[Rezension] Numbers – Den Tod vor Augen

08. November 2011 | 14:12 | Gelesen

Titel: Numbers – Den Tod vor Augen
Autorin: Rachel Ward
Originaltitel: The Chaos
Erstveröffentlichung: 2010
Übersetzer: Uwe-Michael Gutzschhahn


Wissenswertes

Numbers – Den Tod vor Augen ist die Fortsetzung des Debutromans und damit der zweite Teil der neuen Serie der englischen Autorin Rachel Ward.

Der dritte und letzte Teil der Trilogie, Infinity, ist im Sommer dieses Jahres auf Englisch erschienen. Die deutsche Übersetzung folgt voraussichtlich im Frühjahr/Sommer 2012.

Die Verfilmungsrechte am ersten Band wurden inzwischen verkauft.

Inhalt

Adam hat die Gabe seiner Mutter Jem geerbt: Wenn er anderen Menschen in die Augen schaut, kann er sehen wann und manchmal sogar wie sie sterben werden. Da er die Tode dieser Leute teilweise sogar fühlen kann, ist diese Fähigkeit für ihn natürlich eher wie ein Fluch, den er einfach nicht loswerden kann. Bisher ist jede Person in Adams Leben genau dann und genauso gestorben, wie er es vorausgesehen hat, weshalb er davon überzeugt ist, dass man diese Zahl, das Todesdatum, nicht ändern kann.

Doch dann trifft Adam auf Sarah. Auch sie scheint irgendwie zu wissen, dass am 01.01.2028, also in nur wenigen Wochen, etwas Furchtbares geschehen wird, das Hunderte oder Tausende von Menschen das Leben kosten wird. Zu Adams Überraschung scheint sie aber auch in ihm eine Bedrohung zu sehen und will nichts mit ihm zu tun haben, obwohl sie beide zusammen vielleicht das bevorstehende Unglück verhindern könnten …

Kritik

In Numbers – Den Tod vor Augen begleitet der Leser nun den Sohn der Protagonistin Jem, welche man im ersten Teil kennen gelernt hatte. Auch Adam hat die Gabe, oder den Fluch, den Tod anderer Menschen vorherzusehen, wenn er ihnen direkt in die Augen schaut. So kennt er den Tod von jeder Person in seinem Umfeld, mit Ausnahme seines eigenen. Dieser Umstand, sowie die Fähigkeit im Allgemeinen, machen sein Leben alles andere als einfach und um damit fertig zu werden, hält er alle Zahlen und Details zu den jeweiligen Personen in einem Notizbuch fest.
Adams Verhalten ist nicht immer ganz rational und er ist teilweise sehr aggressiv, vor allem auch seiner Urgroßmutter Val gegenüber, was man als Leser nicht immer nachvollziehen kann. Dass er nicht daran glaubt, die Todeszahlen verändern zu können, ist dagegen sehr verständlich, insbesondere da er nicht einmal den Tod seiner eigenen geliebten Mutter verhindern konnte. Deswegen hat er auch nur ein Ziel als der 01.01.2028 immer näher rückt: Raus aus London, weg von all den Menschen, die an diesem Tag oder den darauf folgenden sterben werden. Zunächst ist er sogar bereit Val dafür zurück zu lassen, bei der er seit dem Tod seiner Mutter lebt, weil er ihr nicht verzeihen kann, dass sie mit ihm zurück nach London gegangen ist, obwohl sie von Jem von dem verhängnisvollen Datum erfahren hatte. Erst später erkennt er, wie viel seine einzige Verwandte ihm tatsächlich bedeutet.

Seine Einstellung ändert sich aber als er Sarah in der Schule begegnet. Er spürt sofort so etwas wie eine magische Verbindung zwischen ihm und ihr und will sie näher kennen lernen. Das ist allerdings nicht so einfach, weil Sarah schreckliche Angst vor Adam hat und vor ihm davon läuft, denn er taucht immer wieder in ihren Alpträumen auf.

Sarah ist eine besonders interessante und sehr vielschichtige Figur. Schon bald erfährt der Leser, dass Sarah etwas sehr schreckliches durchgemacht hat, das bleibende, psychische Schäden bei ihr hinterlassen hat und weswegen man starkes Mitgefühl für sie aufbringt. Sie ist von ihrem eigenen Vater missbraucht worden und erwartet sogar ein Kind von ihm, was auch der Grund dafür ist, dass sie von zu Hause abgehauen ist. Sie will ihr Baby um jeden Preis beschützen und es ist wirklich erstaunlich, wie viel Liebe Sarah ihrer Tochter nach all den schrecklichen Erlebnissen noch zu geben hat.

