[Rezension] Renegade – Tiefenrausch

18. Oktober 2012 | 10:10 | Gelesen

Titel: Renegade – Tiefenrausch
Autorin: J.A. Souders
Originaltitel: Renegade
Erstveröffentlichung: 2012
Übersetzerin: Charlotte Lungstraß


Wissenswertes

Renegade – Tiefenrausch ist der Debutroman der us-amerikanischen Autorin Jessica A. Souders, die schon als Kind eine übersprudelnde Phantasie besaß und bereits mit dreizehn Jahren zu Schreiben anfing.

Renegade – Tiefenrausch ist zudem der Auftakt zu einer Serie, die mindestens drei Bände erhalten soll. Der erste Band erscheint unter dem Titel Renegade allerdings erst im November dieses Jahres in den USA, also ein paar Monate nach der deutschen Ausgabe.

Außerdem gibt es noch eine bisher nur auf Deutsch und als eBook erhältliche Kurzgeschichte zur Serie, die den Titel Ein dunkles Grab trägt. Sie handelt von Gavin und spielt noch vor den Geschehnissen des ersten Teils.

Inhalt

Evelyn Winters ist in Elysium, einer autarken Stadt am Grund des Meeres, aufgewachsen, in der die Herrscherin Mutter den Alltag aller Bewohner vollständig kontrolliert. Wer ihre Gesetze nicht befolgt, z.B. ist direkter Körperkontakt zwischen Nicht-Verpaarten strengstens verboten, wird in der Regel mit dem Tode bestraft.
Solange sie sich erinnern kann, hat man Evie immer erzählt, die Menschen an der Oberfläche wären wild, manipulativ, gefährlich, ja sogar barbarisch und zum Schutze der Bürger von Elysium müsse jeder von ihnen, der versucht in die Stadt einzudringen, unverzüglich erschossen werden.

Doch dann begegnet Evie zufällig Gavin, einem Oberflächenbewohner, dem es irgendwie gelungen ist nach Elysium zu gelangen. Aber Gavin entspricht Mutters Beschreibungen in keiner Weise, ganz im Gegenteil. Evelyn fühlt sich sogar zum ihm hingezogen und er weckt langsam Zweifel in ihr. Was, wenn ihr perfektes Leben gar nicht so vollkommen ist? Was, wenn Mutter sie alle angelogen hat? Und was hat sie ihr noch alles verschwiegen?

Kritik

Renegade – Tiefenrausch ist ein großartiger Debutroman! J.A. Souders gelingt es scheinbar mühelos den Leser von der ersten bis zur letzten Zeile zu fesseln, sodass sich ihre einzigartige Geschichte als wahrer Pageturner entpuppt.

Zu Beginn eines jeden Kapitels bekommt man durch Auszüge aus dem Bürgerlichen Verhaltenskodex, einer Rede von Mutter oder ähnlichem bereits einen kleinen Vorgeschmack auf die Zustände und strengen Regeln in Elysium.
Des Weiteren gibt es anfangs ein paar Kapitel, die an einem neuen Tag mit genau dem gleichen Text beginnen und das bezieht sich nicht nur auf ein oder zwei Sätze, sondern ein bis zwei Seiten. Den Grund dafür findet man schnell heraus und es ist trotz der Wiederholung nicht etwa langweilig, wenn man wieder darauf stößt, sondern wirklich gruselig und total unheimlich. Das gleiche gilt außerdem für die immer wieder im Buch auftauchenden Sätze, die sich aus einem bestimmten Grund farblich vom restlichen Text unterscheiden.

Mit Elysium hat die Autorin ein wirklich fantastisches Setting mit unterschiedlichen Facetten kreiert. Auf der einen Seite ist die Unterwasserstadt zwar ein schreckliches und gefährliches Gefängnis, in dem sogar so harmloser Körperkontakt wie Händchen halten mit dem Tode bestraft wird, wenn die Leute nicht miteinander verpaart sind, andererseits ist es aber dennoch wunderschön und faszinierend, was sogar Gavin zugeben muss, der häufig aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Die Stadt versorgt sich vollkommen allein, unabhängig von der Oberfläche und auf alle Fragen diesbezüglich hat die Autorin auch eine geschickte Antwort parat, was beweist, dass sie sich viele Gedanken um die Entwicklung Elysiums gemacht hat. Trotzdem bleibt es ein Gefängnis, das niemand lebend verlassen darf.

