[Rezension] Ein Bär namens Paddington

21. Juni 2018 | 20:38 | Gelesen

Titel: Ein Bär namens Paddington
Autor: Michael Bond
Originaltitel: A Bear Called Paddington, u.a.
Erstveröffentlichung: 1958-1961
Übersetzer: Brigitte von Mechow, Peter Kent, Käthe Recheis


Wissenswertes

Ein Bär namens Paddington ist ein Sammelband, illustriert von Peggy Fortnum, mit zahlreichen Geschichten über den kleinen peruanischen Bären, den der britische Kinderbuchautor Michael Bond bereits 1958 ins Leben gerufen und nach dem gleichnamigen Bahnhof benannt hat. Mittlerweile wurde seine Buchreihe über Paddington weltweit in mehr als 40 Sprachen übersetzt.

Außerdem wurden die Geschichten rund um Paddington inzwischen bereits zweimal sehr erfolgreich als Komödie für die Kinoleinwand mit so bekannten Schauspielern wie Nicole Kidman, Hugh Grant, Sally Hawkins und Julie Walters adaptiert.

Inhalt

Weil ein Heim für pensionierte Bären kein guter Platz für einen jungen Bären ist, schickt Tante Lucy ihren kleinen Neffen mit seinem alten Schlapphut und einem Koffer voll Marmelade ins weit entfernte England, wo er in London schließlich von der Familie Brown aufgenommen und auf den Namen Paddington getauft wird – nach dem Bahnhof, an dem sie ihn auf seinem Köfferchen sitzend und mit einem Schild um den Hals, mit der Aufforderung sich gut um den kleinen Bären zu kümmern, gefunden haben. Paddington ist ausgesprochen höflich und zuvorkommend, hat aber leider auch ein großes Talent dafür sich in Schwierigkeiten zu bringen. Doch er ist eben nicht mit dem Leben in einer Großstadt vertraut und wie könnte man dem liebenswerten Bären aus Peru lange böse sein, wenn er stets nur die besten Absichten verfolgt?

Kritik

Ein Bär namens Paddington ist ein wundervoller Sammelband, der die beiden deutschen Bücher Geschichten von Paddington und Paddington hilft, wo er kann beinhaltet, die auf Englisch wiederum die ersten vier Bände der Serie, A Bear Called Paddington, More About Paddington, Paddington Helps Out und Paddington Abroad, umfassen. Man amüsiert sich, sogar als Erwachsener, beim Lesen der zahlreichen Geschichten prächtig und möchte alle weiteren Abenteuer des kleinen Bären aus Peru im Anschluss ebenfalls sehr gern lesen. Zumindest auf Deutsch dürfte das allerdings schwierig sein, weil es keine aktuellen Ausgaben der folgenden Bände gibt und man die älteren ausschließlich gebraucht erwerben kann.

Die einzelnen Kapitel bzw. Geschichten innerhalb des Sammelbandes lassen sich zwar grundsätzlich unabhängig voneinander lesen und sind größtenteils in sich abgeschlossen, dennoch wird die Handlung insgesamt überraschenderweise kontinuierlich fortgesetzt. Einige Ereignisse, darunter der gemeinsame Familienurlaub in Frankreich, erstrecken sich beispielsweise über mehrere Kapitel, innerhalb derer dann kleinere Geschichten erzählt werden. Manchmal wird auch Bezug auf frühere Ereignisse genommen; der Handlung kann man aber stets problemlos folgen, selbst wenn man diese nicht kennen sollte. Es ist demnach nicht zwingend erforderlich die Geschichten in der richtigen Reihenfolge zu lesen, um sie zu verstehen, bietet sich jedoch durchaus an, damit einem kleinere Anspielungen ab und an nicht entgehen.

Dem Titel entsprechend steht natürlich der kleine Bär aus Peru im Mittelpunkt, doch die Familie Brown, einschließlich Mrs Bird, der miesepetrige Nachbar Mr Curry und Paddingtons bester Freund Mr Gruber sind ebenso von zentraler Bedeutung und häufig ein wichtiger Bestandteil der einzelnen Geschichten. Trotz einiger weniger Informationen hier und da erfährt man allerdings nicht allzu viel über sie, leider, denn man würde sie gern noch besser kennenlernen.

