[Rezension] Hide

12. September 2014 | 22:10 | Gelesen

Titel: Hide
Autorin: Jennifer Rush
Originaltitel: Erased
Erstveröffentlichung: 2014
Übersetzerin: Ulrike Brauns


Wissenswertes

Hide ist die Fortsetzung des Debutromans der us-amerikanischen Autorin Jennifer Rush, die als Kind Ägyptologin werden wollte, dann aber festgestellt hat, dass sie die Wüste hasst und sich stattdessen für das Schreiben entschieden hat. Unter dem Pseudonym J. V. Kade erschien im März letzten Jahres außerdem ihr erstes Kinderbuch.

Hide ist der zweite Teil einer Trilogie. Der dritte Teil soll unter dem Titel Reborn im Januar 2015 auf Englisch erscheinen. Daneben gibt es noch zwei kurze Novellen mit den Titeln Forged und Betrayed, die von Dani und Sam bzw. Trev handeln und bisher nur als eBooks erhältlich sind.

Inhalt

Anna und ihre Jungs – Sam, Cas und Nick – sind nach wie vor auf der Flucht vor der Sektion, die nichts unversucht lassen wird die Vier wieder einzufangen bevor sie der Welt berichten können, was man ihnen angetan hat und dadurch die Machenschaften dieser Organisation ein für alle Mal beenden.

Dem Labor sind sie zwar entkommen, den Folgen der Experimente, die man an ihnen durchgeführt hat, können sie allerdings nicht so leicht entrinnen und es fällt ihnen immer schwerer zu unterscheiden, welche Erinnerungen echt und welche nur eine Fälschung sind. Vor allem Anna ist fest entschlossen mehr über ihre Vergangenheit und ihre Familie herausfinden. Bisher hielten sie alle ihre Schwester für tot, doch dann führt eine Spur direkt zu Dani und falls ihr Ableben nur eine der vielen Lügen der Sektion war, muss Anna sie unbedingt finden. Koste es, was es wolle …

Kritik

Mit Hide hat Jennifer Rush eine tolle Fortsetzung geschrieben, die mindestens genauso spannend ist wie ihr Vorgänger und den Leser durch die gelungene Mischung aus Action, Thrill und Romantik an die Seiten fesselt. Langweilig wird es also garantiert nie.

Anna, aus deren Perspektive das gesamte Geschehen erneut erzählt wird, ist eine sehr sympathische Protagonistin, die sich inzwischen allein zu wehren weiß und kein so leichtes Ziel mehr abgibt wie vielleicht noch im ersten Band. Sie ist mutig und gibt niemals auf, sorgt sich aber auch um die Jungs und ist ihnen eine gute Freundin. Natürlich hat sie neben diesen Stärken ebenso ein paar Schwächen, die sie menschlich machen. So ist sie manchmal ziemlich naiv und viel zu leichtgläubig, obgleich sie nach all den Lügen der Sektion mittlerweile gelernt haben sollte alles zu hinterfragen, niemandem zu trauen und nichts sofort zu glauben, unabhängig davon, woher die jeweilige Information stammt. Stattdessen ist sie so von dem Wunsch besessen ihre Vergangenheit zu ergründen, dass sie entscheidende Hinweise übersieht und sich von der verständlichen, doch viel zu unbedachten Hoffnung auf eine Familie bereitwillig blenden lässt. Sie schenkt ihr ganzes Vertrauen einer Person, die sie im Grunde gar nicht kennt und die insgeheim völlig andere Ziele verfolgt, was einem sehr leid für sie tut, und erkennt ihren Fehler dadurch erst als es schon fast zu spät ist.

Sam ist ebenfalls ein sehr liebenswerter Charakter, wenn auch bisweilen ein wenig zu gebieterisch. Er sollte nicht so viele Entscheidungen allein treffen, ohne die anderen einzubeziehen, selbst wenn er Anna damit nur schützen will. Er ist ihr gegenüber häufig sehr verschlossen und verbirgt einiges vor ihr, wirft ihr aber vor nicht vollkommen ehrlich zu ihm zu sein. Dennoch sind sie ein tolles Paar und gehören einfach zusammen. Man spürt, dass sie sich lieben, besonders weil sie nicht immer Worte brauchen um dem anderen das zu zeigen. Ihre Beziehung sorgt für ein wenig Romantik neben all dem Nervenkitzel, allerdings müssen Beide noch lernen einander mehr zu vertrauen, da ihnen die Geheimnisse, die sie voreinander haben, letztlich nur schaden.

