[Rezension] Smoke – Du bist sein Besitz

03. April 2021 | 11:55 | Gelesen

Titel: Smoke – Du bist sein Besitz
Autorin: J.S. Wonda
Originaltitel: Smoke – Du bist sein Besitz
Erstveröffentlichung: 2020
Übersetzer: Originalsprache


Wissenswertes

Smoke – Du bist sein Besitz ist ein Roman der deutschen Autorin J.S. Wonda, die unter diesem Namen vor allem erotische Liebesgeschichten mit Bad Boys als Protagonisten veröffentlicht. Trotz ihrer Vorliebe für Dark Romance kann sie auf Happy Ends nicht verzichten und würde nie zulassen, dass eine ihrer Geschichten tragisch endet.

Smoke – Du bist sein Besitz ist zudem der Auftakt zu einer Trilogie. Die beiden Fortsetzungen sind bereits erschienen und tragen die Titel Blaze – Er ist dein Feuer und Cinder – Sie ist dein Tod.

Inhalt

Um mehr über ihre Herkunft zu erfahren, hat Cinder sich zusammen mit ihrer Freundin Ivy in den Semesterferien auf einen Road Trip durch die Staaten begeben. Doch statt in Montana direkt den nächsten Stellplatz ausschließlich für Frauen anzusteuern, lässt Cinder sich von Ivy dazu überreden bei einem Saloon anzuhalten und den Freitagabend mit einem Drink ausklingen zu lassen. Dort begegnet sie dem unnahbaren, rätselhaften Cowboy Smoke, dem Cinder nach einem Streit mit Ivy schließlich einen Kuss stiehlt. Als diese daraufhin wütend davon fährt und Cinder einfach so zurücklässt, bietet Smoke ihr an sie zur nächstgelegenen Unterkunft zu bringen. Dabei kommt Cinder gar nicht auf die Idee, dass Smoke Hintergedanken haben könnte – bis sie sich am nächsten Tag gefesselt in seinem Haus wiederfindet …

Kritik

Mit Smoke – Du bist sein Besitz hat J.S. Wonda einen Roman geschrieben, der sehr gut veranschaulicht, warum das Sub-Genre der Dark Romance teilweise so einen schlechten Ruf genießt, und in mehr als nur einer Hinsicht eher abstößt als anspricht. Wer erstmals einen Blick auf das Sub-Genre werfen möchte, sollte also besser zu einem anderen Roman greifen, sonst ist man am Ende vielleicht – zu Unrecht – für immer abgeschreckt.

In diesem Buch werden Nötigung, Bedrohung, Freiheitsberaubung, (gefährliche) Körperverletzung, Vergewaltigung und schließlich sogar Mord in unzumutbarer Weise verharmlost, bagatellisiert, romantisiert und verherrlicht. Dass Vergewaltigungen in diesem Genre nicht unüblich sind, ist kein Geheimnis, sodass man mit derartigen Szenen rechnen muss. Problematisch ist hier jedoch nicht der Umstand, dass sie vorkommen, sondern wie sie hier konkret dargestellt werden.

Cinder wird schlicht und ergreifend von Smoke vergewaltigt – weit mehr als einmal – aber es wird so hingestellt, als wäre das vollkommen in Ordnung, weil es ihr am Ende ja doch irgendwie gefällt, weil sie einen Orgasmus hat, weil Smoke ach so gutaussehend und gut bestückt ist, weil er gelegentlich nett zu ihr ist und ihr Bücher oder Reitkleidung kauft und weil er lieb zu Tieren ist, obwohl nichts davon auch nur ansatzweise seine Taten rechtfertigt. Ja, er hat (unschuldige) Menschen getötet – aber wen interessiert‘s? Er sieht immerhin gut aus, spielt Gitarre und kann gut singen! Nichts gegen die Autorin oder deren Fans, wie man einen solchen Vergewaltiger und Mörder ernsthaft anschmachten kann, wird jedoch den meisten Menschen wohl immer ein Rätsel bleiben.

Die Aufforderung an den Leser solche Geschichten kritisch zu lesen, sollte für J.S. Wonda kein Freifahrtschein für eine vollkommen unkritische und unreflektierte Verherrlichung von Gewalt sein. Es gibt schließlich einen gewaltigen Unterschied zwischen möglicherweise hartem, doch einvernehmlichem Sex und einer Vergewaltigung, denn ersteres kann man jederzeit beenden, sei es durch ein schlichtes „nein“ oder ein spezielles Safeword. Cinder hat diese Möglichkeit nicht – aber hey, sie wird trotzdem feucht und kommt zum Höhepunkt, also ist das alles gar nicht so wild, zumal Smoke insgeheim bestimmt mehr für sie empfindet und er bloß nicht so gut zeigen kann, dass es ihm nicht nur um Sex geht. Dass Cinder – gegen ihren Willen – von ihm beispielsweise blutig gepeitscht wird, ist ebenfalls nicht so schlimm, solange Smoke sie hinterher nur anständig sexuell befriedigt. Außerdem hat er sie ja immerhin vorgewarnt und die Alternative wäre – angeblich – ihr Tod, also was macht das schon aus!?

