Jun  19

[Lesung] Jenny-Mai Nuyen

19. Juni 2015 | 23:30 | Erlebt

Im Rahmen der Leipziger Buchmesse besuchte ich am 13. März 2015 abends die Lesung von Jenny-Mai Nuyen aus ihrem neuen Roman Nacht ohne Namen in dem kleinen Cupcake-Café Mintastique. Ursprünglich hätte Colleen Hoover zu diesem Termin dort lesen sollen, wobei ich mich rückblickend frage, wie sie die vielen Fans in dem kleinen Geschäft hätten unterbringen wollen, doch leider hatte diese ihren gesamten Deutschlandbesuch ja, zu meiner großen Enttäuschung, schon vor der Messe abgesagt. Dadurch hatte ich aber immerhin die Möglichkeit die Autorin nach der kurzen Begegnung bei der Plauderrunde im vergangenen Dezember in Berlin wiederzutreffen und mehr über sie sowie ihr neuestes Werk in Erfahrung zu bringen.

Als erstes möchte ich erwähnen, dass Jenny-Mai Nuyen einen ganz wunderbaren Sinn für Humor hat, der die Veranstaltung zu einem sehr witzigen Erlebnis machte. Die Zeit vor dem offiziellen Beginn der Lesung wollte sie beispielsweise nutzen um ihre politischen Ansichten zu verbreiten *g* – natürlich ein Scherz, der viele Lacher erntete. Stattdessen schwärmte sie dann lieber ausgiebig von den leckeren Cupcakes, immerhin hat sie ja mal bei QVC gearbeitet (Scherz). Sie würde auch gar nicht merken, wenn wir uns noch schnell einen Cupcake holten, auch wenn sie uns dann von hinten sähe und somit unseren Hintern. *lol*

Um 19.30 Uhr folgte dann eine kurze Einführung durch eine Moderatorin, die sich aber leider nicht vorgestellt hat. Sie erzählte uns ein wenig über die Autorin, die – erst ab dem nächsten Tag! – 27 Jahre alt ist. Ihr erster Fantasy-Roman erschien als sie gerade einmal 18 Jahre alt war und wurde seither in 10 Sprachen übersetzt. Mittlerweile hat sie insgesamt 8 Bücher veröffentlicht.

Anschließend musste sie zunächst ein paar, zum Teil ziemlich knifflige, Fragen beantworten. Das Schreiben sei für sie Arbeit, passiert jedoch manchmal einfach so. Am Anfang war es schwieriger als heute und ihre Visionen in Worte zu fassen war sehr anstrengend. Inzwischen legt sie allerdings mehr Wert auf Sprache und will weniger Worte benutzen um etwas auszudrücken, was ebenfalls aufwendig ist. Heute nimmt sie nach eigenen Aussagen auch mehr Kritik an als früher und hört aufmerksamer zu, was andere sagen.

Momentan studiert Jenny-Mai Nuyen Philosophie in Berlin, was ihren Roman, aus dem sie dann eine erste Szene vorlas, ein wenig beeinflusst hat und in den Inhalt mit eingeflossen ist. Besonders interessant waren dabei die kurzen Kommentare zu ihren Gedanken beim Schreiben der Szene, die sie währenddessen ab und zu einwarf. Für sie war es als Jugendliche zum Beispiel die schlimmste Vorstellung, dass ein Junge sie auf dem Festnetz anrufen könnte und ihre Eltern sie daraufhin über ihn ausfragen würden.

Bevor sie mit dem Schreiben begann hatte sie ein sehr komplexes Konzept zu Nacht ohne Namen ausgearbeitet. Außerdem beinhaltet das Buch zwar eine Liebesgeschichte, doch es wird darin nicht definiert, was Liebe ist. Das muss die Protagonistin für sich selbst herausfinden. Genauso wenig wird vorgeschrieben, was gut und was böse ist. Mit den Namen Gretchen (Faust) und Theo (wie in Theologie) wollte sie zudem bewusst falsche Fährten dazu legen, wer vielleicht ein Verräter ist.

Realität ist in ihrer Geschichte eine Art Rohstoff, weil es manchmal sehr schwierig ist sich der Realität zu stellen und Dinge nicht einfach unter den Teppich zu kehren. Sie mag phantastische Literatur so sehr, weil sie dadurch viel freier in der Auswahl ihrer Themen ist. Sie hat somit die totale Freiheit, da sie einfach etwas erfinden kann, anders als z.B. bei historischen Romanen. Darüber hinaus glaubt sie an „die zarten Schmelzeigenschaften der Wahrheit“, was das bedeuten soll, könnte ich an dieser Stelle aber nur sehr unzureichend wiedergeben, darum lasse ich es ganz. ^^‘

Mit ihren Büchern will die Autorin sich zu allererst selbst unterhalten und beim Schreiben Dinge verarbeiten, die sie selbst beschäftigen, weshalb darin oft viele essentielle Fragen aufgeworfen werden. Sie selbst hatte eine schwierige Beziehung zu ihren Eltern und hat das zum Teil nun in Nacht ohne Namen verarbeitet. Deshalb seien die Eltern in dem Buch auch nicht immer die besten, erzählte sie, bevor sie eine zweite Szene vortrug.

Dann widmeten sie sich kurz der großen Testleseaktion zum Roman. Jenny-Mai Nuyen war im Vorfeld so ungeduldig und wollte so gern wissen, wie die Leser auf ihre neue Geschichte reagieren, dass sie sie deshalb schon vor dem Erscheinen teilen wollte. So konnte sie sich mit den Lesern austauschen, ihre Reaktionen einarbeiten, Dinge auf Grund von Anmerkungen verändern, etc. Es wurde viel interagiert. Teilweise hat sie wohl sogar ganze Passagen zur Auswahl gestellt. Alle Teilnehmer seien jedoch ausnahmslos sehr wohlwollend und interessiert an dem Buch gewesen. Es gab also niemanden, der meinte sie solle aufhören zu schreiben o.ä.

Zum Ende sagte Jenny-Mai Nuyen, dass sie das Gefühl habe, die Welt bzw. die Idee des Buches noch nicht voll ausgeschöpft zu haben und sich deshalb eine Fortsetzung offen halten wollte. Sie wüsste genau, was passieren würde. Ob es einen zweiten Band geben wird, hänge aber zum einen von den Verkaufszahlen ab und zum anderen davon, ob sie noch einmal zu den Figuren zurückkehren will oder andere Projekte ihr erst einmal wichtiger sind. Vielleicht also irgendwann einmal, wenn die Wehmut zu groß wird, doch im Moment zieht es sie mehr zu neuen Ideen hin, davon habe sie nämlich etliche.

Ferner würde sie sich wünschen, dass man ihre Werke mehr hinterfragen würde als es heute oftmals der Fall ist. Sie sehnt sich generell nach mehr Vielschichtigkeit, wohingegen die heutige Zeit manchmal viel zu schnelllebig ist, sowohl in Bezug auf das Leben als auch auf die Buchbranche.

Der Arbeitstitel von Nacht ohne Namen lautete „Das Labyrinth in der Kugel“, stellvertretend für die Gedanken im Kopf. Die Geschichte spielt, genau wie Noir, mit dem sie sich damals von allem bisherigen freistrampeln wollte und es deshalb in der realen Welt ansiedelte, in Berlin. Es hat sie beschäftigt, dass viele junge Leute nach Berlin ziehen, weil sie dort scheinbar nach irgendetwas suchen. Folglich muss es etwas zu entdecken geben; Dinge, die man aufspüren muss. In ihrem aktuellen Werk ist das die Unterwelt mit ihren Dämonen usw.

Damit war der Abend nach einem kurzen Dank an die Zuhörer schon wieder vorbei und es folgte nur noch das Signieren. Ich hatte mir das Buch zu diesem Zweck vorher schon in Berlin besorgt und mitgebracht.

Unglücklicherweise habe ich in diesem Bericht vermutlich nur knapp die Hälfte der interessanten Konversation zusammenfassen können, weil ihre Gedankengänge mitunter viel zu verzweigt waren um ihnen gleichzeitig zu folgen und sie mitzuschreiben. Ich kann euch deshalb nur empfehlen selbst einmal eine Lesung mit Jenny-Mai Nuyen zu besuchen, wenn sich euch die Gelegenheit dazu bieten sollte.