Elysium und seine Bewohner stehen unter der absoluten Kontrolle von Mutter. Jeder Widerstand gegen sie, ja sogar schon bloße Widerworte, können den Tod zur Folge haben. In ihrem Bestreben nach Macht ist sie völlig skrupellos, manipuliert die Bewohner um sie gefügig zu machen und macht kleine Mädchen zu willenlosen Tötungsmaschinen, Vollstreckerinnen genannt, was richtig beängstigend ist. Je mehr man über sie und ihre furchtbaren Taten erfährt, desto mehr glaubt man, dass sie wirklich wahnsinnig ist und definitiv irgendwie aufgehalten werden muss. Ihr Wunsch nach völliger Gleichheit und ihr Drang jeden mit mutmaßlich schlechten Genen auszulöschen wird zumindest deutsche Fans mit Sicherheit an einen realen Diktator aus der Vergangenheit erinnern.

Man weiß zwar schon relativ schnell, dass Mutter nur Lügen über die Oberfläche verbreitet hat, bleibt aber dennoch neugierig, wie es dort oben nun wohl aussehen und zugehen mag, denn zumindest der schreckliche Krieg ist keines ihrer hasserfüllten Hirngespinste und man möchte natürlich wissen, was sich im Vergleich zu unserer heutigen Welt alles verändert hat. Das wird man aber vermutlich erst im zweiten Teil genauer erfahren.

Allerdings machen nicht nur das Setting und die wundervollen neuen Ideen von J.A. Souders das Buch so besonders, sondern auch die Charaktere, insbesondere natürlich die beiden sympathischen Protagonisten Evie und Gavin.
Man leidet mit Evie mit, wenn sie sich mal wieder an nichts erinnern kann oder versucht plötzlich auftauchende Erinnerungsfetzen zu deuten, was aus der massiven Gehirnwäsche resultiert, der sie von Mutter ständig unterzogen wurde. Sie beweist extrem viel Stärke indem sie sich immer wieder gegen ihre Konditionierung wehrt, auch wenn das stets mit großen Schmerzen verbunden ist. Man kann sich wohl kaum etwas Schlimmeres vorstellen als gegen den unbändigen Drang ankämpfen zu müssen die Person zu töten, die man liebt.
Gavin beweist durch sein scheinbar grenzenloses Vertrauen in Evie sehr viel Mut und weicht nicht von ihrer Seite, egal wie gefährlich ihre Gegenwart ab einem gewissen Zeitpunkt für ihn sein mag. Er würde sie nie im Stich und einfach in Elysium zurück lassen um sich selbst zu retten.

Die Liebesgeschichte zwischen den Beiden ist einfach wundervoll und man kann gut nachvollziehen, warum sie sich ineinander verlieben. In Anbetracht der Tatsache, dass sie sich nur wenige Tage kennen, geht es zwar ziemlich schnell, man empfindet ihre Gefühle füreinander aber trotzdem als authentisch, immerhin lernen sie sich ja auch nicht unter gewöhnlichen Umständen kennen. Evie bleibt nicht viel Zeit um Gavins Leben zu retten und die gemeinsamen Erlebnisse bringen sie einander schließlich näher.

Zum Schluss schockiert die Autorin den Leser noch einmal mit einigen schrecklichen Enthüllungen, z.B. im Bezug auf Evies Vergangenheit. Das eigentliche Ende ist eher offen gehalten, hat aber, zum Glück, keinen direkten Cliffhanger. Die Fortsetzung kann man aber dennoch kaum erwarten, zumal Evie und Gavin sicher noch einiges bevor steht und auch die restlichen Bewohner Elysiums irgendwie vor Mutter gerettet werden müssen.

Fazit

Renegade – Tiefenrausch ist definitiv eine der besten Dystopien aus dem Jugendbuchbereich und hat damit das Potenzial eines der Jahreshighlights zu werden. An dieser Geschichte stimmt einfach alles und man merkt dem Buch gewiss nicht an, dass es sich dabei um ein Debut handelt.

J.A. Souders ist es gelungen eine gleichermaßen schreckliche und faszinierende Unterwasserstadt zu erschaffen und ihren sympathischen Protagonisten leben einzuhauchen. Trotz der furchtbaren Wendungen in der Handlung muss der Leser aber weder auf Humor noch auf Romantik verzichten und an reichlich Spannung mangelt es ebenfalls nicht.

Wer Godspeed nicht mehr aus der Hand legen konnte, sollte sich Renegade – Tiefenrausch auf keinen Fall entgehen lassen!





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