[Rezension] Skinned

07. Mai 2010 | 11:20 | Gelesen

Titel: Skinned
Autorin: Robin Wasserman
Originaltitel: Skinned
Erstveröffentlichung: 2008
Übersetzerin: Claudia Max


Wissenswertes

Skinned ist der erste Band einer neuen Trilogie der amerikanischen Autorin Robin Wasserman. Er spielt in einer post-apokalyptischen Welt, in der nichts mehr so ist, wie es mal war, aber dennoch fast alles möglich erscheint. Zumindest, wenn man genug Bonus hat um es sich leisten zu können. Die Frage ist nur, ob so viel Technologie auch wirklich immer von Vorteil ist.

Der zweite Band der Reihe, Crashed, erschien im September 2009 in den USA. Der dritte und damit letzte Band, Wired, erscheint noch in diesem Jahr.

Inhalt

Lia Kahns Leben war perfekt. Sie hatte einen gut aussehenden Freund, viele Freundinnen und durch den Reichtum ihrer Eltern bekam sie immer alles, was sie wollte.

Das alles ändert sich durch einen Autounfall, der Dank modernster Technik eigentlich nicht hätte passieren dürfen.
Als Lia im Krankenhaus endlich wieder zu sich kommt und das schließlich auch von ihrer Familie und den Ärzten bemerkt wird, erfährt sie die schreckliche Wahrheit. Der Unfall hat ihren Körper so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass die Ärzte ihn trotz starker Bemühungen nicht mehr retten konnten. Da Lias Eltern ihre Tochter aber nicht verlieren wollten, entschieden sie sich für eine neue Technologie, die Lia ein neues Leben schenken sollte. Sofern man noch von Leben sprechen kann, denn Lias Körper ist nicht mehr menschlich oder organisch, sondern eine Maschine, der man lediglich ein menschliches Äußeres verliehen und ihre Erinnerungen eingepflanzt hat.

Lia kann nicht fassen, dass ihre Eltern ihr das angetan haben. Sie wäre lieber für immer entstellt, aber menschlich, gewesen als nur noch eine Art Kopie ihres früheren Ichs, ein Skinner. Nach langem Training kann sie sich zwar wieder bewegen und richtig sprechen, aber alle anderen menschlichen Verhaltensweisen bleiben ihr verwehrt. Sie kann nicht essen, nicht schlafen, nicht richtig fühlen und vor allem auch nicht mehr sterben, was sie nicht als Vorteil empfindet.

Doch auch in ihrem früheren Umfeld, in das sie nach mehreren Monaten Reha nun endlich zurückkehrt, hat sich alles verändert. Ihre Eltern bleiben auf Distanz, ihrer Schwester scheint sie gleichgültig zu sein und auch ihr Freund Walker sowie ihre Schuldfreundinnen wenden sich nach und nach von ihr ab. Sie alle können sich nicht mit Lias neuem Aussehen, ihrem neuen Wesen, abfinden und betrachten sie als eine Art Maschine, die darauf programmiert ist, sich wie die verstorbene Lia Kahn zu benehmen.
Einzig ein Junge namens Auden, mit dem sie vorher nie etwas zu tun hätte, scheint Lia so zu akzeptieren wie sie ist und freundet sich langsam mit ihr an.

Kritik

Gleich zu Beginn der Handlung wird man mit Lias neuem Leben und mit der Tatsache konfrontiert, dass sie selbst nicht mehr weiß, wer oder was sie eigentlich ist. Ist sie tot oder lebendig? Mensch oder Maschine? Hat sie wirklich noch einen freien Willen oder sind alle ihre Gefühle und Verhaltensmuster einfach vorprogrammiert?
Als Leser bekommt man einen umfassenden Einblick in Lias Gefühlswelt, die sehr facettenreich ist, und durch den Ich-Erzähler kann man sich gut in sie hinein versetzen. Ihre Gedanken im Hinblick auf ihr neues Wesen sind äußerst nachvollziehbar, obwohl man allerdings auch Verständnis für das Handeln ihrer Eltern, die ihre geliebte Tochter nicht verlieren wollten, hat.
Man versteht, wie Lia sich Auden gegenüber verhält und warum sich aus der anfänglichen Ablehnung schließlich doch eine Freundschaft entwickelt. Auch ihre Furcht gegenüber Jude und den anderen Skinnern oder MechHeads, wie sie selbst genannt werden wollen, die ihren Zustand nicht annähernd so zu verabscheuen scheinen wie Lia, ist mehr als verständlich.

