In diesem Monat ist der zweite Teil zu Meridian von Amber Kizer erschienen und aus diesem Anlass durfte ich die Autorin interviewen.
An dieser Stelle nochmals ein großes Dankeschön an Frau Kizer, die sich für das Beantworten der Fragen Zeit genommen und sie auch wirklich sehr ausführlich beantwortet hat!
Wann oder wie ist Ihnen die Idee zu der Meridian-Serie und den Fenestras in den Sinn gekommen? Können Sie uns schon etwas über die Fortsetzungen verraten?
Die Idee zu Meridian und den Fenestras kam durch die Sterbewachen bei den Toden meiner beiden Großeltern. Ich fragte mich und wollte eine Antwort auf die Frage: Was wäre, wenn das Licht, das die Sterbenden sehen, ein Mädchen ist? Eine Jugendliche, die menschlich aussieht bis die Seele für den Übergang bereit ist? Das war das Saatkorn für die Idee und daraus entfalteten sich die Welt, der Mythos und die Charaktere.
Meine Gesundheit ist anfällig. Ich muss mich täglich mit unsichtbaren Symptomen auseinandersetzen, die ich akzeptieren muss um voran zu kommen und mein Leben zu leben. Auf einer bestimmten Ebene kann ich mich daher damit identifizieren ein Schicksal zu haben, das man so nicht erwartet hat, denke ich. Findet Freude und Liebe, trotz der nicht so glücklichen Bestandteile des Lebens!
Im zweiten Teil der Serie sind die Hauptfiguren Meridian, Tens und Custos wieder zurück, aber sie bekommen Gesellschaft von einer neuen Fenestra namens Julie, deren Leben sehr dunkel und schwierig gewesen ist. Es gibt eine Gruppe von verschiedenen Arten von Leuten jedes Alters, die tatsächlich anfangen beim Kampf gegen die Nocti zu helfen und Gutes auf der Welt zu verbreiten.
Wie viele Fortsetzungen haben Sie für die Serie geplant?
Ich würde die Serie gern unbegrenzt weiter schreiben. Ich habe so viele Fenestra/Nocti Charaktere, die es bisher noch in keines der Bücher geschafft haben – ich würde sie gern in die Serie einbringen und Meridian und Tens begleiten bis sie verheiratet sind und eine Familie gegründet haben. Ich denke, es gibt viele Geschichten und Orte auf der Welt, die sie besuchen sollten – und diese Möglichkeiten für den Mythos sind erst der Anfang!
Haben Sie schon Ideen für andere Projekte im Kopf? Wenn ja, was für Ideen?
Ja, ich habe immer vier oder fünf Bücher in unterschiedlichen Phasen der Entwicklung. Ich schreibe gerade an mehreren Jugendbücher und einigen Erwachsenenprojekten.
Ihre Bücher erscheinen in vielen verschiedenen Ländern. Wie fühlt sich das an?
Schockierend. Unglaublich. Fantastisch. Eine Geschichte zu Schreiben, die in eine Sprache übersetzt wurde, die ich nicht kenne – ein Buch zu schreiben, das Leser in Ländern anspricht, die ich bisher nie bereisen konnte – ist eine große Ehre und ein wunderbares Gefühl. Zu wissen, dass eine Geschichte eine größere Bedeutung hat und von vielen Kulturen geschätzt wird – es gibt wirklich keine Worte dafür, wie sehr ich das liebe und gleichzeitig nicht glauben kann!
