[Interview] Kerstin Gier

12. Februar 2011 | 14:50 | Nachgefragt

Wie ich euch ja bereits Anfang Januar berichtet habe, hatte ich die große Freude ein Interview mit Kerstin Gier, der Autorin der erfolgreichen Edelstein-Trilogie und etlicher Frauenromane, führen zu dürfen. Die interessanten Antworten auf eure und meine zahlreichen Fragen habe ich vor einer Weile erhalten und möchte sie euch nun nicht länger vorenthalten.

An dieser Stelle nochmals ein großes Dankeschön an Sie, Frau Gier, dass Sie sich für das Beantworten der vielen Fragen so viel Zeit genommen haben! Mir persönlich hat das Interview sehr gefallen und ich hoffe, es geht euch genauso.

Ihre Arbeit an der Edelstein-Trilogie ist nun beendet. Wie fühlt sich das an? Gut, oder eher schlecht?
Eine gewisse Wehmut ist schon dabei, wenn man sich von den geliebten Figuren und dem ganzen dazugehörigen Kosmos verabschieden muss. Aber die Freude darüber, so ein großes Projekt zu meiner vollen Zufriedenheit zu Ende gebracht zu haben, überwiegt natürlich. Und die Figuren leben in den Büchern ja unendlich lange weiter … – wenn ich Sehnsucht habe, lese ich einfach ein bisschen.

Planen Sie schon einen weiteren neuen Roman? Wenn ja, können Sie uns schon etwas darüber verraten?
Der nächste Roman wird im Herbst bei Lübbe erscheinen, es ist eine Komödie, die versucht, dem großen Geheimnis nach der perfekten Liebesbeziehung auf den Grund zu gehen.

Werden Sie (früher oder später) noch einmal ein Jugendbuch oder vielleicht sogar eine ganze Jugendbuch-Serie schreiben?
Ja, das werde ich. Ich habe auch schon eine sehr hübsche Idee. Ob es eine Serie wird oder ein Einzelbuch, weiß ich aber noch nicht.

Würden Sie sich, wenn Sie noch ein Jugendbuch schreiben, auch an das allseits beliebte Thema Vampire rantrauen bzw. ein Buch mit diesen Wesen schreiben wollen?
Nö. Vampirbücher gibt es ja nun wirklich genug, und ganz ehrlich finde ich deren kulinarische Angewohnheiten ein bisschen … widerlich. Ganz besonders, wenn sie sich an Pumas vergreifen – ich meine. HALLO? Die armen Tiere gehören zu den aussterbenden Spezies.

Wie planen sie Ihre Romane überhaupt? Wie recherchieren Sie für Ihre Bücher?
Ich sammle die Ideen auf kleinen und großen Zetteln, bis ich mich an ein Exposé wage, danach mache ich eine große Kapitelaufteilung (auf einem Zeichenblock) und schließlich mache ich mich an einen Szenenplan, indem ich Szene für Szene auf Karteikarten schreibe, die ich dann noch eine Weile hin und herschiebe, bis ich sie durchnummeriere … aber so ganz genau halte ich mich dann doch nicht an den Plan, beim Schreiben ändert sich dann noch einmal vieles.

Wie kommen Sie auf die Namen Ihrer Figuren?
Manche Namen kommen zu mir, über anderen grübele ich ewig, bis ich das Gefühl habe, sie passen auch wirklich zu der Figur.

Können Sie sich vorstellen, einmal aus einem völlig anderen Genre, z.B. einen richtig harten Thriller zu schreiben?
Tja, warum nicht?

Sie sind ja inzwischen schon seit mehreren Jahren als Schriftstellerin tätig. War das schon immer Ihr Traum?
Ja, ich wollte schon als Kind Schriftstellerin werden.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Beruf? Was gefällt Ihnen nicht so sehr?
Ich mag es, mir meine Zeit frei einteilen zu können und zu Hause zu arbeiten, und ich bin glücklich, mir immer wieder neue Geschichten ausdenken zu dürfen. Die Arbeit mit meinen Lektorinnen schätze ich sehr, es ist spannend, dass man immer wieder dazu lernt. Und ich liebe es, vor Publikum zu lesen. Manchmal aber fühlt man sich auch ein wenig allein, und dann ist es schwer, sich zum Schreiben zu motivieren.

Hatten Sie jemals Zweifel daran, eines Ihrer Bücher zu Ende zu schreiben bzw. waren während des Schreibens nicht mehr überzeugt von der ursprünglichen Idee?
Ja, jedes Mal. :-)

Wer liest Ihre Manuskripte als allererstes? Ist Ihre Familie Testleserkreis oder sind es Ihre Freunde?
Nein, das Manuskript bekommen die Lektoren als erstes zu lesen. Und manchmal lese ich meinem Mann abends eine Szene vor. Meine Freundin und Kollegin Eva Völler alias Charlotte Thomas schätze ich ebenfalls sehr als Testleserin. Sie wäre auch eine hervorragende Lektorin, übrigens, aber dann hätte sie ja keine Zeit mehr, ihre wunderbaren Romane zu schreiben.

Wenn Sie die Chance hätten mit einem anderen Autor ein Buch zu schreiben, wer wäre es und warum?
Es gäbe sicher viele, mit denen es Spaß machen würde, sich eine Geschichte auszudenken – aber das Aufschreiben würde ich, glaube ich, lieber allein machen.

