[Rezension] Virals – Jeder Tote hütet ein Geheimnis

28. Februar 2014 | 12:58 | Gelesen

Titel: Virals – Jeder Tote hütet ein Geheimnis
Autoren: Kathy Reichs & Brendan Reichs
Originaltitel: Code
Erstveröffentlichung: 2013
Übersetzer: Andreas Helweg


Wissenswertes

Virals – Jeder Tote hütet ein Geheimnis ist der dritte Teil der ersten Jugendbuchserie der us-amerikanischen Bestseller-Autorin Kathy Reichs, deren Bücher bisher in 30 Sprachen übersetzt wurden. Sie ist vor allem bekannt für ihre Buchreihe um die forensische Anthropologin Temperance Brennan, die unter dem Titel Bones – die Knochenjägerin sehr erfolgreich für das Fernsehen adaptiert wurde. Genau wie ihre weltweit bekannte Figur ist auch Kathy Reichs, unter anderem, als forensische Anthropologin für verschiedene gerichtsmedizinische Institute tätig.

Virals – Jeder Tote hütet ein Geheimnis ist der dritte Teil der Pentalogie, die sie inzwischen zusammen mit ihrem Sohn Brendan Reichs schreibt. Der vierte Band, Exposure, erscheint kommenden Monat in den USA.

Daneben gibt es noch zwei Novellen mit den Titeln Shift sowie Swipe, in denen Tory und ihre Tante Tempe gemeinsam ermitteln. Sie sind bisher ausschließlich digital und auf Englisch verfügbar.

Inhalt

Tory, Ben, Hi und Shelton hätten sich nach ihrem letzten Abenteuer eigentlich eine Pause verdient um sich endlich ganz der Entschlüsselung ihrer genetischen Veränderungen zu widmen. Stattdessen müssen sie sich erneut einer schwierigen Aufgabe nach der nächsten stellen, denn der mutmaßlich unschuldige Geocache, den sie auf Loggerhead entdeckt haben, macht sie nun zu Teilnehmern eines Spiels, das sie nie hätten spielen wollen.

Ein mysteriöser Spielleiter lädt sie ein seine komplizierten Rätsel zu entschlüsseln und so den jeweils nächsten Hinweis zu finden, doch er akzeptiert kein nein als Antwort und beweist ihnen sogleich, wie ernst es ihm damit ist. Die Virals haben also keine Wahl: Sowohl eine Weigerung als auch ihr Scheitern würde zu tödlichen Konsequenzen führen und die Zeit rennt ihnen bereits davon …

Kritik

Virals – Jeder Tote hütet ein Geheimnis ist eine tolle Fortsetzung, die mit ihren Vorgängern in puncto Spannung mühelos mithalten kann und somit genauso fesselnd ist wie schon die vorherigen Bände. Obgleich es nicht schadet, wenn man sich an die vorangegangenen Ereignisse noch gut erinnert, weil manche Gedächtnislücken sonst offen bleiben, ist es nicht schlimm, falls man die ersten Teile schon vor einiger Zeit gelesen hat, da die wichtigsten Details aus der Vergangenheit anfangs noch einmal flüchtig aufgegriffen werden. Das erleichtert einem den Einstieg in die Handlung, die nach dieser kurzen Einführung ziemlich schnell an Tempo gewinnt und den Leser so mehr und mehr in ihren Bann zieht.

Im dritten Band wird die Verbindung zwischen den einzelnen Virals, einschließlich Coop, noch intensiver und ihre Kräfte scheinen sich immer noch weiterzuentwickeln. Deshalb versuchen die Vier nun endlich mehr über sich und die Veränderung ihrer Gene in Erfahrung zu bringen, insbesondere ob sie dauerhaft ist oder vielleicht irgendwann wieder vergehen wird. Unglücklicherweise ist jedoch die einzige Person, die außer ihnen überhaupt von dem Virus weiß, nicht mehr am Leben und hat darüber hinaus scheinbar alle Aufzeichnungen diesbezüglich zuvor vernichtet.
Vor allem Tory ist begierig mehr Informationen zu sammeln und versucht immer wieder ihre Grenzen auszutesten, wobei sie sich besonders für die mentale Verbindung zwischen ihnen interessiert. Bei den drei Jungs kommt das allerdings nicht so gut an, weil diese natürlich nicht wollen, dass Tory ungefragt in ihre Köpfe eindringt und so womöglich etwas erfährt, das nicht für sie bestimmt ist.

Gleichzeitig muss die Gruppe ihre Außergewöhnlichkeit unbedingt weiterhin geheim halten, was einigen von ihnen gerade in emotionalen Situationen zunehmend schwerer fällt. Chance Claybourne hat die goldenen Augen und andere Besonderheiten beispielsweise bereits bemerkt, wobei er nicht der Einzige ist, und da die Virals nicht gewillt sind ihm die gewünschten Antworten zu liefern, ist er entschlossen sie selbst zu finden und hat immerhin auch die Mittel dazu.

