[Rezension] Tears’n'Kisses

12. Juni 2013 | 16:54 | Gelesen

Titel: Tears’n'Kisses
Autorin: Kiersten White
Originaltitel: Endlessly
Erstveröffentlichung: 2012
Übersetzer: Sandra Knuffinke, Jessika Komina


Wissenswertes

Tears’n’Kisses ist der dritte und damit letzte Band der Debut-Reihe der us-amerikanischen Autorin Kiersten White, die selbst schon immer fasziniert von allen paranormalen Dingen war.

Der erste Teil der Trilogie, dessen Filmrechte bereits verkauft wurden, trägt in Deutschland den Titel Flames’n’Roses, der Titel des zweiten Bandes lautet Dreams’n’Whispers.

Anfang des Jahres ist mit Mind Games der erste Teil einer neuen Serie der Autorin in den USA erschienen. Der zweite Band soll 2014 folgen. Im Herbst erscheint dort mit The Chaos of Stars außerdem noch ein für sich allein stehender Roman mit Bezügen zur ägyptischen Mythologie.

Inhalt

Eigentlich wollte Evie den ganzen übernatürlichen Teil ihres Lebens endlich vergessen und ein normales Leben führen: zur Schule gehen, Weihnachtsgeschenke kaufen, den Winterball planen und so viel Zeit wie möglich mit ihrem unheimlich süßen, wenn auch nicht ganz menschlichen Freund Lend verbringen. Doch da machen ihr die ganzen Paranormalen mal wieder einen Strich durch die Rechnung.

Plötzlich versammeln sich alle möglichen Wesen in Evies Stadt und erklären ihr, dass sie eigentlich gar nicht auf die Erde gehören und nach Hause wollen. Deshalb erwarten sie von Evie, dass sie mal eben ein Tor in die andere Welt öffnet und sie alle dorthin zurückschickt. Schließlich sei das ja ihre Bestimmung als Leeres Wesen.

Aber wie soll sie das anstellen? Und wofür soll sie sich entscheiden, falls Lend sich ihnen anschließt?

Kritik

Tears’n’Kisses ist eine großartige Fortsetzung zu seinen beiden Vorgängern und der fantastische Abschluss einer Reihe, die einem, nicht zuletzt natürlich auch wegen der außergewöhnlichen Protagonistin, noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Wenn man die ersten beiden Teile schon vor einer ganzen Weile gelesen und daher ein paar Erinnerungslücken hat, fällt einem der Einstieg vielleicht ein wenig schwer, weil man gewisse Andeutungen nicht mehr zuordnen kann. Dabei muss man eigentlich nur ein bisschen Geduld haben, denn irgendwann wird alles noch einmal erwähnt.
Nichtsdestotrotz ist die Handlung von Anfang an unheimlich fesselnd und Kiersten White gelingt es den Leser sofort wieder in ihren Bann zu ziehen, weshalb man sich nur sehr schwer von der Geschichte loseisen kann.

Im Finale stehen vor allem die unzähligen Paranormalen, von denen man immer wieder neue Arten kennen lernt, im Mittelpunkt. Man erfährt, woher sie ursprünglich stammen und wie sie in unsere Welt gelangt sind. Viele von ihnen möchten nun endlich dorthin zurückkehren, doch dafür benötigen sie die Hilfe von Evie als Leeres Wesen und die Zeit drängt, denn der Moment, ab dem sich das Tor nie wieder öffnen lässt, rückt immer näher.

Dass Evie gar nicht weiß, wie sie dieses Tor öffnen soll und ob sie das überhaupt tun will, da es viel Kraft erfordert und sie ihre eigene Seele kosten könnte, ist dabei allerdings nicht das einzige Problem. Damit alle Paranormalen dieses Mal eine Wahl haben und selbst entscheiden können, ob sie die Erde verlassen wollen oder nicht, müssen nämlich erst einmal die vielen Gefangenen der IBKP befreit werden. Diese arbeitet unter der Kontrolle einer neuen Leiterin jedoch mit dem Dunklen Hof zusammen und will unbedingt verhindern, dass die Paranormalen unsere Welt verlassen um ihre Macht nicht zu verlieren, weshalb Evie nicht nur selbst vor der IBKP fliehen, sondern auch noch Raquel aus deren Fängen befreien muss.

Während alle anderen Paranormalen sich zusammen geschlossen haben, arbeitet der Hof der Unseelie, insbesondere die Dunkle Königin, gegen sie und verfolgt eigene Ziele. Sie wollen zwar auch in ihre Welt zurückkehren, allerdings am liebsten ohne die restlichen Paranormalen und in Begleitung ihrer entführten Menschen, wobei ihnen gar nicht klar ist, wie wenig Zeit ihnen tatsächlich nur noch bleibt. Der Kampf mit der Dunklen Königin fordert sogar einige, äußerst traurige Verluste und macht zudem mehrere Rettungsaktionen erforderlich, die sowohl nervenaufreibend sind als auch viel Zeit kosten. Generell tauchen einfach immer wieder neue Probleme auf, die es vor dem Öffnen des Tores zu lösen gilt, was natürlich für Spannung sorgt, da die Zeit so immer knapper wird.

