Am 08. März 2016, kurz vor der Leipziger Buchmesse, besuchte ich die exklusive Buch-Premiere von
Ule Hansen, also
Astrid Ule und
Eric T. Hansen, und ihres gemeinsamen Thrillers
Neuntöter in einer wirklich tollen und gut besuchten Location, der Joseph Roth Diele. Zur Begrüßung erhielt jeder geladene Gast sowohl das Buch als auch das Hörbuch und während man auf den Beginn der eigentlichen Veranstaltung wartete, wurde man gut bewirtet und von maskierten Künstlern mit Live-Musik unterhalten.
Die Veranstaltung, die aus einer Lesung, einem Gespräch mit dem Autoren-Duo, einer Fragerunde sowie einer anschließenden Signierstunde bestand, begann mit einer Einführung durch die Programmleiterin des Heyne Verlags und wurde anschließend von Thekla Dannenberg moderiert.
Zunächst stellten die Autoren, die beide viel Erfahrung mitbringen und unabhängig voneinander schon seit Jahren schreiben würden, sich selbst vor. Astrid Ule sei Deutsche, Eric T. Hansen sei Amerikaner, und beide würden schon seit etwa zwanzig Jahren in Berlin leben. Der Psychothriller Neuntöter, benannt nach dem gleichnamigen Vogel, sei ihr erster gemeinsamer Roman.
Nachdem ein paar der Anwesenden mit Whiskey auf das Buch angestoßen hatten, wurden schließlich die ersten beiden Kapitel daraus vorgelesen. Danach versuchte die Moderatorin ein Gespräch mit den Autoren zu beginnen, was sich allerdings etwas schwierig gestaltete, da die Moderatorin ziemlich langsam sprach und ständig seltsame, viel zu lange Pausen machte. Es kam daher mehrfach vor, dass die Autoren bereits zur Antwort auf eine Frage angesetzt hatten, dann aber wieder von ihr unterbrochen wurden, weil sie offenbar doch noch nicht fertig war.
Zunächst ging es um die Protagonistin, die Fallanalystin Emma Carow. Emma könne Kriminelle sehr gut verstehen, doch mit normalen Männern, also als Single, falle ihr der Umgang mit ihnen schwer. Außerdem hätten sie die Hauptfigur bewusst ambivalent, selbstzerstörerisch und anstrengend ausgestaltet.
Eric T. Hansen habe vor allem das Risiko fasziniert, das jede Frau eingehe, weil Männer schwer einzuschätzen seien und viele Frauen irgendwann einmal mit dem Thema Vergewaltigung konfrontiert würden, entweder als Opfer oder zumindest mit der Angst davor. Es habe ihn schon immer beschäftigt, dass Frauen bei Sex irgendwann auch immer an Vergewaltigung denken würden, während er als Mann Sex gedanklich eigentlich nie mit Gewalt verbunden habe.
Ursprünglich hatte Neuntöter ein zeitgenössischer Roman werden sollen, die Geschichte habe so aber nicht funktioniert, also hätten sie alle schönen Stellen entfernt und stattdessen Dunkelheit hinzugefügt.
Das Schreiben zu zweit sei ausgesprochen zeitaufwendig. Jeder schreibe die Fassung des anderen um, weil er seine Ideen besser finde, wodurch das ganze sehr lange dauern würde. Dieser Prozess sei nicht harmonisch, sondern eher kämpferisch, als würden zwei Spieler bei einem Online-Spiel gegeneinander antreten. Das halte manchmal sechs Fassungen lang an, bis sie sich nur noch Blätter zuschieben würden statt miteinander zu reden.
Astrid Ule habe seine Vorstellung von einer richtig guten Sex-Szene zum Beispiel als total langweilig empfunden – ein Kommentar, der natürlich für Gelächter sorgte. Es habe eine lange Diskussion über das Thema gegeben, bis Eric T. Hansen seiner Kollegin schließlich zugestimmt und sich mit ihrer „harten“ Szene einverstanden erklärt habe, da ihre Version tatsächlich besser zu Emma passe. Darauf hin sorgte eine Frage aus dem Publikum für weitere Lacher: „Auf welcher Seite ist diese Sex-Szene?“
Als Vorbild habe Astrid Ule Walter White aus Breaking Bad (bis Staffel 3) gedient. Emma stehe wie er auf der Kante, ohne sich dafür zu entschuldigen. Eric T. Hansen nannte hingegen die Roman-Reihe Angélique. Er habe sie zwar nie selbst gelesen, fände es aber faszinierend, wie sehr die Leser der Reihe es geliebt hätten, dass der Heldin immer wieder so übel mitgespielt worden sei.
In jedem Buch würden tolle Einfälle auch mal gestrichen werden, das gehöre einfach zum Prozess dazu. Eric T. Hansen hebe aber alles auf und bewahre es in einer Schublade – für später. Die Reihe sei als Trilogie geplant, sodass die Rahmenhandlung sich über mehrere Bände hinweg fortsetze. Er habe auch schon eine Szene im Kopf, die er unbedingt im dritten Band unterbringen wolle, zum zweiten Band passe sie nicht.
Damit war der Abend fast schon wieder zu Ende. Nach dem Dank an die Anwesenden und dem darauffolgenden Applaus teilte das Autoren-Duo allerdings erst noch ein Recherche-Geheimnis. Panzertape und Kabelbinder seien die beliebtesten Handschellen für Ganoven, doch sie hatten einen Tipp, wie man sich trotzdem befreien könne, wenn man mit Tape gefesselt sei – das spiele nämlich auch im Buch eine Rolle – und führten diesen entsprechend vor.
Unter den anwesenden Buchhändlern wurde schließlich noch eine Lesung des Duos verlost, ehe die Autoren sich abschließend zum Signieren bereit machten.
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