Jun  05

[Lesung] Mechthild Gläser

05. Juni 2015 | 21:34 | Erlebt

Am Freitag, 13. März 2015, lauschte ich im Rahmen der Leipziger Buchmesse der kurzen Lesung von Seraph-Preisträgerin Mechthild Gläser auf der Fantasy Leseinsel zu ihrem neuen Jugendbuch Die Buchspringer. Die Idee zu diesem Werk kam ihr als sie über das Lesen an sich nachdachte. Sie selbst liest ausgesprochen gern und würde das Handeln der Protagonisten oft gern beeinflussen. Deshalb hat sie sich irgendwann gefragt, was wohl passieren würde, wenn sie das tatsächlich könnte.

Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte trug sie dann zunächst die Szene vor, in der Amy in Das Dschungelbuch springt, was deren erster derartiger Ausflug in die Literatur ist. Daraufhin springt sie, wie die Autorin erzählt, immer wieder in Bücher, weil sie ihr Glück kaum fassen kann. Doch es gelingt ihr natürlich nicht, wie es eigentlich von ihr erwartet wird, nicht in die jeweilige Handlung einzugreifen.

Als zweites folgte dann die Szene, in der Amy dem jungen Werther das zweite Mal begegnet. Zusammen mit ihm begibt sie sich später auf die Suche nach dem mysteriösen Dieb, der die Ideen aus den Büchern stiehlt und die Geschichten dadurch verändert bzw. gänzlich ruiniert.

Damit war die Lesung dann leider auch schon vorüber und es stand nur noch das Signieren an. Doch Mechthild Gläser ist es in jedem Fall gelungen meine Vorfreude auf ihre Geschichte noch einmal zu steigern, sodass das Buch garantiert nicht mehr allzu lange auf dem SuB verweilen wird.

Mai  28

[Lesung] Thomas Thiemeyer

28. Mai 2015 | 10:10 | Erlebt

Da ich dieses Jahr erstmals an allen vier Tagen die Leipziger Buchmesse besuchte und daher in Leipzig übernachtete, konnte ich dieses Mal an Abendveranstaltungen teilnehmen und entschied mich am 12. März 2015 für die Premierenlesung von Thomas Thiemeyer zu seinem neuen Roman Devil’s River in dem Möbelgeschäft Smow. Unglücklicherweise konnte ich den Laden zunächst nicht finden, verpasste daher die ersten zehn bis fünfzehn Minuten, in denen der Autor wohl eine erste Szene vortrug, und hatte so natürlich keine Gelegenheit mehr mir einen guten Platz zu suchen. Die freundlichen Mitarbeiter begrüßten mich jedoch leise mit einem Lächeln und reichten mit sofort einen Hocker, sodass ich ebenfalls eine Sitzgelegenheit zur Verfügung hatte. Durch den Abend führte uns übrigens Andrea Jope, die neben eigenen Fragen zwischendurch auch immer das Publikum zu Wort kommen ließ.

Als ich mich endlich der Veranstaltung widmen konnte, sprach der Autor gerade über seine Frau, mit der er sich viel bespräche, weil sie eine sehr kompetente Leserin sei. Während er selbst vor allem ein Auge auf Handlung und Spannung habe, achte sie fast nur auf das Zwischenmenschliche, also die Figuren sowie die Dialoge, sodass sie sich sehr gut ergänzen.

Zu seinem neuen Roman, Devil’s River, wurde er unter anderem von der TV-Serie Deadwood inspiriert und sein Ziel war es eine ähnliche Atmosphäre zu schaffen. Nathan sollte außerdem eine sehr zwielichtige Figur sein, das war von Anfang an so beabsichtigt. Thomas Thiemeyer mag vielschichtige, komplexe Charaktere, die nicht nur gut oder böse sind. Die Liebesbeziehung war ebenfalls geplant, er wusste anfangs nur nicht, wie sie sich entwickeln würde. Im Idealfall diktieren ihm später die Figuren, was er schreiben soll. Er mochte es sehr, dass River sich auf Nathan einlässt, obwohl sie genau weiß, dass er gefährlich ist. Es gibt allerdings keine Figur, für die er eine stärkere Sympathie empfindet als für andere, da er in jede Rolle schlüpfen muss und dabei keine vernachlässigen will.

Durch den Autor selbst, der seinen Job in dieser Hinsicht sehr gut machte, wurde dann eine (weitere) Szene aus dem Buch vorgelesen. Anschließend wurde das Interview fortgesetzt.

Als nächstes ging es um seinen Arbeitsalltag als Autor. Er schreibt weniger nach Zeit, die ja bekanntlich sehr relativ ist, und orientiert sich daher vielmehr an der Menge. Sein Ziel ist es stets 1000 Wörter am Tag zu schreiben, das seien etwa vier Seiten. Mehr ist Luxus, durch den er sich dann gelegentlich mal einen Tag frei nehmen oder, wie jetzt gerade, zur Buchmesse fahren kann.

Er findet es viel besser für seine Motivation seine Arbeit mitten in einer spannenden Szene zu unterbrechen und sich am nächsten Tag gleich wieder daran zu setzen als bis zu einer langweiligen oder ruhigen Stelle zu warten. Er hört also grundsätzlich nie am Ende eines Kapitels auf, weil er dann nur sehr schwer wieder hinein findet. Er selbst habe hinterher auch keine Probleme einzuschlafen, denn er weiß ja schließlich, wie es an der Stelle weiter geht. Er träumt daraufhin also höchstens sehr intensiv.

Er habe – ungelogen! – schon einmal einen kompletten Roman geträumt. Dieser liegt aber noch unveröffentlicht in einer Schublade. Manchmal schreibt er seine Ideen nach Träumen auf, wozu er eine lustige Anekdote auf Lager hatte: Eine solche Idee fand er nachts einmal total genial und war sogar beim Aufwachen noch überzeugt davon etwas Großartiges zu Papier gebracht zu haben. Am Ende hatte er jedoch nur ganz banal „Junge verliebt sich in Mädchen“ aufgeschrieben. *g*

Er selbst liest am liebsten im Urlaub, allerdings kaum noch zum Vergnügen. Hauptsächlich liest er Sachtexte zu Recherchezwecken.

Früher musste er mit seinen Vorschlägen auf die Verlage zugehen, heute kommen die Verlage mit ihren Ideen eher auf ihn zu und so ist es ihm fast lieber. Dann weiß er, dass sie ihn wollen und wissen, was er leisten kann, sodass er sich nicht verbiegen muss. Trotzdem entwickelt er natürlich selbst die Geschichte. Im Jugendbuchbereich werden die Konzepte laut seinen Aussagen häufig sehr detailliert mit dem Lektorat bzw. der Redaktion erarbeitet, da die Verlage dort oft viel mehr Einfluss nehmen wollen. Droemer Knaur lobte er hingegen dafür, dass er von ihnen sehr viele Freiheiten bekommen habe.

Nach einer weiteren Szene aus dem Roman wurde Thomas Thiemeyer nach den Reaktionen seiner Leser gefragt. Seine besten Fans säßen sogar gerade hier in Leipzig, antwortete er. Im Raum Stuttgart gäbe es ferner eine tolle Bloggerszene, größtenteils Frauen, von denen er anlässlich des Erscheinens des neuen Buches zwölf zu sich nach Hause eingeladen hatte. Über seine Jugendbücher habe er eine Fangemeinde aufgebaut, die er hoffentlich zu der Erwachsenenliteratur mitgenommen hätte. In jedem Fall findet er den direkten Kontakt zu seinen Lesern toll und bezeichnete ihn als „die Rosinen seiner Arbeit“.

Ab und zu frage er sich aber schon, warum er eigentlich nichts Richtiges gelernt bzw. eine „ordentlichen Beruf“ gewählt hat. Er könne sich zudem nicht vorstellen immer wieder denselben Roman zu schreiben, denn er möchte Risiken eingehen, z.B. zwei Erzählperspektiven mit verschiedenen Erzählern zu kombinieren, also einen Ich- und einen Er/Sie-Erzähler.

Den konkreten Indianerstamm aus Devil’s River fand er so interessant, weil dieser noch nicht so häufig in anderen Werken vorkam und er seinen Roman in dieser Region ansiedeln wollte. Darüber hinaus habe ihn diese alte Kultur sehr interessiert. Die besagte Kreatur habe es in den Indianermythen wirklich gegeben, doch er hat noch nie etwas darüber gelesen, deshalb wollte er es gern selbst schreiben.

Er hat auch noch nie etwas von Karl May oder Jules Verne gelesen, obwohl er gewisse Werke sogar im Stile von letzterem geschrieben hat. Er findet diese Bücher seien oft viel zu langatmig und ausschweifend. Als Person finde er Karl May aber sehr spannend, da er seine Handlungsorte beispielsweise nie selbst besucht hat, so wie auch Thomas Thiemeyer die Orte in Devil’s River nie mit eigenen Augen gesehen hat.

