[Rezension] Numbers – Den Tod im Blick

16. März 2010 | 23:00 | Gelesen

Titel: Numbers – Den Tod im Blick
Autorin: Rachel Ward
Originaltitel: Numbers
Erstveröffentlichung: 2009
Übersetzer: Uwe-Michael Gutzschhahn


Wissenswertes

Numbers ist der Debutroman und der erste Teil einer neuen Serie der englischen Autorin Rachel Ward.

Er handelt von Jem, einem Mädchen mit einer besonderen Gabe: Sie kann das Todesdatum der Menschen sehen. Eines Tages rettet diese Fähigkeit ihr auch das Leben, sorgt jedoch gleichzeitig dafür, dass sie von der Polizei gesucht wird.

Anfang 2010 erschien die deutsche Ausgabe als eines der ersten Jugendbücher des neuen Chicken House Verlags.

Die Fortsetzung, Numbers: The Chaos, ist bereits in Arbeit und erscheint auf Englisch im Juni 2010.

Inhalt

Jem ist kein gewöhnliches Mädchen und hat in ihrem Leben schon einige Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Im Alter von 7 Jahren verlor sie ihre drogensüchtige Mutter an einer Überdosis und lebte von da an in verschiedenen Familien als Pflegekind. Erst am Todestag ihrer Mutter, erkannte sie, was die Zahlen bedeuten, die sie sieht, wenn sie anderen Leuten in die Augen sieht. Es ist ihr Todesdatum.

Von diesem Tag an vermeidet sie es, anderen Leuten in die Augen zu schauen. Immer wieder fragt sie sich, ob sie ihre Mutter vielleicht hätte retten können, wenn sie die Bedeutung der Zahlen früher erkannt hätte. Die einzige Person, deren Zahl sie nicht sehen kann, ist sie selbst.

Wegen ihrer Wut und der Tatsache, dass sie niemandem in die Augen sieht, hat Jem weder wirkliche Freunde noch eine gute Beziehung zu ihrer Pflegemutter Karen. Die meiste Zeit ist sie lieber allein, weit weg von anderen Menschen.

Eines Tages trifft sie bei einem ihrer einsamen Spaziergänge auf Spinne, ein großer schwarzer Junge, der auch mit ihr ein eine Klasse geht. Da er sich nicht so leicht vertreiben lässt wie andere Menschen, verbringen sie immer öfter Zeit miteinander. Mit der Zeit entwickelt sich eine Art Freundschaft zwischen den beiden, obwohl Jem eigentlich keine enge Bindung zu anderen Menschen aufbauen möchte. Außerdem möchte sie keinen Menschen in ihr Herz schließen, den sie schon bald wieder verlieren würde. Jem kann nämlich auch Spinnes Zahl sehen und wenn sie stimmt hat er nicht mehr viel Zeit zu leben.

Als sie eines Nachmittags zusammen durch London laufen um zusammen etwas zu unternehmen, landen sie schließlich beim London Eye. Während Spinne lauthals sich über die teuren Fahrpreise beschwert, bekommt Jem es mit der Angst zu tun. Plötzlich haben mehrere Leute um sie herum die gleiche Zahl und zusammen mit Spinne, der gar nicht versteht was los ist, rennt sie weg. Zunächst glaubt Jem, sie hätte sich geirrt oder wäre einfach durchgedreht, doch dann gibt es eine Explosion und mehrere Kabinen des London Eye sind zerstört, die Menschen tot.

Da die beiden augenscheinlich grundlos weggerannt sind, hält die Polizei sie nun für Terroristen oder glaubt zumindest, dass sie etwas über den Anschlag gewusst haben müssen. Von da an sind Jem und Spinne auf der Flucht vor der Polizei und dem ganzen Land …

Kritik

Numbers ist ein wirklich interessantes Buch, das meinen Erwartungen jedoch nicht ganz gerecht geworden ist.

Die Handlung ist äußert spannend und interessant geschrieben, vor allem auch was Jems Fähigkeit betrifft. Durch die Ich-Perspektive versteht man, wie sehr ihr das zu schaffen macht und auch ihren innerlichen Kampf. Es ist nachvollziehbar, dass sie ihre Gabe geheim halten will und niemandem sein Todesdatum verraten möchte. Hinzu kommt die sich ihr immer aufdrängende Frage, was sie mit diesem Datum zu tu hat.

Leider kann man sich als Leser ansonsten nicht besonders gut in Jem hinein versetzen oder sich mit ihr identifizieren. Das mag einerseits an ihrer schwierigen Vergangenheit liegen, die man natürlich niemandem wünscht, und zum anderen an ihrer sehr negativen Einstellung. Jem ist die meiste Zeit über sehr abweisend, kann sich niemandem öffnen und hat einen Groll gegen die ganze Welt. Dargestellt wird das durch die Autorin hauptsächlich durch eine Vielzahl von Ausdrücken und Schimpfwörtern bzw. der so genannten Jugend-Sprache. An einigen Stellen fand ich sie durchaus passend, insgesamt war es jedoch etwas zu viel. Man kann Jems abweisendes Verhalten zwar verstehen, aber ihre Ausdrucksweise wurde nach einer Weile etwas anstrengend. Es wird von vielen Leuten behauptet, dass Jugendliche sich heutzutage alle so ausdrücken würden, ich kann das jedoch nicht bestätigen.

Spinne ist als Charakter wesentlich sympathischer, trotz des Namens, was er vor allem seiner fröhlichen Art und seiner Sorge um Jem verdankt. Der Umstand, dass er von Jem permanent als äußerst übel riechend beschrieben wird, ist allerdings ziemlich irritierend, vor allem als die Beziehung zwischen den beiden langsam enger wird.

Nichtsdestotrotz vermag die Handlung den Leser zu fesseln. Die Flucht von Jem und Spinne aus London ist dabei besonders interessant und insbesondere zum Ende hin wird das Buch immer spannender. Das Ende kam überraschend, unerwartet und hat mich schon ein wenig traurig gestimmt.

Vor allem der Epilog sorgt noch einmal erneut für Interesse und gibt bereits einen kleinen Ausblick auf die Fortsetzung, die ich mit Sicherheit lesen werde.

Fazit

Ein wirklich spannendes und interessantes Jugendbuch, welches man lediglich sprachlich etwas schöner hätte gestalten können.

Wer sich an der übermäßigen Verwendung von Ausdrücken und den Eigenschaften der männlichen Hauptfigur aber nicht stört, wird Numbers lieben.





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