Was hat Sie zu dem Roman „Für jede Lösung ein Problem“ inspiriert? Wollten Sie selbst schon immer mal einen solchen Rundumschlag wie die Protagonistin machen?
Nein, aber ich habe mich gefragt, unter welchen Umständen – außer volltrunken – man sich trauen würde, seinen Mitmenschen gegenüber absolut ehrlich zu sein. Und das wäre bei mir wohl nur der Fall, wenn ich überzeugt wäre, den nächsten Tag nicht mehr zu erleben.

Gibt es für die Mütter-Mafia bzw. die der Mütter Society lebende Vorbilder?
Tja, jeder, der sich mit Kindern im Umfeld von Kindergarten und Schule bewegt, weiß, dass die Klischees und Prototypen dieser Romanreihe eigentlich gar keine Klischees und Prototypen sind :-)

Können Sie sich vorstellen noch einen Teil der Mütter-Mafia Reihe zu schreiben?
Ja, kann ich in der Tat. Mittlerweile hat sich wieder ziemlich viel Material angesammelt. Vielleicht würde dieses Mal eine andere Figur im Mittelpunkt stehen, am liebsten Mimi.

Gab es schon einmal eine ähnliche Situation in Ihrem Umfeld wie die Situation mit der Biene unter dem Brautkleid bei „Die Braut sagt leider nein“?
Manchmal erlebt man Dinge, wie die mit der Biene oder die mit dem WC-Frische-Stein am Rock (in der Patin) – und dann muss man sie unbedingt in einem Roman verbraten, sonst wäre das einfach zu schade.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie mal nicht mit dem Schreiben beschäftigt sind?
Letztes Jahr hatte ich keine Freizeit, aber für dieses Jahr habe ich mir fest vorgenommen, mehr Zeit mit den schönen Dingen zu verbringen, mit einem schönen Buch und einer Katze auf dem Bauch in der Hängematte zu liegen, mit Freunden lecker zu kochen, Doppelkopf oder Boule zu spielen und dabei sehr viel Rotwein zu trinken, im Garten zu arbeiten, Klavier zu spielen, ins Kino zu gehen, zu fotografieren, zu reisen … wir werden sehen, ob das dieses Mal klappt.

Gibt es einen Roman unter Ihren eigenen, den sie besonders mögen oder mit dem Sie besonders zufrieden sind? Wenn ja, warum?
Von den Erwachsenenromanen mag ich am liebsten “In Wahrheit wird viel mehr gelogen”, und “Smaragdgrün” ist ebenfalls mein Liebling – offensichtlich liegen mir die jüngsten Bücher immer am meisten. am Herzen. Wahrscheinlich, weil das Schreiben noch nicht so lange her ist und die Figuren noch ganz nah bei einem sind.

Gibt es in Ihren Romanen einen Charakter, den sie besonders schätzen oder mit dem sich am meisten verbunden fühlen? Falls ja, warum? Und gibt es einen, den Sie nicht sonderlich mögen?
Ich fühle mich immer mit all meinen Figuren sehr verbunden, auch mit den unsympathischen.

Welche Szene fiel Ihnen beim Schreiben am schwersten? Oder am leichtesten?
Achtung! Die Antwort auf diese Frage enthält Spoiler.
Beim Schreiben von Smaragdgrün gab es ein paar Szenen, vor denen ich mich gefürchtet habe, wie zum Beispiel die Sterbeszene von Gwendolyn. Aber seltsamerweise hat es dann mit am meisten Spaß gemacht, genau diese Szene zu schreiben. Ich habe nur unendlich lang dafür gebraucht. Was ich überhaupt nicht gut kann, sind erotische Szenen, also lasse ich die immer weg.

Haben Sie ein Lieblingsbuch und/oder –autor?
Es gibt viele Autoren und Bücher, die ich wunderbar finde, darunter einige, wie Jane Austen, deren Bücher ich immer wieder lesen kann.

Lesen Sie selbst auch am liebsten Frauenliteratur? Oder bevorzugen sie privat eher Thriller und Krimis, oder gar Fantasy?
Ich lese eigentlich so ziemlich in jedem Genre gern, außer Science Fiction vielleicht. In den letzten zehn Jahren auch immer weniger High Fantasy. Und Thriller nur phasenweise.

Wenn Sie einen Tag in die Rolle irgendeiner Figur aus einem Buch oder Film schlüpfen könnten, welcher wäre es?
Spiderman wäre toll. Oder Superman. An Hausfassenden hochlaufen oder fliegen können – das wär´s doch, oder?

Mit welcher Person (tot oder lebendig) würden Sie gerne mal einen ganzen Tag verbringen, wenn Sie könnten und warum?
Ich würde gern noch einmal einen Tag mit meinem Vater verbringen.

Ein paar meiner Leser schreiben selbst auch. Haben Sie ein paar Tipps für sie?
Ich glaube, man kann nichts falsch machen, wenn man schreibt, was man selber am liebsten lesen würde.




Kommentare

  1. Wirklich ein schönes und interessantes Interview. Aber ich muss dir leider sagen, dass ich mich gerade doch etwas über den Smaragdgrün-Spoiler bei der Frage “Welche Szene fiel Ihnen beim Schreiben am schwersten? Oder am leichtesten?” geärgert habe. :-( Habe es nämlich noch nicht gelesen! Vielleicht solltest du das noch irgendwie kenntlich machen, für alle, die das Lesen auch noch vor sich haben. Ist nicht böse gemeint!

    Liebe Grüße, Lena

  2. Sehr schönes Interview. Danke für die Mühe. :)

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