[Rezension] Land ohne Lilien – Geflohen

06. Februar 2015 | 22:34 | Gelesen

Titel: Land ohne Lilien – Geflohen
Autorin: Lauren DeStefano
Originaltitel: Fever
Erstveröffentlichung: 2012
Übersetzerin: Catrin Frischer


Wissenswertes

Land ohne Lilien – Geflohen ist die Fortsetzung des Debutromans der us-amerikanischen Autorin Lauren DeStefano, die schreibt seit sie klein ist, aber trotz eines College-Abschlusses im Fach Kreatives Schreiben zunächst in verschiedenen anderen Berufen tätig war, unter anderem sogar als Steuereintreiberin. Inzwischen widmet sie sich jedoch ganz dem Schreiben.

Land ohne Lilien – Geflohen ist zudem der zweite Band einer Trilogie. Der dritte und damit letzte Teil erscheint im Februar 2015 unter dem Titel Land ohne Lilien – Gefangen als eBook. Daneben gibt es noch ein eBook mit dem Titel The Seeds of Wither, das neben einem großzügigen Auszug aus dem ersten Band eine Kurzgeschichte aus der Perspektive von Rose sowie einen kleinen Ausblick auf die Fortsetzung enthält.

Der erste Band ist außerdem im September 2011 schon einmal als Totentöchter – Die dritte Generation erschienen, trägt als Taschenbuch nun aber den Titel Land ohne Lilien – Geraubt.

Inhalt

Rhine und Gabriel ist es gemeinsam gelungen vom Anwesen zu fliehen, ihre hart erkämpfte Freiheit ist allerdings nur von kurzer Dauer. Noch bevor sie sich auf den beschwerlichen Weg nach Manhattan machen können um dort nach Rhines Zwillingsbruder Rowan zu suchen, geraten sie in die Fänge einer paranoiden alten Frau, die einen scharlachroten Bezirk voller Mädchen leitet, die gezwungen sind ihren Körper für jedermann feilzubieten.

Doch Rhine gibt die Hoffnung nicht so schnell auf und ist entschlossen ihrer Gefangenschaft ein weiteres Mal zu entkommen. Schließlich ist es ihr schon einmal gelungen, sie muss Madame vielleicht nur dazu bringen ihr zu vertrauen. Aber die Flucht aus dem Bezirk ist nicht ihr einziges Problem. Vaughn ist weiterhin auf der Suche nach Rhine, Manhattan ist sehr weit entfernt und die Zeit läuft ihnen davon …

Kritik

Land ohne Lilien – Geflohen ist nicht nur eine lang ersehnte, sondern auch eine gelungene Fortsetzung, die mit ihrem fesselnden Vorgänger mithalten kann. Lauren DeStefano schafft es durchgängig eine sehr düstere und trostlose Atmosphäre zu kreieren, die perfekt zur Geschichte passt, denn die neuen Generationen, insbesondere der weibliche Anteil, haben nicht mehr viel Anlass zur Hoffnung.

Die meisten Mädchen werden früher oder später von Sammlern entführt – je hübscher sie sind, desto wahrscheinlicher ist es. Die einen enden dann unfreiwillig als Braut und Gebärmaschine, die weniger Glücklichen als Prostituierte in scharlachroten Bezirken. Die, die sich nicht gut verkaufen lassen oder zu viel Ärger machen, werden sogar einfach getötet und wie Müll weggeworfen. Sie sterben sowieso bald und deshalb ist ihr Leben nach der beschämenden Ansicht vieler Erstgenerationer eben nichts wert. An ein halbwegs normales Leben bis zu ihrem frühzeitigen Tod ist also zumindest für Mädchen überhaupt nicht zu denken.

Ihre Kinder, die sie selbst nicht aufwachsen sehen können, landen darüber hinaus oftmals in Waisenhäusern, die mitunter nicht davor zurückschrecken ihre Zöglinge als Diener oder Bräute zu verkaufen um Profit aus ihnen zu schlagen. Das Virus schwebt wie ein Damoklesschwert von ihrer Geburt an über allen Kindern. Der armen Bevölkerung, was in der Regel gleichbedeutend mit den jungen Leuten ist, wird außerdem so gut wie keine medizinische Versorgung geboten. Wozu Medikamente an Menschen verschwenden, die ohnehin in wenigen Jahren tot sind?

Das Leben der Mädchen und Jungen wird also im Grunde permanent abgewertet, obwohl die Menschheit ohne sie bald völlig aussterben würde, weil es irgendwann keine Erstgenerationer mehr geben wird, unsterblich sind diese nämlich nicht. Statt die vermeintlich ausweglose Lage der neuen Generationen auszunutzen, sollten die Älteren lieber ihr Wissen an sie weitergeben und dabei helfen eine Gesellschaft aufzubauen, die nach ihrem Ableben weiter existieren kann, unabhängig davon, ob sie noch nach einem Heilmittel suchen oder sich inzwischen mit ihrem bedauernswerten Schicksal abgefunden haben.