Bis zur Veröffentlichung habe er einen Roman circa fünfundzwanzig- bis dreißigmal gelesen, wobei er letztlich nur wenige große Änderungen vornimmt. Beim Schreiben muss er sich sogar dazu zwingen das Geschriebene nicht sofort zu lesen, sondern seinen Text erst am Ende zu lektorieren. Er liebt es zu kürzen, wodurch meistens etwa ein Fünftel wieder entfällt. Des Weiteren stellt er viele Sachen um und tauscht beispielsweise Kapitel aus, ehe er dann kleinere Korrekturen einarbeitet. Insgesamt schreibe er aber relativ schnell. Für den aktuellen Roman habe er nur sechs Monate gebraucht, dazu kamen dann noch einmal drei Monate intensives Lektorat. Devil’s River ist sein fünfzehnter Roman und inzwischen hat er mehr Routine, sodass er generell nicht mehr so lange braucht wie früher. Sein sechzehntes Werk erscheint dann nächstes Jahr.

Damit war das Interview abgeschlossen und der Abend neigte sich leider schon dem Ende zu. Doch Thomas Thiemeyer hat sich selbstverständlich noch die Zeit genommen Bücher zu signieren und stand auch für Photos bereit. Ich persönlich hatte seine Trilogie Das verbotene Eden dabei und bat den Autor sich darin zu verewigen, wobei er mir mitteilte, dass ein oder mehrere der Bände als Hardcover sogar schon vergriffen seien. Ein Grund mehr also die Bücher endlich zu lesen. ;)

Mai  12

[Lesung] Brigitte Riebe

12. Mai 2015 | 23:58 | Erlebt

Durch meinen etwas längeren Aufenthalt in Leipzig bin ich dieses Jahr auf der Buchmesse auch endlich mal dazu gekommen der einen oder anderen Lesung beizuwohnen statt immer nur von einem Termin zum nächsten zu hetzen. Am Freitag, 13. März 2015, gehörte dazu unter anderem die Lesung von Brigitte Riebe zu ihrem neuen Roman Die Versuchung der Pestmagd. Es handelte sich dabei wohl sogar um die Premierenlesung, die einige Leser angezogen hatte, sodass es bald keinen einzigen freien Stuhl mehr gab.

Zunächst stellte ihre Lektorin aus dem Diana Verlag kurz das Buch vor, dann begann die Autorin auch schon daraus zu lesen. Laut eigenen Angaben viel es ihr sehr, sehr schwer einen aussagekräftigen Ausschnitt für die nur fünfundzwanzig-minütige Lesung auszuwählen, immerhin sei die Wahl selbst bei einer zweistündigen Lesung schon nicht leicht.

Während der halbstündigen Veranstaltung wurde hauptsächlich gelesen. Zwischendurch streute Brigitte Riebe aber immer wieder kurze, interessante Kommentare und Anekdoten ein. Am lustigsten war dabei wohl ihr eigener Zwischenruf „also ein Schleimscheißer“, mit dem sie ihre Figur des Kardinal Albrechts sehr zutreffend in einem Wort beschrieb.

Ihrer Meinung nach kann man außerdem absolut nicht sagen, dass das Mittelalter ausschließlich eine schlimme Zeit war und nur schlechte Zustände herrschten. Sie findet, dass das Mittelalter in gewisser Hinsicht genau wie unsere heutige Zeit ist und es sowohl helles als auch dunkles gab, gutes wie schlechtes.

Sie erzählte dem Publikum auch, dass die Erwiderung „Gesundheit“ auf ein Niesen aus der Zeit der Beulenpest stammt, in der auch ihr Roman spielt. Im Mittelalter existierten jedoch leider nur sehr wenige Mittel gegen Krankheiten und Hygiene sowie Sauberkeit waren eher unbekannt. Der häufig eingesetzte Aderlass gab den Kranken dann häufig den Rest, weil sie sowieso bereits geschwächt waren und der Körper dadurch nur zusätzlich entkräftet wurde.

Brigitte Riebe liebt Geschichte und bringt es deshalb auch nicht über sich diese frei nach ihrem Willen zu beugen. Aus diesem Grund findet ihr Arzt Vincent auch keinen Impfstoff gegen die Blattern/Pocken, denn dieser wurde eben erst viel später entwickelt. Die Krankheit war jahrhundertelang ein großes Problem und die Betroffenen, darunter angeblich sogar Goethe, behielten schlimme, entstellende Narben zurück.

Insgesamt trug die Autorin drei Szenen aus dem Buch vor und gab anschließend noch einen kurzen Ausblick auf den weiteren Verlauf der Handlung, ehe sie dann schließlich Bücher signierte.

Mai  06

[Meet & Greet] Plauderrunde im Otherland

06. Mai 2015 | 22:08 | Erlebt

Am 15. Dezember 2014 fand in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in der Otherland Buchhandlung in Berlin abends ein Plaudertreff mit diversen Jugendbuchautoren, darunter Pierce Brown, Diana Peterfreund, Mari Mancusi, Boris Koch, Jenny Mai-Nuyen und Kathleen Weise, statt. Ursprünglich hätte auch Kristin Cashore dabei sein sollen und ich war sehr traurig als ich erfuhr, dass ausgerechnet sie wegen Krankheit ihre ganze Reise absagen musste, weil ich sie so gern gefragt hätte, ob überhaupt und wenn ja, wann wir mit einem neuen Buch von ihr rechnen können. Dennoch freute ich mich natürlich darauf die vielen anderen Autoren kennen zu lernen und es waren im Endeffekt sogar noch viel mehr Schriftsteller anwesend als aufgezählt, auch wenn ich deren Namen leider nicht widergeben kann.

Ich selbst saß neben Pierce Brown, der nebenbei bemerkt sehr charmant ist, und einer weiteren Autorin, deren Namen ich leider ebenfalls nicht mitbekommen habe, wodurch ich mich schon im Vorfeld kurz mit ihnen unterhalten konnte. Er wollte unter anderem gern wissen, was ich gerade lese (Auch Spione brauchen Glück) und wer meine Lieblingsautorin sei (Meg Cabot), kannte jedoch beides nicht. Seine Kollegin allerdings schon, weshalb sie über seine Unwissenheit leicht die Augen verdrehte, à la „typisch Mann“, aber er entspricht ja auch nicht gerade der Zielgruppe. ;)

Der einmalige Abend, an dem uns sogar Trank und Speis zur Verfügung gestellt wurden, begann dann offiziell mit einer sehr offenen Gesprächsrunde, das heißt während der ersten ein bis eineinhalb Stunden wurden Fragen offen an alle in den Raum gestellt und nacheinander beantwortet, damit alle an der Konversation teilhaben konnten. Die us-amerikanischen Autoren waren unter anderem sehr interessant am deutschen Buchmarkt sowie den deutschen Lesern, zum Beispiel was Trends betrifft und ob es das Genre New Adult bei uns gibt. [Viel konnte ich leider nicht mitschreiben, dafür ging es einfach alles viel zu schnell.] Ferner mussten alle die Frage nach den Lieblingsbüchern und –genres beantworten. Eine Autorin erntete dabei schockierte Blicke als sie meinte Fantasy und Science-Fiction seien doch im Prinzip das Gleiche, was für vehementes Kopfschütteln und sofortige Erklärungsversuche über den Unterschied sorgte.

Die Autoren waren alle sehr nett und die ganze Atmosphäre war sehr locker und entspannt, trotz der eher kurzfristigen Organisation der Veranstaltung, die leider auch verhindert hatte, dass ich mir vorher noch das eine oder andere Buch besorgen konnte. Etwas unschön war lediglich der sehr hektische Aufbruch der ausländischen Autoren, die wohl plötzlich festgestellt hatten, dass sie schon spät dran waren, weil so kaum Zeit zum Signieren blieb. Dafür haben sie aber zum Teil noch Bücher und andere Goodies verschenkt, sodass ich am Ende nicht nur mit meinen selbst gefertigten Autogrammkarten, sondern mit Lesezeichen, Buttons und zwei von Diana Peterfreund signierten Büchern nach Hause ging.

Die deutschen Autoren blieben, zum Glück, noch etwas länger und ich lernte sowohl Jenny Mai-Nuyen als auch Kathleen Weise kennen, mit der ich ein sehr nettes, ausführliches Gespräch über Blogger, Verlage und Bücher im Allgemeinen führte, wobei wir auch einige tolle Empfehlungen austauschten, bis es 22.30 Uhr schließlich an der Zeit war zu gehen.

