[Kolumne] Sex in Jugendbüchern – go or no go?

09. Juli 2011 | 17:11 | Sinniert

Inspiriert durch meinen TTT Beitrag über Rebellen in der Literatur, habe ich mich entschieden, einen ganzen Artikel zum Thema Sex in Jugendbüchern zu schreiben, da mich eure Meinung dazu doch sehr interessieren würde.

Ich persönliche habe nichts gegen Sex in Jugendbüchern einzuwenden, sofern es zur Geschichte passt. In einem Thriller kann ich natürlich gut und gerne darauf verzichten, aber in einer Liebesgeschichte habe ich, zumindest wenn die Charaktere schon ein wenig älter sind, doch ein bisschen das Gefühl, dass sonst etwas fehlt. Häufig ist Sex ja schon irgendwann der nächste logische Schritt, wenn ein Paar schon eine ganze Weile lang zusammen ist. Bei Twilight musste man als Leser ja schon ganz schön lange darauf warten, aber ich muss gestehen, dass ich mich darauf gefreut und diese Szenen sehr genossen habe.

Es ist ja heutzutage auch wirklich nicht mehr realistisch, dass 16-jährige in einer Beziehung auf diese Art von Körperkontakt verzichten und sich auf das Küssen beschränken, was man ja, leider, auch an den vielen Teenie-Schwangerschaften sieht. Ich glaube sogar, dass ein Jugendbuch, das sich mit einer Jugendromanze in der Gegenwart beschäftigt, eine gute Möglichkeit sein könnte Jugendliche an das Thema heranzuführen. Sie stünden diesem Thema, eingebettet in den normalen Handlungsverlauf eines solchen Romans, so sicher aufgeschlossener gegenüber als in einem Vortrag in der Schule oder einem Gespräch mit den Eltern. Oder was meint ihr? Gewalt gibt es doch inzwischen auch sehr häufig in Jugendromanen, denn immerhin ist auch sie im Alltag ständig vertreten. Das gleiche gilt für Sex.

Doch wie ist es mit den Beschreibungen? Sollte bloß irgendwie klar gestellt werden, dass die Figuren miteinander geschlafen haben, oder darf ein Autor auch ein bisschen ins Detail gehen? Für mich ist beides in Ordnung, es kommt eben immer auf die genauen Umstände und den Roman an. Beschreiben heißt ja auch nicht automatisch, dass man jedes Detail erwähnen oder gar eine vulgäre Sprache verwenden muss. Viele Autoren beweisen, dass es da ein gutes Mittelmaß gibt, das in eine Geschichte hinein passt und sich gut lesen lässt. Außerdem könnten gerade solche Szenen die oben genannte Aufklärung unterstützen, indem beide Charaktere zum Beispiel kurz davor sind diesen Schritt zu wagen, aber einer von ihnen, oder beide, erst einmal – verantwortungsbewusst – nach einem Verhütungsmittel fragt/sucht. Damit könnte man doch gut unterstreichen, wie wichtig Verhütung ist, ohne den Leser zu sehr mit der Nase darauf zu stoßen oder einem langweilig zu erklären, wie wichtig das doch ist – so etwas geht doch bei vielen Jugendlichen ohnehin zum einen Ohr herein und zum anderen wieder hinaus. In einem Buch, das sie unabhängig von der Schule oder den Eltern lesen, sind sie dem gegenüber bestimmt offener.

Natürlich sollte man nicht zu sehr ins Detail gehen, denn es handelt sich immer noch um Jugendbücher, die auch mal von Heranwachsenden gelesen werden, die noch nicht ganz in der Pubertät sind, und nicht um Erotikromane. Aber gänzlich auf Beschreibungen muss man meiner Ansicht nach nicht verzichten, denn auch in Filmen ab 12 und regelmäßig in der Werbung gibt es das ein oder andere zu sehen oder zu hören. Warum sollte man bei Büchern einen Bogen darum machen?

Wie denkt ihr darüber? Was haltet ihr von Sex in Jugendbüchern? Dürfen oder sollten die Hauptfiguren miteinander schlafen, wenn es zu der Geschichte passt, oder sollte es beim Küssen bleiben? Wenn ihr nichts gegen Sex in Jugendbücher habt, sollte dann trotzdem auf jegliche Beschreibung verzichtet und alles nur angedeutet werden, oder darf es ruhig ein klein wenig ins Detail gehen?




