[Rezension] Engelsnacht

03. Oktober 2010 | 19:50 | Gelesen

Titel: Engelsnacht
Autorin: Lauren Kate
Originaltitel: Fallen
Erstveröffentlichung: 2009
Übersetzerin: Doreen Bär


Wissenswertes

Engelsnacht ist der Auftakt einer Jugendbuchserie der amerikanischen Autorin Lauren Kate.

In den USA sorgte dieses Buch bereits für viel Aufsehen. Es hielt sich ganze 36 Wochen auf der New York Times Bestsellerliste, wurde über 325.000-mal verkauft und befindet sich mittlerweile in der 15. Auflage. In England hat es das Buch ebenfalls in die Top Ten geschafft.

In den USA hat die Fortsetzung, Torment, sogar schon vor dem Erscheinen einen Rekord gebrochen: Es ging mit der höchsten Erstauflage im Jugendbuchbereich an den Start!

Die deutsche Übersetzung des zweiten Teils erscheint voraussichtlich im Herbst 2011.

Inhalt

Schon ihr ganzes Leben lang wird Luce von merkwürdigen Schatten verfolgt. Da sie jedoch scheinbar die einzige ist, die diese Schatten sehen kann, zweifeln ihre Eltern an ihrem Geisteszustand, sodass sie als Kind so lange von Therapeut zu Therapeut geschickt wurde, bis sie schließlich einfach behauptet hat, dass sie sie nicht mehr sehen könne um diesem Teufelskreis endlich zu entkommen.

Bei einer Party tauchen die Schatten erneut auf und es geschieht etwas Furchtbares. Trevor, der Junge, in den Luce verliebt war und mit dem sie sich allein zurückgezogen hatte, geht in Flammen auf und stirbt. Alle glauben, dass Luce etwas damit zu tun hat, ihn vielleicht sogar getötet hat, aber sie selbst kann sich nicht genau an die Ereignisse an jenem Abend erinnern.

Daraufhin wird Luce auf die Sword & Cross verbannt, eine Besserungsanstalt für schwererziehbare Jugendliche. Dort wird sie Unterricht haben und auch wohnen, da sie das Gelände nicht verlassen darf. Dabei hat sie keinerlei Kontakt zur Außenwelt – mal abgesehen von den 15 Minuten, die sie einmal wöchentlich telefonieren darf – und steht unter ständiger Beobachtung, denn in der Schule und auf dem gesamten Gelände sind Videokameras angebracht. Luce fühlt sich dort mehr als unwohl. Es kommt ihr vor wie ein Gefängnis, in das sie aber einfach nicht gehört. Im Gegensatz zu den meisten anderen Schülern hat sie nichts Schlimmes getan, zumindest sagt ihr das ihr Buchgefühl.

Der Unterricht ist genauso furchtbar und dann wird sie in der Kantine auch noch grundlos von einer anderen Schülerin attackiert und vor der ganzen Schule gedemütigt. Dadurch lernt sie jedoch die schüchterne Penn kennen und zwischen beiden entwickelt sich schnell eine Freundschaft. Penn ist auch diejenige, die Luce dabei hilft mehr über den geheimnisvollen Daniel Grigori herauszubekommen. Luce fühlt sich wie auf magische Weise zu ihm hingezogen und hat das Gefühl ihn schon von früher zu kennen. Er hingegen verhält sich Luce gegenüber völlig widersprüchlich: Mal geht er auf sie zu und dann ist er wieder kühl und abweisend …

Kritik

Engelsnacht folgt dem Trend und ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Engel nach den Vampiren nun den Markt erobern, und das nicht nur bei den Jugendbüchern.

Durch den Titel weiß man als Leser zwar von Anfang an, dass sie die Handlung in irgendeiner Form um Engel drehen wird. Trotzdem bleibt die ganze Geschichte bis zum Ende hin sehr geheimnisvoll. Nach und nach gibt es ein paar kleine Andeutungen. Diese gelten jedoch ausschließlich einer Person, sodass man am Ende äußerst überrascht ist, wenn man schließlich erfährt, wer tatsächlich ein Engel ist.

Die Handlung beginnt relativ ruhig. Zunächst geht es erst einmal nur um Luce und wie sie sich an der neuen Schule zu Recht findet. Man erfährt, was sie in ihrer Kindheit wegen der Schatten alles durchgemacht hat und warum sie an der Sword & Cross gelandet ist. Bis auf die schüchterne Penn ist nämlich keiner der Schüler freiwillig dort. Alle sind aus einem bestimmten Grund in der Besserungsanstalt und für einige von ihnen gelten sogar noch strengere Regeln als für Luce. Diese Gründe erfährt man jedoch nur von wenigen Schülern und auch von ihnen erst ganz zum Schluss, sodass man sich während des Lesens mehr als einmal fragt, was die einzelnen Schüler verbrochen haben und ob manche von ihnen vielleicht sogar richtig gefährlich sind.

