Autorin: Suzanne Young
Originaltitel: The Treatment
Erstveröffentlichung: 2014
Übersetzerin: Katharina Woicke
Wissenswertes
Ich.Erinnere.Mich. ist zudem der zweite Band einer Dilogie. Der erste Teil trägt auf Deutsch den Titel Du.Wirst.Vergessen.
Daneben gibt es noch eine Novelle mit dem Titel The Recovery, die von Realm handelt, sowie ein Spin-off, in dem neue Charaktere im Mittelpunkt stehen. Der erste Band davon, The Remedy, ist in den USA bereits im April 2015 erschienen. Ein zweiter Band soll unter dem Titel The Epidemic voraussichtlich im April 2016 folgen.
Inhalt
Deshalb sowie in der Hoffnung einen Weg zu finden das Programm ein für alle Mal zu beenden, schließen sie sich einer Gruppe von Rebellen an. Doch können sie ihnen wirklich vertrauen? Und wie sollen einige wenige das allgegenwärtige Programm aufhalten, das seine Macht durch die Unterstützung der Regierung immer stärker ausweitet?
Kritik
Das Buch ist von Anfang an sehr mitreißend, da Sloane und James auf der Flucht sind und niemandem trauen können. Sie schweben permanent in großer Gefahr, denn falls das Programm sie wieder zu fassen kriegen sollte, könnten sie weit mehr verlieren als nur ein weiteres Mal ihre Erinnerungen an einander.
Das Programm will seine Macht mit allen Mitteln ausweiten und schreckt vor nichts zurück um die Menschen, die versuchen genau das zu verhindern, für immer zum Schweigen zu bringen. Darüber hinaus ist es unbeschreiblich erschreckend zu welchen Maßnahmen das Programm greift um wahrheitsgemäß behaupten zu können zu hundert Prozent erfolgreich zu sein. Für sie zählt einzig und allein, dass die angeblich Infizierten noch am Leben sind, was für sie schon zutrifft, solange sie selbstständig atmen. Hingegen ist es ihnen vollkommen gleichgültig, ob dieses Leben überhaupt noch lebenswert ist, sodass sie bereitwillig die individuelle Persönlichkeit der Patienten zerstören. Ihre Grausamkeit ist also oftmals nur schwer zu ertragen.
Für den Leser ist es absolut unfassbar, dass Ärzte, Krankenschwestern und Betreuer diese grauenvollen Taten nicht verhindern oder gar dabei helfen, obwohl sie im Unterschied zur restlichen Öffentlichkeit genau wissen, was in diesen Einrichtungen vor sich geht. Einige mögen aus der Angst heraus handeln bei Widerstand genauso zu enden, was zwar feige, allerdings immerhin nachvollziehbar ist. Andere scheinen dagegen tatsächlich zu glauben das Richtige zu tun und das ist einfach unbegreiflich.
Natürlich schmerzt es ältere Menschen zutiefst, wenn sie auf Grund der Epidemie ihre Kinder oder Enkelkinder beerdigen müssen, und es ist verständlich, dass sie weitere Selbstmorde verhindern wollen, aber nicht um jeden Preis. Was nützt es, wenn das eigene Kind zwar am Leben, jedoch nur noch ein Schatten seiner selbst ist; eine leere Hülle, ohne Charakter, Erinnerungen oder Gefühle? Das kann es niemals wert sein.
Sloane ist eine starke Heldin, die sogar in scheinbar ausweglosen Situationen kämpft statt aufzugeben und ihre Gefühle nicht länger unterdrückt, sondern ihren Tränen manchmal auch freien Lauf lässt. Man fühlt die ganze Zeit mit ihr mit und vor allem im letzten Drittel bangt man um ihr Leben bzw. ihre Persönlichkeit.
James ist trotz seiner Fehler ebenfalls sympathisch und er und Sloane sind ein tolles Paar. Sie müssen einiges durchstehen, schaffen das aber gemeinsam, weil sie selbst in schwierigen Situationen stets zusammenhalten und Vertrauen zueinander haben, weshalb man ihnen nur das Beste wünscht.
Von Realm kann man das allerdings nicht behaupten, er versucht nämlich ständig einen Keil zwischen die beiden zu treiben, was ihm auf Dauer jedoch nicht gelingt. Je mehr man über ihn erfährt, desto mehr verachtet man ihn. Er mag Sloane wirklich lieben und hilft ihr mehrfach, dennoch ist er weder vertrauenswürdig noch liebenswert. Man kann somit gut verstehen, dass Sloane ihm seine Taten wohl nie verzeihen wird.
James und Sloane schließen sich den Rebellen an, aber sie sind nur wenige und können im Endeffekt kaum etwas ausrichten. Ihr Alltag besteht vielmehr aus der Fluht vor dem Programm denn aus dem Kampf gegen es. Zudem lauern unglücklicherweise auch unter den Rebellen Verräter.
Dallas, die man wahrscheinlich als deren Anführerin bezeichnen könnte, mag man anfangs nicht sonderlich, da sie Sloane gegenüber sehr feindselig ist. Erst als man sie etwas besser kennen lernt und ihre Beweggründe versteht, kann man sich schließlich doch ein wenig für sie erwärmen.
Sloane ist nach wie vor im Besitz des Gegenmittels, das sie noch nicht genommen hat, weil sie sich lieber auf die Gegenwart als auf die Vergangenheit konzentrieren möchte. Ferner will sie unbedingt am Leben bleiben und nicht wegen möglicherweise zu trauriger Erinnerungen wieder krank werden. Verschiedene Leute sind nun hinter dieser Pille her: das Programm um sie endgültig zu vernichten, andere um mehr davon herzustellen. Aber ist es tatsächlich ratsam jedem seine Erinnerungen zurückzugeben? Manche würden vielleicht daran zerbrechen. So ergeht es zum Beispiel einer Freundin von Sloane, die ihre wieder aufbrechenden Erinnerungen nicht verkraftet.
Im Verlauf der Handlung wird immer deutlicher, dass das Programm selbst, wie man es schon beim Lesen des Vorgängers vermutet hat, zur Ausbreitung der Epidemie beiträgt, was sie wiederum zu vertuschen versuchen. Zwischendurch kann man sich daher kaum noch vorstellen, dass es den Figuren jemals gelingen wird das Programm zu stoppen, doch zum Glück haben mehr Menschen dieses Ziel als bisher angenommen und die Rebellen erhalten unerwartete Hilfe.
Letztlich nimmt die Geschichte dadurch den erwünschten Ausgang, von den ausschlaggebenden Ereignissen bekommt man jedoch leider so gut wie nichts mit, da am Ende alles viel zu schnell abgehandelt wird. Was wirklich schade ist, denn darüber hätte man gern mehr gelesen als bloß eine rückblickende Zusammenfassung. Außerdem bleibt eine große Frage offen: Warum? Warum war das Programm bereit so weit zu gehen? Aus reiner Machtgier? Um die ganze Gesellschaft zu kontrollieren?
Besonders gelungen ist hingegen das letzte Kapitel, das einen kurzen Ausblick auf die Zukunft von Sloane und James gewährt und eine positive Entwicklung aufzeigt, sowohl im Hinblick auf die Epidemie als auch hinsichtlich der Beziehung von Sloane zu ihren Eltern. Im Epilog geht die Autorin zudem noch einmal auf Dallas ein, wodurch man erfährt, wie es ihr nach der letzten Begegnung ergangen ist.
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