Die Jugendlichen haben aber nicht viel Zeit sich deswegen zu sorgen, weil der gefundene Geocache schließlich eine viel größere Gefahr birgt als sie sich hätten vorstellen können. Der Handlungsstrang um den Spielleiter ist ausgesprochen interessant, wird jedoch immer bedrohlicher, denn was als harmloses Spiel beginnt wird schnell bitterer Ernst. Es geht um Leben und Tod und da nicht nur das Leben der Virals auf dem Spiel steht, sondern das unzähliger anderer Menschen ebenso, haben sie keine andere Wahl als die Regeln des Spielleiters zu befolgen und seine schwierigen Hinweise zu entschlüsseln. Je knapper die Zeit dafür wird, desto mehr raubt es einem den Atem. Dass so viele Leben bedroht sind und sie außerdem nicht zur Polizei gehen dürfen, setzt sie dann noch zusätzlich unter Druck. Der Spielleiter ist nicht nur verdammt gruselig und offensichtlich irre, er scheint seine Augen zudem wirklich überall zu haben und dadurch alles zu sehen und zu wissen. Einen Verstoß gegen seine Vorschriften können sie somit nicht riskieren. Und um ihn aufzuhalten müssten sie ihn erst einmal aufspüren, nur wie?
Die verschiedenen Hinweise sind im Buch abgedruckt, sodass man zumindest versuchen könnte die Lösung vor den Virals selbst zu finden. Fraglich bleibt aber, ob einem das gelingt. Selbst für das Rudel sind sie manchmal kaum zu lösen, vor allem in der kurzen Zeit, und das obwohl sie so intelligent sind und sich als Team so gut ergänzen.

Da sie ihren Eltern ebenfalls nichts davon erzählen können, müssen sie neben dem nervenaufreibenden Spiel zu allem Überfluss noch mit diversen Alltagsproblemen kämpfen: Schule, Stress mit den Eltern und bei Tory sogar der Debütantenball. Doch zum Glück haben sie alle verschiedene Stäken, sodass es ihnen zusammen gelingt die Schwierigkeiten zu überwinden und Dank ihrer besondere Kräfte schaffen sie es dabei am Leben zu bleiben.

Tory und die Jungs – Hi, Ben und Shelton – sind nach wie vor sehr sympathisch, hätten allerdings angesichts ihres reifen Verhaltens und der harten Aufgaben, die sie gemeinsam bewältigen, inzwischen ruhig etwas älter sein dürfen als im ersten Band um die Geschichte ein wenig realistischer zu gestalten.
Besonders in Tory kann man sich sehr gut hineinversetzen und verstehen, dass sie manchmal hin und her gerissen ist: Eigentlich ist es ihr egal, was andere über sie denken, ab und zu möchte aber sogar sie wie ein normaler Teenager eben einfach nur dazu gehören. In der Schule macht ihre Intelligenz in Kombination mit ihrem jungen Alter sie häufig zur Außenseiterin, im Rudel übernimmt sie dagegen häufig die Rolle der Anführerin. Komischerweise erkennt sie trotz ihrer sonst so guten Auffassungsgabe als einzige nicht, dass Ben im Gegensatz zu Hi und Shelton Gefühle für sie hegt, die eindeutig über Freundschaft hinaus gehen, obwohl es für jeden anderen total offensichtlich ist. Dass das nicht Bens einziges Geheimnis ist, sondern er in Wahrheit noch etwas ganz anderes, viel schlimmeres verbirgt, hätte man hingegen nie vermutet.

Die gesamte Geschichte wird wieder hauptsächlich aus der Sicht von Tory erzählt, wodurch das Geschehen um sie und die restlichen Virals im Mittelpunkt steht. Daneben gibt es jedoch zudem ein paar wenige Kapitel aus anderen Perspektiven, zum Beispiel von Chance, dem Spielleiter oder Dr. Iglehart. Dadurch kann man als Leser eigene Spekulationen bezüglich deren Pläne und Machenschaften anstellen. Diese treffen zwar manchmal zu, locken einen aber viel häufiger eher auf eine falsche Fährte.

Letztlich schafft es Kathy Reichs also immer ihre Leser mit unerwarteten Wendungen zu überraschen sowie zu schockieren und es kommt immer anders als man dachte. Die Auflösung am Ende ist ihr sehr gut gelungen und es werden so gut wie alle Fragen beantwortet, wobei leider auch bedrückende Wahrheiten mit unangenehmen Folgen ans Licht kommen. Wie schon die Vorgänger ist der dritte Band ebenfalls vollkommen in sich abgeschlossen, sodass man es nicht mit einem lästigen Cliffhanger zu tun bekommt. Dennoch wird man sich den vierten Teil natürlich nicht entgehen lassen, insbesondere da es sich um den Abschluss der Reihe handelt und man sich dann wohl von den so liebgewonnenen Figuren verabschieden muss. Außerdem hat man immerhin schon eine leise Ahnung, worum es darin gehen könnte und dem Epilog nach zu urteilen müssen sie sich wieder auf einige Komplikationen gefasst machen.

Fazit

Mit Virals – Jeder Tote hütet ein Geheimnis beweist Kathy Reichs zum Einen, dass sie einfach ein Talent dafür hat außerordentlich spannende Bücher zu schreiben und zum Anderen, dass es durchaus machbar ist das Niveau innerhalb einer Reihe konstant zu halten. Von einem schwächelnden Mittelband kann hier definitiv keine Rede sein und man hat das Ende schneller erreicht als es einem lieb ist. Man wartet daher schon jetzt freudig auf den Abschluss der Serie und ist sehr gespannt, was die Autorin sich für das Finale alles hat einfallen lassen.





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