Auch Rhine rinnt die Zeit davon, denn durch die lange Zeit in der Villa vergehen bis zu ihrem zwanzigsten Geburtstag nun keine drei Jahre mehr. Doch sie ist eine sehr starke Persönlichkeit und obgleich ihr in Freiheit schon so viele schreckliche Dinge widerfahren sind, zieht sie diese den Annehmlichkeiten des Lebens als Braut vor. Durch die Ich-Perspektive kann man ihre Gefühle sehr gut nachempfinden und leidet mit ihr mit. Als sie vorrübergehend in dem scharlachroten Bezirk gefangen ist, ist einem sogar ganz schlecht vor Angst zu was sie dort gezwungen werden könnte. Glücklicherweise handelt es sich bei Land ohne Lilien – Geflohen um ein Jugendbuch, sodass zumindest die schlimmsten Befürchtungen nicht eintreten.

Zudem ist Gabriel die ganze Zeit über an ihrer Seite und die Beiden sind ein tolles Paar, deren tiefe Zuneigung füreinander immer wieder spürbar ist. Sie sorgen füreinander, kümmern sich um den anderen, wenn es ihm schlecht geht, und würden sich gegenseitig nie im Stich lassen. Als Leser teilt man ihre Freude und Erleichterung, wenn sie einen sicheren Unterschlupf finden sowie ihren Ärger, wenn dieses kurze Glück ebenso schnell wieder zunichte gemacht wird.

Rhine würde sich von Gabriel nie davon abhalten lassen Rowan zu suchen, ebenso wenig würde sie aber ohne ihn gehen, solange er sich nicht von ihr trennen will. Die Suche nach ihrem Bruder gestaltet sich allerdings sehr schwierig, da sie kaum Anhaltspunkte haben und jeder von ihnen in Bewegung ist. Ferner besteht wegen ihrer langen Abwesenheit die Gefahr, dass Rowan seine Schwester bereits für tot hält und die Suche nach ihr somit aufgegeben hat.

Auf ihrem Weg durch das Land begegnen Rhine und Gabriel vielen Menschen, von denen manche sich als ehrliche, hilfsbereite Personen herausstellen, andere hingegen leider eher das Gegenteil sind. Das schlimmste Scheusal bleibt jedoch Vaughn, dem mittlerweile wirklich alles zuzutrauen ist. Das Entsetzen, als man das volle Ausmaß seiner Taten entdeckt, bleibt daher aus, dennoch verabscheut man ihn dafür zutiefst.

Linden ist hingegen hoffnungslos naiv und will partout nicht wahrhaben, dass sein Vater keineswegs unabsichtlich, sondern wissentlich, skrupellos und natürlich gegen deren Willen an Menschen experimentiert. Trotz allem, was er gesehen hat, sucht er stattdessen nach Ausflüchten und nimmt ihn in Schutz bis Rhine ihm endlich schonungslos die Augen öffnet.

Noch verachtenswerter ist nur Cecily, vor allem weil sie erwachsener geworden ist und damit mehr Verantwortung für ihre Handlungen trägt. Sie gibt vor sich um Rhine zu sorgen und einen Weg finden zu wollen wie diese entkommen kann, verschweigt ihre Anwesenheit aber aus scheinbar eigensüchtigen Motiven der einzigen Person, die deren Folter sofort ein Ende bereiten würde.

Im Verlauf der Ereignisse gibt es einige spannende Momente. Rhine und Gabriel sind mehrmals auf der Flucht und kommen manchmal nur knapp davon. Besonders unerwartete oder schockierende Wendungen gibt es dagegen nicht. Die Handlung ist somit zwar nicht unbedingt vorhersehbar, doch gewisse Entdeckungen sind auch nicht gerade überraschend. Das Lesevergnügen wird dadurch allerdings nicht geschmälert, da der Schwerpunkt des Buches weiterhin vielmehr auf den Figuren, ihren Gefühlen sowie der Welt liegt, in der sie leben, wodurch die Geschichte trotzdem mitreißend ist.

Das Ende kommt schließlich sehr plötzlich, sodass man im ersten Moment gar nicht glauben will die letzte Seite schon erreicht zu haben. Auf jeden Fall macht es Lust auf den dritten Band, in dem es noch viele offene Fragen zu beantworten gibt, denn Rhine und Rowan sind beispielsweise nach wie vor voneinander getrennt und ein Heilmittel wurde bisher nicht gefunden. Letzteres wollen radikale Naturalisten unbedingt verhindern, wenn nötig sogar mit Gewalt, und zerstören deshalb ständig Forschungslabore. Dieses Verhalten ist gerade für den Leser nur schwer verständlich. Experimente haben zwar überhaupt erst zu dieser schlimmen Lage und den frühzeitigen Toden der neuen Generationen geführt, aber von allein löst sich die Problematik offenbar nicht und schlimmer kann es doch eigentlich kaum noch werden.

Fazit

Land ohne Lilien – Geflohen ist eine gelungene Fortsetzung, die wie der Vorgänger den Fokus weniger auf unerwartete Wendungen und dafür mehr auf die Charaktere, deren Gefühle sowie die Darstellung ihrer trostlosen Welt legt. Trotzdessen ist die Handlung fesselnd und nach dem fast schon abrupten Ende freut man sich sogleich auf den Abschluss der Trilogie.





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