Alles in allem war es ein großartiger Abend, den ich nur zu gern wiederholen würde, egal ob mit denselben oder völlig anderen Autoren. Ich persönliche finde so eine Plauderrunde ohnehin noch viel interessanter als herkömmliche Lesungen.

Apr  28

[Im Ton-Studio] Wie wird eigentlich ein Hörbuch aufgenommen?

28. April 2015 | 21:16 | Erlebt

Im letzten Quartal des vergangenen Jahres habe ich ein Praktikum in einem deutschen Hörbuchverlag absolviert, in dessen Rahmen ich am 20. November 2014 im Berliner Ton-Studio „Der Apparat“ aktuellen Hörbuch-Aufnahmen beiwohnen durfte, um zu sehen, wie so ein Hörbuch eigentlich entsteht. In meinem Fall waren das die Aufnahmen zu Die Karlsson-Kinder – Wikinger und Vampire von Katarina Mazetti, wobei ich allerdings nicht nur die Sprecherin Melanie Pukaß, sondern auch den sympathischen Simon Jäger (u.a. die deutsche Stimme von Matt Damon) kennen lernte, der zeitgleich Wings of Fire – Die Prophezeiung der Drachen von Tui T. Sutherland einlas.

Während der Aufnahmen sitzt der Sprecher bzw. die Sprecherin in einem Schall isolierten Aufnahmeraum und liest das entsprechende Manuskript vor. Regisseur und Tontechniker/Cutter arbeiten von einem anderen Raum aus, können dabei aber die ganze Zeit über mit dem Sprecher kommunizieren.

Die Aufgabe des Sprechers besteht natürlich darin den Text fehlerfrei und ansprechend vorzutragen, sie sind dabei aber unterschiedlich selbstständig, wie mir mitgeteilt wurde. Je besser die Sprecher sind, desto weniger Arbeit hat der Regisseur, weil sie sich bei Fehlern dann automatisch selbst verbessern und einen Satz oder Absatz von allein noch einmal von vorn beginnen, zum Beispiel wenn sie etwas falsch ausgesprochen oder nicht so schön betont haben.

Der Regisseur gibt Anweisungen in Bezug auf Aussprache (deutsch oder englisch) und Betonung (fröhlich, ironisch, traurig, gelangweilt, lachend) und achtet während des Lesens darauf, ob der Text korrekt und verständlich vorgelesen wird. Bei einem solchen Kinderbuch passt er beispielsweise auch auf, dass die vielen, verschiedenen Stimmen der jeweiligen Charaktere immer gleich klingen, sodass man sie schon allein daran unterscheiden kann, oder dass Akzente konstant beibehalten werden. Falls es dem Sprecher selbst nicht aufgefallen ist, wird er bei einem Fehler kurz unterbrochen und die betreffende Stelle dann gleich noch einmal eingelesen. Häufig sind das nur so Kleinigkeiten wie hat/hatte, muss/musste, etc. Zum Teil werden auch verschiedene Alternativen aufgenommen, wenn man sich bei einer Reihe zum Beispiel gerade nicht sicher ist, wie ein Name o.Ä. im Vorgänger ausgesprochen wurde. Dadurch kann man später einfach die passende Variante auswählen, sobald man sich vergewissert hat, welche die richtige ist.

Der Tontechniker/Cutter ist zum einen natürlich für den Ton verantwortlich und zum anderen für das Schneiden der Endfassung. Er markiert sich schon während der Aufnahmen die Stellen im Manuskript, die später wegen Fehlern, Pausen, Atemgeräuschen oder Ähnlichem herausgeschnitten oder bearbeitet werden müssen. Ansonsten würde die nachträgliche Bearbeitung viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen.

Wie lange die Hörbuchaufnahmen insgesamt dauern hängt dabei vor allem vom Umfang des jeweiligen Buches ab. Für Wings of Fire – Die Prophezeiung der Drachen waren drei Tage eingeplant, danach ist zumindest der Job des Sprechers erst einmal erledigt. Bei Die Karlsson-Kinder – Wikinger und Vampire ging man von ein bis zwei Tagen aus. Daneben kommt es natürlich darauf an, wie viele Stunden am Stück der Sprecher oder die Sprecherin lesen können bis sie eine kurze Pause brauchen. Schließlich will je niemand ein Hörbuch hören, bei dem der Sprecher wegen Überanstrengung der Stimme am Ende nur noch heiser krächzt.

Apr  23

[Lesung] Letters of Note

23. April 2015 | 20:56 | Erlebt

Am 27. November 2014 fand im Babylon in Berlin eine Lesung zu der wundervollen Briefsammlung Letters of Note statt, die ich, dank eines Gewinnspiels des Verlags, wenn ich mich recht entsinne, kurzfristig doch noch besucht habe und die so großartig war, dass ich im Nachhinein gern über den ziemlich späten Einlass in den Saal und den leicht verspäteten Beginn hinweggesehen habe.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Jörg Thadeusz, der jeden Vorleser nicht einfach nur ankündigte, sondern mit einem eigenen, persönlichen Brief an sie oder ihn vorstellte und damit viele Lacher erntete. Als Special Guests waren zudem der englische Verleger John Mitchinson sowie der Herausgeber des Buches Shaun Usher angereist.

125 Briefe wurden für ein Buch sowie ein aufwendig produziertes Hörbuch mit zahlreichen prominenten Schauspielern, von denen einige verschiedene Briefe auf der Lesung präsentierten, ausgewählt und von 34 Übersetzern ins Deutsche übertragen. Sie alle stammen von der gleichnamigen Website, die zugleich so etwas wie ein globales Online-Museum ist, und behandeln universelle Themen, von denen sich jeder angesprochen fühlt.

Daraus wurde als erstes der Brief Nr. 009 von Anna Thalbach, der einem talentierten Werbetexter einen Job bei MGM einbrachte, vorgelesen. Fünfzehn Jahre später gewann er als Drehbuchautor einen Oscar.

Nach dieser kurzen Einstimmung kamen John Mitchinson und Shaun Usher auf die Bühne und stellten sich den Fragen des Moderators. Jörg Thadeusz übersetzte die Antworten dabei lediglich als Komfort ins Deutsche und nicht etwa, weil das Publikum kein Englisch könne. Gesprochen wurde natürlich darüber wie Shaun Usher auf die Idee zu Letters of Note kam. Zwei Wochen nachdem er seine zukünftige Frau kennen lernte, ging diese für ein Jahr nach Spanien und sie verliebten sich schließlich beim Briefe schreiben ineinander, weshalb Briefe für ihn eine große Bedeutung haben. Sieben Jahre später startete er die Website als Hobby und begann dort Briefe zu veröffentlichen. Seine eigenen Ergüsse wollte er allerdings nie veröffentlichen. Warum also andere persönliche Briefe? Weil er sie nicht nur interessant findet, sondern sie teilweise auch eine wichtige Rolle in der Geschichte gespielt haben. Allzu persönliche Nachrichten wie z.B. Liebesbriefe veröffentlicht er nur mit Zustimmung des Autors und viele andere sind noch unveröffentlicht, weil sie sogar zu persönlich sind.

John Mitchinson ist später auf diese Website aufmerksam geworden und wollte daraufhin ein Buch daraus machen. Seine Briefe findet er jedoch auch nicht gut genug um sie zu veröffentlichen. Er kennt aber einen Schriftsteller, der einmal seine Ex-Freundinnen gefragt hat, ob sie ihm seine alten Liebesbriefe zurückschicken, weil er diese gern veröffentlichen würde. *g*

Mit einem weiteren Brief kündigte der Moderator die Schauspielerin Iris Berben an, die den Brief Nr. 034 vortrug, den Katharine Hepburn ihrem Geliebten Spencer Tracy lange nach dessen Tod schrieb. Die Originalbriefe, die im Buch ebenfalls abgedruckt sind, wurden dabei übrigens jeweils auf die Leinwand hinter der Bühne projiziert.

Nachfolgend wurde Bernie Mayer mit einem Brief aus der Sicht von dessen Tochter vorgestellt, ehe er den Brief Nr. 117 auf eine sehr komödiantische Weise präsentierte. Seiner Frau hatte er versehentlich gesagt er würde einen Brief von Gandalf vorlesen, dabei handelte es sich in Wirklichkeit um einen Brief von Mohandas Gandhi an Adolf Hitler, der letzteren aber nie erreicht hatte.

