Lichtblitze abzufeuern, einsetzt, die er bisher vor allen geheim gehalten hat. Er ist also nicht der einzige, der in letzter Zeit merkwürdige Fähigkeiten entwickelt hat. Es gelingt ihm jedoch nicht das kleine Mädchen zu retten.

Astrid hingegen macht sich große Sorgen um ihren kleinen, autistischen Bruder Pete und will nach im Suchen. Eines ihrer Elternteile hat ihn vermutlich mitgenommen. Er befindet sich demnach entweder in einer nahe gelegenen Hotelanlage, wo Astrids Mutter immer Tennis spielte, oder im Kraftwerk, wo ihr Vater arbeitete. Begleitet von Quinn und Sam macht sie sich also auf den Weg zur Hotelanlage um Pete zu finden.
Auf dem Tennisplatz des Hotels finden sie Astrids Bruder zwar nicht, dafür entdecken sie jedoch eine merkwürdige Barriere, die sie von der Außenwelt trennt und vermutlich komplett einschließt. Doch woher kommt diese Barriere und warum gibt es in ihr keine Menschen, die älter sind als 15?
Außerdem tauchen auch noch die manipulativen Jugendlichen aus der Coates Academy auf, die plötzlich in die Stadt kommen und das Kommando übernehmen wollen …

Kritik

Gleich zu Beginn wird der Leser mit dem Verschwinden aller Menschen über 15 Jahren konfrontiert. Man befindet sich also ohne Einführung direkt mitten im Geschehen, genauso plötzlich wie die Figuren selbst. Dabei geht der Autor besonders auf die verschiedenen Emotionen und Reaktionen der einzelnen Charaktere ein. Manche sind verängstigt und verzweifelt, andere weinen und einige versuchen ihre Panik mit gespielter Fröhlichkeit zu verstecken. Alle diese Gefühle sind nachvollziehbar und verständlich. Welches Kind oder welcher Jugendliche würde sich nicht fürchten, wenn plötzlich alle älteren Leute spurlos verschwinden.

Neben den Handlungen von Sam und seinen Freunden, die sich in Perdido Beach aufhalten, gibt es noch einen zweiten Handlungsstrang, der sich um ein Mädchen namens Lana dreht. Nach einem schweren Verkehrsunfall, den sie erlitt nachdem ihr Großvater verschwand, entwickelt sie die Fähigkeit zu heilen und rettet so auch ihr eigenes Leben. Im Verlauf der Geschichte trifft sie irgendwann auch auf Sam und die anderen, wodurch die beiden Handlungsstränge sich schließlich verbinden.

Die meiste Zeit erzählt der Autor die Geschichte aus der Perspektive von Sam, Astrid oder seinen Freundin. Ab und an wechselt er jedoch auch zu der Perspektive von Caine oder anderen Schülern der Coates Academy. Dadurch erhält man auch kurze Einblicke in die Gedankenwelt der Charaktere, die man sonst weniger kennen lernt.

Die einzelnen Figuren sind alle vielseitig und vor allem auch sehr unterschiedlich. Es gelingt Michael Grant gut, die verschiedenen Facetten seiner Charaktere herauszuarbeiten und detailliert darzustellen.
Neben den offensichtlich guten und sympathischen Charakteren, wie Sam, Edilio und Astrid, und den offensichtlich bösen Figuren wie Caine und Drake, gibt es auch welche, die man nicht so richtig einzuordnen vermag. Dazu zählen sowohl Quinn, der seinen besten Freund verrät, ihm dann aber doch hilft, als auch Diana, die zwar auf Caines Seite steht, aber bei weitem nicht so kaltherzig und gleichgültig ist wie er.