Auch Cas und Nick sind einzigartige Figuren, die man trotz ihrer so unterschiedlichen Wesen beide gleichermaßen ins Herz schließt. Der charmante Cas lockert mehrfach die Stimmung auf und ist stets für einen Lacher gut, kommt in diesem Band jedoch leider ein wenig zu kurz, obwohl man wirklich gern mehr über in erfahren hätte. Dafür findet man einiges über den oftmals mürrischen Nick und seine Vergangenheit heraus, was ihn schließlich etwas sympathischer macht und wodurch sein sonst eher angespanntes Verhältnis zu Anna ein wenig besser wird.

Darüber hinaus hat neben Annas Ziehvater Arthur, der ihr weiterhin beisteht und den Anna noch immer als ihren Dad betrachtet, sogar Trev ein paar Auftritte und es fällt auf Grund seiner guten Taten zunehmend schwer ihn für seinen früheren Verrat zu hassen. Trotzdem wird man ihm wohl nie wieder richtig vertrauen können. Ferner kann man nicht nachvollziehen, warum Trev überhaupt noch für die Sektion arbeitet, nach allem, was sie ihm angetan bzw. genommen hat.

Die Fortsetzung beginnt relativ ruhig und die wichtigsten Ereignisse aus dem Auftakt der Trilogie werden noch einmal kurz genannt. Daraufhin wird die Spannung aber kontinuierlich gesteigert bis man nicht mehr aufhören kann zu lesen. Die Charaktere finden nach und nach stets nur einzelne Puzzleteile zu ihren Fragen, sodass man gemeinsam mit ihnen spekulieren und verschiedene Mutmaßungen anstellen kann. Insbesondere die Flashbacks von Anna wecken die Neugier des Lesers, weil es sich dabei immer nur um kleine Bruchstücke aus ihrer Erinnerung handelt, die aus dem Zusammenhang gerissen und daher nicht eindeutig sind. Sie müssen also erst noch richtig gedeutet werden und können somit verschiedene Bedeutungen haben.
Sam, Cas und Nick haben ebenfalls solche Flashbacks, nur kann man diese nicht direkt miterleben, und trotz oder vielleicht gerade deshalb wird es immer schwieriger für sie alle zu unterscheiden, was wahr ist und was nicht, da ihre Gedächtnisse so oft manipuliert wurden, dass manche davon falsche Erinnerungen sein könnten. Zudem sind sie weiterhin auf der Flucht vor der Sektion und können deshalb nie wirklich zur Ruhe kommen, sondern müssen sich stets verstecken und dürfen nicht zu lange an einem Ort verweilen. Sie können niemandem vertrauen außer sich selbst und begehen einen großen Fehler als einer von ihnen daran zweifelt.

Im Verlauf der Handlung konfrontiert Jennifer Rush ihre Leser des Weiteren mit vielen interessanten Wendungen. Einige davon konnte man vorhersehen und man hat quasi nur auf eine Bestätigung der Vermutungen gewartet. Andere kamen völlig überraschend und haben einen kurzzeitig sprachlos gemacht. Nicht nur Anna und die drei Jungs kennen sich schon länger als gedacht, es gibt außerdem eine erschütternde und ungeahnte Verbindung zwischen Anna und der Sektion. Überdies sind auch die Erkenntnisse über Annas Familie sowie ihre Vergangenheit noch viel erschreckender als bei den Jungs.

Insgesamt ist es ausgesprochen Angst einflößend, was die Sektion ohne jede Reue anderen Menschen antut. Nahezu alle, die irgendetwas mit dieser Organisation zu tun haben, sind völlig skrupellos und einige kann man einfach nur als krank bezeichnen. Es bleibt also nur zu hoffen, dass Anna, Cas, Sam und Nick spätestens am Ende vom dritten Band endlich in Frieden leben können und die Sektion dann endgültig vernichtet ist.

Auf dieses Finale ist man nun jedenfalls schon sehr gespannt, denn es bleiben noch etliche Fragen offen und man möchte gern noch mehr über die Vergangenheit von Anna, Sam, Nick sowie Cas erfahren, die selbst natürlich ebenfalls ihre noch vorhandenen Erinnerungslücken schließen wollen. Man ist Jennifer Rush allerdings sehr dankbar, dass sie auf einen Cliffhanger verzichtet hat und damit sowohl ihren Figuren als auch dem Leser eine kurze Atempause gönnt und das Warten auf den abschließenden Band somit erträglicher macht.

Fazit

Hide ist eine sehr gelungene Fortsetzung, mit der Jennifer Rush den Leser genauso in ihren Bann zu ziehen vermag wie schon mit dem Vorgänger. Anna, Sam, Cas und Nick sind vier großartige, liebenswerte Charaktere, die zusammen eine richtige, kleine Familie bilden und deren Schicksal man gespannt verfolgt.

Das Finale wird man sich nach diesem zweiten Band jedenfalls nicht entgehen lassen, in der Hoffnung, dass sie dann endlich das Ende bekommen, das sie verdienen.





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