[Rezension] Die Bestimmung – Letzte Entscheidung

15. August 2014 | 15:31 | Gelesen

Titel: Die Bestimmung – Letzte Entscheidung
Autorin: Veronica Roth
Originaltitel: Allegiant
Erstveröffentlichung: 2013
Übersetzerin: Petra Koob-Pawis


Wissenswertes

Die Bestimmung – Letzte Entscheidung ist die zweite Fortsetzung des Debutromans der us-amerikanischen Autorin Veronica Roth. Die erste Fassung schrieb sie schon im Alter von zwanzig Jahren während ihres Studiums und der erste Teil wurde inzwischen in über zwanzig Länder veröffentlicht.

Die Bestimmung – Letzte Entscheidung ist zudem der dritte Teil der Trilogie. Daneben gibt es unter dem Titel Free Four, sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch, noch ein Kapitel aus Die Bestimmung, das aus der Sicht von Four geschildert wird. Im November erscheint hierzulande mit Die Bestimmung – Fours Geschichte darüber hinaus noch ein Buch, das mehrere Kurzgeschichten aus Fours Perspektive enthält, die verschiedene Episoden aus seinem Leben schildern.

Der erste Teil wurde mit Shailene Woodley sowie Theo James in den Hauptrollen und unterstützt von namenhaften Schauspielern wie Kate Winslet, Ashley Judd und Mekhi Phifer außerdem bereits erfolgreich verfilmt. Die Dreharbeiten zur Fortsetzung, unter anderem mit Octavia Spencer und Naomi Watts in weiteren Rollen, haben inzwischen bereits begonnen.

Inhalt

Seit Evelyn die Macht in der Stadt an sich gerissen hat und die Menschen die Botschaft von Edith Prior gesehen haben, ist nichts mehr so wie es einmal war und mit der Zeit bilden sich zwei gegnerische Lager: Die Fraktionslosen sind entschlossen das ehemalige System und alles, was daran erinnert, zu zerstören. Andere halten dagegen weiter an den Fraktionen fest und die Getreuen wollen nicht nur Evelyn stürzen, sondern darüber hinaus ihrer Bestimmung gemäß handeln und herausfinden, was hinter dem Zaun auf sie wartet.

Auch Tris und Four wollen ihr altes Leben hinter sich lassen und schließen sich daher der Gruppe an, die sich über die Grenze wagt. Doch statt die erhoffte Freiheit zu finden, stoßen sie dort nur auf neue, erschreckende Erkenntnisse, die ihre Welt völlig auf den Kopf stellen …

Kritik

Die Bestimmung – Letzte Entscheidung ist ein vielfach diskutierter Abschluss, der im Endeffekt aber bei weitem nicht so schlecht ist wie die vielen negativen Besprechungen befürchten ließen, ganz im Gegenteil, wobei das durchaus mit den kritikbedingten wesentlich geringeren Erwartungen zusammenhängen könnte. Insgesamt mangelt es dem Finale eigentlich nur ein wenig an Spannung, vor allem in der ersten Hälfte des Buches, weshalb der letzte Band nicht ganz so mitreißend ist wie seine beiden Vorgänger. Trotzdem liest man ziemlich zügig weiter, weil man natürlich wissen möchte wie die Geschichte um Tris und Four endet.

Positiv zu erwähnen ist zunächst, dass man nicht bis zum Ende auf Antworten warten muss, sondern schon relativ früh mit der ganzen, schrecklichen Wahrheit konfrontiert wird – und der Erkenntnis, dass Tris‘ Mutter über all das Bescheid wusste und dennoch nie ein Wort darüber verloren hat. Die Auflösung ist in sich schlüssig und insbesondere hinsichtlich des Hauptmerkmals der Unbestimmten vollkommen logisch. Sie selbst ist allerdings nicht annähernd so erschreckend wie ihre Konsequenzen Viele Leben hätten vor einem sinnlosen Tod bewahrt werden können und es ist unfassbar, dass die Verantwortlichen nicht eingeschritten sind, obwohl sie jederzeit die Möglichkeit dazu gehabt hätten. Stattdessen haben sie tatenlos zugesehen als würde sie das alles nichts angehen. Gewisse, zutiefst schockierende Taten wiegen jedoch sogar noch schwerer als diese bloße Untätigkeit.

Veronica Roth rückt nun die individuellen Gene der Menschen in den Mittelpunkt und regt dadurch zum Nachdenken an. Was prägt einen Menschen sowie sein Wesen und zeichnet ihn aus? Sind es allein die Gene, wie viele Wissenschaftler glauben, oder spielen Erziehung, das Umfeld und die Erfahrungen, die man im Laufe des Lebens sammelt, nicht vielleicht ebenfalls eine große Rolle? Sind es die Entscheidungen, die wir treffen, die über unser Leben bestimmen oder treffen wir diese nur auf Grund unserer jeweiligen Gene?