Geschmäcker sind natürlich verschieden und der Roman richtet sich nicht direkt an Jugendliche, doch solches Verhalten sollte man in keinem Fall als romantisch, solche Beziehungen gewiss nicht als erstrebenswert präsentieren, anfängliche Triggerwarnung hin oder her. Diese Darstellung widerstrebt einem zutiefst und man sträubt sich innerlich so sehr dagegen, dass sich einem regelrecht die Nackenhaare aufstellen.

Man muss auch nicht Psychologie studiert haben, um zu erkennen, dass beide Protagonisten, also sowohl Cinder als auch Smoke, eindeutig massive psychische Probleme haben und sich dementsprechend gestört verhalten. Obwohl sie von Smoke entführt wurde und gefangen gehalten wird, redet sich Cinder zum Beispiel ein im Grunde freiwillig bei ihm zu bleiben, wenngleich sie – mehr als einmal – zu fliehen versucht, was ihr jedoch nicht gelingt. Dass er sie zwischendurch mitunter tagelang ans Bett fesselt oder ihr damit droht, sie zu töten, wird schnell verdrängt, sobald der nächste Orgasmus naht. Darüber hinaus verfügt sie offenbar über keinerlei Überlebensinstinkte und reizt Smoke gelegentlich so lange, bis er vollkommen ausrastet, was angesichts dessen, was auf dem Spiel steht – ihr Leben – nicht im Geringsten nachvollziehbar ist. Das hat nichts mehr mit Unterwürfigkeit zu tun, sondern ist einfach nur irre und lebensmüde.

Smoke wiederum ist ein Psychopath, der Cinder unterdrückt und bedingungslosen Gehorsam von ihr fordert, sonst wird er gewalttätig – allerdings nicht etwa, um seine Wut darüber an ihr auszulassen. Nein, er hat einen plausiblen Grund für all das – er will sie beschützen! Wovor eigentlich, verrät er ihr natürlich nicht, das geht sie ja auch nichts an und dafür muss er ihr erst einmal „vertrauen“ können. Einmal mehr eine fadenscheinige Rechtfertigung für sein unentschuldbares Verhalten.

Dass man das Buch trotz allem recht schnell beendet, liegt an dem Phänomen, dass es wie eine Katastrophe ist, bei der man einfach nicht wegschauen kann. Man ist vollkommen fassungslos, kann sich jedoch nicht davon lösen. Darüber hinaus möchte man durchaus wissen, was der angebliche Grund dafür ist, dass Smoke Cinder mit diesen Methoden „beschützt“, selbst wenn einem von Vorneherein klar ist, dass die Erklärung für den Leser in keinster Weise nachvollziehbar sein wird. Leider wird man am Ende des ersten Bandes aber nicht mit Antworten, sondern nur mit weiteren Fragen konfrontiert, sodass das Durchhalten sich letztlich gar nicht lohnt und man die Aufklärung vermutlich nie erfahren wird, denn so groß, dass man deshalb zum zweiten Band greifen würde, ist die Neugier dann doch nicht.

Die Story – falls man das überhaupt so nennen kann – ist flach, unglaubwürdig, ohne jeglichen Bezug zur Realität und weist abseits der Vergewaltigungen, etc. kaum Handlung auf, woran auch der vermeintliche Cliffhanger am Schluss nichts ändert. Die Dialoge sind an den Haaren herbeigezogen und lächerlich bis absolut verstörend. Die Kapitel sind mehrheitlich aus Cinders Sicht geschrieben, daneben gibt es aber einige Szenen aus Smokes Perspektive, was allerdings keine der Hauptfiguren zu irgendeinem Zeitpunkt liebenswert oder sympathisch macht. Die Sexszenen sind eher abscheuerregend als anregend und das nicht nur, weil jegliches Einvernehmen fehlt, sondern auch sprachlich und stilistisch, wobei das natürlich – wie alles andere – eine Geschmacksfrage ist.

Fazit

Smoke – Du bist sein Besitz ist ein Roman, in dem eine zutiefst missbräuchliche, toxische und von Gewalt geprägte Beziehung vollkommen unreflektiert als romantisch und gar wünschenswert präsentiert wird, ohne die damit verbundenen Probleme anzuprangern oder das Ganze kritisch zu hinterfragen. Wer mit der Verharmlosung von Mord und Vergewaltigung kein Problem hat, kann sich das Buch ruhig näher anschauen, alle anderen sollten aber wohl lieber die Finger davon lassen, denn eine Triggerwarnung, verbunden mit der Aufforderung das Buch „verantwortungsvoll“ zu lesen, machen verantwortungsvolles Schreiben ebenso wenig entbehrlich wie die Ankündigung von Gewalt diese rechtfertigt.





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