Paddington bringt sich wirklich oft in Schwierigkeiten, obwohl er stets nur die besten Absichten hat. Am Ende fügt sich aber meistens alles irgendwie, sodass letztlich dennoch alle zufrieden sind. Bären haben eben Glück, wie Mrs Bird so oft sagt, wobei sie sich selbst nicht ganz sicher ist, ob das tatsächlich auf alle Bären zutrifft oder doch nur auf Paddington.

Schon nach kurzer Zeit hat die Familie Brown Paddington richtig ins Herz geschlossen und kann sich ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen. Sie betrachten ihn als vollwertiges Familienmitglied und verteidigen ihn als solches auch vor anderen. Obschon sie alle Paddingtons Hut hassen und sich freuen würden, wenn er sich endlich von ihm trennte, helfen sie sofort aufrichtig beim Suchen, als Paddington ihn einmal verliert. Sie lassen ihn ungern allein zu Hause, weil er dann regelmäßig auf dumme Ideen kommt, sind aber trotzdem sehr dankbar dafür ihn bei sich zu haben, machen sich große Sorgen, als er krank ist, und übertragen ihm ungeachtet aller Bedenken manchmal wichtige Aufgaben, damit er Verantwortung übernehmen kann.

Darüber hinaus findet Paddington immer sehr schnell Freunde, die ihn mehrmals aus schwierigen Situationen befreien oder Leute in die Schranken weisen, die auf den kleinen Bären herabsehen. Der geschäftstüchtige Paddington geht mit Vorliebe einkaufen, was er laut Mrs Bird sogar besser macht als alle anderen, denn das Haushaltsgeld reicht bei niemandem so lange wie bei ihm, und ist auf dem Markt überaus beliebt. Außerdem liebt er sein zweites Frühstück mit Mr Gruber, der Paddington ebenfalls sehr gern hat, wie man deutlich merkt.

Paddingtons Abenteuer bringen einen oft zum Schmunzeln und manchmal sogar zum Lachen. Herzallerliebst ist zum Beispiel Paddingtons erstes Erlebnis mit Schnee, welchen er noch nie zuvor gesehen hat. Selbst wenn man die eine oder andere Geschichte vielleicht schon aus anderen Büchern oder den Filmen kennt, wird einem niemals langweilig.

Der Schreibstil ist kindgerecht und folglich ziemlich einfach gehalten, lässt jedoch einen angenehmen Lesefluss zu und wirkt trotz der mehrheitlich kurzen Sätze nicht zu abgehackt. Dank des auktorialen Erzählers, der mitunter Ereignisse an verschiedenen Orten zur gleichen Zeit schildert und die Gedanken unterschiedlicher Charaktere näher beleuchtet, ist man als Leser zudem nicht nur auf eine Perspektive beschränkt, was einen umfassenden, interessanten Einblick in das jeweilige Geschehen ermöglicht. Lediglich die Übersetzung ist an manchen Stellen etwas gewöhnungsbedürftig, allerdings ist sie eben auch schon älter. Dem aufmerksamen Leser entgeht nicht, dass die Geschichten von unterschiedlichen Übersetzern bearbeitet wurden, wodurch der morgendliche „Kakao“ später zum Beispiel plötzlich zur (Trink-)„Schokolade“ wird. So etwas fällt aber vermutlich ohnehin nur Erwachsenen auf, während Kinder sich nicht daran stören dürften. Da die einzelnen Geschichten immer relativ kurz gehalten sind, kann man sie letzteren schon in sehr jungen Jahren wunderbar vorlesen.

Des Weiteren ist der Sammelband durchgängig illustriert und enthält somit eine Vielzahl von Zeichnungen von Peggy Fortnum. Diese sind ausschließlich schwarz/weiß und eher simpel, ähnlich grober Skizzen. Einige sind sehr schön, andere wirken hingegen etwas zu nachlässig. Im Großen und Ganzen bebildern sie die einzelnen Geschichten jedoch sehr gut.

Fazit

Ein Bär namens Paddington ist ein wirklich toller Sammelband mit einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis, denn man bekommt gleich die ersten vier Bände der wundervollen, illustrierten Geschichten über den liebenswerten, kleinen Bären aus Peru in nur einem Buch.





Kommentar abgeben?

Hiermit erteile ich mein Einverständnis.

Archive

Online seit

Hinweis: In nahezu allen Beiträgen sind die ggf. abgebildeten Buchcover o.Ä. mit einem sog. Affiliate-Link (externer Link zu Amazon) hinterlegt und gelten daher als Werbung.