[Rezension] Ash

06. April 2011 | 16:40 | Gelesen

Titel: Ash
Autorin: Malinda Lo
Originaltitel: Ash
Erstveröffentlichung: 2009
Übersetzerin: Karin Dufner


Wissenswertes

Ash ist der erste Roman der in China geborenen, aber in den USA aufgewachsenen Autorin Malinda Lo. Mit zwölf Jahren verkaufte sie ihr erstes Gedicht an eine Zeitung. Später studierte sie in Harvard und Stanford und arbeitete schließlich als Journalistin.

Nach dem sie in verschiedenen Städten sowohl in den USA als auch in China gelebt hat, hat sie sich inzwischen mit ihrer Lebensgefährtin in Kalifornien niedergelassen.

Inhalt

Aisling, genannt Ash, lebt zunächst glücklich mit ihrer Mutter und ihrem Vater in dem kleinen Dorf Rook Hill in der Nähe des Waldes. Da ihr Vater von Berufs wegen häufig auf langen Reisen ist, ist ihre Mutter im Grunde ihre einzige richtige Bezugsperson, abgesehen von der Haushälterin Anya.

Umso härter trifft es Ash, als ihre Mutter nach einer plötzlichen Erkrankung auch noch rasch stirbt. Schon bevor sie den schmerzlichen Verlust ihrer Mutter überhaupt überwinden kann, bringt ihr Vater auch schon eine neue Frau mit nach Hause, zusammen mit ihren zwei Töchtern Ana und Clara. Von Anfang an zeigt keines der drei neuen Familienmitglieder viel Zuneigung für Ash und als auch noch ihr Vater erkrankt und schließlich ebenfalls stirbt, lässt die Stiefmutter ihre gesamte Wut an Ash aus. Auf Grund der angeblichen Verschuldung ihres Vaters wird Ash, im Alter von gerade einmal zwölf Jahren zum Dienstmädchen degradiert und von da an wie eine Sklavin behandelt.

Während dieser Zeit, in der Ash alle möglichen niederen Aufgaben erfüllen und, wenn sie etwas falsch macht, dabei auch noch Schläge einstecken muss, flüchtet sie sich immer wieder in den Wald und klammert sich an die Feengeschichten, die ihre Mutter ihr als kleines Kind immer erzählt hat, und träumt davon, dass ein Feenmann sie aus ihrer aussichtslosen Situation befreit …

Kritik

An Malinda Los neue Interpretation von Aschenputtel, des bekannten Märchens der Gebrüder Grimm, sollte man lieber nicht mit allzu hohen Erwartungen heran gehen, denn dann wird man vermutlich enttäuscht werden.

An sich ist die Idee, das Märchen neu und in veränderter Weise wieder aufleben zu lassen, gar nicht mal so schlecht. Es gibt genügend Filme, die beweisen, dass es funktionieren kann und viele andere Märchen wurden in letzter Zeit ebenfalls als Grundgerüst verschiedener Bücher genutzt. Leider hapert es hier jedoch an der Umsetzung, die nicht wirklich überzeugen kann.

Der Grundverlauf der Handlung ist jedem, der das Märchen kennt, klar. Ash verliert beide Elternteile, wird dann zum Dienstmädchen der Stiefmutter und ihrer Stiefschwestern, bis sie mit Hilfe einer Fee ihren Prinzen kennen lernt und glücklich und zufrieden den Rest ihres Lebens mit ihm verbringt.
Während der ersten Hälfte des Buches kommt dadurch jedoch auch absolut keine Spannung auf, denn Malinda Lo wälzt diesen Abschnitt zu sehr und mit zu wenigen Veränderungen aus, als dass es für den Leser wirklich interessant wäre. Hier hätte sie entweder vieles kürzer schreiben, oder aber mehr Änderungen vornehmen müssen um den Leser noch zu überraschen.
Erst in der zweiten Hälfte gibt es ein paar interessante Wendungen und Neuerungen, die von dem bekannten Märchen abweichen, insbesondere die Figur der Kaisa oder auch die Jagd im Wald.

