[Rezension] Die Stadt des roten Todes

29. Dezember 2012 | 21:58 | Gelesen

Titel: Die Stadt des roten Todes – Das Mädchen mit der Maske
Autorin: Bethany Griffin
Originaltitel: Masque of the Red Death
Erstveröffentlichung: 2012
Übersetzerin: Andrea Brandl


Wissenswertes

Die Stadt des roten Todes – Das Mädchen mit der Maske ist das neueste Werk der us-amerikanischen Autorin Bethany Griffin, die an einer High School Englisch und Kreatives Schreiben unterrichtet, sich aber jede freie Minute dem Schreiben widmet.

Die Stadt des roten Todes – Das Mädchen mit der Maske ist der Auftakt zu einer Dilogie, zu der sich die Autorin von der Erzählung Die Maske des Roten Todes von Edgar Allan Poe inspirieren ließ. Der zweite Teil, Dance of the Red Death, soll im Frühjahr nächsten Jahres in den USA erscheinen. Daneben ist noch eine Novelle zur Serie mit dem Titel Glitter & Doom für das kommende Jahr geplant.

Auf Deutsch soll der zweite Band voraussichtlich Ende 2013 erscheinen.

Inhalt

Nach dem Ausbruch einer tödlichen Seuche, die beinahe die gesamte Menschheit ausgelöscht hätte, ist nichts mehr wie es einmal war. Nur das Tragen einer Maske, welche die Atemluft filtert, schützt vor der Ansteckung und natürlich können sich nur die Wohlhabenden diesen Schutz leisten.

Prinz Prospero, dem grausamen und unbarmherzigen Herrscher über die Stadt, ist die ärmere Bevölkerung völlig egal und er interessiert sich nur für sich selbst und seine Feste. Doch sein Neffe Elliott will die furchtbare Regentschaft seines Onkels beenden und plant eine Revolution. Die siebzehnjährige Araby, die Tochter des Wissenschaftlers, der die Masken entwickelt hat, soll ihm dabei helfen. Also muss sie sich entscheiden: Riskiert sie ihr Leben um Elliott zu unterstützen oder sucht sie weiterhin Vergessen in dem Nachtclub, in dem der geheimnisvolle Will arbeitet?

Kritik

Die Stadt des roten Todes – Das Mädchen mit der Maske ist ein Roman, der sich nur schwer einordnen lässt, insbesondere was das Genre betrifft, aber auf jeden Fall zu unterhalten versteht. Die Welt, die Bethany Griffin erschaffen hat, ist erschreckend und faszinierend zugleich. Schon allein die Vorstellung, dass so viele Menschen mit einer Maske umher laufen, die den unteren Teil des Gesichts verdeckt, ist ziemlich unheimlich.
Als Leser hat man außerdem keine Ahnung, wo oder in welcher Zeit – zumindest nicht in der Gegenwart oder Zukunft – das Buch spielen soll, wodurch man seiner Fantasie völlig freien Lauf lassen kann. Die Zustände in Bezug auf die tödliche Seuche erinnern beispielsweise an Beschreibungen von der Zeit der Pest, gewisse Erfindungen liegen zeitlich jedoch erst viel später.
Fest steht aber, dass man nicht in dieser Welt würde leben wollen. Zum einen natürlich wegen der schrecklichen Seuche selbst, zum anderen aber auch wegen dem Umgang mit der Krankheit bzw. den Erkrankten. Wer sich keine Maske leisten kann, muss nämlich nicht nur in der ständigen Angst leben sich anzustecken und dann an der Krankheit zu sterben, sondern auch ständig befürchten von anderen getötet zu werden, sobald sich die ersten Symptome zeigen, denn jeder, der infiziert ist, gilt offiziell als vogelfrei, obwohl es Menschen gibt, die trotzdem überleben können. Man kann zwar durchaus nachvollziehen, dass die Menschen große Angst vor dem Tod haben. aber zu töten nur um sich nicht anzustecken, geht eindeutig zu weit.

Bethany Griffin ist es gelungen, nahezu allen Figuren Leben einzuhauchen und sie sehr tiefgründig und facettenreich zu gestalten. Man erfährt viel über sie und ihre Vergangenheit, was jeder von ihnen erlebt und bereits durchgemacht hat. Viele von ihnen haben durch die Seuche oder auch aus anderen Gründen schlimme Verluste erlitten, die sie zu den Personen gemacht haben, die sie heute sind. Manche Charaktere, beispielsweise Elliott, sind nur schwer zu durchschauen, in anderen steckt dafür mehr als man zunächst vermutet hätte. Letzteres trifft zum Beispiel auf April, Elliotts Schwester und Arabys beste Freundin, zu, die in Wirklichkeit gar nicht so oberflächlich ist, wie es anfangs scheint.
Lediglich der grausame und Angst einflößende Prinz Prospero bleibt noch recht undurchsichtig, da man nur wenig über ihn weiß. Man erfährt viel über seine schrecklichen Machenschaften, aber leider so gut wie nichts über seine wahren Motive.