Timur Vermes wurde mit den passenden Worten „Er ist wieder da“ aufgerufen und las den Brief Nr. 100 von Clyde Barrow (angeblich der Clyde von Bonnie & Clyde) vor, der darin die Autos von Henry Ford lobt. Über die Authentizität des Briefes wurde jedoch Jahre lang gestritten.

Im Anschluss trug Mechthild Großmann, bekannt unter anderem aus den Münster-Tatorten, den Brief Nr. 079 vor. Vor jedem Brief wurde, wie es auch im Buch der Fall ist, außerdem kurz erläutert, wovon er handelt oder wie er zustande gekommen ist um den Zusammenhang herzustellen. Der Brief von Bette Davis an ihre Tochter stammt zum Beispiel aus deren Memoiren und ist eine Antwort auf den Brief ihrer Tochter, den diese an den Schluss ihrer eigenen Memoiren gesetzt hatte.

Die gleiche Schauspielerin präsentierte danach den Brief Nr. 001, das Eierkuchenrezept, das Queen Elizabeth II. Präsident Eisenhower auf seinen Wunsch hin am 24. Januar 1960 schickte, weil dieser sich bei einem Staatsbesuch in die königlichen Eierkuchen verliebt hatte.

Ihr folgte der Autor Wulf Dorn, der selbst einige Briefe für die Sammlung übersetzt hatte. Er las den Brief Nr. 070 vor, in dem Mario Puzo den Schauspieler Marlon Brando bittet die Hauptrolle in der Verfilmung seines Romans Der Pate zu übernehmen. Das Studio lehnte diesen Besetzungswunsch zunächst ab, änderte seine Meinung aber sobald sie die Probeaufnahmen von ihm als Don Corleone sahen. Die Rolle hätte ihm einen Oscar eingebracht, er lehnte die Auszeichnung jedoch aus Protest ab.

Um das Thema zu wechseln widmete man sich daraufhin Briefen aus der Welt der Popmusik. Benno Fürmann präsentierte den Brief Nr. 030 von Nick Cave, der MTV darin bittet seine Nominierung für einen Award zurückzuziehen, da er nichts für Wettbewerbe übrig hätte und seine Muse nicht verschrecken wolle. Die wunderbare Anna Thalbach ließ uns an Brief Nr. 042 teilhaben, mit dem sich drei Elvis Presley Fans nach dessen Einberufung zur Armee an Präsident Eisenhower wanden um zu verhindern, dass ihrem Idol ein Bürstenhaarschnitt verpasst wird. Passend dazu trug Wulf Dorn anschließend Brief Nr. 057 vor, in dem Elvis Presley Präsident Nixon um ein bestimmtes polizeiliches Abzeichen für seine Sammlung bat. Er überreichte seinen Brief persönlich und traf später tatsächlich den Präsidenten, welcher ihm seinen Wunsch erfüllte.

Bevor dann eine 20-minütige Pause eingelegt wurde, wollte man das Publikum noch musikalisch unterhalten. Ein einzelner Musiker, der seine Gitarre erst auf der Bühne stimmte, spielte eigentümliche Versionen von „Jailhouse Rock“, „Love Me Tender“ sowie „Last Night A DJ Saved My Life“. Meiner Meinung nach war diese Unterbrechung allerdings eher unpassend, viel zu laut und zerstörte die harmonische Atmosphäre.

Nach der Pause ging es mit Iris Berben und Brief Nr. 010 weiter. Dabei handelt es sich um den Herz zerreißenden Abschiedsbrief von Virginia Woolf an ihren Mann, der zu Tränen rührte. Jörg Thadeusz wollte hinterher noch von der bekannten Schauspielerin wissen, wie sie mit ihren Fanbriefen verfahre. Ihre Antwort war sehr interessant, denn sie hebt eher die boshaften auf als die freundlichen, kann sich mittlerweile aber auch davon trennen. Auf jeden Fall bekommt sie auch heute noch viele Briefe auf Papier.

Übersetzer Alexander Wagner las im Anschluss Brief Nr. 076 vor, den sehr bewegenden letzten Brief eines Mannes, der im amerikanischen Bürgerkrieg gekämpft hat, ans seine geliebte Frau.

Timur Vermes präsentierte den Brief Nr. 105 von Autor Charles Bukowski, der heute stolz in einem fahrbaren Buchladen aushängt. Der Autor spricht sich darin aus persönlichem Anlass gegen die Zensur von Büchern aus. Timur Vermes erzählte, dass er nur wenige Briefe als Reaktion auf Er ist wieder da erhalte. Doch es gebe viele Leute, die sagen, man könne das nicht machen, aber dann keine Antwort auf die Frage „Warum nicht?“ geben können.

Darauf folgten mehrere Briefe mit Bezug zu F. Scott Fitzgerald. Conny Lösch las den Brief Nr. 122 von Zelda Fitzgerald an ihren Ehemann vor. Zoe Beck erheiterte uns mit dem wunderbaren Brief Nr. 111 von F. Scott Fitzgerald an seine Tochter Scottie. Benno Fürmann ließ uns durch Brief Nr. 080 an der Freundschaft zwischen F. Scott Fitzgerald und Ernest Hemingway teilhaben.

Lars Eidinger präsentierte Brief Nr. 002, dessen Autor behauptete Jack the Ripper zu sein, sowie Brief Nr. 069, die Antwort von Iggy Pop auf den Fanbrief der 21-jährigen Laurence.

Den Abschluss bildete der Brief Nr. 038, vorgetragen von Anna Thalbach. Ein 8-jähriges Mädchen bat den Herausgeber der Tageszeitung The Sun um eine Antwort auf die Frage „Gibt es den Weihnachtsmann?“. Er antwortete ihr mit einem großartigen Leitartikel, der bis heute zu einem der am häufigsten nachgedruckten Artikel der Geschichte zählt.

Mit einem großen Dank an alle Schauspieler, Vorleser, etc. sowie die Zuhörer war die möglicherweise interessanteste Lesung, die ich jemals besucht habe, dann auch schon zu Ende. Doch dieser großartige Abend wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Photos während der Veranstaltung zu machen war leider unerwünscht, dafür werde ich mich aber durch das bemerkenswerte Buch in meinem Regal stets daran erinnern können.

Apr  07

[Lesung] Kai Meyer

07. April 2015 | 22:49 | Erlebt

Am 23. November 2014 las Kai Meyer nach eineinhalb Jahren erneut in der Otherland Buchhandlung in Berlin und auch ich war wieder dabei. Selten treffe er an einem Abend auf so viele seiner Leser, weshalb er sich als erstes herzlich für unser aller Kommen bedankte. Daraufhin stellte er kurz sein neues Werk – Die Seiten der Welt – vor. Er wollte schon lange ein Buch über Bücher schreiben, vielleicht sogar schon seit zehn Jahren. Es sollte aber kein Krimi werden, also überlegte er, was man stattdessen machen könnte. Irgendwann hatte er dann die zündende Idee: Nicht nur Menschen haben geheime Seiten, sondern auch Bücher und daher muss e Menschen geben, die diese Seiten lesen können. Seine Hauptfigur Furia ist eine davon.

Danach folgte eine kurze Einführung in die Handlung bis zu einer Szene, in der Furia sich gerade in der unterirdischen Bibliothek aufhält. Diese hat der Autor dann vorgetragen, eher er mit einem Abschnitt fortfuhr, der in London spielt, von wo aus Furia nach Libropolis gelangen will. Im Anschluss daran sprach er noch etwas weiter über das Buch, zum Beispiel den Wald der toten Bücher. Er wollte, dass das Buch wie ein klassisches, altes englisches Kinderbuch sehr beschaulich beginnt und sich dann langsam ausweitet und ernster wird.

Nach insgesamt etwa dreißig Minuten fing dann der für mich immer interessanteste Teil einer jeden Lesung an, nämlich der, in dem man den Autor mit Fragen löchern kann, wie auch immer man ihn nennen will. Ich habe mich bemüht so viele Antworten wie möglich zu notieren um euch nun daran teilhaben zu lassen, habe mir der Ordnung halber dieses Mal allerdings die Freiheit genommen die Reihenfolge anzupassen.

Viele Fragen bezogen sich natürlich auf Die Seiten der Welt, darunter wie lange er von der ersten Notiz bis zur Fertigstellung daran gearbeitet habe. Für das ausführliche Exposé, Szene für Szene, das Sammeln der Ideen und das Formen dieser zu einer Geschichte brauchte er etwa zwei bis vier Monate. Im Anschluss daran schrieb er vier bis fünf Monate Vollzeit an dem Roman, das variiert je nach der Länge des Buches. Er versucht immer Montag bis Freitag jeweils zehn Seiten pro Tag zu schreiben, entweder im Arbeitszimmer oder, was meistens der Fall ist, in seinem Schreibhaus. Am Wochenende schreibt er nie. Im Exposé hatte Die Seiten der Welt noch einen völlig anderen Schluss als in der endgültigen Fassung und hat sich somit im Prozess noch gewandelt.