Im späteren Verlauf überwindet Sarah schließlich auch ihre Furcht vor Adam und sie finden zueinander. Beiden ist bewusst, dass sie irgendwie miteinander verbunden sind und Adam entschließt sich sogar dazu, die Menschen zu warnen. Obwohl er anfangs nur wenig Hoffnung hat, will er mit der Hilfe von Val und eines Freundes aus der Schule versuchen die Leute dazu zu bewegen London zu verlassen um so viele wie möglich vor dem Tod zu retten. Man spürt deutlich, dass Adam sich weiterentwickelt und nicht mehr nur an sich denkt, was ihn wesentlich sympathischer werden lässt.

Die Nebenfiguren sind in diesem Teil ebenfalls gut gelungen. Die meisten werden nicht genauer beleuchtet, ein paar wenige lernt man jedoch besser kennen und auch lieben. Dazu zählen vor allem Adams Urgroßmutter Val, die man wegen ihrer eigenwilligen Art und ihrer Liebe zu Adam einfach ins Herz schließen muss, und Vinny, der Sarah schließlich bei sich aufnimmt und vor einem schlimmen Schicksal bewahrt. Diese Charaktere möchte man auf keinen Fall missen.

Die Handlung des Buches ist wieder sehr spannend gestaltet und schafft es den Leser mehr und mehr zu fesseln. Man erfährt zwar auch in diesem zweiten Teil nicht, was es eigentlich mit Adams Gabe auf sich hat, dafür ist es Rachel Ward gelungen eine äußerst spannende und faszinierende Zukunft zu kreieren. Obwohl das Jahr 2027 gar nicht so weit entfernt scheint, hat sich in Großbritannien sowie auf der ganzen Welt einiges verändert. Der Meeresspiegel ist erheblich gestiegen und hat ganze Städte unter sich begraben. Das Vereinigte Königreich hat sich zu einem absoluten Kontrollstaat entwickelt, in dem es gesetzlich vorgeschrieben ist, dass Neugeborene einen Ortungschip verpasst bekommen, mit dem die Regierung sie immer und überall aufspüren kann. Allein die Vorstellung jagt einem Schauer über den Rücken.
Neben dem Handlungsverlauf um den 01.01.2028 geht es darüber hinaus aber auch um die familiären Beziehungen sowohl von Adam als auch von Sarah, die manchmal sogar richtige Emotionen aufkommen lassen und von der Autorin geschickt in die Haupthandlung eingeflochten werden.
Auch die Handlung des zweiten Bandes ist insgesamt in sich abgeschlossen, bietet aber dennoch Potenzial für den letzten Teil der Trilogie, den man sich nicht mehr entgehen lassen wird.

Ein relativ großer Kritikpunkt ist jedoch erneut die sprachliche Umsetzung der Geschichte. Obwohl Jugendsprache in einem Jugendbuch durchaus angebracht ist, ist es hier oftmals einfach zu viel des Guten. Auch Jugendliche lassen nicht bei jedem Verb die Endung weg und ihr Wortschatz besteht nicht nur aus Schimpfwörter, welche hier wirklich sehr häufig gebraucht werden. An einigen Stellen wird der Schreibstil sogar vulgär, was einfach unnötig ist.

Positiv hervorzuheben ist dagegen die Erzählung aus zwei verschiedenen Perspektiven. Die Handlung wird sowohl aus der Sicht von Adam als auch aus der von Sarah erzählt, was zum einen für Abwechslung sorgt und zum anderen einen Einblick in die Gefühlswelt beider Figuren ermöglicht. Dadurch kann man sich leichter in sie hineinversetzen erfährt immer gleich, wie die Beiden über den jeweils anderen denken.

Fazit

Insgesamt ist Numbers – Den Tod vor Augen trotz des zu jugendlichen und manchmal vulgären Sprachstils besser gelungen als der Vorgänger. Rachel Ward ist es gelungen eine faszinierende Zukunftsidee zu erschaffen und sie mit einer spannenden Handlung sowie interessanten Charakteren zu kombinieren.

Wer den ersten Teil mochte, wird den zweiten umso mehr genießen. Wer vom ersten Band vielleicht noch nicht ganz überzeugt war, aber bereit ist über ein paar sprachliche Schwächen hinwegzusehen, sollte dieser Fortsetzung durchaus noch eine Chance geben.





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