[Rezension] Wild Hearts – Kein Blick zurück

06. Juni 2019 | 19:23 | Gelesen

Titel: Wild Hearts – Kein Blick zurück
Autorin: T.M. Frazier
Originaltitel: The Outskirts
Erstveröffentlichung: 2017
Übersetzerin: Anja Mehrmann


Wissenswertes

Wild Hearts – Kein Blick zurück ist ein New Adult Roman der us-amerikanischen Bestseller-Autorin T.M. Frazier, die mit ihrer Familie in Florida lebt. Als sie ihr erstes Buch veröffentlichte, hätte sie sich nie träumen lassen, dass auch nur eine Person liest, was sie geschrieben hat. Inzwischen sind zahlreiche Roman von ihr erschienen und sogar in mehrere Sprachen übersetzt worden.

Wild Hearts – Kein Blick zurück ist zudem der Auftakt zu einer Dilogie. Der zweite und abschließende Band trägt den Titel Wild Souls – Mit dir für immer und ist vor wenigen Tagen erschienen.

Inhalt

Ihrer Mutter war es nicht gelungen sich von ihrem gewalttätigen Ehemann loszusagen, doch für ihre Tochter hat sie vor ihrem Tod entsprechende Vorkehrungen getroffen. Ein altes Auto mit Wohnanhänger und ein kleines Stück Land in Florida ermöglichen es Sawyer nun ein neues Leben anzufangen. Zum ersten Mal in ihrem Leben kann sie die strengen Regeln, die ihr bisher täglich auferlegt wurde, über Bord werfen und ihre Freiheit in vollen Zügen genießen. Die meisten Bewohner des kleinen Städtchens Outskirts greifen ihr auch sofort freundlich unter die Arme, nur Finn ist von Sawyers Anwesenheit überhaupt nicht begeistert. Er hat sich nämlich mittlerweile an sein Dasein als Einzelgänger gewöhnt und kann darauf verzichten ständig einer neuen Nachbarin zu begegnen, die noch dazu unerwartete Gefühle in ihm weckt …

Kritik

Wild Hearts – Kein Blick zurück ist ein empfehlenswerter und trotz kleinerer Schwächen insgesamt sehr gelungener New Adult Roman und Auftakt zur Outskirts Dilogie von T.M. Frazier.

Die Geschichte um Finn und Sawyer wird abwechselnd aus den Ich-Perspektiven der beiden Protagonisten erzählt, wobei der Anteil an Kapiteln aus Sawyers Sicht vor allem zu Beginn noch deutlich größer ist. Dadurch kann man sich in beide Figuren gut hineinversetzen und sie unabhängig vom Eindruck des anderen besser kennenlernen. Außerdem weiß man so stets, was sie tatsächlich übereinander denken.

Mit Sawyer fühlt man sich auf Anhieb verbunden und man fiebert vom ersten Moment an richtig mit ihr mit. Sie ist liebenswert, stark und weiß auch die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen. Man kann sich kaum vorstellen, wie es für sie gewesen sein muss in einer fundamentalistischen Gemeinschaft und zugleich mit einem gewalttätigen, alkoholabhängigen Vater aufzuwachsen. Trotzdem ist sie mutig genug, um ihr altes Leben von heute auf morgen hinter sich zu lassen. Umso mehr freut man sich daher mit ihr über ihre Flucht, ihre neu gewonnene Freiheit und die vielen ersten Male, die sie mit der Zeit erlebt.

Statt aus Prinzip einfach genau das Gegenteil von dem zu tun, was man einst von ihr erwartet hat, beginnt sie alles, was man ein Leben lang versucht hat ihr einzutrichtern, genau in Frage zu stellen und herauszufinden, womit sie selbst sich wohl fühlt. Sie erkennt, wie verkehrt und rückständig die Ansichten ihrer ehemaligen Gemeinschaft sind und kostet nun ihre Freiheit aus, was wundervoll anzusehen ist. Außerdem macht sie keine ihrer neuen Erfahrungen zu einem schlechteren Menschen, ganz im Gegenteil.

Bei Finn dauert es hingegen ein wenig länger bis man ihn wirklich ins Herz schließt. Anfangs wirkt er überaus mürrisch, unfreundlich und unnahbar. Er wird von Schuldgefühlen geplagt und kann sich nicht von der Vergangenheit befreien. Diese unliebsamen Emotionen versucht er in Alkohol zu ertränken, was von der Autorin allerdings zu sehr verharmlost wird. Erst seine unerwünschte Nachbarin holt Finn langsam wieder in die Gegenwart zurück und dieser Prozess ist sehr schön zu beobachten. Er lässt Sawyer nach und nach näher an sich heran, öffnet sich seiner Umgebung und wird wieder der Mensch, der er vermutlich einst war.

Finn und Sawyer sind ein wunderbares Paar, das sich im Rahmen einer authentischen Entwicklung erst langsam näher kommt. Sie ergänzen sich prima und lösen völlig neue Gefühle im jeweils anderen aus. Das geht selbst Finn so, obwohl er im Unterschied zu Sawyer natürlich deutlich erfahrener ist. Er ist ihr gegenüber immer verständnisvoll und geduldig. Er drängt sie zu nichts, sondern passt sich vollständig ihrem Tempo an. Die dazugehörigen Sexszenen sind recht ansprechend beschrieben, zum Teil aber auch ein wenig übertrieben bzw. werden Sawyer und Finn ab einem gewissen Zeitpunkt einfach eine Spur zu oft intim. Weniger wäre hier also mehr gewesen. Schön ist insofern jedoch, dass Finn wirklich nur einvernehmlich handelt und sich diesbezüglich stets bei Sawyer versichert.

Neben Finn und Sawyer gibt es darüber hinaus noch einige tolle Nebencharaktere, die Sawyer nach ihrer Ankunft in Outskirts unterstützen und die man dafür einfach lieben muss. Dazu zählen insbesondere die selbstbewusste Polizistin Josh und Sawyers Chef Critter.

Die Handlung ist durchgängig fesselnd, vor allem wegen der prickelnden Liebesgeschichte, weist allerdings ein paar Logikfehler bzw. Fehler im Ablauf auf, vermutlich weil nachträglich Szenen getauscht wurden. Manchmal erscheint sie einem Zwischendurch zudem etwas lückenhaft, so als fehlte eine Szene oder zumindest ein nachvollziehbarer Übergang. Auf den letzten Seiten wird es dann noch richtig spannend und der Cliffhanger am Ende macht einen nahezu sprachlos. Man ist regelrecht entsetzt, dass das Buch an dieser Stelle endet, noch dazu mit einer so schockierenden Wendung. Genau genommen erwarten den Leser am Schluss sogar zwei Enthüllungen, doch nur eine davon hat man kommen sehen.

Danach möchte man folglich am liebsten sofort zur Fortsetzung greifen, die inzwischen glücklicherweise schon erschienen ist. Man ist gespannt darauf wie es mit Sawyer und Finn weiter geht, sehnt sich nach Antworten auf die vielen, offenen Fragen und sieht der zwangsläufig bevorstehenden, erneuten Begegnung zwischen Sawyer und ihrem Vater sowie seiner Reaktion auf seine völlig veränderte Tochter erwartungsvoll entgegen.

Fazit

Wild Hearts – Kein Blick zurück ist, von wenigen Kritikpunkten abgesehen, ein sehr gelungener New Adult Roman, dessen überraschendes Ende eine vielversprechende Fortsetzung in Aussicht stellt, deren Lektüre man nun kaum noch erwarten kann.





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