Er hat auf Yards und Meilen an Stelle von Metern und Kilometern bestanden um Distanzen zu beschreiben, weil es die älteren Maßeinheiten sind und ihn der Begriff Kilometer in Fantasy irgendwie stört. Des Weiteren freute er sich sehr über die große Kampagne zu Die Seiten der Welt und das Signieren der 100 Pakete ging im Endeffekt erstaunlich schnell, es hat wohl keine zwei Stunden gedauert.

Als er gefragt wurde, warum er sich für London als Schauplatz entschieden hat, beantwortete er das sogar sehr ausführlich. Früher hat es ihn immer gestört, dass deutsche Unterhaltungsliteratur nie in Deutschland spielte, was sich inzwischen aber verändert hat. Deshalb hat er damals alles grundsätzlich in Deutschland spielen oder von deutscher Mythologie handeln lassen. Irgendwann hatte er darauf aber keine Lust mehr und wendete sich auch anderen Ländern zu. Seine Arkadien-Trilogie spielt beispielsweise am Mittelmeer. Die Handlung von Die Seiten der Welt sollte ebenfalls nicht nur in Deutschland spielen, auch wenn die Familie ursprünglich aus Deutschland stammt. Auf Grund der Verbindung zur englischen Kinderliteratur und weil es gut zur Geschichte passte, entschied er sich dann für England.


Er schaut sich die Schauplätze seiner Romane oft sehr genau an, darunter Sizilien und Venedig, aber eben nicht immer. Er war zum Beispiel noch nie in der Karibik, wo seine Wellenläufer-Trilogie spielt. Wenn es um historische Romane geht, hat sich in der Zwischenzeit ohnehin alles verändert, bei zeitgenössischen Romanen kann es jedoch hilfreich sein.

Bei der Frage nach dem nächsten Projekt war er ziemlich verschwiegen. Er sprach von einer Jugendbuch/All Age Reihe bei Fischer, wozu es im Dezember erste Informationen geben sollte, könnte sich aber auch vorstellen noch mehr zu Die Seiten der Welt zu schreiben. Inzwischen ist klar, dass er bereits von der Fortsetzung dazu sprach. Und bei einer allein wird es offenbar nicht bleiben.

Er bestätigte, dass er einen vierten Band zu Die Alchimistin schreiben wolle, aber nicht wisse, wann es dazu kommt. Aktuell hält Heyne noch die Rechte an der Reihe, hat aber wohl kein großes Interesse an dieser Fortsetzung, weshalb es sicher noch eine Weile dauern wird.

In naher Zukunft wird Kai Meyer auch keinen neuen historischen Roman schreiben, zumal auch die Verlage nicht sonderlich interessiert daran sind. Historienfans wollen keine phantastischen Elemente sowie umgekehrt und er hat gerade auch keine Lust darauf. Er schließt es allerdings nicht für immer aus.

Arkadien war in den USA leider nur mäßig erfolgreich und auch ein vierter Band hierzu ist im Moment noch nicht in Sicht.

Bei Phantasmen wollte Carlsen unbedingt die Szene mit den Toten aus dem World Trade Center streichen, doch als Autor hat er in diesem Fall darauf bestanden, dass sie enthalten bleibt.

Auf die Cover seiner Romane hat er nur selten Einfluss, mittlerweile wird aber immerhin mit ihm darüber gesprochen. Den meisten Einfluss hatte er bislang bei Loewe. Gegen das Phantasmen Cover hat er sich mit Händen und Füßen gewehrt, den Kampf aber leider verloren, was einer der Gründe für die Trennung vom Verlag war. Er hätte lieber das World Trade Center auf dem Cover gesehen.

Es gibt Pläne für weitere Comic-Umsetzungen, z.B. von einem Drehbuch. Wellenläufer wird diesbezüglich aber keine Fortsetzung erhalten, weil der erste Teil nicht so gut lief wie erhofft, obgleich er sich noch verhältnismäßig gut verkauft hat. Die Ansprüche seitens des Verlags waren wohl etwas illusorisch. Comics sind in Deutschland laut Kai Meyer ein sehr schwieriger Markt und 2000 Verkäufe seien da schon viel.

Die Filmoptionen haben sich leider alle wieder zerschlagen, sodass aktuell nichts geplant ist. Für Arkadien bräuchte man beispielsweise italienische Co-Produzenten, dort sind die Bücher aber bislang gar nicht erschienen. Und gerade in Deutschland ist oft nicht genügend Geld für eigene Produktionen vorhanden. Er selbst kann aber gut ohne Verfilmungen leben. Er freut sich, wenn es klappt, ist aber auch nicht enttäuscht, falls nicht. Wenn zu wenig in ein solches Projekt investiert wird, sind sowohl der Autor als auch die Leser am Ende bloß unglücklich. Wenn man sich auf eine Verfilmung einlässt, sollte man hingegen vorher bedenken, dass ohnehin vieles geändert wird.

Im Hinblick auf das Schreiben macht er alles mit sich selbst aus und tauscht sich kaum mit anderen aus. Er spricht lediglich mit den Lektoren, sobald eine Idee feststeht. Er befürchtet seinen Enthusiasmus zu verlieren, wenn andere seine Idee vielleicht doof fänden und spricht deshalb auch während des Schreibens kaum darüber.

Bei neuen Projekten schließt er stets erst die Verträge ab und beginnt dann das Buch zu schreiben. Er braucht die Gewissheit, dass sein Roman erscheint und ein bisschen auch den damit verbundenen Druck. Die Abgabetermine überzieht er nur selten.

Er hat leider kein Ritual für den Abschluss eines Buches und ihm fällt auch spontan keine romantische Geschichte dazu ein. Meistens ist er froh, wenn er es abschicken kann, weil er es bis dahin schon drei- oder viermal überarbeitet und erst einmal die Nase voll davon hat. Das fertige Buch in den Händen zu halten sei schön, aber längst nicht mehr so aufregend wie bei seinem ersten oder zweiten Buch, zumal er in Gedanken meist schon mit dem nächsten Buch beschäftigt ist. Dennoch ist er natürlich jedes Mal stolz darauf.


Er hat alle seine Bücher in ihrer chronologischen Reihenfolge geschrieben. Die einzige Ausnahme bildet die Szene aus Die Seiten der Welt über Furias Familie (Stichwort: Clowns, Lebkuchen). Diese drei bis vier Seiten hat er schon während der Arbeit an Phantasmen geschrieben, weil er sie gerade im Kopf hatte, was aber sehr ungewöhnlich für ihn ist. Die Position dieser Szene im Roman hat er später mehrmals verschoben.

Die Dialoge schreiben sich nach seiner Aussage fast von selbst, weil er so tief in den Figuren drin ist. Generell braucht er zum Schreiben aber viel Ausdauer und Selbstdisziplin, da es immer Phasen gibt, in denen er Selbstzweifel hat, man sich dann aber trotzdem zum Weiterschreiben zwingen muss. Später findet er dann oft genau die Szenen gut, die er während des Schreibens überhaupt nicht mochte. Außerdem lernt man bei jedem Buch irgendetwas dazu, selbst wenn man es vielleicht nicht genau benennen kann.

Seine Notizen sammelte er früher in diversen Notizbüchern, mittlerweile tippt er das meiste in sein Smartphone ein und schickt es sich alle paar Tage als E-Mail. Es ist schneller und vor allem praktischer, wenn er seine Aufzeichnungen nicht mehr unter viel Gefluchte abtippen muss. Auf dem PC hat er verschiedene virtuelle Ordner an Stelle der Notizbücher. Dem Gefühl nach hat er nur wenige Bücher nicht geschrieben, das heißt er hat nur wenige Stoffe/Ideen bisher nicht umsetzen können.

Auf die Namen für seine eigenen Figuren stößt er manchmal zufällig, andere erfindet er. Er bevorzugt ungewöhnliche Namen, sammelt sie für seine Bücher auf Listen und wählt dann einen passenden aus. Auch Ideen würfelt er oft zusammen und wählt aus mehreren aus.

Als jemand nach seinen fünf Lieblingsbüchern fragte, antwortete er, er könne nicht einmal eines nennen. Der Herr der Ringe hat ihn geprägt und war der Auslöser für seinen Wunsch selbst Autor zu werden. Ferner mag er auch Das Foucaultsche Pendel von Umberto Eco sehr. Das ändere sich aber ständig.