Obwohl Lia nicht der sympathischste Charakter ist, dafür ist sie einfach ein wenig zu eingebildet, hat man trotzdem Mitgefühl für sie und ihre Situation. Umso mehr hasst und verachtet man die Taten ihrer Schwester Zoie, die Lia nicht nur ihre Freunde wegnimmt, sondern ihr auch noch den Freund ausspannt und ihr damit alles nimmt, was sie noch hatte. Ständig verletzt Zoie ihre Schwester und wirft ihr die gemeinsten Sachen an den Kopf, obwohl sie ihre Schwester lieber um Verzeihung bitten sollte, da eigentlich Zoie in dem Auto hätte sitzen sollen.

Auden hingegen ist ein äußerst liebenswerter Charakter, den man auf keinen Fall missen möchte. Es ist schön zu lesen, wie sich zwischen ihm und Lia langsam eine Freundschaft entwickelt. Wie es am Ende schließlich um Auden steht, trifft den Leser dadurch natürlich umso härter.

Die post-apokalyptische Welt, die Robin Wasserman für ihre Geschichte entwickelt hat, erscheint dem Leser widersprüchlich. Während der eine Teil der Bevölkerung, der wohlhabende Teil, wie im Paradies lebt, leben die Menschen in den Städten am Existenzminimum und kommen kaum in den Genuss der neuen Technologien.
Reiche Leute, die genug Bonus haben, können ein nahezu utopisches, hoch technologisiertes Leben führen. Sie können sich Geschlecht und Eigenschaften ihrer Kinder aussuchen, ihre Autos fahren von allein zum Zielort und sie leben länger, da ihre Gesundheit täglich akribisch überwacht wird. Wesentlich schlechter ergeht es allerdings den Menschen in den radioaktiven Städten, die nicht genug Geld haben um sich diesen Luxus leisten zu können.
Teilweise beschreibt die Autorin die neuen Entwicklungen sehr genau, teilweise werden einige Sachen jedoch nur am Rande erwähnt. Auch diese hätte man etwas besser beschreiben und erklären sollen, damit man nicht nur eine vage Vorstellung von dem hat, was sich vielleicht dahinter verbergen könnte.

Der Schreibstil von Robin Wasserman ist fließend, aber auch detailliert. Vor allem die Beschreibung von Lias Unfall und wie sie sich unmittelbar danach gefühlt hat, ist so bildlich, dass man sie sich genau vorstellen kann.

Das Ende des Buches ist in sich zwar relativ abgeschlossen, bleibt durch Lias Entscheidung aber zumindest soweit offen, dass man wissen möchte, wie es mit ihr weiter geht.

Fazit

Insgesamt ist Skinned ein wirklich interessantes Jugendbuch, das einen nicht nur mit philosophischen Fragen konfrontiert, wie z.B. was eine Persönlichkeit überhaupt ausmacht, sondern auch die verschiedensten Gefühle beim Leser auslöst. Man empfindet Mitgefühl für Lia, verachtet ihre Schwester Zoie und ist am Ende zutiefst bestürzt über das, was mit Auden geschieht.

Es ist ein spannender Auftakt zu einer Trilogie, deren zweiten Band man gespannt erwartet um zu erfahren, ob Lia sich ihren Platz in der Welt noch erkämpfen kann.





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