Nach langer Zeit gibt es nun mal wieder einen Beitrag über das Buch, das ich gerade lese, auch wenn ich es, genau genommen, inzwischen schon beendet habe, aber wir wollen ja hier jetzt nicht kleinlich sein. So oder so brauche ich gerade einfach ein Ventil für meine Frustration über
Between the Lines von
Tammara Webber und werde dabei wahrscheinlich nicht ganz auf
Spoiler verzichten können. Betrachtet euch daher als gewarnt.
Im Großen und Ganzen finde ich das Buch alles andere als furchtbar, vermutlich waren meine Erwartungen nur viel zu hoch, denn natürlich habe ich etwas erwartet, das zumindest ansatzweise mit Einfach.Liebe. mithalten kann, was definitiv nicht der Fall ist. Statt Tiefgründigkeit bekommt man Oberflächlichkeit und anstelle eines liebenswerten Helden einen Protagonisten zum Hassen, aus dessen Perspektive der halbe Roman besteht.
Reid ist – und da wird mir sicher niemand widersprechen – ein verwöhntes, selbstsüchtiges, arrogantes Arschloch ohne eine einzige positive Charaktereigenschaft, dessen einziger Vorzug in seinem guten Aussehen besteht. In diesem Punkt gibt es auch keinen Diskussionsspielraum, er ist keine missverstandene Persönlichkeit, deren Verhalten stets fehlinterpretiert wird, denn dank besagter Perspektive weiß man aus erster Hand, wie er tickt und vor allem, wie er über Frauen denkt. Er ist es gewohnt, dass die Frauen sich ihm an den Hals werfen und nutzt es schamlos aus, dass so viele Mädchen/Frauen ihm, dem attraktiven Schauspieler, sofort verfallen. Doch ein zweites Mal gibt es bei ihm nicht und nach dem Sex sollen die Damen nach Möglichkeit sofort verschwinden, nicht einmal eine Dusche ist ihnen vergönnt.
Abwechslung bietet die Tatsache, dass Reid sich die ganze Zeit über treu bleibt und nicht zu den typischen „Bad Boys“ zählt, die auf einmal richtig anständig werden, nachdem sie die Richtige getroffen haben. Das macht ihn nur leider nicht sympathischer. Er will Emma. Punkt. Dabei soll ihm gefälligst niemand in die Quere kommen. Doch nicht etwa, weil er etwas für sie empfindet, nein, er will sie einfach nur für sich haben, sie soll ihm Vergnügen bereiten und er versucht alles um sie ins Bett zu kriegen. Am Set lässt er seinen ganzen Charme spielen, aber solange er von Emma (noch) nicht bekommt, was er will – sie also noch nicht „reif“ ist – holt er es sich bei anderen Frauen, genug Freiwillige gibt es ja. Dabei achtet er natürlich penibel darauf, dass nichts von an die Öffentlichkeit gelangt. Die Tür zum Schlafgemach wird von einem Bodyguard bewacht, der allen in Frage kommenden Damen all ihre persönlichen Gegenstände abnimmt, sonst könnte am Ende ja ein kompromittierendes Photo entstehen, das seine Pläne in Bezug auf Emma zunichte macht.
Doch es kommt noch besser: Während er munter andere Frauen flachlegt, ohne schlechtes Gewissen, wird er rasend eifersüchtig als er erfährt, dass Emma fast jeden Morgen mit Graham joggen geht. So eine Unverschämtheit aber auch! Wie kann sie nur? Um dem ganzen die Krone aufzusetzen unterstellt er ihr mehr oder weniger sogar noch ihn mit Graham zu betrügen, nur weil irgendein Klatschblatt dieses Gerücht verbreitet. Und wir wissen ja, dass immer alles stimmt, was in solchen Magazinen steht, nicht?
Unglücklicherweise, und das ist das Schlimmste, bemerkt Emma offenbar nichts von alledem und hofft tatsächlich, dass Reid mehr für sie empfindet und unterdrückt ständig ihre berechtigten Zweifel. Dabei ist sie eigentlich nicht dumm und findet es schon irgendwie merkwürdig, dass sie und Reid seiner Meinung nach scheinbar keine Beziehung haben, solange sie nicht miteinander schlafen. Mehr als einmal fragt man sich, was sie eigentlich an Reid findet und warum sie ihre Zeit mit ihm verschwendet. Manchmal kommt es einem so vor als wäre sie nur mit ihm zusammen, weil ER es so will.
Und das, obwohl es doch einen so viel besseren, liebenswerteren Mann gibt, der wirklich etwas für sie empfindet. Was er, zumindest nach Ansicht des Lesers, auch recht deutlich zum Ausdruck gebracht hat. Ja, Graham ist etwas undurchsichtig und ja, er ist nach dem Kuss verschwunden, aber dafür gibt es eine Erklärung. Viel weniger einleuchtend ist, dass Emma kurze Zeit später plötzlich mit Reid rumknutscht, was am nächsten Tag in allen Zeitungen steht und somit auch Graham mehr als bewusst ist.
Das Problem an der Sache: Einerseits geht sie automatisch davon aus, dass Graham mit Brooke zusammen ist, nur weil sie ihn aus ihrem Zimmer hat kommen sehen. Denn obwohl auch sie eigentlich nur mit Graham befreundet ist, ist es selbstverständlich unvorstellbar, dass das bei Brooke auch der Fall sein könnte. Und warum fragen? Das wäre ja zu einfach! Andererseits deutet sie es als Zeichen seines Desinteresses, dass er „nicht um sie kämpft“, was ich persönlich ziemlich unfair finde, zumal sie selbst erkennt, was für ein Bild sich nach seiner Rückkehr für ihn ergeben muss. Alles deutet darauf hin, dass Emma und Reid, der es nicht versäumt sein Revier zu markieren, nun ein Paar sind und sie sendet auch keinerlei gegenteilige Signale. Wie kann sie da von ihm erwarten um sie zu kämpfen? Nicht zu vergessen, dass sie weiterhin davon ausgeht, dass er schon vergeben ist.
Irgendwann kommt natürlich der Moment, in dem sie erkennt, was für ein Mensch Reid wirklich ist, allerdings nicht ohne fremde Hilfe und erst sehr spät. Das Ende stimmt einen etwas milder und Graham wird in meinem Fall dafür sorgen, dass ich vermutlich auch zur Fortsetzung greifen werde. Wie gesagt, das Buch ist nicht so schlecht, dass man jedem davon abraten würde, immerhin bekommt man kurzweilige Unterhaltung geboten. Von Tammara Webber hatte ich nur eben etwas Besseres erwartet.
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