Kommentare

  1. Hey du! :)

    Also ich bin ja der Meinung, dass Sex in Jugendbüchern mittlerweile einfach dazugehören sollte, weil es einfach in unsere Zeit passt. Dabei rede ich nicht von “übertriebener Erotik” wie es in diesen “Erotikbüchern” der Fall ist. Eine kleine, ganz dezent Szene, gerne auch nur mit Andeutungen genügt. Aber wenn in Büchern nichts über leichte “Schmeicheleien” hinausgeht, ist dies doch irgendwie auch unrealistisch?! Deshalb würde ich mir mehr Ehrlichkeit und Mut der Autoren/Autorinnen wünschen. Man muss ja nicht übertreiben, wie schon erwähnt, denn schließlich soll es auch ein Jugendbuch bleiben, aber eine kleine Szene wäre zu unserer Zeit angemessen.

    LG ;) Jen

  2. Ich finde es immer etwas unglaubwürdig, wenn es keinen Sex in Jugendbüchern gibt. Oft wird es ja nicht einmal richtig intim zwischen den Liebenden. Wie das Thema angegangen wird ist mir letztlich egal, aber dass es ausgelassen wird, finde ich nicht richtig.

    Außerdem finde ich auch, dass du recht hast, was die Aufklärungsarbeit angeht. Hier hätte ein Autor große Chancen. Natürlich bleibt fraglich, ob betreffende Personen überhaupt lesen. Das glaube ich nämlich, ehrlich gesagt, nicht, auch wenn sich das nicht über einen Kamm scheren lässt.

    Ich bin also definitiv dafür, dass die schönste Nebensache der Welt gerne öfter in Jugendbüchern stattfinden sollte. Gerade in so einem Alter ist das doch ein wichtiges und spannendes Thema.

  3. Für mich wird ein Buch umso lesenswerter und vor allem realistischer, wenn Sex oder Zärtlichkeiten darin vorkommen. Wie du auch geschrieben hast, der Austausch von Körperkontakt gehört ab einem gewissen Alter dazu und einem Buch, oder eher gesagt einer Liebesgeschichte, würde einfach etwas fehlen, wenn das Thema Sex nicht in irgendeiner Form erwähnt wird.

    Deine Meinung über die Heranführung zum Thema Sex über Romane finde ich sehr interessant. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Aber für mich klingt das plausibel.

    Wie ich die Beschreibung von Sexszenen am liebsten mag, varriert sehr. In einem Jugendbuch, was sowieso eine sehr sanfte und emotionale Geschichte erzählt, sollte auch das Thema Sex dementsprechend gestaltet sein. Harte Worte und zu viele bildliche Beschreibungen halte ich da für Fehl am Platz. Dort würden mir eher subtile Beschreibungen und Raum für Phantasie beim Leser gefallen. Bei einem Roman, in denen die Liebe zwischen älteren Jugendlichen oder Erwachsenen thematisiert wird, sieht es etwas anders aus. Trotzdem sollte es grundsätzlich zu der Gesamtstimmung des Buches passen. Vulgäre Sprache, egal in welchem Genre, oder eine viel zu detaillierte Gestaltung, die in mir den Eindruck erweckt, ich würde neben dem Liebespaar sitzen und ihnen beim Liebesakt zusehen, sind für mich ein No-Go. Das mag allerdings auch Geschmackssache sein. ;-)

    Spontan fallen mir für besonders schön gelöste Beispiele zum Thema Sex in Jugendbüchern ‘Das Blut des Dämons’ und die Arkadien-Reihe ein. Bei den Twilight Büchern sehe ich das ganze eher zwiegespalten, obwohl man da natürlich den Glauben von Stephenie Meyer nicht außer Acht lassen darf. Ein ganz abschreckendes Beispiel ist für mich ‘Alphawolf’ von Sandra Henke.

    Ich spreche mich ganz klar für Sex in Jugendbüchern aus, solange die Umsetzung gut gelöst wird!

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