Ich schätze die Emails, die ich von internationalen Lesern erhalte, die versuchen mir auf Englisch zu schreiben – das sind die besten! Es ist ein großes Kompliment, wenn jemand versucht Wertschätzung in einer Sprache auszurücken, mit der er nicht vertraut ist. Manchmal bekomme ich auch Emails von Lesern, die eine Übersetzung nicht verstanden haben. Ich erhielt eine Email von einer deutschen Lesegruppe, die nicht verstanden hat, was ich mit 1-4-3 gemeint habe. Im ersten Teil von Meridian, haben das Tantchen und Charles diesen speziellen 1-4-3 Code. Auf Englisch ergibt das absolut Sinn, denn „I“ ist ein Buchstabe, „love“ sind vier und „you“ sind drei. Doch in Deutschland hätten diese Zahlen zu „Ich liebe dich“ 3-4-5 verändert werden müssen (Wenn meine deutsche Übersetzung von „I love you“ richtig ist.), dann hätte es Sinn gemacht – kein Wunder, dass sie verwirrt waren! Ich fand das sehr schade, aber da ich die Sprache nicht fließend spreche, muss ich anderen vertrauen! Es kommt im zweiten Buch wieder vor und ich hoffe, dass die Leser es dieses Mal verstehen werden! Leser, die Interesse daran haben etwas über die Verbindung meiner Familie zu 1-4-3 zu lesen, werden auf MeridianSozu.com fündig.
Was denken Sie über die unterschiedlichen Cover und Titel Ihrer Bücher?
Ich liebe es wirklich mir die verschiedenen Cover und Titel anzuschauen – es ist echt lustig zu sehen wie verschiedene Kulturen das Cover betrachten und auch wie sie die Titel übersetzen. Auf Englisch heißt der zweite Teil Wildcat Fireflies, aber das funktioniert nicht gut in der deutschen Sprache. Ich liebe die deutsche Covergestaltung und das Format bzw. die Ausstattung der Bücher – bei uns gibt es diesen flexiblen Einband nicht, aber ich finde ihn toll! Das zweite Cover gefällt mir genauso gut – sie haben eine wundervolle Arbeit geleistet um die Atmosphäre der Bücher zu vermitteln.
Woher nehmen Sie im Allgemeinen die Inspiration zu Ihren verschiedenen Büchern und Charakteren?
Inspiration gibt es überall – in anderen Medien oder darin Leute beim Einkaufen oder bei Sportveranstaltungen zu beobachten. Ich belausche gern Gespräche, vor allem solche, die Leute mit dem Handy führen – sie sprechen laut über sehr persönliche Dinge und denken niemand, außer der Person mit der sie telefonieren, hört sie. Ich lese sehr viel, sehe mir sehr viele Magazine an, schaue Nachrichten. Ich lese viele Sachbücher, die scheinbar nichts mit den Büchern zu tun haben, an denen ich gerade arbeite, und finde dabei ein kleines Körnchen, das perfekt geeignet ist.
Sie sind ja inzwischen schon seit mehreren Jahren als Schriftsteller tätig. War das schon immer Ihr Traum?
Nein, ich wollte keine Autorin werden. Bücher wurden in meiner Familie immer verehrt und wir hatten mehr Bücher im Haus als alles andere, aber ich habe mir keine Geschichten ausgedacht als ich noch klein war. Ich hatte keinerlei künstlerische Neigungen oder Bestrebungen. Aber während meines ersten Jahres auf der Universität diagnostizierte man bei mir eine seltene Nervenkrankheit, die meine Welt völlig verändert hat. Das machte alle Pläne, die ich für meine Karriere und mein Leben hatte, zunichte. Kurz gesagt, ich muss die ganze Zeit mit erheblichen Schmerzen umgehen, jeden Tag, außerdem mit anderen seltsamen Symptomen, und meine Beine funktionieren nicht immer. Das ist unmöglich vorherzusagen, was das Leben sehr schwierig macht. Also brauchte ich eine Arbeit, der ich auch 3 Uhr morgens nachgehen könnte, wenn ich wegen meiner Beine noch immer wach war, oder die ich trotz der Einschränkungen, die meine Beine mir nach Lust und Laune aufbürden, ausüben könnte. Ich wusste, dass ich Bücher liebe und das Schreiben kann man an schlechte Tage und Arztbesuche anpassen. Also fing ich an das Handwerk und das Gewerbe zu erlernen. Ich habe Glück, dass ich genug Talent habe, sodass harte Arbeit mich dahin brachte, wo ich hin musste. Inzwischen kann ich mir nicht einmal mehr vorstellen etwas anderes zu tun. Ich bin wirklich genau da, wo ich sein sollte und tue, was ich tun sollte!
Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Beruf? Was gefällt Ihnen nicht so sehr?
Es gefällt mir sehr von Lesern zu hören. Dies ist ein sehr einsames Berufsleben – an vielen Tagen sehe ich nur wenige Menschen. Und wir sind alle so beschäftigt in dieser Welt, dass ich es wirklich schätze, wenn jemand sich trotzdem die Zeit nimmt mir eine Email – oder noch besser einen richtigen Brief – zu schreiben. Ich antworte immer, aber manchmal dauert es ein paar Monate oder sogar Jahre, weil ich sie so beantworte, wie ich sie erhalte. Ich bitte einfach jeden geduldig zu sein, weil ich – nicht mein Assistent – antworten werde.
Entspringen Ihre Charaktere vollständig Ihrer Phantasie oder denken Sie dabei an reale Personen, wie z.B. Freunde oder Schauspieler?
Manche Figuren, wie z.B. Meridian, kamen mir schon völlig ausgereift in den Sinn. Als würde eine reale Person einen Raum betreten und sich hinsetzen um sich selbst vorzustellen. Bei anderen dauert es länger um ihre ganzen Absichten und Charaktereigenschaften herauszufinden. Ich kann in Bezug auf meine Bücher nur selten an Schauspieler denken. Ich werde of gefragt, wen ich für den Film aussuchen würde und das fällt mir sehr schwer, weil sie in meinen Gedanken eine eigene Personen sind und ein bestimmtes Aussehen haben. Deshalb kann ich nicht einfach sagen „Scarlett wäre perfekt für diese Figur“ oder ähnliches. Die einzige Person, von der ich jemals wirklich gedachte habe, dass sie die perfekte Besetzung wäre, ist Jennifer Lawrence für die Figur der Julie aus dem zweiten Teil.
Ich muss aber gestehen, dass ich ein paar mir verhassten Leuten in Büchern die Rollen der Bösewichte gegeben oder sie getötet habe. Das ist einer der Vorteile daran Autorin zu sein – ein großartiger Weg um Aggressionen abzubauen! Aber keiner könnte ein Buch aufgreifen und denken „Oh, Ich weiß über wen sie spricht“. Das alles entwickelt sich zu einer Geschichte, die völlig anders als das richtige Leben ist!
Was machen Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie mal nicht mit dem Schreiben beschäftigt sind?
Ich backe und koche sehr gern, am liebsten Kuchen. Ich mache auch Steppdecken. Ich bin viel draußen im Blumengarten – sogar in der Winterzeit gehe ich raus und jäte Unkraut um über eine Geschichte nachzudenken. Ich gehe oft mit meiner Hündin an den Strand, weil sie es liebt im Ocean zu schwimmen. Ich liebe Livemusik und probiere gern neue Restaurants aus. Ich schaue fern – es gibt hier viele Reality TV Shows und die meisten Leute schämen sich zuzugeben, dass sie sie mögen, aber ich bekenne mich! Ich schaue gern zu wie die Menschen miteinander umgehen und sich unterhalten – vor allem wenn Geld im Spiel ist.
Haben Sie ein Lieblingsbuch und/oder –autor?
Ich lese 20 bis 25 Bücher gleichzeitig – wie beim Durchschalten der Sender im Fernsehen. Meine Lieblingsbücher sind aus allen Bereichen und von verschiedenen Autoren. Ich bin ein großer Fan von Gabriel Garcia Marquez, Margaret Atwood, Nora Roberts und Jude Deveraux. Ich habe (klassische) deutsche Autoren, Hesse und Grass, auf meinem noch zu lesen Stapel. Bei den Jugendbüchern habe ich gerade Shine von Lauren Myracle beendet (Ich hoffe, es wurde auch ins deutsche übersetzt). Es ist ein fantastisches Buch. Bei den Sachbüchern sind Peace Meals und The Sound of a Wild Snail Eating meine aktuellen Favoriten.