Wirklich viel Spannung kommt aber dennoch nicht auf, denn es gelingt der Autorin einfach nicht den Leser richtig zu fesseln. Man quält sich zwar nicht durch das Buch, hat aber auch nicht den Drang unbedingt weiter lesen zu wollen.

Ein weiterer Schwachpunkt des Romans sind die Figuren und ihre Beziehungen zueinander. Bis auf Ash, deren Verhalten allerdings auch nicht immer ganz nachvollziehbar ist, lernt man keine der Figuren so richtig kennen. Sie alle bleiben eher blass und rätselhaft. Das gilt sowohl für die Jägerin Kaisa, als auch für den Feenmann Sidhean, obwohl beide Charaktere eigentlich viel Potenzial bieten.

Dass sich zwischen Sidhean und Ash eine Freundschaft entwickelt, erfährt man nur durch den Erzähler. Merken kann man es nicht, denn es gibt nur wenige Begegnungen und noch weniger Gespräche zwischen den Beiden. Auch weiß man bis zum Ende hin nicht, welche Rolle Sidhean nun wirklich in dem Geschehen einnehmen soll und kann somit noch nicht viel mit ihm anfangen.

Das gleiche Problem gibt es bei der Beziehung zwischen Kaisa und Ash. Dass die wenigen Begegnungen und Unterhaltungen sich zu Liebe entwickelt haben sollen, wirkt mehr als unglaubwürdig. Beide kennen sich kaum und wissen fast nichts voneinander. Zumal auch Kaisas Verhalten ziemlich undurchschaubar ist.
Nur bei Ash merkt man manchmal, dass sie irgendetwas für Kaisa empfindet, auch wenn sie selbst noch nicht weiß, was.

Der Prinz selbst taucht nur wenige Male auf und entscheidet sich ausgesprochen schnell für eine andere Braut, obwohl er doch angeblich erst so nach seiner geheimnisvollen Schönheit auf dem Ball gesucht hat.
Besser gelungen sind dagegen die Stiefmutter und ihre beiden Töchter: Garstig, fies und hinterhältig, genau wie man es von ihnen erwartet. Lediglich Clara, die jüngere Schwester, scheint manchmal ein wenig Mitleid mit ihrer Stiefschwester Ash zu haben und kein ganz so schlechter Mensch zu sein.
Außerdem bleibt einem noch Gwen, ein anderes Dienstmädchen, das Ash im Laufe der Handlung kennen lernt, positiv im Gedächtnis. Sie ist sehr liebenswürdig und erweist Ash eine Freundlichkeit, die ihr in ihrem eigenen zu Hause nie zu teil wurde.

Das Ende ist leider auch nicht allzu überzeugend. Es kommt zu schnell und wirkt sehr überstürzt. Die Lösung des eigentlich wirklich interessanten Problems ist viel zu simpel und kann daher nicht zufrieden stellen.
Es gibt allerdings auch noch positive Seiten. Dazu zählen vor allem die diversen Feengeschichten, die im Verlauf der Handlung von verschiedenen Figuren erzählt werden. Sie alle sind interessant zu lesen und zeigen, dass die Autorin durchaus gute Ideen hat, die sie ja vielleicht in einem nächsten Buch besser umsetzen kann.

Positiv hervorzuheben ist auch noch der Schreibstil der Autorin. Er lässt sich flüssig lesen und die Beschreibungen von Malinda Lo lassen die Szenen und Handlungsorte vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen.

Fazit

Insgesamt ist Ash, trotz der durchaus gelungenen Feenmärchen, keine allzu gute Neuinterpretation des Märchens. Die Autorin hat zwar tolle Ideen, schafft es aber leider nicht sie angemessen umzusetzen oder Spannung aufkommen zu lassen.





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