Michael Grant versteht es, nach und nach Spannung aufzubauen und diese auch kontinuierlich zu erhöhen. Diverse Anspielung, wie z.B. dass Sam sich fragt, ob er an der Situation Schuld sei oder dass sein Leben nicht mehr normal sei, und Entdeckungen, wie den mysteriösen Tagebucheintrag von Sams Mutter oder die undurchdringliche Barriere, die vor allem am Ende der Kapitel auftauchen, sorgen dafür, dass man einfach weiter lesen muss, wenn man erfahren will, was es damit auf sich hat.
Den gleichen Effekt erzielt auch der Countdown, der sich vom ersten bis zum letzten Kapitel durch das gesamte Buch zieht und die Stunden bis zu Sams 15. Geburtstag zählt, an dem er mit seinem Verschwinden rechnet.

Außerdem sorgen immer wieder neue schockierende Ereignisse dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.
Es kommt zu einem Ausnahmezustand, in dem Schläger die Macht übernehmen und alles kontrollieren wollen. Als dann die Schüler der Coates Academy auftauchen und diese Macht an sich reißen, werden die von ihnen aufgestellten Regeln mit einer absolut erschreckenden Brutalität durchgesetzt. Wer sich nicht an die Regeln, wie z.B. die Geheimhaltung der besonderen Kräfte, hält, wird mit Baseballschlägern verprügelt. Es dauert auch nicht lange bis diese Vorgehensweise ein erstes Todesopfer fordert. Es gibt zwar auch ein paar wenige gute Regeln, doch die meisten dienen nur dazu Caines Macht durchzusetzen.
Einige sehen das Unrecht, wissen jedoch nicht, wie sie sich dagegen wehren sollen oder haben Angst davor. Andere, wie z.B. Quinn, der nach einer Weile zu Caine überläuft und alles akzeptiert, was er sagt, sind einfach zu feige um der Wahrheit in die Augen zu sehen.
Viele sehen in Sam einen Anführer und erwarten, dass er etwas unternimmt. Dieser fühlt sich der Aufgabe zunächst nicht gewachsen, entwickelt sich aber im Laufe der Geschichte weiter. Um Astrid, die er schon immer mochte und zu der er langsam eine Beziehung aufbaut, und ihren Bruder Pete sowie seine Freunde zu beschützen, nimmt er seinen Mut zusammen und will sich gegen Caine wehren.

Dabei wird er schließlich von anderen Schülern der Coates Academy unterstützt, gegen die Caine und seine Leute mit einfach unfassbaren Methoden vorgegangen sind: Damit sie ihre Kräfte nicht einsetzen können, haben sie die Hände all jener Schüler einzementiert, die sich Caine nicht unterwerfen wollten. Außerdem hat Caine es auf jeden abgesehen, dessen Kräfte die seinen übersteigen könnten, was auf Sam, aber auch auf den kleinen Pete zutreffen könnte.

Aber nicht nur einige Menschen haben besondere Fähigkeiten entwickelt, auch manche Tiere sind mutiert und dadurch noch gefährlicher als zuvor.
Es werden verschiedene Theorien zur Barriere und ihren Wirkungen aufgestellt, die den Leser immer wieder mit neuen Fragen konfrontieren, von denen nur wenige am Ende beantwortet werden.
Man erfährt zwar, was die Barriere letztendlich ausgelöst hat, aber nicht, wie man sie beseitigen kann, was mit den anderen Menschen passiert ist oder was außerhalb der Barriere noch liegt, sofern es noch ein außerhalb gibt.

Fazit

Gone – Verloren ist ein sehr fesselndes, mitreißendes, aber vor allem auch sehr schockierendes Jugendbuch. Man kann gar nicht fassen, zu welchen gefühlskalten und grausamen Handlungen einige der Figuren tatsächlich fähig sind. Es ist einfach erschreckend, wenn man bedenkt, dass zumindest die Handlungen der Figuren gar nicht so unrealistisch sind.
Immer wieder wird der Leser mit neuen, schockierenden Geschehnissen und Entdeckungen konfrontiert, die für eine andauernde Spannung sorgen.

Die vielen offenen Fragen werden garantiert dafür sorgen, dass man auch den nächsten Band unbedingt lesen muss.





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