Wo bezieht er seine Bücher? Englische Bücher kauft er online, deutsche Bücher dagegen nur noch vor Ort, sowohl in kleinen als auch in großen Buchhandlungen. Er bestellt aber auch gebrauchte Bücher, zum Beispiel bei Antiquariaten. Er stöbert allerdings selten im Laden, sondern wird eher durch Rezensionen auf ein Buch aufmerksam. Allgemein kauft er Bücher hauptsächlich auf Empfehlung durch Rezensionen, weil er „erstöberte“ Bücher häufig nicht zu Ende liest.

Kai Meyer hat außerdem schon einen erwachsenen Sohn. Obwohl dieser schon als Kind viel gelesen hat, hat dieser die Bücher seines eigenen Vaters erst beachtet als er an der Uni feststellte, dass viele Leute die Bücher kennen und er in der Lage sein wollte mitzureden.
Wenn seine Freunde seine Bücher lesen, freut er sich, nötigt sie aber auch nicht dazu das zu tun.

Nachdem sämtliche Fragen beantwortet waren und wirklich niemandem mehr irgendetwas einfiel, bedankte er sich für unser Zuhören und versicherte, dass er alles signieren würde, gerne auch mehrere Bücher.

Grundsätzlich herrschte eine sehr lockere, angenehme Atmosphäre an dem Abend und wenn ich mich richtig erinnere, wurden sogar Getränke angeboten für die man nur bezahlen musste, was man selbst für angemessen hielt.

Und falls ihr wissen möchtet, welche Heldin bei männlichen Fantasy/SciFi-Buchhändlern als Poster auf dem stillen Örtchen hängt: Es ist Buffy. ;)

Mrz  18

[Lesung] Ken Follett

18. März 2015 | 22:34 | Erlebt

Im November letzten Jahres wurde ich auf Grund gewisser Umstände von Bastei Lübbe zu einer exklusiven Buchpräsentation mit Ken Follett eingeladen, der anlässlich des Mauerfall-Jubiläums den abschließenden Band seiner großen Jahrhundert-Trilogie, Kinder der Freiheit, am 09. November 2014 im Meistersaal in Berlin vorstellte. Obwohl ich noch nichts von dem Autor gelesen hatte, war mir Ken Follett natürlich ein Begriff – außerdem kannte ich seine Romane Die Säulen der Erde sowie Die Tore der Welt zumindest durch die jeweiligen Verfilmungen – und so ließ ich mir diese einmalige Möglichkeit natürlich nicht entgehen und sagte sofort zu.

Trotz des Chaos‘ auf den Straßen – es war der Abend, an dem die beleuchteten Ballons entlang der ehemaligen Mauer später in den Himmel aufstiegen – war ich relativ zeitig dort und konnte mir und meiner Begleitung nach der Bewunderung des Saals somit Plätze in den vordersten Reihen sichern. Mit einiger Verspätung begrüßte uns der bekannte RTL-Moderator Wolfram Kons schließlich zu dieser Veranstaltung, zu der es viele andere geladene Gäste wegen der vollen Straßen offenbar nicht geschafft hatten, und begann den Abend damit den Autor zu interviewen.

Die ersten Sätze galten seinem Erscheinungsbild, denn Ken Follett hatte in letzter Zeit stark abgenommen und war nun nicht mehr so „fett“ – seine Wortwahl, nicht meine! – wie beim letzten Mal, was natürlich für einige Lacher sorgte. Auch seine Frau, die in der ersten Reihe saß, wurde diesbezüglich angesprochen, da sie wohl ein Grund für den Gewichtsverlust war, und bestätigte, dass er nun genug abgenommen habe. Diese musste ihm im späteren Verlauf wegen Tonstörungen außerdem erst einmal sein Handy abnehmen.

Ken Follett hat natürlich nicht geahnt, dass der Erscheinungstermin des letzten Bandes dieser Trilogie mit dem 25-jährigen Mauerfall-Jubiläum zusammen fallen würde. Die Idee mit den Ballons entlang des ehemaligen Mauerverlaufs fand er jedoch wundervoll. Er betrachtet Berlin zudem als Symbol für den Kalten Krieg, weil nicht nur eine Stadt geteilt wurde, sondern die ganze Welt sich spaltete. Deshalb ist unsere Hauptstadt auch ein so wichtiger Schauplatz in Kinder der Freiheit. Die Zeit in Deutschland hat er sehr genossen, da alle Leute ihm gegenüber stets sehr freundlich waren. Als nächstes würde ihn seine Tour dann nach Kanada, Mexiko und Italien führen.


Er freut sich zwar, wenn er mit Schriftstellern wie Shakespeare verglichen wird, findet es aber unrealistisch, da er kein Poet ist. Und seine Bücher seien deshalb so dick, weil die Leute durchaus gern dicke Bücher lesen, solange sie spannend genug sind.

Neben dem Schreiben von Romanen hat er auch einiges für das Fernsehen gemacht, allerdings muss man dort immer genau auf das Budget achten. Beim Theater muss zudem immer alles auf der Bühne stattfinden können. In seinen Romanen hat er dagegen viel mehr Freiheiten. Er kann problemlos von einem Land zum anderen wechseln oder 20.000 Soldaten auf ein Schlachtfeld stellen.

Daraufhin las die Schauspielerin Natalia Wörner, die unter anderem eine Rolle in Die Säulen der Erde hatte, das gesamte erste Kapitel des Romans, passend zum Rest der Veranstaltung ebenfalls auf Englisch. Das dauerte eine gute halbe Stunde, sie machte ihre Aufgabe jedoch so gut, dass man ihr sehr gern zuhörte.

Im Anschluss daran wurde das Gespräch mit dem Autor wieder aufgenommen. Als erstes wurde über John F. Kennedy gesprochen, der, wenn ich es richtig verstanden habe, auch auf dem Originalcover zu sehen ist. Im ersten Teil der Trilogie gibt es nämlich eine Figur, die eine Affäre mit dem Präsidenten hat. Die Frau gibt es wirklich; sie arbeitete im Pressebüro des Weißen Hauses und hat sogar ein Buch darüber geschrieben.

Ken Follett verbringt viel Zeit mir Recherchen und die besagte Frau hat zum Beispiel die erste Fassung seines Buches, insbesondere die Szenen mit Kennedy, gelesen. Es gibt noch einige andere Leute, denen er den ersten Entwurf zeigte, darunter Historiker, die die Fakten kontrollieren und auf historische Genauigkeit achten sollten. Kinder der Freiheit gab er darüber hinaus auch deutschen Freunden, damit er keine dummen Fehler begehe, z.B. seine Figuren etwas sagen oder essen lassen, was Deutsche nie tun würden. Den dümmsten Fehler enthält wohl sein Roman Eye of the Needle. Doch da weder ich noch meine Begleitung eindeutig verstanden haben, worin dieser Fehler besteht, will ich jetzt lieber nicht weiter ins Detail gehen.

Nichtsdestotrotz ist er stolz auf alle seine Bücher, immerhin müsse man erst einmal stur genug sein um ein Werk überhaupt zu beenden. Viele Leute, beispielsweise Journalisten, hätten ihr Leben lang nur angefangene Bücher in ihren Schubladen.

Die Frage, ob er unter großen Druck stehe, beantwortete er mit einem klaren „Ja“. Aber dieser Druck kommt weniger vom Verleger, sondern geht vielmehr von ihm selbst aus, weil er will, dass die Leute seine Bücher mögen. Das empfindet er jedoch nicht als etwas negatives, es macht ihn nur ehrgeiziger.

Dann wendeten sie sich für einen Moment dem Thema Politik zu. Ken Follett ist in jedem Fall dafür Steuern zu zahlen, vor allem wenn sie der Bildung oder der Gesundheitsversorgung zu Gute kommen. Für ihn sind das gute Ideen der Sozialdemokraten. Deshalb wird er bei den nächsten Wahlen in Großbritannien alles dafür tun, dass die aktuelle Regierung nicht wieder gewählt wird. Darüber hinaus interessiere er sich aber nicht so sehr für Politik, weil man für eine einzige gute Idee etliche Unterstützer bräuchte. Wenn er eine gute Idee für einen Roman hat, kann er sie hingegen einfach niederschreiben.