Für einige Charaktere heiligt der Zweck anscheinend wirklich alle Mittel und die Autorin zeigt so deutlich, dass angeblich bessere Gene zu haben nicht automatisch bedeutet ein besserer Mensch zu sein. Ihnen fehlt es offensichtlich an Vernunft, Einfühlungsvermögen sowie Einsicht und ihre Handlungen lassen sich nicht mehr rechtfertigen, egal wie erstrebenswert ihr eigentliches Ziel auch sein mag. Doch man sollte nicht voreilig alle jenseits des Zauns in eine Schublade stecken, denn unter ihnen gibt es ebenso gute Menschen.

Im Gegensatz zu den ersten Bänden der Trilogie wird Die Bestimmung – Letzte Entscheidung aus den Perspektiven von Tris und Four erzählt, wodurch man vor allem letzteren noch etwas besser kennen lernt, da man so immer weiß, was er tatsächlich denkt oder fühlt.
Tris ist nach wie vor eine großartige Protagonistin, die man für ihren Mut sowie ihre Stärke nur bewundern und von der man noch viel lernen kann. Sie glaubt nicht sofort alles, was man ihr als Wahrheit präsentiert, sondern hinterfragt es stets kritisch und aufmerksam. Sie ist nicht leichtgläubig, kann aber trotzdem noch vertrauen. Nach allem, was sie durchlebt hat, ist sie noch immer zu großem Mitgefühl fähig und kann anderen deren Taten verzeihen, vielleicht sogar ihrem Bruder Caleb, was einem als Leser nicht unbedingt gelingt. Tobias gewinnt mit ihrer Hilfe sein Selbstwertgefühl zurück, findet zu sich selbst und lernt sich seine Fehler zu vergeben, schließlich ist niemand perfekt.
Es ist nicht leicht für sie ihre Beziehung zu erhalten und nach all den Lügen müssen sie erst einmal wieder Vertrauen aufbauen und zueinander finden. An Stelle der Geheimniskrämerei sprechen sie endlich offen über ihre Probleme und Emotionen, was zwar zwangsläufig zu Streits führt, allerdings ebenfalls dazu, dass sie sich langsam wieder näher kommen. Es mag schwierig sein, doch der Kampf lohnt sich, weil ihre gegenseitige Liebe sie stärker macht und gemeinsam gelingt es ihnen so ihre Differenzen zu überwinden.

Spannung wird erst im letzten Drittel allmählich aufgebaut und man traut sich dann manchmal kaum weiterzulesen, da man sich so vor dem umstrittenen Schluss fürchtet. Diese Angst ist zumindest teilweise auch berechtigt, denn Veronica Roth schreckt nicht vor erschütternden Wendungen zurück. Es ist bei einer solchen Dystopie nicht verwunderlich, wenn ein paar Figuren das Finale nicht überleben. Der Tod einer bestimmten Person gegen Ende des Buches trifft einen als Leser aber äußerst hart, da man sie sehr geliebt hat, und man kann die Tränen nicht länger zurückhalten. Ihr Verlust ist besonders tragisch, weil sie nun erstmals eine gute Zukunft für sich gesehen hatte, doch zugleich nicht ohne Schönheit, da es ein großer Liebesbeweis war. Der entsprechende Charakter hat sich geopfert um die Menschen zu retten, die er liebt, und deshalb wird seine Tat niemals vergessen werden. Natürlich hätte man sich ein anderes Schicksal für diese Person gewünscht, ihr Tod war jedoch immerhin nicht sinnlos, sodass man die Reihe dennoch in guter Erinnerung behalten kann.

Wenn man davon absieht, dass einige wenige Fragen unbeantwortet bleiben, zum Beispiel was Tris letztlich nun so einzigartig gemacht hat, ist das Ende ansonsten aber sehr gut gelungen. Veronica Roth zeigt, dass der beste Weg nicht immer der schnellste oder einfachste ist und es ausgesprochen schwierig sein kann eine annehmbare Lösung zu finden, man jedoch stets die Möglichkeit wählen sollte, die ungeachtet der eigenen Interessen am besten für alle Beteiligten ist, selbst wenn man dafür Kompromisse eingehen muss. Wenn Menschen konsequent die Augen vor der Wahrheit verschließen, muss man sie vielleicht dazu zwingen sie zu öffnen. Manche Konflikte lassen sie allerdings eben auch ohne viel Gewalt lösen und das womöglich sogar besser, sofern man nur den Mut aufbringt ein Wagnis einzugehen um etwas zu verändern.

Abschließend ist noch hervorzuheben, dass die Autorin durch einen interessanten Epilog, der einige Jahre nach den vorangegangenen Ereignissen ansetzt, einen kurzen Einblick in die positiven Entwicklungen gewährt, die seither eingetreten sind und auf eine bessere, friedliche Zukunft hoffen lassen.

Fazit

Die Bestimmung – Letzte Entscheidung ist nicht ganz so gut wie seine beiden Vorgänger, doch alles in allem ein würdiger Abschluss für diese empfehlenswerte Trilogie, obgleich am Ende angesichts des schmerzlichen Verlustes einer geliebten Figur ein leicht bitterer Beigeschmack bleibt.





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