Daneben spielt aber auch die Liebesgeschichte zwischen Evie und Lend sowie die Entwicklung, die Evie im Verlauf der ganzen Serie macht, weiterhin eine große Rolle. Evie ist nach wie vor eine unbeschreiblich liebenswerte und einzigartige Heldin, die man einfach immer wieder gern auf ihrem Weg begleitet. Ihr Sarkasmus sowie ihre diversen Sprüche sind einfach herrlich und bringen einen ständig zum schmunzeln. Obwohl sie immer wieder von vermeintlichen Freunden enttäuscht oder verletzt wurde, hat sie ihr Vertrauen nicht verloren und ist zudem erstaunlich gut im Vergeben, sodass sie sowohl Jack als auch Reth und sogar Vivian eine zweite Chance gibt.

Man kann sehr gut nachvollziehen, dass sie große Angst vor der bevorstehenden Aufgabe hat und sich lieber aus allem heraushalten und ein normales Leben führen würde. Sie hat es satt, dass alle versuchen sie zu manipulieren oder erwarten, dass Evie einfach macht, was sie wollen, weil sie ja schließlich nur dafür geschaffen wurde. Sie will ihre eigenen Entscheidungen treffen. Lend bestärkt sie darin, macht ihr jedoch auch klar, dass sie dafür nicht zwangsläufig das Gegenteil von dem tun muss, was alle anderen wollen, sondern sich auch selbst dazu entschließen kann den Paranormalen zu helfen, wenn es ihrer Ansicht nach das Richtige ist.

Lend ist sowieso ein Charakter wie man ihn gar nicht besser hätte erfinden können. Es ist für jeden sichtbar, wie viel er für Evie empfindet, was nicht zuletzt auch sein unglaubliches Geburtstagsgeschenk für sie beweist. Durch ihn bzw. seine Beziehung zu Evie wird Tears’n’Kisses zu einem Buch, das romantisch und voller Liebe ist ohne dabei kitschig zu sein.

Sowohl Lend als auch Evie müssen Entscheidungen treffen, die ihr Leben für immer beeinflussen werden, im Grunde muss sich jeder von ihnen für oder gegen die Ewigkeit entscheiden. Evie muss entscheiden, ob sie erstens das Tor überhaupt öffnen will und zweitens, ob sie dann mit allen anderen hindurch geht. Will sie zu dem werden, was ihre Bestimmung ist oder lieber auf der Erde so bleiben wie sie jetzt ist? Lend muss somit auch nicht nur zwischen Evie und seiner Mutter wählen, sondern zwischen einem glücklichen, aber kurzen Leben mit Evie plus ewiger Einsamkeit nachdem sie gestorben ist oder einem ewigen Leben ohne Evie, aber dafür mit fast allen anderen Paranormalen in der Welt, aus der sie stammen und in die auch er gehört.

Als Leser ahnt man von Beginn an, wofür Lend sich entscheiden wird, doch Evie selbst begreift erst wie sehr Lend sie die ganze Zeit über geliebt hat als ihr klar wird, dass sie diejenige ist die mit ihrem Tod Lend verlassen wird und nicht er sie. Glücklicherweise gelingt es der Autorin aber schließlich dieses Ewigkeits-Problem zwischen den Beiden auf eine sehr, sehr schöne Art zu lösen.

Abgesehen von Evie und Lend gibt es natürlich auch ein Wiedersehen mit vielen anderen Figuren. Trotz der vielen schlimmen Dinge, die Reth, Jack und Vivian getan haben, kann man keinen von ihnen richtig hassen, zumal sie teilweise so bemüht sind ihre Fehler wieder gutzumachen.
Reth ist von den Dreien wohl der Charakter, den man meistens am wenigsten wirklich verstehen kann. Man möchte zwar nicht, dass er stirbt, aber besonders gut leiden kann man ihn definitiv auch nicht. Er hilft Evie zwar bei ihren Rettungsaktionen, sorgt aber gleichzeitig für neue Probleme, die Evie unglücklich machen, weil sie sich seiner Meinung nach sonst nicht auf das Wesentliche konzentriert. In gewisser Weise liebt er Evie, aber eben nicht wie sie tatsächlich ist, sondern vielmehr wie sie seiner Vorstellung nach sein wird, sobald sie ihr Schicksal erfüllt hat.

Das Ende selbst ist Kiersten White ebenfalls unglaublich gut gelungen, besser hätte sie es gar nicht schreiben können. Alle offenen Fragen werden zufrieden stellend beantwortet, so erhält z.B. die Frage, woher Evie als Leeres Wesen schließlich ihre eigene Seele hatte, eine wirklich tolle Antwort. Die vielen traurigen Abschiede rühren einen sogar zu Tränen, sodass man das Buch zwar mit einem lachenden, aber eben auch mit einem weinenden Auge beendet.

Fazit

Tears’n’Kisses ist der verpiept noch mal absolut geniale Abschluss einer Trilogie, die ihre Leser mit Spannung, viel Humor, noch mehr Romantik und unheimlich sympathischen Figuren immer wieder begeistert hat. Fans des Genres, die Evie und Lend nicht kennen, haben wirklich etwas verpasst und sollten das schleunigst ändern!





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