Elliott ist ein sehr wechselhafter Charakter und die meiste Zeit über nicht allzu sympathisch und schon gar nicht vertrauenswürdig, was er sogar selbst zugibt. Obwohl man seine Revolution und seine Ziele grundsätzlich unterstützen würde, denn ist sehr lobenswert von ihm allen Menschen helfen und ihnen kostenlos Masken geben zu wollen, kann man seine Methoden nicht immer gutheißen. Bei ihm heiligt der Zweck scheinbar viel zu oft die Mittel und er gesteht ja sogar, dass er selbst Araby opfern würde, wenn es ihn seinem Ziel näher brächte.

Will ist dagegen von Anfang an sehr sympathisch und spätestens als man erfährt wie aufopferungsvoll er sich um seine beiden jüngeren Geschwister kümmert, schließt man ihn, zusammen mit Araby, ins Herz. Er hat viel Verständnis für Araby und versucht ihr zu zeigen, dass sie nicht die Schuld am Tod ihres Bruders trägt und sich daher auch nicht selbst dafür bestrafen muss.
Gegen Ende des Buches tut Will zwar etwas eigentlich Unverzeihliches, aber man kann ihn trotzdem nicht dafür hassen, weil man ihn sogar etwas verstehen kann und vielleicht in seiner Lage genauso gehandelt hätte, wenn man gezwungen wäre eine Entscheidung zu treffen.

Araby ist ebenfalls sehr sympathisch und eine wirklich vielseitige Protagonistin. Obwohl sie inzwischen ein so privilegiertes Leben führt, weiß sie noch genau, wie es war arm zu sein, zu frieren oder zu hungern. Ihr ist es nicht egal wie sehr die armen Menschen ohne Masken leiden müssen, weshalb sie auch bereit ist Elliott zu helfen, nachdem er verspricht den Menschen, vor allem den Kindern, kostenlos Masken zur Verfügung zu stellen. Aus dem gleichen Grund möchte sie Wills Bruder Henry unbedingt eine Maske kaufen, denn sie will verhindern, dass Elise, Henrys und Wills Schwester, dem gleichen schmerzhaften Verlust begegnet, den sie erlitt als sie ihren Zwillingsbruder Finn verlor. Noch heute gibt sie sich die Schuld an seinem Tod und ist davon überzeugt, nichts erleben zu dürfen, was er nie tun können wird.
Ihre Schuldgefühle kann man, obgleich sie natürlich unbegründet sind, sehr gut nachvollziehen, genauso wie die Tatsache, dass sie sich in Will verliebt – ihr Verhalten in Bezug auf ihn und Elliott gegen Ende der Geschichte allerdings weniger. Obwohl sie sich nie zu Elliott hingezogen fühlte, ihn nicht einmal mochte, scheint sie gegen ihren Willen trotzdem Gefühle für ihn zu entwickeln und Will darüber fast zu vergessen. Man versteht zwar, dass Araby Will nach seinem Verrat vielleicht nie wieder wird vertrauen können, aber davon abgesehen, dass auch Elliott keineswegs vertrauenswürdig ist, dürften sich ihre Gefühle ihm gegenüber nicht so plötzlich verändern. Natürlich ist sie verletzt, gerade weil sie so viel für ihn empfunden hat, das allein sollte jedoch nicht dazu führen, dass sie sich auf einmal Elliott zuwendet. Elliott würde einem bei einer Abfuhr zwar leid tun, weil er sich offenbar tatsächlich in Araby verliebt hat, dass sie ihre Meinung so schnell ändert, kann man aber nicht wirklich verstehen und es macht sie leider etwas weniger sympathisch.

Die Handlung selbst, zu der die Autorin durch die Erzählung Die Maske des Roten Todes von Edgar Allan Poe inspiriert wurde, ist überaus fesselnd und wird mit der Zeit immer spannender. Fast alles kommt ganz anders als erwartet oder als es zu Beginn den Anschein hatte. Ab einem gewissen Punkt weiß man nicht mehr, wem man überhaupt noch trauen kann, denn alle scheinen etwas vor Araby zu verbergen.
Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse dann regelrecht und man wird mit einigen schockierenden Enthüllungen sowie überraschenden Wendungen konfrontiert. Viele Menschen haben inzwischen all ihre Hoffnung verloren und wissen nicht mehr, woran sie noch glauben sollen: Die Wissenschaft oder Gott? Deshalb spielt auch das Thema Religion bzw. vielmehr religiöser Fanatismus eine wichtige Rolle.

Der Schluss, insbesondere eine besonders abscheuliche Anschuldigung gegen Arabys Vater, ist sehr interessant und macht Lust auf mehr. Die Geschichte ist hier definitiv noch nicht abgeschlossen und bietet somit noch genügend Potenzial für eine garantiert spannende Fortsetzung.

Fazit

Die Stadt des roten Todes – Das Mädchen mit der Maske ist ein wirklich abwechslungsreicher Roman, der aus der Masse heraus sticht und mit neuen Ideen und einer packenden Handlung überzeugen kann. Es ist ein Buch voller Verrat und Intrigen, das aber auch ein paar humorvolle sowie romantische Augenblicke zu bieten hat, und nach dem spannenden Ende würde man am liebsten sofort zur Fortsetzung greifen.

Wer also auf der Suche nach einer etwas anderen Geschichte ist, sollte sich dieses Werk von Bethany Griffin mal genauer ansehen.





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