Neben dem Unterricht muss Luce sich vor allem mit dem anderen Geschlecht herum schlagen, obwohl sie nach der Sache mit Trevor eigentlich auf keinen Fall eine neue Beziehung eingehen wollte. Einerseits gibt es Cam, den coolen und beliebten Jungen, der Luce vom ersten Tag an umschwärmt. Er bemüht sich sehr um sie und macht ihr sogar Geschenke. Luce findet das sehr schmeichelhaft und fühlt sich auch ein wenig zu ihm hingezogen. Andererseits ist da aber auch noch Daniel, zu dem sie sich noch weit mehr hingezogen fühlt und der ihr so vertraut ist, als würde sie ihn schon lange kennen. Obwohl er sich ihr gegenüber sehr abweisend und auch widersprüchlich verhält, zieht es sie immer wieder zu ihm hin und auch er taucht immer wieder in ihrer Nähe auf. Sie ist zwischen den Beiden hin und her gerissen und erkennt erst, wem ihr Herz wirklich gehört, als es zwischen ihnen sogar zu einer Prügelei kommt.

Im Gegensatz zu Cam, der Luce offen seine Gefühle zeigt, ist Daniel sehr schwer zu durchschauen. Immer, wenn er sich Luce ein wenig genähert hat, stößt er sie wieder von sich, was ihn anfangs ziemlich unsympathisch macht. Trotzdem scheint auch er sich zu Luce hingezogen zu fühlen und sie scheinbar schon zu kennen.

Der Mittelteil zieht sich etwas, zum Ende hin gewinnt die Geschichte aber an Tempo und die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen. Man erfährt endlich etwas mehr über die Beziehung, in der Luce und Daniel zueinander stehen und warum sich beide so vertraut sind. An diesem Punkt kommt zum ersten Mal richtig Spannung auf und spätestens ab dem Kampf zwischen Gut und Böse kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Trotzdem ist das Ende eher unbefriedigend. Man erfährt zwar etwas mehr über die Hintergründe und entdeckt auch, dass die ein oder andere Figur nicht das war, was sie zu sein vorgab. Man erhält aber viel zu wenig Informationen, um sich auch nur annähernd einen Reim darauf zu machen. Es wird lediglich angedeutet, dass Luce viel tiefer in diesen Kampf verstrickt ist als es ihr bisher bewusst ist und dass sie sich bald an ihre Vergangenheit erinnern wird. Mehr aber auch leider nicht.

Im Endeffekt kann das Buch daher nicht halten, was der so interessante Prolog versprochen hat. Dafür erfährt man einfach viel zu wenig. Denn auch, wenn man im ersten Teil einer Reihe natürlich noch nicht alle Geheimnisse aufdecken kann, so sollte der Leser am Ende nicht mehr völlig im Dunkeln tappen.

Fazit

Engelsnacht ist der Auftakt zu einer Serie, die viel Potenzial hat und durchaus noch sehr spannend werden kann. Leider kann der erste Band aber noch nicht das halten, was die ansonsten wirklich interessante Geschichte verspricht. Es ist auf keinen Fall ein schlechtes Buch, aber so ganz überzeugen kann es auch nicht. Am Anfang war es ganz gut, zum Ende hin wurde es dann sogar richtig viel versprechend. Leider stellt Lauren Kate den Leser aber vor zu viele offene Fragen. Es wäre besser gewesen, wenn sie wenigstens ein paar wenige Fragen beantwortet hätte um Raum für Spekulationen zu schaffen. Stattdessen bleibt alles so geheimnisvoll, dass dies nicht möglich ist und man nur weiß, dass Luce irgendetwas mit diesem Kampf zu tun hat, mehr nicht. Die Neugier des Lesers ist dennoch geweckt und der Epilog gibt einen interessanten kleinen Aufblick auf das, was noch kommen könnte.

Wem die Handlung an sich gefällt und wer eine Schwäche für tragische Liebesgeschichten hat, wird der Fortsetzung daher wohl trotz des nicht ganz gelungenen Auftakts eine Chance geben. Das Interesse des Lesers wurde durch die unzähligen offenen Fragen und die vielen Geheimnisse definitiv geweckt und genügend Potenzial ist somit auf jeden Fall vorhanden!





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