Sein nächster Roman ist für 2017 geplant. Es soll vielleicht in Kingsbridge, etwa 200 Jahre nach Die Säulen der Erde, spielen und von Spionen handeln. Inspiriert wurde er dabei vom ersten englischen Geheimdienst. Im Alter von zwölf Jahren las er seinen ersten James Bond Roman („Live And Let Die“) und merkte dabei, wie spannend ein Buch sein kann. Genau dieses Gefühl möchte er auch seinen Lesern vermitteln. In dem Alter war er allerdings mehr an Mädchen interessiert, er wollte sie damals vor allem so küssen können wie James Bond und es habe wohl funktioniert.


Was will er noch erreichen? 150 Millionen verkaufte Bücher. Ferner will er es schaffen, ein Buch zu schreiben, dem die Leser sich emotional verbunden fühlen und das den Herzschlag beschleunigt, wenn die Figuren in Gefahr geraten. Das ist für ihn das Wunder der Literatur!

Ken Follett konnte nach eigenen Angaben bereits als 4-Jähriger lesen. Er durfte weder fernsehen noch Radio hören, weil seine Eltern aus religiösen Gründen der Meinung waren, dass das einen schlechten Einfluss auf ihn ausüben würde. Der positive Nebeneffekt war, dass er viel gelesen und so Bücher lieben gelernt hat.

Er ist auch überzeugt davon, dass Kinder heute immer noch gern lesen. Harry Potter – der sie dazu brachte morgens um 6 Uhr schon vor dem Buchladen zu stehen – Twilight oder The Hunger Games seien der beste Beweis dafür. Mit den richtigen Büchern werden Kinder seiner Meinung nach immer lesen. Er beneidet die Autoren sogar, die für verschiedene Altersgruppen schreiben können. Er glaube aber diese Fähigkeit selbst nicht zu besitzen.

Zum Abschluss sollte er den Satz vervollständigen, was er in zehn Jahren tun will. Die Antwort: Einfach nur immer noch ein weiteres Buch schreiben.

Damit neigte sich der Abend dem Ende zu, das hieß in diesem Fall jedoch nicht, dass man sofort seine Sachen packen musste. Stattdessen setzte wieder die Bewirtung ein, die neben Getränken leckeres Finger Food und unglaublich köstliche Desserts beinhaltete. Nach einem kurzen Interview vor der Kamera stand der Autor außerdem natürlich noch für das Signieren seiner Bücher bereit. Gekauft hätte ich mir das Buch wahrscheinlich nicht, weil ich die Vorgänger noch gar nicht kannte, doch der Verlag stellte großzügigerweise ein paar kostenlose Exemplare bereit. Daher schnappten auch wir uns beide je ein Buch und baten den Autor um eine Signatur. Wie viele Leute können schließlich schon von sich behaupten einen signierten Ken Follett im Regal zu haben?

Feb  27

[Lesung] Kai Lüftner

27. Februar 2015 | 23:54 | Erlebt

Am 15. November 2014 fand in der Schwartzschen Villa in Berlin zum zwölften Mal das Steglitzer Literaturfest statt, in dessen Rahmen ich im Zuge meines Praktikums bei DAV die musikalische Lesung des Autors Kai Lüftner besuchte. Außerdem gibt es jedes Jahr eine Los-Tombola (1 Los kostet 50 Cent), bei der wieder viele tolle Bücher dabei waren, sogar für Erwachsene. Es gibt zwar auch viele Nieten, aber selbst für 10 Lose hätte man das Buch seiner Wahl im Laden noch lange nicht kaufen können. Ich bin später immerhin mit vier neuen Büchern nach Hause gegangen.

Vor der Lesung stellten mehrere, circa sieben Jahre alte Kinder erst einmal ihre Lieblingsbücher vor, wie es bei diesem Fest offenbar Brauch ist. Und es gibt wohl kaum etwas Liebenswürdigeres als die kindliche Begeisterung, mit der diese uns ihre ausgewählten Werke präsentierten. Kai Lüftner war selbst ebenfalls sehr angetan und forderte im Anschluss Applaus für die Kleinen ein.

Daraufhin folgte eine kurze Vorstellung des Autors sowie des ersten Teils seiner Serie Das Kaff der guten Hoffnung. Kai Lüftner wurde 1975 in Berlin geboren und war schon in vielen Berufsfeldern tätig. Heute ist er ein bekannter Kinderbuchautor und Musiker. Er sieht in der Tat ein bisschen wie ein Rocker aus, doch sobald er den Mund auf macht, merkt man sofort, dass sich hinter der Fassade ein sehr lieber Kerl verbirgt. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er gegenüber vom Rathaus Köpenick zudem ein eigenes Café mit dem Namen „Feine Dahme“, das sich aber noch bis Ende März in der Winterpause befindet. [Nachträgliche Anmerkung: Ich wollte mir das Café dieses Jahr sehr gern einmal ansehen, habe aber nun gelesen, dass es inzwischen leider geschlossen wurde bzw. nach der aktuellen Winterpause nicht wieder geöffnet wird. Schade.]

Kai Lüftner, der übrigens ganz wundervoll berlinert, kam gerade von einer langen Lesereise quer durch Deutschland zu Die Milchpiraten zurück. Deshalb sang er auch zuerst das wirklich lustige Milchpiratenlied. Selbstverständlich mussten alle mitsingen, manche Kinder kennen den Text scheinbar schon auswendig, und ihre beste Milchpiratenfratze zur Schau stellen, was selbst die Erwachsenen im Raum zum Lachen brachte. Wann immer wir nicht laut genug mitsangen, hörte er sofort auf zu singen, schließlich kam er extra aus dem Süden Berlins angereist. *lol* Mit großer Freude sangen wir also alle den Refrain, dann nur die Mädchen, dann nur die Jungen, dann wieder alle und dann gab es den „Applaus für euch selber“.

Zur Belohnung hat er danach den Anfang aus Das Kaff der guten Hoffnung – Jetzt erst recht! vorgelesen, mit einer tollen Mimik und Gestik. Er hat die Sätze sehr gut betont, mit verschiedenen Stimmen sowie in verschiedenen Lautstärken gesprochen und das insgesamt einfach großartig gemacht. Die Beschreibungen haben einen immer wieder zum Lachen gebracht und die Kinder schienen größtenteils total gefesselt und begeistert zu sein.

Weil die Kinder ihm so gebannt gelauscht haben, gab es gleich noch ein Lied und zwar eines aus seinem Album Rotz’n’Roll Radio. Natürlich sollten wir wieder mitsingen, aber dieses Mal waren die Wörter alle nur einsilbig, er denkt ja mit. *g* Seine Lieder machen Spaß und sind teilweise trotzdem lehrreich, auch wenn hier und da mal ein Schimpfwort enthalten ist.

Anschließend hat er weiter aus Das Kaff der guten Hoffnung – Jetzt erst recht! vorgelesen und brachte zwischendurch immer wieder lustige Sprüche à la „weiter geht’s nach der Werbung“.

Zum Abschluss trug er noch ein „pädagogisch wertvolles“ Lied vor: Furzipups, der Knatterdrachen. Kai Lüftner freute sich sehr, wenn Leute mit ihm im Rhythmus furzten *lach*, wobei hier natürlich nur das Geräusch gemeint war. „Applaus für alle, die sich getraut haben“.

Bevor es ans Signieren ging, hat der Autor seinen Lesern noch ein paar Fragen beantwortet. Er durfte sich den Illustrator für die Reihe selbst aussuchen und findet Dominik Rupp toll. Er schreibt seit 2011 Bücher und jetzt geht’s immer weiter – „nothing can stop me!“ Seitdem hat er neun Bücher geschrieben und das Feedback von Eltern ist eigentlich ziemlich gut. Aber er löscht alles negative auch sofort vom PC und haut nach Veranstaltungen schnell ab, damit er nichts Gegenteiliges zu hören bekommt. ;)

Als Zugabe sang er schließlich noch sein Lied „Was so alles doof is“, bei dem erneut unser Mitmachen gefragt war, sodass am Ende das ganze Publikum an den entsprechenden Stellen „is doof“ rief. Besonders süß und auffällig war ein kleiner Junge, der alle Lieder fehlerfrei mitsingen konnte. Später erfuhr ich, dass es sich dabei um den Sohn des Autors handelt, der, wie mir seine Mutter erzählte, zu manchen Veranstaltungen inzwischen nicht mehr mitkommen darf, weil er immer so begeistert und lautstark mitmacht. *schnief*

Archive

Online seit

Hinweis: In nahezu allen Beiträgen sind die ggf. abgebildeten Buchcover o.Ä. mit einem sog. Affiliate-Link (externer Link zu Amazon) hinterlegt und gelten daher als Werbung.