Autorin: Kristen Simmons
Originaltitel: Breaking Point
Erstveröffentlichung: 2013
Übersetzerin: Frauke Meier
Wissenswertes
Gesetz der Rache ist zudem der zweite Teil einer Trilogie. Der dritte und damit letzte Teil, Three, ist im Februar 2014 in den USA erschienen.
Inhalt
Doch sie wurden verraten und Ember steht nun nicht einfach nur auf der Fahndungsliste des FBR. Sie wird sogar beschuldigt der berüchtigte Heckenschütze sein, der mehrere Soldaten der Moralmiliz aus dem Hinterhalt erschossen hat. Eigentlich ein Grund mehr sich zu verstecken, aber Wallace will lieber, dass Ember sich öffentlich zeigt. Sie soll den Leuten vor Augen führen, dass es auch Menschen gibt, die sich gegen das FBR zur Wehr setzen …
Kritik
Kristen Simmons ist außerdem sehr geschickt darin immer wieder aufs Neue erst Hoffnungen zu wecken und diese dann jedes Mal wie Seifenblasen zerplatzen zu lassen, bis man kaum noch zu hoffen wagt, weil man keine weiteren Enttäuschen mehr ertragen möchte.
Besonders gut gelungen ist der Autorin des Weiteren die nicht immer einfache Beziehung zwischen Ember und Chase, die sich nach wie vor eher leise im Hintergrund abspielt. Sie kennen einander in- und auswendig und geben sich in dieser schweren Zeit gegenseitig Halt sowie einen Grund weiterzukämpfen. Sie wissen, wann sich eine Diskussion erübrigt, was der andere in einer bestimmten Situation braucht und selbst, wenn sie sich uneinig sind oder streiten spürt man, dass sie sich trotzdem lieben.
Verständlicherweise fällt es Ember zunächst schwer über die Beteiligung von Chase am Tod ihrer Mutter hinweg zu kommen, doch in ihrem Innern weiß sie, dass sie ihm ebenfalls viel bedeutet hat und er alles tun würde um diesen Verlust rückgängig zu machen. Sie sind alles, was ihnen geblieben ist und nachdem sie nun wieder zusammen sind, werden sie sich nicht noch einmal trennen. Und falls sie dennoch voneinander getrennt werden sollten, würden sie nicht eher ruhen bis sie den anderen gefunden haben, egal was es kostet. Sie tun alles um einander zu beschützen und in Gefahrensituationen denken sie nie an sich selbst, sondern immer nur an den anderen. Es ist wirklich schön zu sehen, dass Ember und Chase nach allem, was sie erlebt haben, noch fähig sind eine solche Liebe zu empfinden.
Obwohl in diesen Zeiten an allen Ecken der Verrat lauert, sind sie darüber hinaus sogar in der Lage jemand anderem als nur sich selbst zu vertrauen. Mit Sean verbindet die Beiden eine bedingungslos loyale Freundschaft, weshalb sie trotz einer perfekten Gelegenheit zur Flucht nicht nur an sich selbst denken und ihm einfach den Rücken kehren. Stattdessen halten sie ihr Versprechen und helfen ihm Rebecca zu finden, unabhängig davon wie gefährlich das inzwischen für sie sein mag.
Ember und Chase wissen im Gegensatz zu vielen anderen Bürgern aber immerhin, worauf sie sich einlassen. Die Zustände im Land werden nämlich von Tag zu Tag schlimmer – das FBR hat teilweise die Erlaubnis auf einen bloßen Verdacht hin tödliche Schüsse abzufeuern. trotzdem gibt es so naive Leute wie Ems beste Freundin Beth, die nicht die geringste Ahnung von der wahren Welt hat. Deshalb erkennt sie auch nicht, dass sie sich selbst tatsächlich in Lebensgefahr begibt, wenn sie anderen Menschen zur Flucht verhilft und somit jene unterstützt, die gegen die Moralstatuten verstoßen. Ihre Absichten sind gut und sie ist natürlich nicht die einzige, die gegen das System ist, die meisten haben jedoch schlicht und ergreifend zu viel Angst um etwas gegen die gnadenlose und gelegentlich unvorstellbar grausame Moralmiliz zu unternehmen, denn in der Regel muss man das mit dem Leben bezahlen.
Gleichwohl beginnen die Grenzen zwischen Gut und Böse zu verschwimmen, sodass nichts mehr einfach nur schwarz oder weiß ist. Das beste Beispiel dafür ist Tucker Morris. Was ihn betrifft ist man als Leser genau wie Ember ständig hin und her gerissen. Man hasst ihn für das, was er ihr sowie ihrer Mutter angetan hat und verteufelt ihn dafür. Man kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er sich wirklich ändern könnte und hält ihn daher für durch und durch schlecht. Dennoch scheint er seine Taten wieder gut machen zu wollen, soweit das überhaupt möglich ist. Obwohl sowohl Chase als auch Ember ihm misstrauen und nichts anderes von ihm erwarten, verrät er sie nicht, sondern bringt sich stattdessen in Gefahr um Sean zu helfen und rettet Ember später sogar das Leben. So sehr es einem widerstreben mag, muss man mit der Zeit doch einsehen, dass vielleicht selbst jemand wie Tucker in der Lage ist sich ernsthaft zu ändern. Das macht ihn allerdings nicht sympathischer und man hinterfragt natürlich weiterhin seine Motive – keinen anderen Ausweg zu haben ist schließlich keine Garantie für Loyalität.
Durch die Handlungen des wahren Heckenschützen, die man an unter Umständen sogar befürwortet, stellt sich ferner unweigerlich die Frage, ob wirklich alle seine Opfer den Tod verdient haben. Bevor sie sich dem Widerstand angeschlossen haben, waren Sean sowie Chase ebenfalls Soldaten und viele der anderen werden auf die gleiche Weise vom FBR gebrochen worden sein oder befolgen ihre Befehle nur, weil ihre Familien bedroht werden. Angst kann Menschen dazu veranlassen schreckliche Dinge zu tun.
Aber nicht alle werden von ihrer Furcht beherrscht und so gibt es unter ihnen einige, die dem Widerstand beitreten und bereit sind für ein höheres Ziel zu sterben. Die einzelnen Gruppen sind über das ganze Land verstreut, müssen sich jedoch alle vor der mysteriösen Organisation „Drei“ rechtfertigen, die für alle Gruppen sowie die sicheren Häuser verantwortlich ist. Jeder kennt „Drei“, auch wenn niemand weiß, wer sich dahinter verbirgt oder von wo sie arbeiten. Umso gespannter ist man darauf im Finale Antworten auf diese Fragen zu erhalten.
Obschon Kristen Simmons wieder Anlass zur Hoffnung gibt, scheint die Situation von Ember und Chase am Ende des zweiten Teils noch trostloser zu sein als zu Beginn. Man kann sich daher nicht vorstellen, wie es ihnen und den anderen Widerstandskämpfern im Abschluss der Reihe gelingen soll dem FBR das Handwerk zu legen und positive Veränderungen herbeizuführen. Trotzdem hofft man natürlich, dass sie es schaffen, damit sie nicht für den Rest ihres Lebens auf der Flucht sind.
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