Ich lese keine Bücher über Mathematik oder Computerprogrammierung (davon bekomme ich Kopfschmerzen!) – alles andere ist Freiwild! Ich lese ein bisschen von allem!
Wenn Sie einen Tag in die Rolle irgendeiner Figur aus einem Buch oder Film schlüpfen könnten, welcher wäre es?
Kennt ihr den Kinderklassiker Sara, die kleine Prinzessin von Frances Hodgson Burnett? In einem Abschnitt lebte das Mädchen, Sara Crewe, auf dem Dachboden und wurde von der Schulleiterin furchtbar misshandelt. Es gibt eine Szene, in der Saras Wohltäter sie findet und den kalten und strengen Dachboden mit Hilfe seines Dieners in einen Palast der Freude verwandelt. Wenn ich an diesem Tag Sara sein könnte, würde ich das wählen!
Mit welcher Person (tot oder lebendig) würden Sie gerne mal einen ganzen Tag verbringen, wenn Sie könnten und warum?
Das ist eine schwierige Frage, weil es erstaunliche Leute gibt, die schon lange tot sind und die ich liebend gern getroffen und mit denen ich gern gesprochen hätte, aber ich müsste mit „meine Großmutter“ antworten. Ich vermisse sie wirklich sehr und ich weiß sie hätte große Freude daran zu hören, wie mein Leben sich seit ihrem Tod 2007 verändert hat. Es wäre schön einen weiteren Tag zu haben.
Ein paar meiner Leser schreiben selbst auch. Haben Sie ein paar Tipps für sie?
Jeder Schriftsteller, der Englisch spricht, sollte sich mal NaNoWriMo.org anschauen. Dort gibt es wundervolle Hilfsmittel und aufmunternde Reden zum Anfertigen eines Romans. Und jeden November veranstalten sie eine Challenge, an der Menschen auf der ganzen Welt teilnehmen können. Das ist wirklich cool!
Es gibt kein Wundermittel fürs Schreiben – das muss man auf die gleiche Weise lernen wie ein Instrument zu spielen. Erfasse das Handwerk und die Werkzeuge, die ein Schriftsteller nutzt, dann musst du einfach schreiben. Es ist wirklich so einfach. Ein Schriftsteller muss schreiben – nicht über das Schreiben reden, nicht mit anderen Schriftstellern sprechen, nicht über das Schreiben nachdenken, sondern das Schreiben tatsächlich ausüben. Stephen Kings Buch On Writing ist großartig. Genauso wie Wallace Stegners gesammelte Aufsätze über das Schreiben.
Neben diesen ausführlichen Interviewantworten hat mir Amber Kizer freundlicherweise auch noch Preise für ein Gewinnspiel zur Verfügung gestellt. Zu gewinnen gibt es zwei persönlich von der Autorin signierte Ausgaben des ersten Bandes von Meridian – darum beneide ich die glücklichen Gewinner jetzt schon. ;)
Wer eines der Bücher gewinnen möchte, muss mir einfach nur eine Mail an stephie[at]nobody-knows.eu mit dem Betreff Gewinnspiel schicken und mir bzw. eigentlich eher der Autorin mitteilen, wem das Buch gewidmet werden soll. Bitte auch gleich die Adresse in der Mail mit angeben, damit die Autorin euch das Buch sofort nach Ende des Gewinnspiels zuschicken kann. Mails ohne Adresse können für dieses Gewinnspiel leider nicht berücksichtigt werden. (Die Adressen werden selbstverständlich vertraulich behandelt und im Falle des Gewinns nur an Amber Kizer weiter gegeben.)
Einsendeschluss: Freitag, 06. Januar 2012, 23:59 Uhr
Amber Kizer möchte euch außerdem wissen lassen, dass sie auf Wunsch auch gern signierte Bookplates verschickt – kostenlos und egal wohin. Dazu müsst ihr ihr nur eine Mail an Amber[at]AmberKizer.com mit eurer Adresse schicken.
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